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Dresdner M Aoumal. königlich Säehsisehev Ltaatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 25. -r> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenge-in Dresden. < Mittwoch, 31. Januar 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1S, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mart vierteljährlich. Einzelire Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Rr. 1205, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile 30 Ps., dierspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Rcdaktionsstricü (Eingesandt) 150 Ps. Preisermäßigg. aus Geschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. In einem Erlaß dantt Se. Majestät der Kaiser für die Glückwünsche und Huldigungen zu feinen, Gedurt-tage und zum 290jährigen Gcdenttage der Geburt Friedrichs des Großen. An Stelle des ans Gefundheitsriicksichten zum Rücktritt genötigten Gouverneurs von Kamerun, ttr. Gleim, ist der Geh. OberregierungSrat und Vortragende Rat im ReichS- kolonialamt Karl Evermaier zum Gonvernem dieses Schnk- gebietrs ernannt worden. * An der Maschinenanstalt A.-G., Augsburg - Nürnberg, wurden durch einen Brand elf Personen verletzt. Bei den Aufränmungsarbeiten fand man vier Tote. * Der französische Ministerrat hat die Borlage eines Gesetzentwurfs genehmigt, der für das Budget von 1911 Er- gänzungskredite wegen der militärischen Operationen in Marokko in einer Höhe von 58 Mill. Francs Vorsicht. * Angesichts der Streitlagc hat die Regierung den Be lagerungszustand über de» Distrikt Lissabon verhängt und die konstitutionellen Garantien aufgehoben. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den zur Amtshauptmannschaft Auerbach versetzten bis herigen Polizeirat bei der Polizeidirektion zu Dresden I)r. Waeuttg zum Regierungsamtmann zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Senatspräsident beim Reichs gericht Stephan Hoffmann in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen ver liehenen Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub anlege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge- nchmigen geruht, daß der stellvertr. Direktor der Deutschen Bank Georg Kraner in Berlin das ihm von Sr. Majestät dem König von Italien verliehene Offizierskreuz des Ordens der Italienischen Krone annehme und trage. Dem zum Generalkonsul der Republik El Salvador für das Deutsche Reich mit dem Amtssitze in Hamburg ernannten De'. Reyes Guerra ist namens des Reichs das Exequatur erteilt worden. Die Königliche Kreishauptmannschast erläßt auf An trag der Gewerbekammer zu der Gesellen - Prüfungs ordnung vom 24. Dezember 1909 (Dresdner Journal Nr. 301) den solg.nden l. Nachtrag. Zu 8 9: für Prüflinge im Mechaniker-, Optiker« oder Elektroinstallateur G werbe, sowie für Prüflinge, die in Betrieben beschäftigt werden, deren Inhaber nicht zu der Gewerbe-Kammer beitragspflichtig sind, wird die Prüfungsgebühr von 10 auf 15 Mark erhöht. 70» IV Dresden, am 26. Januar 1912. 76« Königliche Kreishauptmannschaft. Mit Rücksicht auf die im hiesigen Regierungsbezirke ausgebreitete Maul- und Klauenseuche wird auf Antrag des Bezirkstierarztes gemäß 8 21 der Verordnung vom 31. August 1905 in der Fassung vom 10. Juni 1911 — Dresdner Journal von, 19. Juni 1911 Nr. 139 — und unter Hinweis auf die Strafbestimmung in § 28 der zuerst gedachten Verordnung das Abhalten des Vieh- Marktes in Zwickau an, S. Februar dieses Jahre» hiermit verboten. 01 VII Zwickau, den 30. Januar 1912. 757 Die Königliche Kreishauptmannschaft. Herr Bezirkstierarzt Dehne in Oelsnitz hat seinen Dienst wieder ausgenommen. Es erledigt sich somit die am 27. Dezember v. Js. Herrn Bezirkstierarzt Veterinär« rat Freytag in Plauen übertragene Stellvertretung. Dresden, am 29. Januar 1912. 758 Königliche Ksmmisfion für das Beteriuärwesen. Das Kaiserl. Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche vom Viehhos in Frankfurt a M. am re. Januar, vom Biehhof in Cöln am ss. Januar. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» der Justiz. Der Rechtsanwalt 0r. Richard Albert Wenig in Reichenau ist zum Notar für Reichenau auf so lange Zeit, als er dort seinen Amtssitz haben wird, ernannt worden. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» Innern. Auf Ansuchen entlassen: Regierungsassessor vr. Benns bei der Amtshauptmannschaft Auerbach. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil) Nichtamtlicher Teil. Bam Königlichen Hofe. Dresden, 31. Januar. Se. Majestät der König kehrt heute abend 10 Uhr 44 Min. von Leipzig nach Dresden zurück. Dresden, 31. Januar. Ihre Königl. Hoyeiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg werden heute abend dem im Bereinshause stattfindenden Vortrage des Prof. Fridtjof Nanfen beiwohnen. Mitteilungen aus ver öffentlichen Verwaltung. Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter» richts hat den Direktionen der Gymnasien, Realgymnasien und Oberrealschulen in einer Generalverordnung vom 10 Januar d. I. eine Zuschrift des Justizministeriums in Abschrift zugehen lassen, in der allen Abiturienten, die keine ausgesprochene Neigung und Besähigung zum juristischen Berufe besitzen, der Zugang zum juristischen Studium ernstlich widerraten wird, und die Direk tionen veranlaßt, sie den Abiturienten dieses und der nächsten Jahre in geeigneter Weise zur Kenntnis zu bringen. In der Zuschrift heißt es: „Ter Zudrang -um juristischen Studium hat auch in den letzten Jahren nicht wesentlich nachgelassen. Die Aussichten der jungen Juristen auf Anstellung im staat- lichen Justiz- und Verwaltungsdienst und im Gemeinde dienste sind deshalb immer ungünstiger geworden, nnd die Zahl der Rechtsanwälte ist in Sachsen so gestiegen, daß sie an vielen Orten keine Vermehrung verträgt. In den staatlichen Justizdienst können von den Bewerbern nur solche ausgenommen werden, die sich als hervor ragend befähigt für den praktischen Dienst bewährt und die zweite juristische Staatsprüfung mit einer besonders guten Zensur bestanden haben. Auch sie müssen bis zur ersten Anstellung als Richter oder Staats mwalt noch eine Wartezeit von mehr als fünf Jahren überdauern rc. Auch in den verfchiedeneu Zweigen der Staatsverwaltung und im Gemeindedienst übersteigt das Angebot an ju ristischen Kräften bei weitem den tatsächlichen Bedarf. Eine Besserung der Verhältnisse ist auch so bald nicht zu erwarten In verschiedenen Zweigen der Justizverwaltung haben die Geschäfte eher ab- als zugenommen. Die zn erwartenden Richtervermehrungen werden daher in erster Linie die Umwandlung der schon bestehenden Hilfsrichter« stellen in etatsmäßige Richterstellen bezwecken, die Aus sichten der Bewerber auf Übernahme in den Justizdienst aber nicht wesentlich verbessern. Dazu kommt die Strömung der Gesetzgebung, die Zahl der Richter in der Weise zu vermindern, daß die Zuständigkeit des Einzel richters erweitert, die des Kollegialgerichts eingeschränkt wird. Die Folge ist, daß sich von den Juristen, welche die zweite Staatsprüfung mit Erfolg bestanden haben, nicht wenige in ernster Sorge befinden, ein standes« gemäßes Unterkommen zu finden" Gleichzeitig sollen die Abiturienten auch vor der nur durch äußere Gründe bestimmten Wahl des höheren Lehrberufs nachdrücklich gewarnt werden. An der Universität Leipzig und den übrigen deutschen Universitäten wächst die Zahl der Philologie, Mathematik oder Natur wissenschaften Studierenden von Jahr zu Jahr, so daß die Kandidaten des höheren Schulamte-, die in Sachsen kein Unterkommen finden, auch nur geringe Aussicht auf Anstellung außerhalb des Lande- haben. Insbesondere aber mögen diejenigen, deren Leistungen in den sprach lichen Fächern den Anforderungen der Schule nur genügen und nicht als vorzüglich oder gut beurteilt werden können, davon absehen, diese Fächer zum Gegenstand ihres Studiums zn wählen, denn sie sind nach den bei den Staatsprüfungen gemachten Erfahrungen auch bei anhaltendem Fleiße nicht imstande, ein befriedigendes Ergebnis ihrer Studien zu erzielen, so daß sic später bei Bewerbung um ein Schulamt ebensowenig auf Erfolg rechnen können, wie diejenigen, denen nur ein be scheidenes Maß von Lehrgabe eigen ist. Nur wer beides, wissenschaftliche Tüchtigkeit und Lehrgabe, in besonderem Maße in sich vereinigt, kann unter den gegenwärtigen Verhältnissen Anstellung im höheren Schuldienste er hoffen. Geschäftsbericht des Königl. sächsischen ^andesverficherungöamtes auf das Jahr 1M1. Für die Spruchtätigkeit des Landesversichcrungs- amtes lagen im Jahre 1911 365 Streitfälle vor (381 im Vorjahre), und zwar 355 Rekurse gegen schiedsgericht liche Urteile in Unfallversicherungssachen, 9 Beschwerde» auf Grund des Gesetzes, betreffend die Unfallsürsorge für Gefangene und ein Antrag auf Entscheidung darüber, welche von mehreren Berufsgenossenschaftcn entschädigungs- pslichtig sei. Die Rekurse waren in 312 Fällen von den Unfall verletzten oder deren Hinterbliebenen und in 43 Fällen von den Trägern der Unfallversicherung eingewendet. An 21 Sitzungstagen fanden 301 öffentlich-mündliche Verhandlungen statt. Uber manche Streitfälle mußte nach erfolgter Beweiserhebung anderweit verhandelt werden. 24 Rekurse wurden in nichtöffentlicher Sitzung erledigt, und 58 Fälle befanden sich am Jahres- jchlnsse noch im Beweis- oder schriftlichen Vor verfahren. Es waren beteiligt die land- und sorst« wirtschaftliche Berufsgenossensckast für das König .reich Sachsen in 14o, die Sächsische Textil-Berufs- genossenschaft in 146, die Sächsische Holz-Berufsgenossen- schaft in 35, die Staatseisenbahnverwaltung in 12, die Staatsforstverwaltung in 5, der Bauunfallversicherungs- verband sächsischer Städte in 8 Fällen, die Wasserban verwaltung, die Stadtgemeinden Chemnitz und Leipzig und die Heeresverwaltung in je einem Falle. In 34 Fällen hatten die Rechtsmittel den Erfolg, daß die Schiedsgerichtsurteile aufgehoben oder abgeändert wurden. Diese Fälle verteilen sich auf die einzelnen Schieds gerichte wie folgt: Bantzen 5, Chemnitz 9, Dresden 6, Leipzig 8 nnd Zwickau 6. In 41 Streitsachen kam zwischen den Parteien ein Vergleich zustande, wodurch sich die Entscheidung überflüssig machte. Von den er wähnten 9 Beschwerden aus dem Unfallfürsorgegesetze für Gefangene wnrden 7 als unbegründet zurückgewiesen und 2 beachtet. Aus der sonstigen Tätigkeit des Landes- Versicherungsamtes im Berichtsjahre ist folgendes hervor- -uheben» Es lagen ihm 145 (im Vorjahre 55) Beschwerden gegen Berufsgenossenschaften vor, und zwar handelte es sich in 68 Fällen um Straffestsetzungen gegen Betriebs unternehmer wegen Übertretung der Unfallverhütungs- Vorschriften, in 58 Fällen um Aufnahme in die Unter« nehmerverzeichnisse, in 17 Fällen um die Einschätzung zu den Genossenschastsbeiträgen und in 2 Fällen um die Geschäftsführung von Genossenschaftsvorständen. Bon diesen sämtlichen Beschwerden wurden 14 als beachtlich befanden, 91 als unbegründet zurückgewiesen, 3 zurück gezogen, 26 erledigten sich durch anderweite Entschließung des Genossenschaftsvorstandes und 7 wurden an das Reichsversichcrungsamt abgegeben, weil Berufsgeilossen- schäften mitbeteiligt waren, die dieser Behörde untrstchen. 4 Fälle waren am Jahresschlüsse noch unerledigt. Wider den Vorstand der Landesversicherungsanstalt Königreich Sachsen wurden 15 Beschwerden in Jnvaliden- versicherungsangelcgenheiten erhoben. 3 Fälle davoll erledigten sich durch Abstellung des Beschwerdegrundcs und in dcn übrigen Fälle» fand das Landesversicherungs amt keinen Anlaß, auf die Beschwerde zugunsten der Beschwerdeführer etwas zu verfügen. Die Zahl der registrierten Eingänge betrug 2851 (im Vorjahre 2703). Den Genossenfchaftsversammlungen der dem Amte unterstehenden Berufsgenossenschaften und den Sitzungen des Ausschusses der Landesversicherungsanstalt Königreich Sachsen wohnte regelmäßig ein Mitglied des Landes versicherungsamtes bei. An einer in Nürnberg ab- gehaltenen Konferenz der Deutfchen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaftcn nahm der stellvertretende Vor sitzende des Amtes teil. Diese Konserenz befaßte sich hauptsächlich mit den Änderungen und neuen Obliegen-