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WMufferÄgM« Nationale Tageszeitung kör sandwirtschafi und W°chc»bl»II für WttSdruft u. llmg-ge-d gen besteht kein Nnlnrucb ' — aus Lieseruna der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzctgenprelst laut ausllegcnder Preisliste Nr 6. — Ztsser-Gebühr: 2V Rp>g. — Borgeschrt»- bene Ekscheinungrtaqe und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis vormittag« lg Uhr „„ „ Für die Richtigkeit der durch Fernrut übermi«. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 telten Anzeigen übcrneh. men wir keine Gewähr — Bei Konkurs und ZwangSvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 176 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 30. Juli 1936 Die Olympia-Fackelläufer in Budapest. Tine wirkungsvolle Aufnahme von der nächtlichen Feier am Ehrenmal in Budapest beim Eintreffen des heiligen Feuers aus Olympia, (Scherl Bilderdienst — M.) Heß eröffnete im Namen des Führers In der festlich geschmückten Aula der Berliner Fried- rich-Wilhelm Universität begann in feierlichem Rahmen die allen Olympischen Spielen voraufgchende Tagung des Internationalen Olympischen Komitees, die von ihrem Präsidenten, Graf de Baillet-La- tour geleitet wurde. Im Auftrage des Führers hieß sein Stellvertreter, Reichsminister Hetz, die Mitglieder des Internationalen Komitees, die Teilnehmer an den Olym pischen Spielen und alle ausländischen Gäste willkommen. Dem Festakt wohnten das Präsidium, der Vollzugs ausschuß und fast alle Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees, ferner die diplomatischen Vertretungen fast aller an den Olympischen Spielen beteiligten Länder, die Präsidenten der internationalen Sportverbände, die Mannschaftsführer der bereits in Ber lin eingetroffencn olympischen Kämpfer und deutscherseits viele führende Persönlichkeiten aus Staat und Bewegung bei. Die Festsitzung begann mit dem Einzug der Komitee- Mitglieder, die zum erstenmal die von einem deutschen Künstler entworfene Amtskette als Zeichen ihrer Würde trugen. Mit dem Andante Cantabile aus der H-Dur-Sinfonie von Ludwig van Beethoven, gespielt vom Dresdener Streichquartett, wurde die Sitzung eingeleitet. Dann nahm der Stellvertreter des Füh rers das Wort. Als Vertreter des Führers des deut schen Volkes und Deutschen Reichskanzlers, des Schirm herrn der XI. Olympischen Spiele, und in seinem beson deren Auftrage heiße ich, so führte er u. a. aus, die Mit glieder des Internationalen Komitees sowie die Teil nehmer an den Olympischen Spielen aus dem In- und Auslande herzlich willkommen. Ganz besonders begrüße ich namens des Führers und zugleich namens des deutschen Volkes unsere Gäste aus dem Ausland, dis zu diesem friedlichen Wettbewerb der Völker hier in der deutschen Reichshauptstadt erschienen sind. Wir freuen uns, mit ihnen sportliche Kameradschaft zu pflegen und persönliche Beziehungen auzuknüpfen. Dieser Wettkampf wird ausgetragcn im Stolz auf die eigene Leistung, verbunden mit der Achtung vor den Leistungen der Mitkämpfer und den Nationen, für die sie antreten. Möge dieser Geist sich immer mehr auf die Nationen selbst übertragen, daß sie bei allem Stolz aus die eigene Leistung ehrlich und neidlos die Leistungen der anderen anerkennen und Achtung hegen vor deren nationalen Eigenarten. Dieser Geist ist würdig des hervorragenden Grün ders der modernen Olympischen Spiele, des Barons de Coubertin, der heute mit berechtigtem Stolz auf das von ihm geschaffene Werk blicken kann. Diesen Geist als Wegbereiterwahren Friedens, der unserer gequälten Welt so bitter not tut, aus Anlaß der Olym pischen Spiele besonderen Ausdruck verleihen zu können, ist nicht nur den aktiven deutschen Teilnehmern, sondern dem ganzen deutschen Volke als Gastgeber eine tiefe Be friedigung. Die olympische Glocke ist eine Glocke des Friedens. Sie trägt die Worte: „Ich rufe die Jugend der Welt." Namens des Führers und des deutschen Volkes darf ich diese Worte variieren in: „Ich grüße die Jugend der Welt!" Das Olympische Komitee hat den Dank des deutschen Volkes für den vollen Einsatz verdient, mit dem es die Organisation der XI. Olympischen Spiele in Berlin vor bereitet hat. Wir wissen um die Schwierigkeiten vielsei tigster Art und sind glücklich darüber, daß sie überwunden sind und die Olympischen Spiele nun ihren Lauf nehmen können in Erfüllung ihrer Mission an den Völkern. Oer Gruß der Reichshauptstadt. Nach dem Stellvertreter des Führers nahm der Ber liner Staatskommissar D r. L i P P e r t das Wort, der dre Grüße der Reichshauptstadt übermittelte. Berlin grüße die olympischen Kämpfer aus aller Welt. Es grüße dar über hinaus in ihnen und mit ihnen aber auch die Ver- treter von über 50 Nationen, mit denen allen Deutschland, als ein Bollwerk des Friedens, im Geiste gegenseitigen Verständnisses zu leben wünsche. Berlin sei bereit, nach sorgfältigster organisatorischer und technischer Vorberei tung, allen Olympiagästen für zwei Wochen eine zweite Heimat zu sein. . - Für den Deutschen Olympia-Ausschuß hielt dessen Präsident, der Reichssportführer von Tschammer und Osten, eine Ansprache, in der er u. a. sagte: Allzu oft haben sich in der Welt edle menschliche Neigungen durch tragische und des deutschen Volkes die Tagung. Umstande over Ungeschick gegeneinander erhoben und be kämpft. Es mutz deshalb dem Internationalen Olympi schen Komitee die höchste Anerkennung und größte Achtung gezollt werden, weil es, wie selten ein anderes internatio nales Gremium, verstanden hat, dasedleFeuerdes Sports zu hüten, es zu immer stärkerer Glut zu ent fachen und ihm die gemeinsame Liebe aller Rationen der Welt zu erhalten. Schlagen Sie, meine Herren, mit der Durchsetzung des olympischen Gedankens neueBrücken des Friedens, und seien Sie versichert, daß es für den deutschen Sport stets eine hohe Ehre sein wird, Sie hierbei mit voller Kraft und mit Heller Begeisterung zu unterstützen. Wo finden die nächsten Olympischen Spiele statt? Staatssekretär a. D. Dr. Th. Lewald hieß hierauf im Namen des Organisationskomitees und der deutschen Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees die Teilnehmer und Ehrengäste willkommen. Der Kon greß des Jahres 1930 hat, so führte er aus, die Entschei dung des Internationalen Olympischen Komitees vorbe reitet, die Stadt Berlin mit der Durchführung der Spiere der XI. Olympiade zu betrauen. Die unter Ihnen, meine lieben Kollegen, die vor sechs Jahren in Berlin weilten, fühlen nicht nur, sondern sehen vor ihren Augen die tief greifenden Veränderungen, die sich in der Hauptstadt des Reiches und in ganz Deutschland in diesen dreieinhalb Jahren vollzogen haben, seitdem der starke Wille des Führers und Reichskanzlers das ganze Volk in nationaler Begeisterung zusammengeschlosscn und dem Leben der völkischenGemeinschaft neue Ziele gesetzt hat. Das Internationale Olympische Komitee hat viele schwierige Aufgaben zu lösen. Die bedeutendste ist, zu ent scheiden, welches Land nach Deutschland die Ehre haben wird, die nächsten Olympischen Spiele auszurichten. Drei Städte müssen in Erwägung gezogen werden; zwei von ihnen sind Hauptstädte mächtiger Reiche, und eine ist die Hauptstadt eines kleinen Landes, das indessen dem Sport begeistert ergeben ist und dessen Athleten welt berühmt sind. Die Nationalflagge der Nation, die zur Durchführung der XII. Olympischen Spiele ausgewählt ist, wird nach der Schlußzeremonie am 16. August auf dem höchsten Fahnenmast des Olympischen Stadions gehißt werden. Die Olympischen Spiele Wegbereiter wahren Friedens Feierliche Eröffnungssitzung des Internationalen Olympischen Komitees — Rudolf Die Wettbewerbe und Festlichkeiten der XI. Olympischen Spiele finden in der kurzen Spanne von 16 Tagen statt, aber Jahre der Vorbereitung waren nötig, nicht nur in Deutschland, sondern praktisch in jedem Lande, um den Erfolg dieser Spiele sicherzustellen. Ge stützt auf die Erfahrungen, die vor allen Dingen bei den Spielen in Amsterdam und Los Angeles gemacht wurden, hat das Organisationskomitee versucht, eine Festfolge zu sammenzustellen, die, wie uns scheint, höchst zufrieden stellend ausgefallen ist. Von dem großen olympischen Ideal erfaßt, haben wir unermüdlich an der Vorberei tung dieser Darbietungen gearbeitet, und wir haben dabei die Mitarbeit des ganzen Landes zur Verfügung gehabt, das diese Spiele als eine nationale Aufgabe betrachtet. Oie Schlußansprache von Graf Baittet-Latonr. Als letzter Redner nahm der Präsident des Orga nisationskomitees Graf Baillet-Latour das Wort. Wieder einmal sind wir in diesem Saal vereint, wo vor sechs Jahren der Olympische Kongreß eröffnet wurde, bei dem die 1925 in Prag begonnene Festlegung der Grund sätze der Olympischen Spiele zu Ende geführt w»«de. Die internationalen Verbände haben seitdem, wie der Redner ausführte, einen neuen und lobenswerten Versuch ge macht, um einen einstimmigen Beschluße über eine einheit liche Amateurbestimmung herbeizuführen. Aus dem im Anschluß an die im Mai des vorigen Jahres in Brüssel abgehaltene Sitzung verfaßten Bericht werden Sie er sehen, daß die Sache sich von neuem als unmöglich er wiesen hat. Bevor die Vertreter der internationalen Verbände auseinandergingen, haben sie anerkennen müssen, daß es keine andere Lösung gab als die, einem jeden Verband das Selbstentscheidungsrecht z» gewähren über die mehr oder weniger strenge Fassung seiner Amateurbeftimmungen. Der Olympische Kongreß hatte das gleiche Recht dem Olympischen Komitee zuerkannt, bevor er zur Wahl über die Qualifikationsbestimmungen bei den Olympischen Spielen schritt. Jeder ist in seinem eigenen Hause Herr! Möge es uns gelingen, mit dem Beistand all derer, die gegen die Kommerzialisierung des Sports kämpfen, die sem seinen Adel, seine Schönheit und sein Berechtigungs dasein zu erhalten. Die Unwandelbarkeit seiner Lehre ist es, die dem Internationalen Olvmpischen Komitee seine Kraft, seine Autorität und sein Ansehen erhalten hat, ohne die es ihm nicht gelungen wäre, seiner Verfassung Respekt zu ver schaffen, noch den Sieg über alle Bvykottversuche gegen die XI. Olympiade zu erringen, wie es ihm auch nicht gelungen wäre, in den kritischen Tagen, in denen wir jetzt leben, sich frei von jedem politischen oder religiösen Einfluß zu halten. Die olympische Idee wirft ihre Strahlen auf das ganze Weltall. Sie hat eine Mystik geschaffen und eine solche Kraft entfaltet, die jetzt nichts mehr aufhalten kann. Alle, die an den Spielen teilgenommen haben, wissen, welchen Nutzen die Jugend der Länder, wo Olym pische Spiele gefeiert wurden, daraus gezogen hat. Darum haben auch heute so viele Städte den Wunsch, einmal der Schauplatz der Spiele zu sein. Die Bedeutung einer jeden einzelnen ist so groß, daß Ihnen, meine lieben Kollegen, die Wahl besonders schwerfallen wird. Darum bitte ich Sie, unter Ausschluß jeglicher anderen Betrachtung nur das zu erwägen, was Ihnen nach bestem Gewissen als von größtem Interesse für das Wcltwerk, dessen Hüter Sie sind, erscheint. — Mit einem Konzertstück von Robert Schumann schloß die festliche Sitzung. Matt am Altar von Pergamon. Nach der ersten Sitzung des Internationalen Olym pischen Komitees hatte für Mittwoch abend Reichsminister Dr. Frick zu einem Festakt in den Saal des Altars von Pergamon geladen. An der Stätte, die Deutschland zur höchsten Ehre der Baukunst des alten Hellas geschaffen hat, gedachten die Männer des Internationalen Olympischen Komitees, des deutschen Organisationsausschusses und ihrer Mitarbeiter, viele Vertreter ausländischer Staaten, Gäste aus der ganzen Welt und die Gäste des Reichs innenministers aus dem nationalsozialistischen Deutsch land der geistigen Schöpfung der Olympischen Spiele aus dem Quell der hellenischen Weisheit. Getragene Musik leitete den Abend ein. Dann sprach Reichsinnenminister Dr. Frick zu seinen Gästen. Er sagte u. a.: Nun heben die Tage an, die geadelt sein werden von dem friedlichen Wettkampf der Besten aller Völker, die Tage, die durchglüht sind von dem Glauben an den olympischen Gedanken als ein die ganze Mensch heit verbindendes Ideal. Dieser Geist des in der Har monie von Leib und Seele geläuterten Ringens um das Gute hat fast ein Jahrtausend des Altertums durchsonnt. Dann artete er aus in die Ueberspitzung der körperlichen Leistungen und die Betonung reiner Äthletik. Und als man schließlich am Ende des vierten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung die Olympischen Spiele verbot, war dies nur die Zertrümmerung eines Gefäßes, das, seines köstlichen Inhalts längst beraubt, zur hohlen Form ge worden war.