Suche löschen...
Dresdner Journal : 19.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190101196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-01
- Tag 1901-01-19
-
Monat
1901-01
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 19.01.1901
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal Herausgegeben von der Königl. Expeditton de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.» Anschluß Nr. 1295. Orscheinen: Werktag» nach« » Uhr. ve,n,«»ret«: Beim Bezüge durch dir HeschLst,aeue inuerhat» z>r«d««» 2,so M. (rrnschl. Zutragung), durch die H'oN im Deutschen Reiche » M. (aurschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schriftleilung bestimmten, aber von dieser nicht rin» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist da- Postgeld beizusügeu. »»irn»„un«s»cdützre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Änküadi- gungS-Seile oder deren Raum Lo Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz S Ps Ausschlag für die Zelle. Unterm Re» daktionSstrich (Eingesandt) die Lexizelle mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren»Ermäßigung bei »sterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag» 12 Uhr für dre nach mittag» erscheinende Nummer. M 16 1801. Sonnabend, den 19. Januar nachmittags. Amtlicher Teil. DreSdeu, 19. Januar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute vorm. 11 Uhr 10 Min. von Berlin nach Dresden zurückgekehrt Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die nachgenannten Be diensteten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen, die von Sr. Majestät dem Kaiser von Österreich und Apostolischen Könige von Ungarn ihnen verliehenen Ordensdekorationen, als: der Haushofmeister Heinrich Hoffmann das goldene Verdienstkreuz mit der Krone; der Hofkanztist, präd. Hoftalkulator Max Walther und der Kammerdiener Heinrich Kaden das goldene Verdienstkreuz; der Leibjäger Julius Buchwald das silberne Verdienst kreuz mit der Krone und die Lakaien Paul Delank und Carl Strohbach das silberne Verdienstkreuz annehmen und tragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schaffner bei der Staatseisenbahn verwaltung Pansold in Oelsnitz i. V. das All gemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Srve«uuvgen, Bersetzungeu re. im öffeutl. Dienste. I» Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus and öffentlichen Unterrichts. Erledigt, die Lehrerstelle zu Leup oldishain. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden Die Stelle gewährt außer freier Wohnung im Schulhauje nebst Garten 1200 M. Gehalt, 6 M. für daS Leichenabsingen und daS gesetzliche Honorar für den Turn- und FortbildungSschul- unterricht. Bewerbungsgesuche sind an den Kollator zu richten und nebst den erforderlichen Beilagen bi» zum 6 Februar an den Königl BezirkSschulinspektor zu Pirna, Schulrat Leh mann, einzureichen. — Demnächst zu besetzen: die er ledigte zweite ständige Lehrerstelle in Bösdorft Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: 1200 M AnsangS- gehalt neben freier Wohnung im neuen Anbaue des Schul- Hauses und öS M. für einen Teil deS Unterrichts in der Fortbildungsschule. Außerdem wird sofort eine persönliche Zulage von 200 M. gewährt, deren Fortbestand beim Ein tritt der ersten Dienfiatter-zulage Vorbehalten bleibt. Besucht nebst den ersorderltchcn Beilagen sind bis zum 1. Februar bei dem Königl. BezirkSschulinspektor zu Leipzig 11, Schulrat Zimmler, einzureichen. 2« Geschäftsbereiche beS Ministeriums ber Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Angestellt: Der Chemiker und approbirte Apotheker vr. pd. PeterS als Chemischer HülsSarbeiter, vorläufig mit dem Titel und Range eines Zollassistenten beim Hauptzollamt Dresden I; der Accessist Heinz als Steuer aufseher; der Feldwebel Frühauf und der Hoboist (überz. Serg.) Haustein als Grenzaufseher — Befördert: Der Sekretär bei der Zoll- und Steuer-Direktion Hentschel zum Obergrenzrontroleur in Bärenstein; der Chemische HülsS- arbeller beim Hauptzollamte Dresden 1 Zollassistent Zetzsche zum Zollsekretär bei diesem Amte; der Zollassistent Gerber zum Zollsekretär in Tetschen; der RevisionSausseher Ebert zum Obercontrolassistenten in Bischofswerda; der RevisionS ausseher Wenzel zum Zollassistenten in Riesa. — Versetzt: Der Obergrenzcontroleur v. Abendroth als Obersteurr- controleur von Eibenstock nach Borna; der Obergrenzcontroleur Große von Adors nach Eibenstock; der Obergrenzcontroleur Lippert von Bärenstein nach Adors; der Zollsekretär Stein in Dresden als Sekretär zur Zoll- und Steuer-Direktion; der Obercontrolassistent Hohl als Zollassistent von Großen hain nach Zwickau; der Obercontrolassistent Holzegel als Zollasststent von Bischofswerda nach Dresden; der Zollassistcnt v. Löben von Tetschen nach Zittau; der Zollassistcnt Strauß als Obercontrolassistent von Riesa nach Großenhain. — Penstonirt: Der Obersteuerkontroleur KommissionSrath Heid an in Borna, der Zollsekretär Schwabe in Zittau. — Berstorben: Der Nebenzolleinnehmer bei dem Nebenzoll amte II vor Zittau Haufe. — Entlassen: Der Grenz- aussehcr Becker. Nichtamtlicher Teil. Schantung, Generals Auan-schih-kai, bestellt worden sei, eilen den Thatsachen voraus. Uuan-schih-kai hat nicht bloß seine Ehre, sondern auch die Rücksicht auf bedeutende materielle Interessen jeden Schritt verbieten, der als eine Kapitulation vor den sieg reichen Waffen der Buren gedeutet werden könnte. Ueberwiegend fordert daher die britische Presse, wenn nicht mit Begeisterung, doch mit Nachdruck, die Weiterführung deS Krieges bis zur Mattsetzung des Gegners. Allerdings mischen sich in diese Herolds- rufe für Englands Ansehen unter den Völkern auch schon Stimmen, die zur Versöhnung und Nach giebigkeit raten; und ohne eine erhebliche Ernüchter ung namentlich im Lager der liberalen Partei hätten die „Daily News" schwerlich ihre Abwendung vomJmperialiSmus öffentlich bekannt. Ehe in Glencoe der erste Schuß in diesem blut- und thiänenreichen Kriege fiel, konnte man aus der Umgebung der liberalen Führer, wie auch aus den königlichen Ge mächern in Windsor Andeutungen darüber hören, daß die Schmach von Majuba Hill unvergessen und sühnebedürflig sei. Heute wünscht sich wenigstens ein Teil der englischen Liberalen, wenn auch nur für wenige Tage, einen Staatsmann von der Ent sagungsfähigkeit Gladstones zurück, der es seinem britischen Nationalstolze abgewinnen konnte, nach der Niederlage von Amajuba nach Kapstadt zu tele- grapdieren: „Wir sind im Unrecht!" Der zur Zeit übrigens seine Amtsführung in Schantung der Hauptsache nach so eingerichtet, daß die deutsche Verwaltung des Kiauischou Gebietes nicht zu be sonderen und namentlich nicht zu vergeblichen Be schwerden Anlaß fand. Die Entwickelung, die unser deutscher Besitz in Ostasien während des abgelaufe nen Jahres genommen hat, berechtigt zu er- reulichen Hoffnungen für die Zukunft und bekräftigt von neuem, daß Graf Bülow mit dem Erwerb dieses Stützpunktes für die Ausbreitung unserer wirtschaftlichen Interessen im fernen Osten einen glücklichen und sicheren Griff gethan hat. Auch bei den einflußreichen Gouverneuren des Jangtse- Gebiets ist daS Ansehen Deutschlands im Steigen. Die beiden bedeutendsten unter diesen Mandarinen, der Vizekönig Liu Kun-yi in Nangking und Tschan- tschi tung in Wutschang, sind bekanntlich in beraten der Eigenschaft den chinesischen Friedensbevollmäch- tigtcn bcigeordret und können in manchen Einzel fragen zur Erleichterung der Verständigung beitragen. Für mehrere solcher besonderen Verhandlungspunkte ist übrigens schon eine diplomatische Vorarbeit in Peking insofern geleistet worden, als beispielsweise über die Frage d.r von China zu leistenden Ent- Die auswärtige Politik der Woche. Ein allerdings gleich im Keime ersticktet falsches Gericht wollte mit der Reise des Herzogs von Connaught nackr Berlin zur Teilnahme an der Zweijahr hundertfeier der Krone Preußen eine geheimnisvolle politische Mission in Verbindung bringen. Worin diese hätte bestehen sollen, würden wohl die Verbreiter de- Gerüchts selbst nur schwer haben angeben können. In Ostasien fehlt es an den Voraussetzungen für eine besondere deutsch-englische Aktion, und in der südafrikanischen Frage wird ein Vermittelungs- gesuch an das Berliner Kabinett von englischer Seite wohl niemals herantreten. Die Ereignisse am Kap lassen vorläufig alle Merkmale einer Fortsetzung des Krieges dis aufs Messer erkennen. Und wenn auch nach der Beschaffenheit des aus gedehnten Geländes und der dadurch herbeigesührten Zersplitterung der Streitkräfte der Guerilla- Charakter in den Gefechisbildern vorwiegt, so treten doch zweifellos auch bei diesen kleineren Zusammen stößen die dem Volkskriege eigentümlichen düsteren Züge neuerdings auf der burischen Seite mehr und mehr hervor. Ueber einen bestimmten Plan, den der britische Oberstkommandierende Lord Kitchener für die Bewältigung der ihm so überraschend neu zugefallenen schwierigen Aufgabe entworfen hätte, fehlt, wie auf dem europäischen Festlande, so auch in London selbst, an zuständiger Stellung jede Kenntnis. Wahrscheinlich sieht Kitchener durch den Gang der Ereignisse sich darauf beschränkt, durch Behauptung einer so weit als möglich nordwärts vorgeschobenen Verteidigungsstellung die Kapstadt selbst zu schützen. Die Lage ist — man muß eS offen aussprechen — für England gegenwärtig noch ungünstiger, als nach den ersten Einmarschgefechten der Buren in die Kolonie Natal beim Beginne des Feldzuges. Von einer besonderen Lust zur Ver schärfung der Kriegführung . unter Aufbietung noch immer als erster Führer deS Gesamtliberalismus gellende Lord Rosebery ist in seinen jüngsten Kundgebungen noch nicht bis zu einem solchen Grade der Zerknirschung gegangen. Immerhin muß auS den Berichten über seine in der Handelskammer von Wolverhampton gehaltene Rede auf mehr Re signation geschloffen werden, als die Thätigkeit ver tragen kann, die für England auf den veifchiedensten Punkten zum Schutze seiner ausgedehnten Interessen erforderlich ist. WaS anderseits über etwaige burische Friedensbedingungen verlautet, ist jedenfalls nicht geeignet, die Versöhnungspolinkcr in England zu ermutigen. Daraus soll keineswegs den Buren ein Vorwurf gemacht werden, wenn auch der Ge danke nahe liegt, daß die noch immer auch auf deutschem Boden stattfindenden Versammlungen zur Ent gegennahme und Unterstützung dunscher Hilferufe nachgerade mit den wirklichen Stärkeverhältniffen in Südafrika kaum noch in Einklang zu bringen sind. Fieilich ist man säst versucht, zu glauben, daß es sich bei derartigen Kundgebungen um ganz andere Dinge als um Behebung eines dringenden Not standes handelt. Hat doch eine welfische Partei- Versammlung in Hannover vor einigen Tagen unter Beihilse deutscher ReichStagSabgeordneter es fertig gebracht, in dem obligaten Telegramm an den Präsi denten Krüger den Wunsch auszusprechen, daß der allmächtige Gott dem Volke der Buren und den von Preußen annektierten Hannoveranern nach seinem Ratschlusse den endgiltigen Sieg geben möge. Dieses Telegramm steht keineswegs vereinzelt do. ES ist nur ein besonders krasser Beleg dafür, was alles unter der Firma „Burenbegeisterung" für Ge schäfte besorgt werden sollen. In China sind die bisherigen formellen Hinder nisse gegen den Beginn der FricdenSvertrogsverhand- lungen nunmehr erledigt. Die grundsätzliche Unter werfung unter die Bedingungen der Kolleklivnote ist durch Unterschrift und Siegel verbrieft, der Ge sundheitszustand Li-Hung-Tschangs ist nicht so ver zweifelt, daß man auf seine Teilnahme an den kommenden Einzelberatungen überhaupt nicht rechnen neuer Hilfstruppen ist in dem Bereinigten könnte Meldungen, wonach für ihn bereits ein Königreiche nicht viel zu verspüren. Anderseits ^.Ersatzmann in der Person des TelegrophendirektorS weiß ein Volk wie da« englische zu Kut, drrß^TsLeng Don Schanghai oder des Gouverneur» von schädigungen, wie auch über die Einführung von SicherheitSmaßregeln zum Schutze der Gesandt schaften wie der Fremden im allgemeinen im Auf trage der Gesandten kommissai ische Beratungen statt- gefunden haben, aus denen für die Erörterungen mit den chinesischen Unterhändlern schon einiger maßen greifbare Vorschläge gewonnen werden können. Aus diese Klärung der Anschauungen unter den sach verständigen Vertretern der Mächte wird für den Gang der Verhandlungen mehr ankommen, als auf die pomphaft verkündigte Bereitwilligkeit dieser oder jener Regierung, ikre guten Dienste für die Er leichterung namentlich des militärrechnischen Teiles der Friedensbedingungen den Chinesen anzubieten. Mit der Zurückziehung der russischen Streit kräfte auS Petschili und der Wiederherstellung einer vorläufigen Ordnung in der Mandschurei hat er- freulicl-erweise in Rußland eine wesentlich ruhigere BeurteilungderostasiatischenWirren Platzgegriffen.AuS dem eingehenden Berichte des russischen FinanzwinisterS über die materielle Lage des Zarenreiches und die Ver wendbarkeit seiner Machtmittel ist ungezwungen zu ent nehmen, daß Rußland Frieden wünscht und eine von Gewaltsamkeiten freie Entwickelung sowohl im asia tischen wie im europäischen Osten seinen Bedürfnissen entsprechend findet Da auch wir nach der Gestalt ung unserer Interessen auf diesen Gebieten denselben Wunsch hegen, so kann es bei solcher Uebereinstimm ung in der Grundrichtung der Politik zweier großen Reiche nicht überruschen, daß in jüngster Zeit die mißlautenden Artikel der Presse, sowohl der russi schen wie auch einzelner Organe der deutschen, von amtlichen Kundgebungen der berufensten Persönlich keiten übertönt worden sind. Diese allmählich und zunächst unmerklich eingelretene deutsch-russische An näherung hat selbst bei den panslawistischen Blättern eine günstige Wirkung insofern bereits geübt, al- gewisse Ansstreuungen über angebliche deutsche Be strebungen auf der Balkanhalbinsel bei diesen Blättern nicht den von ihren Urhebern gewünschten Erfolg gehabt haben. Was die russisch-französischen Preß auseinandersetzungen betrifft, die, wie man sich erinnert, mit dem Angriff der „Nowoje Wremja" auf den KriegSminister General Lndrs begannen und dann manch erhitztes Wort hüben und drüben hervorriefen, so ist die Erregung verflogen. Der „Nowoje Wremja" hat man von amtlicher russischer Seite ein Monitum widerfahren lassen, und die „PeterSburgskiji Wjedomosti" haben eindringlich betont, daß die gegenwärtige Regierungsform Frank reichS mit ihrem defensiven Charakter die Gewähr für die Erhaltung des europäischen Friedens bedeute. Damit behalten diejenigen recht, die von vornherein jene Preß Häkeleien nicht sonderlich ernsthaft nahmen und in den russischen Anrempelungen der Machthaber der dritten Republik keinerleiAuSflüsfeder amtlichen Politik Rußlands erblicken wollten. Bei gewissen StimmungS- symptomen in dem französischen Heere und angesichts der Regungen des BonapartiSmus und der Stellung deS Prinzen LouiS Napoleon zum russsichen Kaiser hause mochten allerdings die Artikel einzelner russischen Blätter für den pessimistischen Beobachter ein erheb licheres Relief gewinnen, als ihnen nach Lage der amtlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Ruß land zukam. Und der panslawistische „Swet" gab sich denn auch Mühe, die Bemerkungen der „Nowoje Wremja" über französische Heereseinrichtungen wenn auch nicht als die Meinung amtlicher Kreise, so doch als Ausfasfung der „russischen Gesellschaft" zu retten. Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 18 d. MtS.: Viertes Symphoniekonzert der Generaldirektion der Königl. musikalischen Kapelle und der Hoftheater. Fünf Sätze des k-äur-KonzertS für Streichorchester und zwei Bläserchöre von G F. Händel leiteten den gestrigen Abend ein und bereiteten in ihrer stilvollen Ausführung, die den beschäftigten Bläsern in jedem Teile und besonder« in den sehr raschen Konzertante» stellen der Passacaglia zum Ruhme diente, dem Publikum einen reinen Genuß. Erstmalig brachte die Königl. Kapelle dann da» Vorspiel zum dritten Alte der Oper „Der Pfeisertag" von Max Schillings zu Gehör. ES ist „Von Spielmanns Leid und Lust" überschrieben und verweilt am längsten beim ersten Abschnitte de» Thema», für den der Komponist rhythmisch ausdrucksvolle Motive und eigene herbe Klangmischungen verwendet. Der un mittelbare Eindruck de« au« dem Zusammenhang« ge nommenen Vorspiel« ist nicht groß, auch nicht an der riesigen Steigerung über den zweiten Hauptgedanken, die mit dem Aufgebot aller materiellen Orchesterkräfte ge- schieht; aber Psysiognomie ist dem Ganzen nicht abzu sprechen, und an seinem eigentlichen Platze mag die Komposition auf den vorbereiteten, im rechten Bilde befindlichen Zuhörer stärker wirken Auch die Wiedergabe diese« Vorspiel» durch die Königl. Kapelle unter Hrn v. Schuch erschien al« eine musterhafte, und nicht geringeres Lob gebührt der Begleitung, die da« Orchester und der Dirigent Hrn Busoni mit vollem Leben und Schwung bei Li«zt« Aäur-Konzert leistete. Der genannte Klavierspieler erwie« sich mit seinen Dar bietungen — er trug noch die Paganini - Variationen von Brahm« vor — al« ein Virtuose ersten Range». Sein« Technik ist allseitig fein und fertig durchgebildet, fern Anschlag rst klavgooU, sammelwerch und vuftrg im Piano, markig ohne Härte im Forte, sein Vortrag zeigt bei höchst entwickelter, bis zur Spitze getriebener Rhyth mik eine vollendete Sicherheit und Plastik. E» giebt zur Zeit wenige Pianisten und Pianistinnen, die ihm die BrahmSschen „Studien" (über ein zwölftaktiges Thema von Paganini), diese zum Teil auf eine ganz eigene Klaoiertechnik angelegten, vorzüglich mit rhyth mischen Schwierigkeiten beladenen Variationen, mit gleicher Bravour, Feinheit und Reiz der Ton-oirkungen nachspielte. Hr. Busoni fand verdientermaßen stürmischen Beifall bei den Hörern und spendete als Zugabe Cho pins Ag-äur - Polonaise. P. Entstehende Welten am Fixfteruhimmel. Schon auf der Schule lernt man die berühmte von Kant und Laplace gleichzeitig aufgestellte Theorie kennen, der,»folge sich daS Sonnensystem au« einer rotierenden glühenden Nebelmasse entwickelt haben soll Diese Vorstellung hat sehr an Wahrscheinlichkeit gewonnen, seit das Fernrohr am Fixsternhimmel große Nebelmassen entdeckt hat, die wohl nicht« andere« sind al« Welt systeme im Zustande de« Werden«, wie er ursprünglich auch unserm Sonnensystem eigen gewesen sein muß. Mit wunderbarer Anschaulichkeit hat neulich der au«- gezeichncte englische Astronom Sir Robert Ball die damit zusammenhängende Frage besprochen, und wir geben den Inhalt seiner prächtigen Darstellung in seinen Hauptzügen wieder: Ein Photograph benutzt für seine Camera eine kleine Blende, wenn daS Licht sehr hell ist, und erweitert diese, wenn da« Licht schwächer wird, damit er immer da« richtige Maß von Licht auf seine Platte leiten kann Die Regenbogenhaut de» menschlichen Auge« ist für diese« eine natürliche Blende; bei der Katze kann man die Wirkung der Regenbogen haut noch leichter beobachten, weil sie bei ihr größer ist. Das Fernrohr unter stutzt uns rm Seyen, wert es ge stattet, die Blende unseres Augc« noch weiter zu ver größern; denn da Niemande« Auge so groß ist wie da« Objektivglaö eines Fernrohres, so sammelt dieses eine viel größere Menge von Strahlen und führt sie als ein kleine» Bündel in unser Auge ein. So benutzt ein Beobachter an dem größten Fernrohr der Welt, dem IerkeS-Teleskop, dessen Linse eigentlich an Stelle seines Auges, also ein künstliches Auge von 4 Zoll Durch messer an Stelle seines natürlichen von der Größe eines Fünfpfennigstücke«. Mittels eines solchen Auge« entschleiern sich un« wunderbare Geheimnisse deS Sternenhimmel«. E« erscheinen am Firmament u. a. zahlreiche große Nebel, feurige Mafien glühender Gase. Aber einige dieser Himmelskörper, die in einem kleinen Fernrohr als Nebel erscheinen, lösen sich in einem größeren zu Haufen winziger Sterne auf, und wa« vorher nur als ein Lichtfleck am Himmel erschien, bildet nun ein Gewimmel von Myriaden einzelner Sterne wie ebensoviel« Diamanttropfen. Diese Thatsache führte einstmals zu einem lebhaften Streite, denn man meinte, e« gäbe in Wirklichkeit überhaupt kein solche« Ding wie einen Nebel am Himmel, und die sogenannten Nebel erschienen nur deshalb al« solche, weil wir noch kein genügend starke« Fernrohr hätten, um sie al« da zu erkennen, wa» sie eigentlich wären, nämlich als Sternhaufen E« war ein« der großen Verdienste de« Astronomen Huggin«, de« derzeitigen Präsidenten der „Royal Society" in London, da« thatsächliche Vor handensein von Nebeln am Himmel nachzuweisen und zu zeigen, wie sich ein Nebel von einem Sternhausen mittels de« Spektroskop« sofort unterscheiden läßt. Wenn da« Licht von einem Sterne durch ein Pri»ma gelenkt wird, so entsteht ein Lichtband, dessen Farbe allmählich wie ein Regenbogen von Indigo und Violett bi« zu Orange und Rot übergeht und an gewissen Stellen von dunklen Linien durchzogen wird Das Licht von einem Nebel aber giebt, wenn e« in dieser Weise behandelt wird, eine ganz andere Erscheinung, nämlich ein dunkles Band m,t Hellen Linien Dieser Sesamschlüfiel befähigt den modernen Astronomen, von einem rätselhaften Himmelskörper mit Sicherheit zu sagen, ob er ein Stern ist oder au« einzelnen Sternen besteht, oder ob er eine Nebelmafie ist; und er hat fest zustellen erlaubt, daß viele Himmelskörper nicht« andere« sind, al« ungeheuere Mafien glühenden Gases Einige von ihnen mögen sich durch allmähliche« Zusammen schrumpfen in Weltsysteme umwandeln, wie dasjenige, dessen Zentrum unsere Sonne »st; b«i andern ist diese Um wandlung bereit« vollendet. Niemand kann aber diesen Vorgang beobachten, da er sich zu langsam vollzieht, jedoch können wir von seinem Fortschritte und von seinen Stadien Kenntnis erhalten, wenn wir alle Himmelskörper in ihren verschiedenen Zuständen prüfen, gerade wie wir bei der Betrachtung eines Walde« au» Eichenstämmen die verschiedenen Stufen der Entwickelung des Baume« erkennen können, ohne sie an einem einzelne» Exemplar zu beobachten Zuweilen kann e« fast scheinen, al« sähen wir, wie da« von Kant und Laplace verkündete Gesetz am Himmel in Thätigkeit tritt. Wenn wir z. B. durch ein Fernrohr den Blick auf den großen Spiral nebel im Sternbilde der Jagdhunde richten, so erhalten wir den Eindruck einer ungeheuren um einen Punkt herumgewirbelten Masse, von der sich kleinere Mafien loSzulöse« scheinen in derselben Weise, wie sich die Erde einst von der Sonne getrennt hat. Eine enorme Fülle solcher Nebelmafien ist über den ganzen Himmel au«- gestreut, in dessen nördlicher wie in dessen südlicher Halb kugel, und einige von diesen Nebeln sind von so er staunlicher Größe, daß man Stücke von der Fläche de« Deutschen Reiche« au«schnriden und jedem Manne und jeder Frau und jedem Kinde aus der Erd« «in« davon geben könnte, ohne daß eine Abnahme zu bemerken wäre. Eine kaum zu zählende Menge solcher Rebel ist
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite