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Ausgabe k-vundv Sächsische Volkszeitung Gün Trki*VsGüvkv boüGik u- KuIGui* SiedaUto«: Dr«-d«a-»., Polierst«. 11, gern«. 70711 ». 71017 »«IchLIi-ftell«, Dr»« »»» Verl«»! Eermoni« B»chdruck«,«i ». P«rlog Th. ». «. Wi-kel, PoUerpr. 17, S«»r. 71017. Pofticheck: Nr. 1V2S, Bant: Lladtbant Dresdeo Nr. S47S7 2» S-ll« »«» h»h«r«r Erwal». v«rb«1. «lnttttknd« Betilrbistörungcn Hal »er B«zi«hrr oder Znierent tri« Ansprüche, soll« dl« Zkllun, >» brschränklem Umsang«,, »erspälet od«r nlchl erlchrln«. — Erlllllunü»orl Tresde, Nummer 2L1 — JA. Jahrgang Erschrl«» » «al «Schenlllch «ll h«r »llNstrierl«, Erall- dklla^ geuerrrU««' und mehr«'«» r«ilb«Ila,e» Nlanatllch« ««,»,«prell«: Nu«-, v mit Et. L«nnablalt und Feu«rr«lter M. 7.7< tlu^. v. ahn« St. ««nnoblalt » mit Fenerrelt«« M. 270 T ahn« St. Bennoblatt ». ahn« FeuerreUer M 1,70 Al»i«l»u«»«r 10 Ps,.. Sonnabend. ». Sannlaz-Nt. 70 Pf«. Mittwoch» den S. Dezember 1SA4 Verl«»—rt »re«»«» vui«I,e,prell«; dl« Upalllg« 77 mm brell« 3«»» « V», - I», gamMenanzelgrn und Slellengeluch« » ViS- —, Für Pl-tzaorlchrllle» k»»»«> »tr l«l»« EewLH, ltlp^ Das Echo der SaaremigiW in Rom Menihalben zuversichtliche Beurieiligung Die gestern in Rom erzielte Saarverständigung, Uber die unsere Leser auf Seite 3 Näheres finden, beschäftigt begreislichweise nicht nur die saarländische und reichsdeut sche Presse. Sie steht vielmehr im Vordergrund der Tages erörterungen der gesamten europäischen Presse. Allge mein werden zuversichtliche Kommentare an den erfolg reichen Abschluss der Beratungen des Dreierausschusses gcklniipft. Vesriedigung in der englischen OeffentlMeit London, 4. Dez. Die Morgenblätter begrützen die Nachricht von der in Rom erfolgten Unterzeichnung der Saarvereinba rung mit groher Genugtuung und Erleichterung. Reuter meldet aus Genf, dort glaube man, datz der schwierigsten Frage auf der Tagesordnung des Bölkerbundsrates der Stachel fast völlig entzogen worden sei und dich der Bölkerbundsrat nur noch seine Zustimmung zu dem Bericht zu erklären haben werde. Das Arbeiterblatt Dai ly Herold erklärt, die Verein, barung von Rom mühte eine friedliche Regelung der Saarfrage nach der Volksabstimmung sichern. Dies sei ein endgültiger Beitrag zu der neuen Bemühung um die allgemeine Beruhi gung Europas, die sich seit einigen Tagen sehr deutlich bemerk bar mache. Die Saarverelnbarung werde sicherlich, wenn der gesunde Menschenverstand matzgebend bleihz den Weg für eine ernstere Bemühung um eine deutsch-französische Ver ständigung freimachen. In einem Leitauffatz vertritt Daily Herald die An sicht, die Vereinbarung sei ein Triumph für den Völkerbund, die Bölkerbundsorganisatlon und die Böikerbundsmethoden. „Bor allem aber", so heitzt es in dem Aufsah weiter, „und dies Ist das beste an ihr, bedeutet sie einen Triumph für die deutsche und die französische Regierung. Sie haben gemeinschaftlich einen Sieg für den Frieden und die Vernunft über Vorurteile und Uebelwoilen errungen. Es könnt« wirklich kein besseres Vorzeichen für die Zukunft Eu ropas geben. Die Saarrcgelung ist eines von den vielen Zei chen, datz gerade in der scheinbar dunkelsten und an Gefahren reichsten Stunde die Kräfte des gesunden Menschenverstandes sich wieder fühlbar zu machen beginnen." » Die pariser Moraenvreffe über die Saar- veriländigimg Pari», 4. Dez. Die Pariser Morgenpresse beschäftigt sich sehr eingehend mit dem Abschluss der Arbeiten des Dreler- ausfchusses in Rom. — Die Außenpolitikerin des „Oeuvre" gibt den guten Eindruck wieder, den das Zustandekommen der Einigung In Genfer Kreisen gemacht habe, wo man für die Mittwochsitzung eine Flut von Glückivünsclzen Uber den glücklichen Abschlutz der römisclzen Verhandlungen erwartet. Besonders die nunmehr gelöste Frage der Garantie für die Gegner der Rückkehr des Saargcbietes an Deutschland habe in Gens einen vorzüglichen Eindruck heroorgerufen. Das General sekretariat des Völkerbundes sehe der kommenden Sitzung optimistisch entgegen. Auch die Besprechungen, die der französische A u tz e n m i n i st c r mit dem deutschen Botschafter in Paris und dem deutschen Ab rüstungsbevollmächtigten von Ribbentrop ge habt habe, seien In Gens aufmerksam verfolgt worden. Man schlietze im allgemeinen daraus, datz eine spätere Verständigung möglich sei. Gewisse Genfer Kreise wollen sogar wissen, datz Baron Aloisi sich angeboten habe, als Bermittler bei einer demnächsten Verhandlung über eine Rückkehr Deutschlands in den Völkerbund tätig zu sein. Die Möglichkeit einer solchen Rückkehr sei nach einer Anerkennung der deutschen Rüstungen gegeben. Die gleichen Kreise hielten es nicht für ausge schlossen, datz die Verhandlungen auf der Grundlage einer er neuten Unterzeichnung einer Gleichbcrechtigungserklärung nach dem Muster derjenigen vom 11. 12. 1932 geführt werden können. Dle Wiener „Aelchspost" zur Saarfrage Die Wiener „Reichspost" beschäftigt sich erneut in ihrer Montagabend-Ausgabe mit der Saarabstimmung. In ihrem Leitartikel „Am Abgrund vorbei" stellt sie mit einer gewissen Befriedigung fest, datz bis vor kurzem das Saar problem unl-eiivoll und unlösbar verknotet erschienen habe, so datz das Schlimmste zu befürchten gewesen sei. Nun habe un verkennbar endlich ein Wandel der Stimmungen und Auf fassungen Platz gegriffen. Der Friede Europas werde auch den Abstimmungstag und die endgültige Regelung des Saar problems überleben. Das Blatt will den Beginn eines Wan dels der Saarmcntalität der Mailänder Rede Mussolinis vom V. Oktober zuschreiben; aber auch das Menetekel von Mar seille habe zur Besserung der Einstellung wesentlich beigelrtt- gen. Seit dieser Zeit herrsche der Eindruck vor, datz man aus allen Seiten den Wunsch hege, die Frage möglichst ohne Un fall zu bereinigen und damit Europa von einem Gespenst zu befreien, das seil Jahren wie ein Alp aus den Gemütern lastet. Dies seit gut für Te»tschland, das ein Stück kostbares deut- sckzes Gebiet zurückerhalte, wie auch für seine Prozetzgcgner, di« eine bittere Sorge los würden. Am besten aber für die Saarbevölkerung selbst, die endlich aujhör«, Zankapfel zu sein. Wie Kirow ermordet wurde - Ser Hergang des Mordanschlags Moskau, 4. Dez. Das Innenkommissclriat gibt folgend« Einzelheiten des Todes Kirows bekannt: Am 1. Dezember befand sich Kirow in Smolny, wo er sich in seinem Arbeitszimmer zu einer Rede in einer Leningrader Parteiversammlung vorbe reitete. Neben seinem Arbeitszimmer hielt sich Nikolajew auf, der, als Kirow das Zimmer verlieh, von hinten einen Revolver schuh in den Nacken Kirows abgab. Der Täter wurde sofort sestgenommen. Der schwerverwundete Kirow fiel bewuhtlos zu Boden und wurde in sein Zimmer getragen. Die herbei gerufenen Aerzle sanden Kirow ohne Puls und ohne Atem; sämtliche Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Die Aerzte stellten darauf den Tod Kirows fest. Am 2. Dezember wurde die Leiche Kirows geöffnet. Dabei wurde festgestellt, datz die in den Nacken eingedrungen« Kugel den Kops bis zum Stirn knochen durchschlagen hat, wodurch der Schuh sofort tödlich wirkte Der Mörder benutzte einen Nagan-Revolver, der in der Roten Armee verwendet wird. Das Kapland von riesigen SeuschreckenschwSrmen heimgesucht London, 4. Dez. Wie aus Kapstadt berichtet wird, hat die Heuschreckenplage in Südafrika dieses Jahr ungewöhnliche Ausmaße angenommen. Gegen wärtig haben di«, mittleren Bezirke der Kapprovinz ganz be sonders schwer zu leiden. Sisenbahnzüg«, di« vom Norden her In Kapstadt elntrefsen, haben gewöhnlich bis zu zwei Stunden Verspätung. Die Heuschrecken sammeln sich aus dem Bahn damm und bedecken dl« Schienen in einer Höhe bis zu 15 Zentl- Meter. Kommt ein Zug, so werden die Insekten zermalmt und machen die Schienen so schlüpfrig, datz di« Züge kaum von der Stelle kommen. Der von der Regierung organisierte Feld zug, bei dein Gift angewandt wird, hat den Nordwesten der Provinz fast völlig von der Plage befreit, aber in den mitt- irren Bezirken sind bisher kaum Fortschritt« gemacht worden. Die Methode der Vergiftung der Heuschrecken mit einer Ar- seniklösung ist eine zweischneidige Waffe; denn wenn das selbe Gebiet immer wieder damit besprengt wird, um neue Heuschreckenschwärme zu vernichten, setzt sich das Gift im Grafe fest, und weidendes Vieh und Vögel, di« die Hauptver- kündeten der Farmer im Kampfe gegen di« Heuschrecken sind, finden den Tod. — Die Vorhut der Heuschrecken ist nur noch 1K« Kilometer von Kapstadt entfernt, und wenn kein Südost. wind einsetzt und die heranrllckenden Insektenheer« zurück weht, dann werden di« ausgedehnten Obst- und Weinbezirke des südwestlichen Kaplandes in höchst« Gefahr gebracht werden. Botschafter KSfter bei Laval Paris, 4. Dez. Austenminister Laval empfing am Monlagnachmittag Len deutschen Botschafter Köster sowie den englischen und den sowjetrussischen Gesclfaststräger. Er wir-, gemeinsam mit dem südslavischen Aubenmini'ter Ieftitfch'näch Genf reisen« ' Die Prager Hintergründe Der tschechische Faschismus entfesselte die Studenten-Unruhen. (Von unserem Mitarbeiter.) Prag, im Dezember. Der Kampf um die Auslieferung der Insignien dcH Prager Deutschen Universität an die tschechische Universität war nicht ein Zusallsereignis, sondern Glied in einer Kette, deren Schmied der kommende tschechische Faschismus ist. Wenn ich sage „der kommende Faschismus", so soll das Heiszen, daß dieser Faschismus erst am Anfang der Entwick lung steht. Was ist der tschechische Faschismus? Er hat weder etwas mit dem italienischen Faschismus noch mit dem reichsdeutjchen Nationalsozialismus zu tun. Hitler und Mussolini schufen eine junge Volksbewegung gegen die alten liberalen und marxistischen Parteien. Der tschechische Faschismus aber ist ein Kartell der alten unzufriedenen Politiker: Kramarsch, der Führer der tschechischen National demokraten, der aus seine alten und kranken Tage sicher nicht Anschlust an die tschechische Gasse gesucht hätte, wenn ihn — der sicher staatsmännische Fähigkeiten und eine nationale Konzeption besäst — nicht die sozialistische Macht clique vollkommen von der Staatsführnng entfernt hätte. Dann Strschibrni), einst der einslustreichste Mann in der tschechischen nationalsozialistischen Partei, der Konkurrent des Ministers Venesch in der Partei, dann eben wegen seines gefährlichen Ehrgeizes aus der Partei ausgeschlossen. Durch eine Reihe von Korruptionsprozesten und eine ent sprechende Parlamentskampagne sollte er für die Dauer als Politiker unmöglich gemacht werden, aber er ging aus der Kampagne als — nationaler Märtyrer hervor. Heute be herrscht er mit einer gut ausgebauten Boulevard-Presse die Prager Gasse. Dazu kommen noch Vertreter des roman tischen tschechischen Nationalismus: Prof. Dr. Maresch, der nicht daran glauben will, das; die Königinhoser Hand schriften, durch die der tschechischen Romantik des ver gangenen Jahrhunderts ein kulturell-reiches eigenschöpse, risches Mittelalter vorgetäuscht werden sollte. Fälschungen sind, wie das Prof. Masaryk, der heutige Präsident, und vie gesamte ernste Philologie nachgewiejen hatten. Pros. Maresch ist auch der Verfasser des von der tschechischen Nevolutionsversammlung beschlossenen ttnivcrsitütsgesetzes, durch das die Deutsche Universität jeden Anspruches auf die vierhundertjährige Geschichte der Prager Universitäts stiftung Karls IV. entkleidet wurde. Aus dieser geschicht lichen Enteignung sollte weiter folgen, dast -ie Deutsche Universität das alte Gebäude „Carolinum" verlassen und ihre altehrwürdigen Insignien, die Fakultätsszepter, die Amtsketten, Siegel und andere Denkwürdigkeiten an die tschechische Universität übergeben solle. Die Prager Deutsche Universität hat mit Berufung aus die Geschichte des Prager Hochschulstudiums immer wieder feierlich gegen die An nahmen und die Grundlagen des revolutionären Universi- tätsgesetzes protestiert . . . Das sind also die führenden Männer des tschechischen Faschismus, der freilich nicht unter diesem Namen auf tritt, sondern unter dem Namen „Nationale Einigung". Das Hauptverdienst, dast es zur politischen Einigung Kramarsch. Strschibrny, Maresch gekommen ist. hat die gegenwärtige argrar-sozialistische Negierung. Die Bundes genossenschaft der Agrarier und Sozialisten gegen die nationaldemokratische, kapitalistisch-industrielle Partei des Dr. Kramarsch ist verständlich. Als sich Agrarier und So zialisten auf Devalvation der Krone einigten, deren Stabi lität das vielgerühmte Werk des nationaldemokratischen Finanzministers Raschin gewesen war, gingen die Natio naldemokraten in schärfste Opposition. Diese Opposition war der Regierung sehr unangenehm, denn nun gab es im tschechischen Lager zum erstenmal eine ernst zu nehmende Opposition, die der ewigen Kompromistwirtschast der Koali tion gefährlich werden konnte, zumal im tschechischen Volke noch aus der altösterreichischen Vergangenheit eine grund sätzliche Neigung zur Kritik an der Negierung verblieben ist. Um diese Opposition schachmatt zu setzen, drohte man von Koalitionsseite mit einer Wahlreform, durch die vor allem kleine Parteien von der Erringung eines Parla mentsmandates ausgeschlossen werden sollten. U. a. sollte bestimmt werden, dast eine Partei nur dann ein Mandat erhalten könne, wenn sie mindestens 600 000 Stimmen im ganzen Staatsgebiet aufzubrlngen vermöchte. Aus diese Weise hoffte man, die Nationaldemokraten, die es bei den letzten Wahlen auf etwas Uber 300 000 Stimmen gebracht hatten, wieder regierungsfromm zu machen. Aber die Be rechnung ging fehl. Was man für unmöglich gehalten hätte, trat ein: Kramarsch, der sittenstrenge Cato der tsche chischen Politik, verband sich mit dem korruptionsverdüch- tiaen Strschibrny zur „Nationalen Einigung" und erklärte