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Schönburger Tageblatt UN- Mittwoch, vrn 28. Oktober Iit25 Rr. 252 48. Jahrgang Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der StandeSamtSbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba» Niederhain, Langenleuba-Oberhain, LangenchurSdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reicbenbacb, Remse, Scklagwttz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Waldenburger Anzeiger Diese« Bla« enthält di« amtliche» Bekanntmachungen de- Amtsgericht- und de« StadtratS z« Waldenbnrg. Ferner veröffentliche» zahlreiche a»dere staatliche, städtische ».Gemeinde-Behörde» ihre Bekanntmachung«» im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mt,lt«d d«» eochfitch'N und d«1 D«utsch«n Z«Uungro»rleg«r.»«r«ini («. B.) — »erla,»ort waldinburg Sachen. Anzeigen bi- vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erdete», Angabe nachmittag- '/,3 Uhr in der GeschästSfieü« in Waldenburg La., Obergaffe 38. Erfüllungs ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrv Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenbnrg bei Ler.'» Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wichel« Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirste«. Im Falle höherer «ewalt, Krieg, Streik, Äuosperrung, Masihtn«» dru-h, Störungen im »«»rieb der Druckerei -der unser Lies, « hat der vezieher leinen Anspruch aus Erhalt der Zeitung ob»« Rückzahlung deL Lezugitpreisei. Für Richtigkeit der durch Fam- sprecher ausgegebenen Anzeigen übernehmen wir kein« Gewüh« Erscheint werktägl. Nackm. Bezugspreis monat lich im voraus 150 R.-Vka. freibl., auSschl.Trägerl. Einzelne Nr. 10 ReichSpf., SonntagS-Nr. 20 R.-Pf. «»reigenpreise: 6 gesv. Petit,eile 0,1b R.-Mark, v. außerhalb des Bezirkes 0.20 R.-Mark, Zgesp. Reklamezeile 0,45 R -Mark, Linweise auf Anzei- gen und Eingesandte 0,10 R.-Mark, Nachweise- und Offertengebühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach Tarif. 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Die amerikanische« Marokkoflie-er kehre« i« ihre Heimat zurück. An der atlantische« »üft« Amerikas vernichtete ei« Tor nado 7 Klngzenge. 21 Todesopfer sind zu beklage«. 'Waldenburg, 27. Oktober 1S25. Die endgültige Haltung der Teut-chnntionaken Volkspartei zu den Vertragsentwürfen der Konferenz von Locarno hat zu einer ernsten Kabinettskrise ge führt, die unter Umständen eine Reichstagsauflösung und Neuwahlen zur Folge haben kann. Nachdem be reits am Freitag abend Parteivorstand und Landes verbandsvorsitzende der Deutschnationalen Volkspartci ihr Urteil über Locarno dahingehend zusammengcfaßt hatten, „daß das Vertragsergebnis für die Partei unannehmbar sei", trat am Sonntag nachmittag noch einmal die Reichstagsfraktion der Deutsch-Nationalen unter dem Vorsitz des Grafen Westarp zu einer ent laßenden Entschließung zusammen. Es waren über 60 Mitglieder der Fraktion anwesend, also etwa die reichliche Hälfte des gegenwärtigen Besitzstandes. D'e Fraktion faßte nunmehr nachfolgenden Beschluß: „In Verfolg des Beschlusses der Reichstagsfraktion voin 21. Oktober und des Parteivorstandes und der Landes- »^Vorsitzenden der Deutschnationalcn Volkspartei vom 23. Oktober billigt die Fraktion den Entschluß der Herren Minister Schiele, Neuhaus und von ^fort ihre Entlassung nachzusuchen." Dem Reichskanzler Dr. Luther wurde noch am Sonn tag abend das Rücktrittsgesuch der drei dcutschnatio- nalen Minister amtlich unterbreitet. Zur Feststellung der nunmehr geschaffenen poli tischen Lage ist folgendes zusammenzufaßen. Mit dem Reichskanzler und dem Reichsaußcnminister, den Führern der deutschen Abordnung in Locarno, haben Reichökabinett wie sämtliche politische Parteien ihre endgültige Zustimmung zu dem Vertragswerk von Lo carno von dem Eintreten der Rückwirkungen abhängig gemacht. Neber diese an und für sich stark einschrän kende Haltung hinaus ist nun die Deutschnationalc Wolkspartei, die stärkste Partei der gegenwärtigen Re gierung Luther, zu einer glatten Ablehnung der Lo- cmmoer Abmachungen gelangt. Für diese Ablehnung waren namentlich folgende Gesichtspunkte maßgebend: geringes Vertrauen in den wahren Wert der Rück wirkungen, die endgültige Festsetzung des Wort lautes der Verträge, die Sonderabkommen Frankreichs mit Polen und der Tschechoslowakei, das bestehende Mißtrauen in den Geist des Genfer Völkerbundes und schließlich die erneute freiwillige Anerkennung des Ver sailler Diktates als rechtsmäßigen Vertrag Der Reichskanzler wird nun den Rücktritt der drei dentschnationalen Reichsminister dem Reichspräsi denten zur weiteren Entscheidung zu unterbreiten ha ben. Bezüglich des Reichsinnenministers Schiele ist gegen den Rücktritt nach parlamentarischem Gebrauch nichts cinzuwenden, da Reichsminister Schiele im Ka binett Luther rein parlamentarischer Minister ist. Die Reichsminister Neuhaus und v. Schlieben gelten da gegen nur als sogenannte Beamtenminister. Es be steht die Möglichkeit, daß der Reichspräsident d,e,en beiden Ministern gegenüber die Genehmigung zum Aicktritt versagt. Immerhin muß aber durch den RiA der deutsch-nationalen Minister parlamentarisch uiM^t werden, daß zur Stunde das Kabinett Luther be?» die parlamentarisch notwendige Mehr- iügt, es sei denn, es würde eine andere Ne- Meicks^^ gebildet. Zur Zeit verhandelt der init m-n auf Grund der cingetretenen Verhältnisse einzelnen Parteiführern. Von dem Ergebnis dieser Verhandlungen wird es abhängen, ob Vas Ka binett Luther seine Gesamtdemission geben, oder ob bis zum Zusammentritt des Reichstages die Ministe rien einfach provisorisch durch Staatssekretäre weiter geleitet werden. Nach den vorliegenden Entschließungen und Mei nungsäußerungen der übrigen politischen Parteien ist mit Sicherheit anzunehmen, daß nunmehr die übrigen Parteien nicht geneigt sein werden, von sich aus allein das Locarnoer Vertragswerk zu ratifizieren. Es er- cheint immerhin als wahrscheinlichste Lösung der be gehenden Kabinetts- bzw .Regierungskrise die Auf- ösung des Reichstages und Neuwahlen unter der Lo- ung einer Stellungnahme des Volkes zu dem Ber- traaswerk von Locarno. Der MWerrat. Vorläufig kein Gesamtrücktritt -es Kabinetts. Nach dem Rücktritt -er drei -eutschnationale« Reichsminister Schiele, v. Schlieben nn- Neu haus fand am Montag eine Kabinettssitzung statt, in der die ansfcheidenden drei Reichsminister sich verabschiedeten. Das Kabinett kam nach verhältnis mäßig kurzer Beratung zu dem Beschluß, -aß -er Reichskanzler dem Reichspräsidenten die Annahme Ser Demission Schieles, v. Schliebens und Nen- Haus' empfehlen soll, daß aber zu einer Gesamt- -cmission -cs Kabinetts Luther keine Veranlassung vorliege. Die Regierung Luther werde auf -er bisher innegehaltenen Linie die Geschäfte des Reiches wcitcr- führen und den Vertrag von Locarno vor dem Reichstage vertreten. Es sind weiter Besprechungen des Neichskabinetts mit den einzelnen Parteien vorgesehen. So ist die Fraktion der Deutschen Volkspartei für Dienstag nachmittag, die Zen - trumsfraktion für Mittwoch vormittag ein berufen. In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß der Neichstagspräsident Löbe, der zurzeit in Amerika weilt, sich bereits nach Deutschland eingeschifft haben soll. «m SeuWands Entwaffnung. Eine Note General Walchs. In der heute, Dienstag, zusammentretenden Bot schafterkonferenz in Paris zur Prüfung der deutschen Abrüstungsnote wird General Walch, der Vorsitzende der Berliner Jnterallierten Militärkontrollkommission, eine Denkschrift vorlegen. Eine Londoner Havasmeldung enthält über den Inhalt der Note des General Walch folgende An gaben: Mit der Ausführung der Abrüstungsbestim mungen sei begonnen worden. So sei z. B. in den Kruppwerken das Material zerstört, das zur Her stellung der „Dicken Berta" gedient habe. In den anderen Fragen seien Abänderungen noch lange nicht soweit fortgeschritten. Ain wichtigsten erscheine den Alliierten Punkt 1 über die Bollmachtei» -es Generals von Seeckt. Es werde festgestellt, daß General von Seeckt nicht nur Oberkommandierender sei, sondern auch die Ernennung der Offiziere des Generalstabes vornehme. Die Re gelung dieser Frage sei für die deutsche Regierung besonders schwer, doch beanspruche sie vom alliierten Standpunkt aus größere Bedeutung als alle anderen Punkte. Das Oberkommando und die Organisierung des Generalstabes, sowie die Ernennung der Offiziere müsse künftig wieder dem Kriegsminister unterstellt werden. Außerdem müßten die Bureauoffiziere und technischen Offiziere des Generalstabes zu einer ein zigen Kategorie vereinigt werden. Immerhin seien durch die Verhandlungen zwischen General Walch und den zuständigen Stellen gewisse Fortschritte erzielt worden. Außerdem wisse man, daß General von Seeckt gewisser Amtsbefugnisse nur durch ein besonderes Ge setzt entkleidet werden könne. Die deutsche Note werde in Paris als befriedi gend angesehen. Denselben Eindruck, habe man von ryr aucy in London. Man sei oesyarv der Ansicht, daß die „Nachprüfung der begonnenen Abrüstungs maßnahmen" es erlauben werde, einen Anfang mit den Erleichterungen des BcsatzungsregimeS zu machen, die Deutschland in Loearuo versprochen »vnrden. Es fei allerdings nicht möglich, beim gegenwärtigen Stand der Dinge ein Datum für die Räumung Kölns anzugeben. Die Engländer könnten einerseits Köln nicht verlassen, bevor nicht gewisse französische Truppen - abteilungen aus Wiesbaden abgerückt seien, andererseits seien Abänderungen in der Einrichtung der Kaserne,, in der zweiten und dritten Rheinlandzone notwendig, damit französischen und belgischen Truppen Platz ge schaffen werde. Die Umwandlungen in der zivilen und juristischen Verwaltung des besetzten Gebietes, dia Deutschland auf Grund der beabsichtigten „Erleich terungen" zugestandcn werden könnten, setzten eben falls eine vollständige Neuorganisation voraus. In diesem Zusammenhang gelte es zu entscheiden, welche Vergehen in die Kompetenz der Zivil- «nd der Kriegs gerichte sielen und ob gewisse gemeine Rechtsvergehen, wie Diebstähle, Gewalttätigkeiten usw., von anderen Gerichtsstellen abgeurteilt werden sollten, als von dc nen, die bisher zuständig waren, wobei eine möglich-! Heranziehung deutscher Behörden im Nahmen dc« neuen Regimes zu berücksichtigen sei. Weitere Milderungen -es Besatz« ngSregimes bezögen sich ans die Aufhebung gewisser Berkehrs vorschriften, wie beispielsweise Aufhebung von Pässen, Erlaubnisscheinen usw. Man sehe also, heißt es zum Schluß der Havasmeldung, daß die Aenderungen des zivilen und militärischen Regimes alle recht kompli ziert seien und daß man nicht wisse, welche Zeit die Ausführung in Anspruch nehmen werde. Deshalb sei es nicht möglich, ein Tatum für die Umgruppierung -er Truppen «n- die Räumung Köln« anzuge-e«, besonders wen« man berücksichtige, -aß -er englische Generalstab ursprünglich ein« Kün-iguug von vier Monaten geforvert habe. . Sie badischen Landtag-Wahlen. Rnr 50 bis SS Prozent Wahlbeteiligung. Die Wahlbeteiligung bei den am Sonntag statt gefundenen badischen Landtagswahlen war eine äußerst geringe. Sie ist im Durchschnitt nur ans.50 bis 55 Prozent einzuschätzen. In den sieben badischen Wahlkreisen wurden insgesamt nur 770041 Stimmen abgegeben gegen 901670 bei -en Wahlen im Oktober 1921. Nach den bisherigen Feststellungen, die so gut wie endgültig angesprochen werden können, wir- sich -er künftige badische Landtag wie folgt zusammensctzen: Zentrumspartei 28 Sitze (bisher 34) Sozialdemokraten .... 16 „ ( „ 21) Demokraten 6 „ ( „ 7) Rechtsblock 9 „ ( „ 14) Volkspartei . 7 „ ( „ 5) Kommunistische Partei . . 4 „ ( „ 4) Wirtsch. Vereinigung . . . 2 „ ( „ 1) Infolge der geringen Wahlbeteiligung hat sich die Zahl -er Sitze von 86 auf 72 vermindert. Da- Treiben der Deserteure. Weiteres aus -em Münchener Dolchstoßprozeß. Im Münchener Dolchstoßprozeß machte Hauptmann Max Jüttner Aussagen über die Unterwühlung des Heeres durch die Heimat. Bei meiner Versetzung vom Armeeoberkommando zur zweiten Jnfanterieradfahrer- brigade "habe ich es auch erlebt, daß Ersatzmannschaften, die aus der Heimat an die Front kamen, ihren Führern den Gehorsam verweigerten. Ich möchte dazu bemer ken, daß diese Truppen außerordentlich gut verpflegt und ausgerüstet waren. Sie waren also bereits in der Heimat revolutionär verseucht worden. In der Hei mat sei den an die Front zurückkehrenden Soldaten gesagt worden: „Kchrt nicht an -ic Front zurück, fallt nicht euren streikenden Kameraden an -er Front in den Rücken." Seine vorgehenden Truppen seien am 7. Oktober von zurückgehenden deutschen Forma tionen mit dem Zuruf „Streikbrecher" empfangen wor-