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Anzciz. i» dies. Blalle sinten eine eiselqxiche Perbreilung Auslage: 17,«««» Exemplare Abonnement: Biericljährlich 20Ngr. bei unenlgeldlicherLie-. serung in'« Hans Durch die Köni>;l Post r ieücljährl. 22^ -Ngr. Einzelne Nummer« I Nqr Inseratenpreise: Für de» Raum einer -espalkenen Zeile: I Ngr. Unler „Eingesandt'j die Zeile 2 Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: shlepfl!) §e litilij Üt!>I. — Verantwortlicher Otcdacteur: Julius ^t'lkssaröl. Dresden, den 13. Juni. — Die „N. fr. Pr." schreibt unter dem 10. Juni, unter der Rubrik „Amtliches": Se. K. K apostolische Majestät haben den königlich sächsischen Geh. Kammerrath und dirigirenden Vicepräsidenten der sächsischen Bank in Dresden, Ernst Carl KaSkel, in den Freiherrnstand erhoben. — — Ihre Maj. die verw Königin Marie von Bayern, welche bei ihrer Ankunft von der Frau Kronprinzessin empfan gen wurde, begab sich vorgestern Nachmittag nach Pillnitz, wo selbst bei II. KK. MM. Familiendiner stittfand, und stattete hierauf I. Maj. der Königin Marie auf deren Weinberg einen Besuch ab Die Abreise I Maj der oerw. Königin von Bayern nach Fqchbach in Schlesien erfolgte gestern Vormittag ^lO Uhr. — Der Herr Finanz-Rath, Freiherr von Weber, hat vom König von Schweden das Comthurkrevz des WasaordcnS mit dem Stern erhalten. Wie wir hören, ist diese Auszeich nung in Anbetracht der erfolgreichen Rathschläge geschehen, welche der im Telegraphen- und Eisenbahnwesen so vertraute Mann auf Befragen der Schwedischen Regierung bei der Or ganisation ihrer Central-Direction erlheilt hat. — Mit dem heutigen Tage läuft die F ist ab, welche den Schluß der Ausstellung der Herbert König'schen Aquarcll- biloer bedingt - - Die k. Hoftheater-Direction ersucht die Inhaber von numerirten Sitzplatz n, namentlich im Amphitheater, Cercle und Parterre, um pünktliches Erscheinen, indem der Zutritt nach Beginn der Vorstellung zur Vermeidung von Stö rungen nur im Zwischenakte oder bei Verwandlungen ge stattet ist. — Unsere Wollreisenden, mögen sie nun aus der Nähe oder Ferne gekommen sein, fanden gestern früh nicht das günstigste Wetter für ihr Geschäft. Die improsisirtcn Wollbazars para- diren aus der gewohnten Stelle und selbst das Trottoir vom Münchner Hof bis fast zur Ecke des Gewandhauses ist hölzern überdacht, um Menschen und Waare vor den Einflüssen über- rrdischer Regionen zu bewihren. Auf dem Neumarkt entwickelt Kch ein reges Leben und die anliegenden VerlaufSläden, Er frischung«- und Vergnügungsinstitute dürften sich auch größerer Frequenz erfreuen, denn daß die Fremden ihre Ge chälts- und Familienangelegenheiten gehörig beim Labetrunk oerhrndeln können, dafür hat der Zufall gerade am Neumarkt am väter lichsten gesorgt und das Bacchusreich kämpft mit Gambrins Regiment. Langwierige, hartnäckige Ge'chäfie bringt eine kräf tige Flasche Wein bald zum Schluß, und was bci Hopfner, Petsch, Anton, Rabenecker, Müller re nicht zu Stande gebracht wird, das löst sich dann vielleicht in der bekannten Ungarwein- ftube aus der Galcriestraße 1 beim echten, südlichen kernigen Feuerwein in Wohlgefallen auf. — Der gestern abgehaltene Wollmarkt war verhältnißmäßig stark befahren. Der Verkauf ging flott, so daß Mittags die Anfuhr ziemlich verkauft war. Die Wäsche war im Allgemeinen gut. Die Preise sind hinter den vorjährigen, je nach der Wäsche, um 3 bis 4 Thaler pro Stein zurückgeblieben. — Ein Handlungscommis, der am Sonntag vor vierzehn Tagen in Roßwcin war und gegen Abend von da zu Fuß nach Nossen wollte, ist das Opfer einer plumpen Gaunerei ge worden. Derselbe sah nämlich ohnweit des Roßwciner Bahn hofes einige Personen stehen, welche von „Nossea" sprachen. Auf seine Frage, wer von ihnen etwa nach Nossen gehe, meldete sich ein junger Mann, der sich dem Handlungscommis anschloß und ihn auf Feldwegen zunächst nach Marbach und dann, an geblich um den kürzesten Weg nach Nossen einzuschlagen, in den Zellaer Wald führte. Hier erbot er sich, dem Commis das mit Kleidern und Wäsche gefüllte Felleisen ein Stückchen zu tragen. Der Letztere nahm das Anerbieten an; plötzlich aber war sein dienstfertiger Begleiter mit dem Felleisen in des Waldes düstern Gründen verschwunden, und wartet man noch heute seiner Rückkehr. — Eine in Dresden bekannte Persönlichkeit, der noch im kräftigsten Mannesalter stehende Stallmeister und Nei-bahn- brfitzer Kornemann ist vorgestern Abend in Folge eines längeren Magenleidens auf seinem Landgrundstück am Heller ge storben. — — Dem Vernehmen nach soll von heute an der „Dresd ner Kurier", jedoch vorläufiz nur in einer Wochenausgabe wieder erscheinen. Den Druck dtsselben wird eine Officin in Kötzschenbroda besorgen. — — Die neueste Nummer der Berliner „GerichtSzeiiung" enthält folgende romanhafte Geschichte au« Leipzig: „Der Bankier Mende in Leipzig erhielt von dem Handlungshause „Hachette und Mafson" in Paris, dessen Geldangelegenheiten Mende schon seit einer Reihe von Jahren in Deutschland be sorgte, fönenden recommandirten und durch einen Expressen überbrachten Brief: „In größter Eile theilen wir Ihnen mit, daß unser Kassner sich heimlich davon gemacht und un» 200,000 Francs in Wechseln entwendet hat. Die Glständnisse seiner Frau, der wir für ihre Offenheit unsere Theilnahmr zugesagt, lauten dahin, daß Gramer, so heißt der Kassirer, nach Deutsch land geflohen ist und am 16. d. M. in Leipzig, im Hotel de Prüfst, wohin seine Frau, wenn nöthig, telegraphircn soll, lo- giren wird. Wir bitten Sie, ihm doch vorläufig ohne Polizei und ohne Aufsehen die Wechsel abzunchmen und uns alsbald zurückzusenden. Giebt er sie Ihnen nicht gutwillig, so nehmen sie ssfmt die Hilfe der Polizei in Anspruch Seine Frau und drei Kinder, die er hinterlaflen, dauern uns Wir haben ver sprochen, mild zu verfahren. Wenn er Ihnen die Wechsel gutwillig zurückgiebt, so zahlen Sie ihm für unsere Rechnung zwanzig Tausend Francs, damit er nach Amerika entkommt und unser Haus nicht compromittirt. Granier ist elegant ge kleidet und groß, hat volles schwarzes Haar, einnehmende Ge- sichtsformen und auf der rechten Becke eine schon von Weitem auffallende Narbe. Bitten um baldige Nachricht und grüßen. Hachette und Masson." — Der Bankier Mende mußte seinem Plan, den er als kluger Mann ir der Sache sich vorzuzeichnen hatte, schon gerecht zu werden. Am 16., Mittags 1 Uhr, ließ er seinen Wagen Vorfahren und begab sich ins Hotel de Prüfst, um dort zu sp.'isrn. Als er in den Speisesaal trat, fand er die ansehnliche und gewählte Gesellschaft eben im Begriff, sich zur l'ndlv <>A»lv zu setzen Unser Bankier musterte die Ver sammlung und nahm dann Platz an der Seite eines großen, elegant gekleideten Mannes mit schwarzen Haaren und einer Narbe auf der rechten Backe. Die Nachbarn unterhielten sich bei T-.sche ganz vortrefflich Beim Dessert wandte sich der Fremde an seinen Nachbar, der während der Tafel sehr zu vorkommend gegen ihn gewesen war, mit der Frage: „Würden See mir wohl einen Bankier Nachweisen, bei dem ich Wechsel diScontiren kann?" - „Ich selbst bin Bankier und würde Ihre Wechsel, wenn sie von guten Firmen sind, recht gern anneh men." — „Ei, das ist ja herrlich!" — „Wenn es Ihnen be- liebt, so können wir gleich von hier aus nach mnnem Comptoir fahren und die Sache in wenigen Minuten ordnen." — „Sehr gütig!" — Sie tranken den Nest des Champagners, setzten sich in einen Wagen und fuhren zum Mmde'schen Geschäfls- locol. Als Beide im Comtoir des Bankiers angekommen wa ren, zflgte der Fremde seine Wechsel vor. Der Bankier mu sterte die Papiere anscheinend sehr aufmerksam, näherte sich d r Thür, riegelte diese be zu und st-ckte die Wechsel in die Tasche. „Herr", begann er nun, „Sie sins ein Schurke! Noch ehe Sie hür eintrafen, war ich von Ihrer Ankunft unterrichtet! Sie stad Kassier des Hauses Hachette u. Masson in Paris, deren Vertreter ich in Deutschland bin, Sie haben dem genannten Hause 200,000 Francs in Wechseln gestohlen! Sie werden es ganz in der Ordnung finden, wenn ich dieselben behalte und dem Hause wieder zuflelle!" — Der Fremve blieb ruhig und stumm. — Der Bankier fuhr fort: „Danken Sie es der Groß^ muth Ihrer ehemaligen Chefs, wenn ich Sie nicht sofort ins Gcfängniß abführen lasse. Sie gehören an d-n Galgen! Jizre Prinzipale wissen Ihre Schaadthat und haben mir bereits In struction gegeben." - „Ich unglücklicher, leichtsinniger Mcn ch! Was habe ich gelhan'" schluchzte der Frcm e — „Und doch geht die Güte Ihrer Chefs lo weit", fuhr d.r Bankier gerührt fort, „daß sie Ihre Schande nicht nur verschweigen, sondern auch au« Rücksicht für Ihre Frau und Knder Ihnen sogar die Mittel gewähren wollen, nach Amerika zu flüchten und dort mit Ihrer Familie ein neues, ein ehrenhaftes Leben zu führen. Sie haben drei Kinder?" - „Fünf", murmelte der Fremde, der, völlig zerknirscht, Alles zugad. — „Ich bin beauftragt, Ihnen 20,000 Francs auszuzahlcn — her find sie. Und nun machen Sie, daß Sie forrkommen." — Der Fremde, der vor lauter Scham und Rührung kaum sprechen konnte, steckte die Bavkbillets zu sich und verließ thronenden Blicke« und reuigen Herzens das Comptoir. Der Bankier, der sich auf das Gelingen seines Planes etwas zu Gute that, schrieb noch an denselben Tage nach Paris, legte die Wechsel bei, erstattete ausführlichen Bericht und bat nebenbei um g« fällige Erstattung der 2e,000 Francs. Drei Tage später er hielt der Bankier die ersehnte Antwort auf seinen Brich Hachette u Masson machten ihm darin die Mittheilung, daß sie gar nicht bestohlen seien, daß ihr Kassirer sich noch niZ sei- nenn,Posten befinde und daß sowohl die Wechsel als der Brief gefälscht wären. Sie fügten zugleich ihr lebhaftes Bedauern bei, daß Trerr Mende jene 20,060 Francs auf sein eigenes Verlustkonto zu schreiben habe." — Hierzu bemerken die Leipz. Nachr., daß es in Leipzig einen Bankier Namens Mende nicht giebt und da auch von der ganzen Geschichte in Leipzig nichts bekannt ist, darf man wohl annehmcn, daq die Gerichtszeitung sich mit derselben gründlich hat düpiren lassen. - Vor w nig Tagen ist allhicr in Folge durch Unvor sichtigkeit erlangter Brandwunden die Tochter des von früherer Zeit her bekannten kurfürstlich sächsischen Generals der Infan terie und Chef» der Leibgrenadier- Garde Anton Franz Herr mann von Lindt in hohem Alter verstorben, welcher Letztere, zu Frankfurt am 20 April 173^ ir bürgerlichem Stande ge? boren, sich lediglich durch Verdienst und Tapferkeit, nachdem er kurze Zeit zu Straßburg den Studien sich gewidmet gehabt, vom Unteroffizier bis zum wirklichen General, zuerst im In« genicurcocps und zwar unter dem Generalmajor von Fürsten? hoff, dann als Offizier im Infanterieregiment Nochow wäh-. rend des siebenjährigen Krieges, zumTheil auch in k. k. Kriegs-. dienfien, nach dem Hubertusburgec Frieden aber wieder unter der sächsischen Fahne emvorgeschwungen und wegen des ritter- lichen Verhaltens in dem Kriege geg-.n die Franzosen von dem König von Preußen mit dem Rothen Adlerorden beehrt, am 4. Mai 1805 nach fast sechzigjähriger Dienstzeit allhier ^ verstorben ist. Wctterprophezeihung. Wasser in einem Gefäß verdunstet desto schneller, je weiter die Luft, welche über der Oberfläche des Wassers sich befindet, vom SättigungSzustand entfernt ist. Der Sättigungszustand wird bedingt durch dm Feuchtigkeitsgehalt und durch die Wärme der Lust. Wenn dieser SättigungSzustand vorhanden ist, so verursacht die ge ringste Feuchtigkeitszunahme oder die geringste Wärmeabnahme den Niederschlag, den Regen. Man kann sich nun in ganz einfacher Weise ein Atometer, einen VerdunstungSmessrr, verfertigen. Aus eine empfindliche Waage stellt man ein Gla« Wasser und bringt die Waage ins Gleichgewicht. Wenn man nun nach einiger Zeit beobachtet, so wird man finden, daß entweder wenig oder viel Wasser verdunstet ist. Die Menge des verdunsteten Wassers bestimmt man nach Gewicht. Bei großer Perdunstung steht Regen nicht bevor, bei geringer Ver dunstung ist Geneigtheit zum Regnen vorhanden und der Re» i gen wird eintreten, wenn entweser die Temperatur sich er niedrigt, oder wenn durch Wasseroerdunstung auf der Erdober fläche oder durch den Wind von Neuem der Luft Feuchtigkeit zugeführt wird. Dian muh ein und dasselbe GlaS beibehalten, es stets vor dem Beginn der Beobachtung bis zu einer be stimmten Höhe füllen, im Freien aufstellen, aber gegen direkte Sonnenbestrahlung und starken Luftzug schützen. Nach einige» Zeit wird man durch Uebung, durch Erfahrung, die Genauig-'' keit seines J-.strumentes kennen lernen. — In dieser Wochl wird in den ersten Tagen heiterer Himmel vorherrschend sein gegen Mitte der Woche wird der Himmel sich durch Gewitter-., wölken mehr und mehr trüben; in den letzten Tagen der Woche'' wird wieder angenehme Witterung eintreten. Laromotrius. ?! — In den tiefen Schleußenbau auf dem Postplatz stürzt gestern Nachmittag beim Ueber schreiten eines Bretes ein ung sähr zehnjähriger Knabe, wurde durch hilfreiche Hände wiede heraufgeholt und im Gesicht blutend und beschädigt in da! nahegelegcne Barbicrgeschäft zum Verband tranSportirt. — Ein vorgestern Abend im Elbgäßchen staitgefundene Exceß, an dem mehrere Arbeiter sehr thätigen Antheil nahmen, veranlaßt; einen bedeutenden Menschenauflauf und das end>1 liche Einschreiten der Gensdarmerie, welche die Rädelsführers verhaftete. — — Die von uns neulich gemeldete Verwüstung mehrerer s am AlbertSbahnhos gelegener Gärten soll einen Briefträger zum > Urheber haben, der leiser geisteskrank ist und deshalb selbst-, verständlich nicht für sein; Thal zur Verantwortung gezogen s werden kann. — — Em kräftiger Morgentrunl ist eine schöne Sache, na-i menrlich wenn er billiz zu haben ist. So dachten einige vager-! bondirende Strolche und holten sich in der am Eingangs de,! Strehlener Chaussee stehenden Sodabude, während das Ver- kaulömädch.n sich nur auf kurze Zeit in den Hintergrund zu rückgezogen hatte, die zum Jllustriren des Sodawassers bestimmte! Cognacsla^che mit Inhalt. Die Nächte sind kalt und wäh-' rend derselben im Freien bci „Mutter Grün" zu schlafen untj nur den Himmel als Decke über sich zu haben, ist unbequem daher eine Flasche Cognac, die müssig dasteht, eine willkommene! Stärkung für Spitzbuben mrd nächtliche Herumtreiber. Leider., zeigen sich dort schon seit einiger Zeit zwei bis drei solche: Strolche, dis der friedlichen, bübschen Sodaliske bereus dadurch Schaden verursacht, daß sic sich Sodawasser verabrerchen ließe , und nach dessen Genuß das Weite suchten, gleich den Sper linger, auf dem Altmarkt, welche in unbewachten Augenblick« am Rande des offenen Hirlesacks diniren. — Die Bäckerei ist um einen erheblichen und nicht urr bcachtenswerthen Artikel bereichert worden, nämlich um en Brod, das aus dem „HorLford Liebig'schen Backpulver" bereite ist. ES liegen uns zwei Proben davon vor, eine ziemlich gan weiße und eine etwas dunklere, die aber den Beweis eine, mustergiltizen Gebäckes geben. ES fehlt ihm nämlich der sauer Geschmack, der hier als ein lieblicher sich herausstellt und doö ist der Nährwerth dieses Fabrikates um ein Achtel größer all der durch Sauerteig erzielte. Auch Sachsen hat schon hter uni da dieses Backpulver praktisch eingeführt, unter Anderen di Herren Bäckermeister Opel und Gebert in Leipzig, und soll auch wie wir hören, in Dresden Herr Bäckermeister Seidel am Se sich der neuen BrodbereitungSmethode angeschloffen haben. Di