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VikdmfferMeM Fernsprecher Wilsdruff 6 Wochenblaik fÜk Wils^Mss UNd ^MgLHMd Postscheckkonto Bre-den 2640 Dirses Blatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, de« Amtsgericht« zu Wilsdruff, de» Stadtrat« zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nosies. W«l«g«r m» «»«hu» Asch,»»e i» Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: He««««» Lässig, für de« Inseratenteil: Aritznr Zschnntze, »eide in SStlsdrnG. Re. 215 Donnerstag den 14. September 1922. 81. Jahrgang Amtlicher L'eil. Auf Blatt 14 des hiesigen Genoffenschaftsregisters, die Laudwirtschaftsbauk Wilsdruff, e. G. m. b. H. betreffend, ift heute eingetragen worden, daß bas Statut durch Beschluß vom 13. August 1922 wie folgt abgeändert worden ist: Der Geschäfts anteil ist auf 1000 Mark und die Haftsumme für jeden Geschäftsanteil auf 5000 Mark festgesetzt worden. Amtsgericht Wilsdruff, am 1>. Sevtember 1922. 171» Donnerstag den 14. September 1922, abends 6 Uhr öffentl. Sitzung der Stadtverordneten. Wilsdruff, am 13. September 1922. Der Stadtverordnetenvorsteher. Die Sparkassenbücher Nr. 59690 lautend auf Bruno Voigt in Meißen, Nr. 58053 lautend auf Ida Triems in Cossebaude, Nr. 33444 laut. a. Otto Rich. Brendel in Grumbach sind abhanden gekommen. Die etwaigen Inhaber der Bücher w rden hiermit auf« geforderr, ihr? Ansprüche darauf binnen 3 Monaten hier geltend zu machen, andernfalls die Bücher als für ungülng erklärt gelten. Wilsdruff, am 11. September 1922. 472» Der Stadtrat. Nir Mk» WM, WM b» M-Map 10 Ift MfMfti. Meine Zeitung für eilige Leser. * Die Verhandlungen über die deutschen Schatzwechsel sollen vor der Entscheidung der Reparationstommission in Paris zwischen deutschen und belgischen Vertretern nochmals ausge nommen werden. * Reichskanzler Dr. Wirth betonte in einer Unterredung über die Neparationsfrage die Notwendigkeit einer schleunigen Regelung. * Das Reichsernahrungsministcrlum hat eine Verordnung über die Einschränkung des Verbrauchs von Zucker, Gerste und Obst erlassen. * Lloyd George will in der nächsten Woche vor dem Völker bund in Genf über das Reparationsproblem sprechen. * In Bismarckhütte bei Kattowitz kam es zu blutigen Zu sammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei. * Der Konflikt zwischen Türken und Engländern wegen der Freigabe der neutralisierten Dardanellen an die Kemalisten bat sich verschärft. Die Türken befinden sich im Anmarsch auf die Meerengen. Genfer Kurzweit. Während die Türken im nahen Orient ohne die Er laubnis des hohen Völkerbundes ans ihre Weise Politik und Geschichte Mucken, sitzt die erlauchte Völkerbundsver- wmmlung wieder einmal am Genfer See beisammen, um Reden mitanzuhören, vortreffliche Reden, und Kommissio nen niederzusetzen, vortreffliche Kommissionen, und um Beschlüsse zu fassen, die ohne Zweifel noch viel vortreff licher sein werden als alle Beschlüsse, die sie schon in frühe ren Tagungen zustandege'bracht hat. Der Unterschied ist nur der, daß diese Reden und Beschlüsse heute schon längst nicht mehr das Echo in der Welt finden, das ihnen früher gewiß war, daß sie heute vielmehr Mühe genug haben, sich inmitten des allgemeinen Lärmens über die Krisen und die Nöte der Völker überhaupt noch Gehör zu verschaffen. Was soll man auch groß dazu sagen, wenn die Völker- bundsversammlung diesmal einen chilenischen Staats mann zum Vorsitzenden machte, einen Mann, der gewiß besten Willens sein mag, die großen internationalen Welt probleme mit heißem Bemühen zu studieren, der aber doch kaum die Fähigkeit besitzen kann, eine große parlamenta rische Körperschaft von buntester Zusammensetzung mit fruchtbarem Geist zu erfüllen. Was soll man ferner dazu Ingen, wenn diese höchste Verkörperung der Gerechtigkeit und der Selbstbestimmung der Menschen über die flammen den Proteste der Saarländer gegen das Verbleiben eines Mannes in der saarländischen Regierung glatt zur Tages ordnung übergeht, der der ausgesprochene Vertrauens mann eben dieser Bevölkerung in der obersten Verwal- tungsinstang des Landes sein soll. Noch gehört das Saar land staatsrechtlich wenigstens zu Deutschland, also braucht man sich nicht zu genieren. Frankreich befiehlt, und damit ist die Sache auch für den Völkerbund entschieden. Durfte danach der Freistaat Danzig auf eine bessere Behandlung keiner Klagen und Wünsche rechnen? Auch er wird cuf dem Umweg über das Polenreich von Frankreich bedroht, Grund genug, mit seinen spärlichen Rechten so umzu springen, daß die Polonisierung dieser urdeutschen Hansa- stadt immer rascher vorwärtsschreiten kann. Und wenn die deutsche Regierung sich in einer Note an den Völker bund gegen völlig haltlose polnische Beschuldigungen in der Frage der Minderheitsbehandlung in Deutsch-Ober schlesien zur Wehr setzt, so hat sie nicht die mindeste Garan tie dafür, daß diese ihre Verwahrung anderswo endet als in dem Papierkorb dieser ehrwürdigen Versammlung, wo bereits manches Protestschreiben des Deutschen Reiches sang- und klanglos verschwunden ist. Der Völkerbund redet eben nur, wo ihm von den Großen dieser Welt zu reden gestattet wird. Uns Deutschen sollte aber dieses viel sagende Schweigen zum mindesten eine so deutliche Ant wort sein, wie wenn wir ausnahmsweise einmal einer höflichen Ablehnung gewürdigt werden. Und dieses Ver haltens des Völkerbundes wollen wir eingedenk sein, wenn wieder einmal die Zumutung an Deutschland gestellt wird, es soll in aller Form um seine Aufnahme in diese sonder bare Gesellschaft der Nationen petitionieren. Im Augenblick stehen die Abrüstungsfragen auf de» Tagesordnung der Genfer Versammlung. Seitdem in Washington ein Flottenabrüvunasvroaramm Wirklichkeit geworden ist, ohne daß der Völkerbund dazu bemüht wor den war, möchte dieser aus begreiflichen Gründen natür lich auch die Landabrüstungsflage endlich irgendwie aus dem Gebiete rein theoretischer Erörterungen herausführen. Diesmal sind es die Engländer, die mit bestimmten Vor schlägen auf diesem Gebiet nach Genf gekommen sind, Vor schlägen, die natürlich zunächst noch keinem Menschen etwas zuleide tun würden; so der, daß alle Regierungen ersucht werden sollten, ihr Militärbudget einzuschränken und die statistischen Auskünfte über den Stand ihrer Rüstungen möglichst alljährlich zu erneuern; dann soll eine besondere Kommission für statistische Fragen eingesetzt werden, deren Arbeiten den praktischen Bedürfnissen mehr anzupassen wären, als es bisher geschehen ist, und drittens wird eine internationale Konferenz unter Teilnahme der Bereinigten Staaten zur Einschränkung der privaten Massenfabrikation und des Waffenhandels angeregt, ebenso die Einberufrmg einer anderen internationalen Konferenz zwecks Aus dehnung der Washingtoner Marinekonvention auf die bis her an ihr nicht beteiligten Mächte. Man sieht, lauter „Weiße Salbe". Aber auch hier schon ergeben sich zwischen den englischen und französischen Bevollmächtigten kleine Reibungen, die erkennen lassen, mit welcher innerlichen Abneigung die französische Regierung diesen Verhandlun gen gegenübersteht. Nach außen wird natürlich versichert, daß sie durchaus bereit sei, in der Abrüstungsfrage „auf richtig und loyal" mitzuarbeiten, in Wahrheit aber wird ungesäumt mit der Sabotierung schon der ersten Versuche auf diesem Wege begonnen, den Frankreich nicht zu be schreiten offenbar fest entschlossen ist. Auch bei dieser Ge legenheit ließ Herr Poincars den Schrei nach Garantiever trägen ausstoßen, die England und Amerika ihm nicht be willigen wollen, weil sie nicht daran denken können, weit gehende Verpflichtungen zur Befriedigung französischer Re vanchelust einzugehen — und so sehen wir auch hier, im Kreise einer durch keinerlei „Barbarentum" verunzierten Völkerfamilie, wachsendes Mißtrauen untereinander, wo angeblich nur reine Menschen- und Völkerliebe das Szepter führt. Unter solchen Verhältnissen wird das allgemeine Interesse an den Genfer Verhandlungen sehr bald auf den Nullpunkt herabgehen. Wir können nicht finden, daß die Welt damit um ein Wesentliches ärmer werden wird. Lloyd George geht nach Genf? Ein englisches Blatt will wissen, daß Lloyd George sich zm Völkerbundsversammlung nach Genf begeben wird. Er wird sich in der Frage, ob es ratsam sei, das gesamte Repara tionsproblem offen vor der Völkerbundsverfammlung darzulegen, zweifellos von dem Rate Balfours und der anderen britischen Delegierten leiten lassen. „Keine Zeit zu vertieren!" Der Kanzler zur Reparationsfragö. Reichskanzler Dr. Wirth gewährte mehreren aus ländischen Pressevertretern eine Unterredung über den Verlauf der Verhandlungen mit Belgien, in der er folgendes bemerkte:' Die deutsche Regierung hat ernstlich versucht, den Beschluß der Reparationskomnnssion über die Barzahlungen dieses Jahres zu einem positiven Ergebnis zu machen. Die autonome Reichsbank bat sich loyal zur Verfügung gestellt und sich bereit erklärt, die Schatzwechsel zu unterschreiben und damit zu garantieren. Sie stellt allerdings die B dingung , daß die Lauffrist über 6 Monate hinaus ver längert werden müßte. Dies war notwendig für ein nach kaufmännischen Gesetzen und nach kaufmännischer Ehre handelndes Bankinstitut, weil die Reichsbank die Summe von 280 Millionen Goldmark nicht innerhalb 6 Monaten einlösen könnte. Ferner war die deutsche Regierung bereit, mit der Industrie und den deutschen Privatbanken in Verhandlungen über eine Sicherheit einzutreten und auch die bereits bestehende Fühlung mit dem Auslande, beson ders mit England, wegen Übernahme eines Teiles der Garantien zu einem positiven Ergebnis zu führen. Die kaufmännische Grundlage für ein Abkommen mtt Belgien im Sinne des Beschlusses der Reparationskom mission war also gegeben, und wenn es nur nach kauf männischen Grundsätzen gegangen wäre, so wäre ein Ab schluß erzielt worden. Wir hätten davon eine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen und politischen Atmosphäre zu erwarten gehabt. Die Mark hätte sich aller Warscheinlichkeit nach gebessert und wäre auf Monate hinaus stabil geworden. Deutsch land hätte sich für den schweren Winter einrichten können, und mit aller Ruhe hätte man di? Vorbereitungen für diegroße Neparationskonferenz treffen können, von der die Ruhe Europas abhängt. Leider ist dies alles in Frage gestellt worden, weil die bel gische Regierung an dem Schema des Beschlusses der Re parationskommission festhielt, der von sechsmonatigen Schatzwechseln spricht. Die Reparationskommission hat es auch jetzt noch in der Hand, das belgische Bedenken zu be seitigen, indem sie in eine Verlängerung der Lauffristen einwilligt. Dies wäre die einfachste Lösung der Lage. Aber man darf keine Zeit verlieren, denn in dem Zustand, in dem sich Deutschland befindet, bedeutet jeder Tag eine Verschlechterung der Finanzlage und dn- rnit eine Verminderung der Reparationskraft. Ich hoffe, daß die Wirkung der unentschiedenen Ver handlungen mit Belgien auf den Stand der Mark nicht allzu groß und nicht ruckartig sein wird, und daß es ge lingt, rasch zu einer Klärung der Situation zu kommen. Die deutsche Regierung ist zu jeder Regelung bereit, die sie nach gewissenhafter Prüfung vor dem deutschen Volke vertreten kann. Aber sie müßte es ablehnen, Verpflich tungen auf sich zu nehmen, von denen sie überzeugt ist, daß sie nicht geleistet werden können und daß sie auch gar nicht der Förderung des Hauptzieles dienen, näm lich der endgültigen Lösung der Reparationsfrage und da mit der endlichen Beruhigung Europas und der Welt. * Fortsetzung der Verhandlungen in Paris? Nach zuverlässigen Meldungen erwartet man, daß ebenso wie die deutsche, auch die belgische Regierung die Garanticverhandlungen noch nicht als endgültig abge brochen ansieht, und daß die Verhandlungen in Paris fort gesetzt werden. Die Staatssekretäre Schröder und Berg mann sind bereits dort und Delacroix und Bemelmans be geben sich ebenfalls an den Tagungsort der Reparations kommission, die um ihre Entscheidung wahrscheinlich erst befragt wird, wenn nochmals eine Rückfrage in Berlin stattgefunden hat. Die Frage der Hinterlegung von Gold depots ist noch ganz in der Schwebe, und besonders in London betont man, daß die Rückkehr der belgischen Dele gierten aus Berlin nichteinenendgültig e n Bruch bedeute. Die Hoffnung auf eine Regelung sei auf keinen Fall aufgegeben. Ein Vorschlag gehe dahin, diese Frag» dem Völkerbund zu überweisen. Llm die Dardanellen. Türkischer Sieges Wille. Die Türken stellen sich auf Grund ihrer militärischen Erfolge jetzt auf den Standpunkt, die einzige Hoffnung für den Frieden im Orient sei, daß die britische Regierung einer bedingungslosen Rückerstattung Adrianopels an die Türken und der Räu mung Konstantinopels durch die Allier reu zustimme. Wenn die britische Negierung das tue, dann könnte eine Konferenz stattfinden, und die Türken könnten eine Internationalisierung der Meerengen und andere Fragen erörtern, wie z. B. das Verbleiben der Engländer in Basra und anderen Städten Mesopotamiens, wo Eng land Interessen habe. Die Türken erhöben keinen Anspruch auf Mesopotamien. Wenn aber die englische Regierung cs ablehnc, den Anspruch der Türken auf Adrianopel und die türkische Souveränität über Konstantinopel zuzugestehen, dann wür den Türken Mesopotamien überrennen und alles tun, was in ihrer Macht stände, um den b rit is ch e n Interessen entgegcnzuarbeiten und die britische Herr schaft im Osten zu behindern. Die einzige Hoffnung Großbritanniens beruhe nur darauf, daß es die Türkei zu seinem Freunde mache. Die Türkei strecke England die Hand hin, es sei Englands Sache, sie zu ergreifen. Die Engländer denken jedoch gar nicht daran, die türkischen Wünsche zu bewilligen, und so