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MiMse ElliMmg. Amts- und Anzetgeblatt für das Königs. Gcrichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemcinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zcitima" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Pofianfialten, sowie durch die Erpeditio» diese« Blatte« illr IN Ngr. vicrtel- lährlich zu bezirdk». — Inserate siir da« Mittwochsblatt werden bi« Dienstag früh n Uhr, für da« Sonnabeudsblatt ipättüeu« bi« Freitag früh » Ilhr er beten; später eingehende Inserate können erst in der daraus folgenden Nummer Aufnahme finden. — Au«wärt« werden Inserate für die Etbzeitung angenommen in Hohn stein bet Hrn. Hesse, in Dresden in den Annoncen-Dureaur der Herren W. Saalbach und M. Ruschpler, und Haafcnficin L Vogler n. H. Engler in Leipzig. M 5. Schandau, Mittwoch, den 18. Januar 1871. Tagcsqeschichtc. Sachsen. Schandau. Bei der am 5., 7. und !). Januar d. I. hier stattgesundeneu Rekrutir- «ng sind ini Ganzen 388 Mann zur Musterung ge langt, wovon 171 für vollkommen dienstfähig bc- fnndcu, 63 auf ciu Jahr zurückgestcllt, 98 für dau- crnd und 2 für augenscheinlich dauernd dirnstunbrauch bar erklärt, 18 zur Ersayrcserve l. El. mW 3 zur Ersapreservc 2. El. drsigniri wurdru. — Wie un« von zuverlässiger Seite mitgethcilt wird, wird daö hiesige Bunbeötelegraphenbürcau nach Beseitigung der eingetretenc» Hinberniffe im Laufe des morgenden Tages seine volle Thätigfeii wieder beginnen und können daselbst Depeschen zu feder Zeit aufgegcbcn werden. Dresden. Die „Dr. Nachr." schreiben: Die Bewegungen, welche sich am Freitag in dein fran zösischen Barakcnlager bei Ucbigau kund gaben, so fort aber im Keim erstickt wurdrn, hatten ihren Grund in dem widerspenstigen, frechen Benehmen zweier Ge- fangcncn. Solche wurden von einem wachihabcndcn Unierosficicr beauftragt, eine llcinc Schicht Schnee zu beseitigen, welche das Beschreiten deS Wege« hemmte. Sie verweigerten die Vollziehung mit den Worten: „DaS ist nicht unsere Sache!" Der Untcr- vssieier gebrauchte schärfere Worte, hie in Folge der Widerspenstigkeit nicht anders zu erwarten waren; darüber erzürnt, packt Einer der Franzosen den Un- tcrossicier an der Brust, während der Andere sich zu ei,will gleichen Angriff hinreisten läßt. Beleidigte militärische Ehre und Selbsthilfe kaffen den Unter- vsficicr sofort den Säbel ziehen. Mit einem Hieb im Gesicht flieht der Eine, mit einem Hieb über die Hand entweicht der Andere in das Lager der Kame raden, wo in Folge des Geschehenen Miene zum Aufbruch gemacht wird. DaS ohnehin hitzige Blut gefangener Franzosen kommt in Bewegung, aber mitten hinein in die bewegte Menge tritt in Stell vertretung des Hauptmanns ein Oberleutnant. Mit scharfem Blick, der Unabwendbares verkündet, schrei tet der Commaudirrndc durch die Reihen und seiner imposanten Haltung gelingt eö, jeden ferneren Ge- danken an Tumult und Aufruhr in dem Lager zu unterdrücken, daS all 7000 Mann Gefangene zähl«. Jur Bewachung derselben dienen circa 150 Mann, welche täglich Mittag« von Dresden nach Uebigau hinan« marschiren. Im Heergeräth-Schuppen an der Königsbrücker Straße, wo sich 1200 Mann französische Gefangene befinden, versehen 80 Mann den Dienst der Bewachung, welche in Folge der ge schehenen Undinge den Characicr ernster Verschärf ung angenommen hat. — Das „Dr. I." berichtet nnttrm 13. Januar: Nach einer von der königlichen Gesandtschaft in Wien hier eingegangcncn telegraphischen Meldung hat die Ccnlraldirrciion der k. k. österreichischen StaaiSeisenbahngesellschaft dieselbe benachrichtigt, daß morgen der Verkehr via. Bodenbach für geschlossene Züge wieder ausgenommen wird. Au« Leipzig berichtet da« „L. Tgbl." nnttrm 14. Januar: In Bezug auf die hier inttrnirttn französischen Offiziere ist in neuerer Zeit der bc- mcrlenöwcrlhc Umstand constatirt worben, daß die im Elsaß und Deutsch-Lothringen heimischen, deutsch redenden Offiziere fast gar keinen ilmgang mehr mit ihren Kameraden au« den andern französischen Pro vinzen Pflegen. Der AmtShanpttnanu von Könneiitz in Chem nitz, Schwiegersohn des Grafen Beust, ist zum Präfccttn von Orleans ernannt worben und wird in Kurzem dahin abgehen. Preußen. Berlin, 12. Januar. Ucber den riesenhaften Fcldpostvcrkchr liegen folgende Notizen vor: Am 9. Jan. gingen von der Pvstsammelstelle in Berlin 121,600 Feldpostbriefe in 263 Brieftacken, am 10. Januar 122,000 Stück in 257 Briefsäckcn zur Armee nach Frankreich ab. Da bei der Sam- melstclle Berlin nach früher» Ermittelungen circa ein Drittel der Eorrefpoubenz zrfammcnfließt, und bei den übrigen Sammclstrlleii: Frankfurt a. M., Köln, Kassel, Leipzig, Saarbrücken zwei Drittel, fv stellt sich die fetzige TageSzahl der Briefe an die Armee auf ea. 360,000 heraus. Nach den amtlichen Angaben aus dem Jahre 1866 betrug sic im dama ligen Kriege 25,000 bis 30,000 Stück, mithin etwa den zwölften Theil. Kriegünachrichtcn. London, 13. Januar. Au« Versailles wurde vorige Nacht hierher gemeldet: Die französische Wcst- armcc unttr General Ehanzp wurde von der zwei ten deutschen Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl uttd dem Großhcrzog von Mecklenburg bei le Man« vollständig geschlagen. Die Stadt ist genom men. Große Vorräthe. Der Feind wird verfolgt. Fclbmarschall Prinz Friedrich Karl meldet aus le Man«: Der Feind zieht sich «heil« ans Alcmion, ihcilS aus Laval zurück, verfolgt von den dieSsciti. gen Colonnen. Von der Armee de« General« Ehanzp fielen in den unutttcrbrochenen Kämpfen vom 6. bis zum 12. Januar allein über 16,000 unvcr- wundcic Gefangene in die Hände der zweiten Armee. Außerdem wurden 12 Geschütze, resp. Mitrailleusen dem Feinde abgcnommen; 6 Locomvtivcn und 200 Wagen wurden erbeutet. Schwerin, 14. Januar. Ein Telegramm deS Großhcrzog« an dic Großhcrzogin aus lc Mau« von gcstcrn Nacht« 12 Uhr mcldct: Gcstcrn (Don nerstag) Abend lc Man« vom Fcindc vcrlasscn und vom 3. und 10. Evrp« besitzt. Viele Gefangene und Kriegsmaterial. Mein Evrp« hat im gestrigen Gcscchic 4000 Gefangene gemacht. Heute (Freitag) oberhalb le Mans ohne Gefecht an die Sarthc ge rückt und mit der Avantgarde dieselbe überschritten. Versailles, 13. Januar. Vor Paris wurde bei anhaltendem Nebel ein ruhige« Feuer von unsern Batterien gegen die Werke und die Stadt uuicrhal- tcn. Der Feind antwortete nur matt. Diesseitiger Verlust an Tobten und Verwundeten 2 Offiziere und 9 Mann. London, 14. Januar. Au« Versailles vom 13. Januar wird hierher gemeldet: In der siegreichen Schlacht bei le Mail« wurden 12 Geschütze genom men und 18,000 Gefangene gemacht. Gambetta war bei Beginn de« Gefecht« anwesend; er rettete sich durch frühzeitige Flucht. Versailles, 14. Januar. In der Nacht vom 13. zum 14. erfolgten heftige Ausfälle au« Paris gegen dic Positionen der Garde bei Lc Bvurgct und Drancp, dcS 11. Evrp« bei Mcudon und dc« 2. bairischen Corps bei Clamart, welche überall sieg reich zurückgcschlagen wurden. Rückzug de« Feinde« an einzelnen Steilen fluchtartig, v. Podbiclskp. Versailles, 15. Jan. Da« Feuer der Fort« Jffy, Vaiwre« und Momrouge Hai am 14. fast ganz, sich geschwiegen. Dic Bcschießung dcr Befestigungen und der Stadt wird unuitterbrochcu forigcsetzt. Diesseitiger Verlust ganz unbedeutend. v. Podbielöky. Von de» in der Verfolgung der gcschlagimcn Armee deo General« Ehanzp befindlichen Colonnen gehen folgende Meldungen über den 14. ein: 1) General v. Schmidt fand bei Chapille, 2'/^ Meile westlich von le ManS, eine feindliche Division in Barrp. Sofort energisch angegriffen, ging diese in regelloser Flucht auf Laval zurück, über 400 Gefan- genc in unser» Händen lassend. Der diesseitige Verlust an Todten und Verwundeten bestand nur in l Offizier und 19 Mau». 2) Da« Lager von Conlie wurde nach wenigen Schüssen besegt und große Vorräthe an Waffen, Munition und Proviant er beutet. 3) Beaumont wurde nach leichtem Straßen- gefcchtc besetzt, 40 MumsioiiSwagen genommen und 1000 Gcsangenc gemacht. Ferner wird gemeldet, daß am 14. ein Detachement unter General v. Rantzau in Briarc von größern feindlichen Abthei- lungcn angegriffen wurde, jedoch unter geringen ei genen Verluste» sich durchschlug. General v. Werder meldet au« Brcvillierü vom 15. Januar: Dcr Feind griff mich heute mii anscheinend 4 Loip« von Ehagrp bi« Montbüliard lebhaft, besonders mit Artillerie an. Ans allen Punkten ist der Angriff zurückgeschlagen und meine Positionen auf keiner Stelle duribbrochen. Diesseiti ger Verlust zwischen 3 und 400 Mann. Der Kampf dauerte von Morgens '/F Uhr bi« Abend« >/,6 Uhr. Borbeaur, 15. Januar. Em Telegramm de« General« Ehanzp, in voriger Mitternacht aufgegcben, mclbet: Dic Spitzen der semdlichcn Eolonncn er- schicnen heute Abend auf den Straßen, dic nach un- scrn Positioncn führen. Es kam zu einem Zusam menstöße zwischen dcr preußischen Avantgarde und algerischen Plänklern. Heule (Sounabcnd) Abend fand ein Gefecht gegen eine stärkere fcindtichc Eo< lonne statt. Ich dm gefaßt, morgen an mehrern Punkten angegriffen zu werden. Meine DiSposiiio- uen sind getroffen. — Ein Tagesbefehl de« General« Ehanzp sagt: Nach glücklichen Kämpfen im Thal Hliisnc, sowie an den Ufern dcr Loire und bei Ven- dvme, in welchen der Feind besiegt wurde, und nach dem Erfolge am 11. Januar bc, lc ManS, wo Ihr alle Positioncn bchauptttct und den Angriffcii oe« Feindes unter dem Prinzen Friedrich Karl und dem Großhcrzoge von Mecklenburg widerstandet, kam eine plötzliche, schmähliche Schwäche und unerklärliche Panique über Euch, welche da« thcilwcisc Verlassen wichtiger Positionen herbeiführic und die Sicherheit der Armee gefährdete. Ein energischer Versuch, dies wieder gut zu machen, wurde nicht gemacht, trotz dcr sofortigen Enheilung der nöthigen Befehle. So mußten wir le Man« aufgcben, Frankreich blickt auf dic zweite Armee; wir dürfen nicht zögern. Oie Jahreszeit ist streng, Eure Erschöpfung groß. Entdehrungei, allcr Art sind nöihig, aber das Laud leidet schwer, und wenn die letzte Anstrengung e« retten kann, darf nicht gezögert werbe». Wisset, daß für Euch selbst da« Heil nur in dem Widerstande, nicht im Rückzüge liegt. Dcr Feind wird vor unsern Positionen erscheinen; wir müssen ihn kräftig em pfangen und ihn ausreibcu. Schaarci Euch um Eure Anführer, zeiget, daß Ihr dic Soldaten von Coul- micr«, ViUcbo», Jooncs und Vendomc seid! Versailles, 16. Januar. (Officiell.) Der Königin Augusta in Berlin: Bei Le Man« ist die Zahl dcr Gefangcncn auf 20,000 gesticgcn; während ocü Rückzüge« nach Alancon nördlich und Laval westlich auch noch fortwährend Kriegümatcrial und Vorräthe erbeutet, sowie 4 Lvcomvtiven und 400 Waggons. Wilhelm. Borbeaur, 13. Januar. Au« Pari« vom 11. d. wird gemeldet: ES solle ein von allen Negieruugü- mitgliedern unterzeichneter Protest gegen da« Bom- bardcmen« von Pari« allen Regierungen übersendet werden. Derselbe wende sich hauptsächlich dagegen, daß da« Bombardement ohne eine vvrhcrgcgangenc Ankündigung erfolgt ist. Au« lc Maii« vom 12. d. 5 Uhr Abend« tclc- graphirt Gcncral Ehanzp: Ich habe die NückzugS- bcwcguttgcu begonnen, welche solcher Art vrganisirt sind, daß ich eine neue Linie besetze, um dic Armee umzubilbe» und dic Opcrationru wicdcr zn bcgimicn. Havre, 13. Januar. Ein preußisches Belache-