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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts md des Raths der Stadt Leipzig. M 236. Sonnabend den 24. August. 1861. Tagesbefehl an die Communalgarde zu Leipzig den SS. August L8«R. Die nach §. 24 des revidirten Regulativs für die Communalgarden Sachsens vom 14. Mai >851 vorgeschriebene alljährliche Revue der Communalgarde findet nächste Mittwoch den S8. August v. statt. Die Mannschaften find zu beordern, sich an diesem Tage Nachmittags Punet 4 Uhr ohne vorheriges Dienstsignal in parademäßiger Dienstkleidung und bei gutem Wetter in weißen Beinkleidern auf ihren resp. Sammelplätzen einzufinden. Im Fall die Revue an diesem Tage unterbleiben müßte, wird das Signal „Los" gegeben werden. Das Commando der Communalgarde. . von Zenker, Vice - Commandant. Verhandlungen der Stadtverordneten I begreiflicher Weis- nicht s° w-k gehen. ^ n I daß er iedeS Interesse am Gemeinwohl oder gar tue Liebe zu ^ am /l. Lluguu I seinem Vaterlande gewaltsam unterdrücken und allen patriotischen (Auf Grund des Protokolls bearbeitet und veröffentlicht.) I Gefühlen gänzlich fremd bleiben müßte. Der Beitritt zum Na- Rach Eröffnung der Sitzung theilte Vorsteher Joseph mit, I tionalverein sei nun sicher nichts, als der zur Zeit sogar noch daß Seiten unserer Stadt eine Glückwünschungs-Adresse zum I ziemlich passive Ausdruck eines gewissen Patriotismus; es habe 1000jährigen Jubiläum der Stadt Braunschweig an letztere ge-1 ihn deshalb auch die sorglichste Rücksicht nicht abhalten können, sandt worden, auch eine Deputation, bestehend aus den Herren I diesem Vereine beizutreten, und er bekenne auch jetzt noch offen, Stadtrath Härtel und St.-V. Wengler, dahin abgegangen sei. I daß, wäre er nicht bereits seit langer Zeit Mitglied, er es jeden Er brachte sodann die vom Rath übersendete Verordnung der 1 Augenblick zu werden für Recht und Pflicht halten würde. — Königlichen Kreisdirection in Betreff der Nicktbestätigung der Wahl I Schmerzlich müsse es ihn daher freilich berühren, daß er in einer deS Herrn St.-V. vr. Klotar Müller zum Stadtrath auf Zeit I Provinz Deutschlands zu leben bestimmt sei, in der es für be- zum Vortrage. Die Verordnung lautet: I denklich erachtet werde, Liebe für das gemeinsame Vaterland zu ^Die Königliche Kreisdirection muß Anstand nehmen, die von I hegen und zu äußern, und wo Jndifferentismus und Partckula- dem Stadtrath zu Leipzig unterm 17/19. dieses Monats angezeigte I rismus für bequemer gehalten zu werden scheint, als Patriotis- Wahl des vr. meä. Klotar Müller zum Rcuhsmitgliede auf Aeitlmus und Offenheit. — Eben so sei es für ihn gewiß sehr unan- zu bestätigen, da der Genannte, seiner eigenen an Amtsstelle ab-1 genehm und bedauerlich, daß das Collegium der Stadtverordneten gegebenen Erklärung zufolge, dem sogenannten deutschen National-1 wiederum sein Wahlrecht bei der Ergänzung deS Stadtrathes ein- Verein als Mitglied angehört." - I büße und dies gerade in einer Zeit, wo dieser Verlust von beson- „Es hat daher nunmehr nach Maßgabe §. 209 der Allgemeinen I derer Bedeutung erscheinen müsse. Stäbteordnung der Stadtratb selbst die zu Wiederbesetzung der I Auf der anderen Seite müsse ihn aber seine Nichtbestätigung offenen Stelle erforderliche dritte Wahl vorzunehmen und wie I in einem hohen Grade Befriedigung und Freude gewahren. Be- solches geschehen, anher anzuzeigen; im Uebrigen ist den Stadt verordneten von obiger Entschließung Nachricht zu geben." Leipzig, den 31. Juli 1861. Königliche KreiS-Direction. (gez.) Stimme!. friedigen müsse ihn dieselbe, weil er unter den obwaltenden Um ständen und nach den Vorgängen des letzten JahreS diesen Aus gang als den unbedingt ehrenvollsten für ihn erkennen müsse; es würde ihn tief sänken, fchr weniger patriotisch und ehrenhaft gelten zu sollen als jene MLttner) welche seit Jahr und Tag eine v. Kirchbach. I gleiche Nichtbestätigung getroffen habe, und die seine Gesinnungs- Herr Vr. Müller erbat sich das Wort und bemerkte: I genossen und zum Lheil sogar seine persönlichen Freunde zu nen- Da er in der Sitzung, in welcher seine Wahl zum Stadtrath I nen er sich zur Ehre schätze. — Geradezu aber zur Freude müsse auf Zeit erfolgt, nicht anwesend gewesen, so habe es ihm bisher I ihm seine Nichtbestätigung gereichen, wenn er bedenke, daß ihm an Gelegenheit gefehlt, dem Collegium gegenüber sich über diese I durch dieselbe gestattet sei, hier noch länger in diesem Collegium Angelegenheit zu äußern. Jetzt nun, nachdem dieselbe ihren Ab-1 zu bleiben, dem anzugehören er erst seit Kurzem die Ehre habe, schluß gefunden habe, scheine cs ihm eine dringende Pflicht, dies I so daß es ihm schmerzlich gewesen wäre, sobald wieder auszuschei- in wenig Worten zu thun. > ' Iden/ Es solle nun auch ferner sein eifriges Bestreben sein, nach Die Königl. Kreisdirection habe die Nichtbestätigung verfügt. I Kräften Gutes zu wirken und so durch die Thal zu beweisen, daß Sie habe dabei wenigstens die Rücksicht genommen , diese Maß-1 die Liebe für unser großes Vaterland kein Hmderniß sei, für die regel durch feine Mitgliedschaft im „sogenannten" deutschen Na-1 Vaterstadt im Kleinen nützlich zu sein. Zugleich hoffe er dadurch tionalverein zu motiviren. Dies sei immerhin anzuerkennen; denn I am besten das Vertrauen zu vergelten, das durch eine fast ein- sie hätte eben so das Recht gehabt, kurzweg seine Nichtbestätigung I stimmige Wahl ihm erwiesen worden sei. zu bestimmen ohne Anführung irgend eines Grundes, und dadurch wenigstens bei Denen, die H.rr Dicevorsteher Rose fügte hinzu, er sei entschieden gegen ihn nicht kennen, möglicher Weise den I Einwendung eines Rechtsmittels wegen der Nichtbestätigung. Ein Verdacht zu erregen, als sei er 4ine anrüchige Persönlichkeit, IstttcheS lasse nach Lage der Sache nicht den geringsten Erfolg er- gegen welche die Polizei- oder Criminal - Acten Ehrenrühriges er-1 warten. Wohl aber könne man die Frage aufwerfen, ob auf em geben hätten. ' ' I jetzt wieder eingeschlagenen Wege das Wahlrecht nicht ganz illuse- WaS nun aber diese Nichtbestätigung selbst anlangt, so sei Irisch werde und man sich bei der Ansicht der Königlichen Kreis- dieselbe geeignet, in ihm sehr verschiedene, ja geradezu entgegen-1 direction künftig nicht lieber accommodiren sollt. Das verneine er gesetzte Gefühle hervorzurufen, deS Unwillen- und deS Schmerzes I aber. Man müsse seiner Ueberzeugung treu bleiben; er wenigstens auf der einen, der Befriedigung und der Freude auf der anderen Sette. I werde sich davon nicht abbvingen lassin. Die Ideen des National- Er habe es von jeher mit seiner Thätigkeit als praktischer l Vereins hätten nicht allein in weiten Kreisen der Gebildeten, sie Arzt für unvereinbar gehalten, irgendwie eine politische Rolle zu 1 hätten auch im Volke so tiefe Wurzeln geschlagen, daß nickt bloS spielen; demnach habe er stet- möglichst vermieden, sich bei De, I die, welche sich offen al- Mitglieder des Vereins bekennen, sondern »onstrationen zu betheiliaen oder sonst öffentlich aufzutreten, und I der weitaus größte Theil de- Volks zu -essen Freunden und zu er werde auch in Zukunft diesem Grundsätze treu bleiben. Diese I den Bekennern seiner Prinzipien zu zählen sei. Diese Ideen