Volltext Seite (XML)
Feuilleton Bald darauf kam der HerbergSwirth wieder in da- Zimmer und als er den Burschen darin erblickte, ver zog sich sein Gesicht zu noch grimmigeren Falten. Der Toni Schwarzlacher rief ihm in seiner ge wohnten kecken Art einen Gruß zu, aber der Herberg-. Wirth ichien diese- nicht zu bemerken, er schritt auf den Schanktisch zu und goß sich dort ein Gläschen Wem em, da- er langsam und bedächtig auStrank. Der Toni Schwarzlacher steckte geärgert die Hand in die Hosentasche und leise vor sich hinpfeifend schaute er mit mißmuthig verzogenem Gesichte vor sich nieder. Die Begegnung mit dem Jägersepp von vorhin ärgerte ihn noch ungemein und Toni Schwarzlacher war ein echrsüchtiger kecker Bursch, der sich von Niemand etwas gefallen lassen wollte, am wenigsten von einem Jäger-, manne, denn er war der geschworene Feind aller Grün Der Einödsee. Line Hochlandsgeschichte von Georg Höcker. <3. Fortsetzung.) „Nu, NU, Du Zuckerprinzeß", rief der Toni Schwarz, lacher unwirsch werdend, als er sich mit seinen Liebens würdigkeiten derart abgewiesen sah, „man wird Dir'S doch am End' noch sagen dürfen, daß d'Einem gefällst?" „Bin gar nit gierig auf die Ehr'", versetzte die TreScenz kurz angebunden, „sag's doch Deiner LieSbeth oder dem Bärbele, oder wie Dein neuer Schatz heißt, hast ja doch alle sechs Wochen einen anderen." Der Toni Schwarzlacher schmunzelte wohlgefällig und schaute daS Mädchen mit seinen kohlschwarzen Augen herausfordernd an. „Ja so, pfeift'- au- dem Loche? Hernach freilich versieb' ich so Manches", meinte er, „jetzt ist's heraus, daß Du eifersüchtig bist." Die CreScenz sprang entrüstet von ihrem Stuhle in die Höhe und eilte fort von dem Tische deS Burschen. „Eifersüchtig und am End' gar auf Dich?" meinte sie so wegwerfend wie möglich, „waS Dir nit Alles einbild'st, Schwarzlacher Toni! Ich bin nit eingebildet, ganz gewiß nit, aber dazu bin ich doch viel zu stolz, al- daß ich mich mit Dir abgeben möcht'l" Der Bursche schaute sie grimmig an. gar -'schlecht, he?" „Und wenn's so wär?" fragte die Crescenz, indem sie energisch die Arme in die Seite stemmte und den Toni Schwarzlacher herausfordernd ansah. Dieser nickte ihr trotzig mit dem Kopfe zu. „Dann werd' ich Dir's vergelten", sagte er, indem er das Weinglas ergriff und einen hastigen Schluck daraus trank. „Davor ist mir nit bang, es wäre freilich nit daS erste Mal, daß Du einem braven Madel einen schlichten Streich gespielt hast, man kennt Dich dafür unten im Dorfe; aber diesmal soll Dir das Handwerk schon ge legt werden, dafür bin ich Dir gut." Der Toni Schwarzlacher pfiff leise ein Spottliedchen. „Meinst wohl. Dein Grünrock thät' Dich beschützen? Kannst ihm nur sagen, daß er sich in Acht nehmen soll vor mir, Du und Dein sauberer Schatz, ihr alle Beide So; was d' nicht sagst? Am End' bin ich Dir , Toni Schwarzlacher grob. „Am End' bin ich auch I berauscht von Deiner grausig vielen Schönheit? Mög. « lich wär's auf alle Fäll'!" Die Crescenz nahm dem Toni ohne eine weitere ! Erwiederung das Glas aus der Hand und nachdem sie ! es an dem Schanktische gefüllt hatte, brachte sie es ihm wieder und setzte es vor den Burschen auf den Tisch. „Nu, kannst mir nit Bescheid thun am End'?" herrschte der Bursch sie mit einem giftigen Seitenblicke an. „Ich will nit", entgegnete die Crescenz widerwillig. „Daß Du's weißt, ich thu' nit einem Jedem Be scheid und Dir am allerwenigsten." Damit wandte sie sich zur anderen Seite deS Zimmers, wo der Korb mit der Flickwäsche stand, an welcher sie während der freien Stunden zu arbeiten Pflegte. miteinander." Dabei streckte er der Crescenz sein leeres GlaS entgegen, um eS noch einmal füllen zu lassen, aber da- Mädchen kam nicht auf ihn zu. „Ich denk', Du läßt'-, Schwarzlacher Toni", meinte sie schnippisch. „Meinst am End', ich könnt'- nit zahlen?" rief der Bursche zornig, während er mit der linken Hand hurtig in den Hosensack fuhr und diesem eine Hand voll Sechser und Stlberzwanziger entnahm. „DaS ist'S nit, aber nach Deinem dummen Ge schwätze könnt' man meinen, Du hätt'st eher z'viel, al- z'wenig." „DaS wird wohl mein' Sach' sein", versetzte der 61,25 335,00 104,50 173 50 177,25 150,20 116,00 146,25 496,00 Mark 123 l>t» rrwairu '0 00 Pf. ifer -r» 97 0« 95,00 320,00 370,00 163,00 105,50 115,50 121,00 92,90 92,20 84,25 98.40 144,75 165,90 165,50 --1,1. 90,10 90,10 80,50 81,40 80,10 65 SO 104,20 äch lisch? N och eilmS. 55. Jahrgang Donnerstag, den 8. Juni 1893 »erden di» Montag, Mittwoch «. Freitag Mittag angenommen und kosten: dtelspalt.Zeile 15Pfg. Unter Eingesandt: SOPfg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und DreSden-Neusta t, für di- Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller »n Dresden. An das inserirende Publikum! Bet Aufgabe vou kleineren Inseraten ersuche« wir die geehrte« Besteller vou hier und auswärts. Den Betrag dafür (pro 1-spaltige Zeile —12 Silben 15 Pf.) gefälligst gleich zu entrichten oder in Briefmarken eiusenden zu wollen. — Die Inserate Ntüfseu am Tage vor Erscheine« dcS Blattes bis LA Uhr mittag- in unserer Expedition sein. Kann man lS einem Abgeordneten, welcher drei Feld' züge mitgemacht hat, verargen, wenn er die Anschau- unaen, welche er al- Osficier gewonnen, bei der Beur- tbeiluna militärischer Fragen auf sich emwuken laßt und es daher zu verhindern sucht, daß dm Wehrhasttg. keil deS Vaterlandes beeinträchtigt werde? Zur Zett mebt es rund 57,000 Mann bei den Fußtruppen, Leiche volle drei Jahre bei der Fahne bleiben müssen. Um diese nach zweijähriger Dienstzeit frei zu bekommen, müssen entsprechend mehr Rekruten eingestellt werden, La di- BotaMo»- ihn j-hig- SIS-,- b-ib-haU-n. DaS scheint ja bei einer rein äußerlichen Betrachtung der Dinge genügend. Aber wie wnd es im Innern der Bataillone auSsehen? Dürfte eS möglich sem, die Mannschaften in zwei Jahren so auSzubllden, daß man dieselben nach Ablauf dieser Dienstzeit entlassen kann in der Ueberzeugung, daß, wenn em Krieg ihre Em- berufung nöthig macht, man in den Reservisten auch wirklich kriegLtüchtige Männer besitzt? Ich bin über zeugt, daß dies nur dann möglich ist, wenn alle Soldaten wahrend der zweijährigen Dienstzeit ausschließlich ihrer militärischen Ausbildung obliegen. Es »st aber bekannt, daß zur Zeit eine große Anzahl Soldaten zu allen mög lichen Kommandos verwandt wird, wodurch die Mann schaften in ihrer Ausbildung nicht gefördert werden. Jetzt konnte man dazu die Leute aus dem dritten Jahr gange verwenden; das fällt aber später fort. Bleibt eS also bei der jetzigen Präsenzstärke deS HeereS und wird trotzdem die zweijährige Dienstzeit eingeführt, so bedeutet dies eine Verschlechterung der Armee. Nun stelle man sich einmal eine Mobilmachung vor! Eine Menge Offi- ciere, Unterofficiere und Mannschaften müssen abkom- mandirt werden, um die neuen Formationen zu bewerk stelligen; was soll da werden, wenn man sich auch auf die Reservisten nicht mehr verlaffen kann! Auch dürste unter diesen Umständen die Mobilmachung verlangsamt werden. Wie verhängnißvoll aber können bei der heu tigen KriegSführung 24 Stunden Verzögerung beim Aufmärsche der Armee werden; sie können entscheidend sein, ob der Kampf im eigenen Lande oder in Feindes land begonnen wird. ES dürfte gewiß im Kriege Jeder bereit sein, Alles zu opfern. Ist es aber dann nicht zu spät? Jeden, der 1870 mitgefochten hat, erinnere ich daran, mit welchem Patriotismus im zweiten Theile des Feldzuges die Franzosen aller Stände zu den Wessen griffen. Hätten diese außer ihrer Gesinnung auch die Uebung in den Waffen gehabt, wir hätten wohl kaum, wie z. B. bei Bcaune la Rolande, einer vielfachen Ueberlegenheit gegenüber siegreich bleiben können. Das sind Eindrücke, die sich eben nicht an der Erinnerung verwischen. Wir haben genug Sol daten, sagt man wohl, wir sind stark genug. Wenn Jnserate»- Au«ah»estele«r Die Arnoldische Buchhandluna, Jnvalidendank, Haasenstein L Bögler, Rudolf Mosse, G. L. Daube «Co. in Dre-den, Leipzig, Frankfurt a/M., G Sohl, Sesselsdorf u. s. w. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Zu den eifrigsten und be- i redtesten Verfechtern der Militärvorlage gehört ent schieden der Großherzog von Baden. Nachdem er jüngst erst in Heidelberg auf die Wichtigkeit dieses Gesetz. eutwurfeS hingewiesen hatte, ergriff er am Sonntag in Offenburg gelegentlich einer Feier des badischen Milttär- verbandes nochmals das Wort, um in eindringlicher Weise auf die Bedeutung hinzuweisen, welche d e Militär- > Vorlage für das Ansehen und den Bestand des deutschen Reiches besitzt. Da seine jüngst in Heidelberg gehaltene ' Ansprache — so begann der Monarch — zu Miß- deutungen Anlaß gegeben zu haben scheine, so erachte i er es für seine Pflicht, nochmals auf den Gegenstand j zurückzukommen. Bei den bevorstehenden Wahlen handle . es sich um eine Verständigung über eine genügende > Verstärkung des deutschen HeereS. Der verstorbene ! große "-ldherr Erzherzog Karl von Oesterreich habe s einst g—fiert, d:. Regenten hätten die Aufgabe, alle ! möglichen Kräfte bei dim Ausbruche eines Krieges auf- j zubieten, um eine baldige Entscheidung herbeizuführen; denn der Krieg sei für die Nationen das größte Uebel. ! Dieser hohe Zweck könne aber nur durch bedeutende Anstrengungen erreicht werden; groß sei dann aber auch die Belohnung, die in dem Danke des Vaterlandes, in der Achtung der Zeitger offen und der Nachwelt, in i dem durch Kraftbewußtjein erzeugten Selbstgefühle liege. Der Monarch schloß seine Ansprache wörtlich: „Gehen Sie den geraden Weg der Ehre; wählen Sie nur solche Männer, welche die Macht des deutschen Reiches höher halten als den Parteigeist und in der Militärvorlage den Weg erkennen, Deutschland vor Demüthigungen zu bewahren." — Der Großherzog beantragte dann die ! Absendung des nachstehenden TelegrammeS an den Kaiser: „Ew. Majestät huldigen in treuer Hingebung die Vertreter aller Gaue des badischen MilitärvereinS- Verbandes, die zahlreich versammelten Kriegervereine und daS Verbands-Präsidium. Als Protektor desselben Uxped. u. Redaktion Mre»ve«-Ne«fta»t kl. Meißner «affe 4. Dte Zeitung erscheint Dienstag, Vsnnerstag und «onnaßen» früh. Avannement»- PreiS: vterteljährl. M. 1§0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- „stallen und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. bringen wir Ew. Majestät die Versicherung freudiger Bereitschaft, für des Reiches Wohl und Sicherung ein- zutreten, wenn der Kaiser zu den Waffen rufen sollte. Mit dreifachem Hurrah bekräftigen wir daS Gelöbniß der Treue zum Kaiser und der Liebe zum Vaterlande." (Minutenlanger tosender Beifall.) — Hierauf ging seitens deS Kaisers gleichfall- auf telegraphischem Wege der nachstehende Dank ein: „DaS Gelöbniß treuer opfer williger Mitarbeit bestärkt mich in der Zuversicht, daß, wenn eS die Sicherheit deS Reiche- gilt, da- deutsche Volk über die Meinungsverschiedenheiten des Tage hinweg zusammenstehen wird in dem festen Entschlusse, zu erhalten, was wir in großer Zeit unter thätiger Mitwirkung Eurer königlichen Hoheit errungen haben." Seitens der reaktiorären Presse ist bekanntlich an läßlich der Ablehnung der Militärvorlage durch den Reichstag der Vorschlag gemacht worden, das allgemeine Wahlrecht einzuschränken. Wie nun von zuverlässiger Seile verlautet, hat jüngst der Kaiser Gelegenheit ge nommen, sich sehr energisch gegen eine derartige Maaß- nahme ouSzusprechen. Der osficielle „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Erklärung, daß die verbündeten Regierungen an den dem vorigen Reichstage gemachten Vorschlägen betreffs Deckung der Kosten für die Militärvorlage nicht starr ftsthalten würden. Diese Vorschiäge liefen bekanntlich auf eine Erhöhung der Bier-, Branntwein- und Börsen steuer hinaus. Es glht nun aus den damaligen Reichs. tagSverhandlungen hervor, daß sich am leichtesten über eine höhere Belastung der Börse eine Verständigung zwischen den Regierungen und der Volksverttttung werde erzielen lassen, währerd die Verdoppelung der Brausteuer und die vorgeschlagene Form der Brannt weinsteuer Erhöhung auf eine starke Abneigung bei den verschiedenen Parteien stieß. Auch jetzt während der Wohlbewegung wird selbst von Anhängern der Militär- nform betont, daß, wenn die Militärvorlage durchgehe, die breiten Bevölkerungsschichten bei der Ausbringung der Kosten möglichst zu schonen seren. In den Kreisen j der Reichsregierung wird düse Ausfossung vollkommen > getheilt und es werden Mittel und Wege ausfindig zu machen sein, um jenen Grundsatz auch thatsächtrch durch« I zuführen. Der „Reichsanzeiger" hat bereits angedeutet, daß mittlerweile die auf eine höhere Besteuerung der ! eigentlichen Luxusgegenstände abz elenden Pläne an . maaßgebender Stelle als eirigermaaßen aussichtsvoll , befunden worden sind. Auf jeden Fall wird man auf die anfänglich projektirte Verdoppelung der Brau steuer nicht wieder zurückkommen. Ter Frhr. v. Huene, welcher bekanntlich aus der Centrums-Fraktion ausgetreten ist, motiviit in einem offenen Schreiben diesen seinen Schritt solgendermaaßen: