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W-en-Au-gabe ». 4« Mittwoch, r». 8««« 1«»» »«srisN«» Dr»N>r» AinIvnOier-kammelnummer! »»»4» Nur iür «»chigripritchr: Nr. I00l» <<drtMetiung u. 0auv>i-i<iiLi>el>rlle: Dresden.», t. Marlenstrake sn/4» Gegründet 1K§§ »e>»»«li000r »em I«. öi4 »1. Senn« l«0 »«I täglich »weim-Nger gusteNu», s»«i -«» l.0» D«. Postte»n»«prei« Iür Vien»» Jenner «.40 NN. rinichi.»» Pig. VoKgebühr lohn« Boftsukellungsgedühr!. «n»elnummer IO PI», Nnzeigrnvreti«: Di» «n,eigen werden noch »oldmarl berechnet: die ei«. Wellige »0 inm breite Zell« »b Pis., iiir »uiwtri« 40 Big. gamUienowleige« und Pieliengeiuche »hne RebeU l» Vis-, »uherhalb »b Bl»., die »0 mm breiie SieNeme,e,ie »00 Big., ousierhaib i-0 BI«. Liierlensebiihr »0 Big. AutwLriige VuilrLge «egen vorau«be»»h!un« Druck ». Snie«: Lieoich 0 »eicherd«, Dretden. PoMcheS-tilo. »0«n Drebde» Nachdruck nur mit deu».Queilen-n«ab« lDretdn. Rachr.I ruliiiii«. Unverlengt» Echriiistücke werde» ntchi auibewebr« Der Reglerungswechfel ln Spanien Warum Wm» Wkiilküat - Aallmoiwr»M»e Kuatikbuagkn Ser mm Mann: iüeneral Brreaamr Mehrt», ra. Fannar. Ueber die Gründe, die zum Rück, tritt d«S Generals Primo de Rivera ««führt haben, »erlentet. »ah General Primo de Rivera dem König zwei Dekr«t« auterbrettei halte, bnrch die der Fasan« Don EarloS «iS Generalkapttä« von Andalusien «nd General Gode» «iS Militärgonvernenr oon Labt- abgeletz« werden sollte«. Der König »ab« die Unterzeichnnng jedoch abgelehut. Laranshia sei Primo de River« znrückgetreten. Eine HavaSmeldung au» Madrid besagt, daß eine starke «bletlung.Studenten und junget'Leute die Straßen der Hauptstadt durchzog und gegen General Primo -e Rivera und die Diktatur mantfosti« rt hätte. In einer der Haupt- strahen von Madrid sei von den Studenten ein Kiosk der Zeitung „El Debote" zerstört und in Brand gesteckt worden. Die Schausenster der Eafss und Kasinos im Zentrum der Stadt seien von den Manifestanten durch Sie in würfe zerstört worden. ES sei der Polizei gelungen, die Manifest«», ten zu vertreibe«. Aus Galamanca kommen Nachrichten, nach denen auch dort Kundgebungen gegen die Krone stattfanden. Die Studenten durchzogen die Stadt mit den Rufen: .Ni«»«» mit de« Köai«. nieder mit der Kirche!* Diese Ereignisse «erabe tv de« Angenblick. in de« Prim» de Ri,ere sei« Amt nieberlegt. zeigen die Gefahr««, in die sich die Monarchie dnrch diesen Schritt begebe» hat. SS mir» nun so ziemlich alle« davon abbiingen. ob e« der aenen Regie rung gelingt, «»glichst ohne Zeitverlust allgemeine Wahlen «inzusetzen und damit daS No«» entil zu ziehen. In den UniversitätSkretsen von Sevilla, Barcelona, Granada und Salamanca tauchten pessimistische Ge rüchte über daö Ergebnis der beim Heere von Primo de Rivera angestellten Umfrage aus. Die Antworten der Gencralkapttäne seien vom Ministerpräsidenten als wenig besriedigend für seine Eigenliebe angesehen worden. Ander seits wurden die aus verschiedenen Provinzen eintresfenden Nachrichten dahin gedeutet, dah sich eine weitgehende Be- wcgung gegen das Direktorium abzeichne. An dicker Bewegung seien die Führer des BolkshauscS mit be teiligt gewesen. Der Fliegermajor Krane» sei in Cabi, gelandet und habe dem Generalkapitän von Andalusien Anweisnngen für eine« Aufstand der Garnisonen gegen die Diktatur überbracht. General Prim» de Rivera habe sich im letzten Augenblick davon überzeugt, dast er nicht lllnaer eine so eruste Berantmortung übernehmen könne, und daß sein weiteres Verbleiben in der Regierung noch bl Stunden länger sehr eruste Folgen haben könnte. Darum fei er znrückgetreten. Bet Ueberreichung seiner Demission soll Primo de Rivera erklärt haben- „Ich bin mir klar, dah ich einen Fehler be gangen habe, die militärische» Führer ansznfordern, mit Ja oder Nein auf die Frage zu antworten, ob ich meine Tätigkeit sortsetzen soll." Als General Berenguer das königlich« Palais ver» lieh, wurde er von den aus ihn wartenden Pressevertretern be glückwünscht. Er teilte ihnen mit das, er sich um ll Uhr nachts ins Sriegöministcrium begebe» wolle, um sich mit Primo de Rivera zu besprechen. Die Nachricht von seiner Designie- rung sei ihm tatsächlich überraschend gekommen. Aus An- fragen von Pressevertretern nach der Orientierung der neuen Regierung erwiderte General Berenguer: Ich gehorche als Soldat und werde als Bürger Handel«. AlS die Pressevertreter wissen wollten, ob das neue Kabinett militärischen Charakter haben werde, antwortete Berenguer. eö werde ganz einfach eine Negierung sein. Tie Unterredung de» neuen Ministerpräsidenten General Berenguer mit General Primo de Rivera und Martlnrz Anido war um Mitternacht zu Ende. Ncbcr die Persönlichkeit des Generals Berenguer wird gemeldet: Berenguer. der <878 geboren ist, gilt als ausgezeichneter Politiker und groster Heer führer Nach der Niederlage des Generals Silveftre bei Relilla im Jahre IVB dnrch die Risleute hat vereng««» Marokko gerettet «nd sein Werk dnrch die Einnahme oon Tetua« gekrönt. Gerüchtweise werben als neue Minister genannt: für Inneres der ehemalige konservative Minister Leopvldo RatoS lür Finanzen Ventola und liir öffentliche Ar. betten der bisherige Bürgermeister von Barcelona Baron itvter. Das Kabinett Berenguer hat vor allem die Aul- gäbe, durch «ine UebergangSregierung dieRückke h r zu einer verfasiungSmähtgen Regierung oorznbcreiten. der gewisse ehe malige Politiker angehören werben die sich geweigert haben, von Primo de Rivera ein Portefeuille anzunehmen. Die Re gierung hat Anweisung gegeben dah die Nattonalversammlnng ihre Arbeiten elnzustellen habe ES wird sogar mit der völligen Schließung der Nationalversammlung gerechnet. Pariser Dlatterstimmen Vrndtdorlvb» no»«ro» knrlvor Lorroopvackonlao Paris, SS. Jan. Während die Pariser Linkspresse über die Dimlssion des spantscheu Diktators jubelt, hebt die bürgerliche Presse hervor, dah Primo dc Rivera sich unvergängliche Ver dienste um die Wiederherstellung der Ordnung in Spanien erworben habe. Besonders habe er zahlreiche Reformen im sozialen Lebe» burchgcsührt durch Einrichtung der Gewerk. schastSkaslen und der Altersversicherungen. auch Spanten mit einem ausgezeichneten Straßennetz verletzen. Er habe zur Zeit der marokkanischen Schwierigkeiten Spanien aus einer kritischen Situation herouSgesührt und bei der ab soluten politischen Gleichgültigkeit, die in Spanten herrsche, dasjenige Regiment eingesetzt. daS dort allein eine Besterung habe herbcisüüren können. In Marokko und auch im übrigen habe Primo de Rivera als Freund Frankreichs mit diesem Hand m Hand auch die schwierig« Frage von Tanger gelöst. Das „Echo de Paris" spricht die Befürchtung aus. daß Spanien, wenn eS heute zum parlamentarischen Regiment zurückkcbrt, dafür ebensowenig vorbereitet sei wie früher, als Primo de Rivera die Gewalt übernommen habe. WiSdalb Bell als Engländer nllte AnSrinanderlekmg tm TsKerwenMvre-tS mit »er » o n l u t a i r a r e. -ver Boruyenoe veriuaue nächst kestzustellen, wer eigentlich das Telegramm ,Lo» sKonsuU bestätigt, gratuliere" aus Lausanne an Schmidt schickt hat. aus Grund dessen der Anwärter auf diesen Post Algoaor Vralrtdorlvbt «l«r „Droocknor Anotzilotzton" Berlin. SS. Januar. Fn der heuttgen Verhandlung des Ticherwonzensälscherprozestes beschäftigte man sich wiederum mit der Kon su la ssit re. Der Vorsitzende versuchte zu- Konrai» gc- . . .. Posten. Üausmänn Ri eger. SSM M. gezahlt hat. Bet dieser Ge legenheit entwickelten sich Widersprüche zwischen den Angeklagten Schmidt «nd Bell. Schmidt behauptete nämlich, Bell habe in einem Telephon gespräch erklärt, dah die Koiisulanaelegcnhelt ln Ordnung gehe, während Bell sich nicht mehr daran zu erinnern ver mochte. Al» Zeuge wurde sodann der Kansmann Wen dt. der gegenwärtig tn vayrentb eine Strafhast verbüßt, vor- gesüyrt. Ex hat Bell in Sofia al« Deutschen erkannt und ennengelernt und ist von ihm auch tn die Konsulangclegen- »ett im Gespräch etngeweiht worden. Bell habe erklärt: „Ich oll tn Bulgarien jemanden zum Konsul machen". Dies lei em Zeugen erst eigenartig vorgekommen, weil sa, wie er meinte, ein Konlultitel nicht tm Kaffeehau» erteilt werde. Bell habe dann auch aus Grund eine« ZeitnngSartikekS über die Tscherwonzensälschnnaen gesvrochen und erklärt, dah die Herren vom kaukasischen Komitee, die er tn Sofia erwarte, tn diese Angelegenheit verwickelt leien, «ns Be- fragen de» Vorsitzenden erklärte der Zeuge Wendt. dah »ou Bei wirklich dnrch Vermittlung der Witwe d«S frühere» «tadtprllfekten »o» Sofia, bei der ein Beiter eines Minister« wohnte, für den Konfnltttel gearbeitet worden sei «nd dt« Sach« perfekt geworben wäre, wenn die von den vulgare« verlangte» 1V000 M. ge»a-lt worbe» wäre». Wendt bestritt energisch, da» fraglich« Telegramm, das nach der Anklage verabredet setn soll, abgeschtckt zu haben. El habe lediglich den Kaufmann Ricgcr nach Sofia gebeten, als durch die Veröffentlichung über die Tscherwonzensälschung der Name Bell kompromittiert und auch die Konsul- anaelegenheit gefährdet worden sei. Die bulgarischen Zeitungen hätte» aus Anweisung der Behörden allerdings nicht« über die Tscherwonzensälschung bringen dürfen. Oberstaatsanwalt: Stimmt eS. dah die Briefsachen von Bell während besten Pariser Reise an das e n g l t s ch e K o n - sulat in Sofia geleitet wurden? Zeuge: Ja. das stimmt. RA. Sack: Diele Maßnahme ist erklärlich, wenn man weiß, daß Bell mit dem Sekretär des Sir Deterding vom eng. lischt» Oelkonzcrn durch einen Mittelsmann tn Verbindung stand, oder — <zu Bell, der einen Etnwurs machen will» seien Sie still, Bell - oder «eit Bell deutlich ««»gebrückt. Spionagedienste leistete. Zeug« Wendt: Politisch« Spionage kam nicht in Frage, sondern es handelte sich um wirtschaftliche Interesten. Der nächste Zeuge, ein Kansmann Mattern aus Mün- chen, ein Stammttschbekannter von Bell, bekundete, daß der Angeklagte Bell, nachdem er die Stellung bei Müsset verloren habe von einer bevorstehenden Reise nach Konstanttnopel er zählt hätte Bell habe gemeint, daß er da« nötige Geld dasür Härte und daß er dort als englischer Untertan bester arbeite« könne. Bell bestritt, daß er einen englischen Paß gehabt Hab«, de- tont, aber, baß es tm AuSlande bester sei al» Engländer zu gelten, weil dle englischen Konsulate und diplomatischen Ber- tretungen bester als die deutschen arbeiteten. Aus dem deut schen Konsulat in Travezunt habe er einmal aus eine Frage die AuSkunst bekommen: ,D«S wisse» wir nicht, »lr find erst zwei Fahr« Hier.* fvrt «chlutz »er Redaktion danert »t« verhandln»« fort) Der Rücktritt -es Diktators Das Ucberraschende an dem Rücktritt des spanischen Dtk- tators Primo dc Rivera ist nicht die Tatsache der Abdankung selbst, sondern allein der Termin, zu dem er erfolgte. Spaniens Diktatur unterschied sich ja in dieser Hinsicht wesent- ltch von den übrigen diktatorischen Regterungssormen. Sie bezeichnet- sich stets selbst als ein U e b e r g a n g s r e g i m e. das nur dazu berufen sei, die Ordnung in dem unter dem parlamentarischen Zwist leidenden Königreiche wiederherzu- stellen und Spanien den ihm gebührenden Platz unter den Völkern Europas zu verschaffen. Diese Absicht hatte Prtmo de Rivera schon am 13. September 1923 ausdrücklich betont, als er mit Zustimmung des Königs ein Mtlttärbirek- tortum bildete und. gestützt aus die Truppen, das Parla ment. den Eortespalast in der Carrera de San Deranyomo, schließen ließ. Als Primo de Rivera. bisher Generalkapitän von Katalonien, nach seinem erfolgreichen Staatsstreich tn einem Manifest der allgemeinen Unzufriedenheit über die Erfolglosigkeit des Marokkokeldzuges und die zerfahrenen tnnerpolitischen Verhältnisse Ausdruck gab. erwarb er sich den allgemeinen Beifall der Nation. Man war in Spanien der parlamentarischen Streitigkeiten, de- ewigen SabinettS- wechlel« recht müde geworden, und man blickte mit Sorge ans die Umtriebe der Anarchisten tn de» Industriestädten, die mit terroristischen Maßnahmen und Bombcnattentaten die Bol- schewisierung des Landes zu erzwingen suchten. Wie so oft ln der Nachkriegszeit wurde auch tn Spanten die Diktatur als Erlösung aus unhaltbar gewordenen Zustän den begrüßt. Primo de Rivera hat zunächst auch in vollem Maße gehalten, waö sich die Nation von ihm versprochen hatte. Außenpolitisch war sein größter Erfolg die siegreiche Beendigung des kostspieligen Marokkokrieges im Jahre 1929. Der Diktator hatte tm Sommer 1925 dort selbst den Ober befehl übernommen und tn Zusammenarbeit mit Frankreich dem Führer der Aufständischen, Abd el Krim, die entscheidende Niederlage brigebracht. Zugleich war der Marokkofeldzug kür ihn eine erwünschte Gelegenheit, seine Gegner im Heere an der Front zu beschäftigen und ihren Ehrgeiz von tnnerpoli tischen Intrigen abznlenken. Dem änderen Erfolg entsprach eine tatkräftige inner« Reorganisation des Landes. Ein strenges Pollzei- regime, das auch nicht vor einer rücksichtslosen Pressezensur zurückschreckte. stellte Ruhe und Sicherheit tm Lande wieder her. Besonders wohltuend wurde es empfunden, dah in den Industriestädten der anarchistische TerroriSmuS völlig ge brochen werden konnte. Ein Zeichen dafür, -ah die bol schewistischen Tendenzen ntchi so lehr in der spanischen Arbei terschaft selbst begründet waren, als in der Schwäche des Par laments. Tie wohltuende Folge der inneren Beruhigung deS Landes war ein auch von Primos Gegnern voll anerkannter wirtschaftlicher Ansschwung des Landes, der in den großen Ausstellungen von Barcelona und Sevilla sichtbaren Ausdruck fand. Bereits im Jahre 1925 begann Prlmo die Vorbereitungen zu einem schrittweisen Abbau der Diktatur. DaS Mtlttärüirektorium wurde tn «ine zivile Regierung umgewandelt und daneben eine National versammlung mit beratenden Belugn'sien geschaffen. Aber gerade diese Mahnahme war für die Gegner des Diktator« ein Zeichen dafür, ihren Kamps gegen die Unterdrücker der parlamentarischen Freiheit mit frischer Energie auszunchmen. obwohl daö spanische Volk selbst den politischen Fragen durch aus gleichgültig gcgenübcrstchr. ES interessierte sich weder für die Streitigkeiten der Parteiführer noch sür die Dikta tur. Und hier liegt der tiefste Unterschied der spanischen Dik tatur von der italienischen. Der Italiener nimmt lebhaftesten Anteil an allen politischen und wirtschaftlichen Kragen und die Ziele des Wtllcnsmenschen Mussolini werden von der überragenden Mehrheit der Nation in feuriger Begeisterung gebilligt. Italiens Diktator ist gerade deswegen so mächtig, weil es ihm gelungen ist. den politischen Elan seines Volkes für sich zu gewinnen, weil leine Herr schaft tn den Herzen von Millionen von Schwarzhemden ver ankert ist. weil der Faschismus eine Volksbewegung tk. also des demokratischen Elementes durchaus nicht entbehrt. Ganz ander» die spanische Diktatur. Sie tst tm Grunde ihres Wesen» aristokratisch, sie stützt sich aus die Armee, aus einen Teil des OistzterkorvS. während das Volk ihr gleich gültig. wenn auch nicht ablehnend gegenübersteht Die Versuche PrtmoS. durch die Gründung der Union Patriotica. die als überparteiliche Organisation vaterländisch gesinnter Männer gedacht war, nach dem Vorbild der faschistischen Partei seine Herrschaft aus die besten Kräfte der Nation zu stützen, fanden keinen Widerhall. So blieb Prtmo de Rivera einsam, ohne dle tragende Kraft einer Volksbewegung. Ob- wohl durchaus sortschrittlich gesinnt, von käst übergroher Milbe gegen setn« Gegner und durchaus jovial und lieben», würdig tm persünlichcn Umgang, kehlt dem Aristokraten Prtmo »er letdenschaflltche politisch« Wille n»d da» Tempera»