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«. siahrgans. Sonnabend, 28. siamiar iszz R Gegrünöet 1896 Dk«ri<m?AiM! «achiUIftn, Lr-sde« tz-rn Vkk<l,«r-L»mm«lnummkr: »»»11 «m Mr «ochlgelpMckie: »k. »0011 SchrMI-ftung u. e>-upIgr«chi>ft»lIrNe! Lrelden - U. 1, MaUrngiab« »»/»» Bni« u. Bnla«,! ««pich » Neichmdt, Lrr-oen. Bosllchkck-ikl-, wo» Ll-sd« M«l,drnck nur mft oeuiUQuellenonaai« Ivreldn. Nachr.I luILIft». Unverlangl« Schriftstücke werde» nicht «uMewabrl Seiansgeüststr »ei UlgNch zweimalige, grcheNmig »wnnMch ».»» «1. leinichUeMch 70 Vf,, für BrLgn» u»»n>. durch Pestd-iu« ».»a Ml. einlchlievich 1« BI» Bostgediihr iodne B-steuNellunglgedad'I bei 7 mal »bchentlichem Verland. Einzelnummer Ist BI», auderdalb Sachien» 1b BI» Enzeigenpretl«: Li« «inlpalii,« »0 mm breite Zeile »» BI», Mr aulwir» «a BI», die so mm breite B«Name»etIe »00 Bis-, auberdald r»0 BI» ab», »rilenablchlag lt. Taril, ftamilienan,eigen und SteNengeluche odne Babatl 1» BI», «uderbalb »» BI» oilertengebsthr 30 PI» BuIwLriige «uftrbge gegen «sraulbetablun» Der Reichstag tritt zusammen Ncgimmottrkiiirimg am Sicnslag Berlin, 27. Ian. Im «eltestenrat des Reichstages, der am Freitagnachmittag zusammentra«, wurde von keiner Seite eine weitere Hinausschiebung der nächsten NeichStagSsitzung beantragt. Insolgedclsen ver» zichtete auch der Vertreter der NeichSregicrung. Staatssekretär Planck, aus die Abgabe einer Erklärung. Die nächste Sitzung des Reichstages wird daher, wie vorgesehen, am Dienstag, dem 81. Januar, nachmittags 8 Uhr, ftattsinden. Aus der Tagesordnung steht die Entgegennahme einer Erklärung der NeichSregierung. Nachdem der Reichskanzler gesprochen haben wird, soll nach den Absichten deS AeltestenrateS die DienStagsitzung vertag« werden. Am Mittwochnachmittag um 8 Uhr soll dann die grobe politische Debatte beginnen, sür die «ine Redezeit von drei Stunde« sür iede Fraktion vorgesehen ist. Alle in Frage kommenden politischen Anträge sollen in dieser Aussprache miterledigt werden, insbesondere auch die sozialdemokratische Interpellation wegen des ostallatischeo Sou« slikteS. Ferner sollen die Angelegenheiten mitberaten werden, die vom Sozialpolitischen und HauShaltauS» schütz schon erledigt sind, nämlich die Anträge über eine Weihnachts, und Ninterbeihils«, die Anträge über gänzliche oder teilweise Aushebung der sozialpolitischen und wirtschastSpolitilchen N o 1, Verordnungen «nd die Anträge zur ErploiionSkataftrophe im I G. Farbenwerk Premnitz. Bor brr RegierungSerklärnng sollen am Dienstag ohne Aussprache die füns Verträge mit ausländischen Staaten über die Gegenseitigkeit tu der Sozialversicherung erledigt werden. Baldige Kltirmig der laueren Lage vradtruolckuug uuaorar vorlloor SvdrUUettuv» Berlin, 27. Ian. Neber die politische vag«, die der Be- schlub des AeltestenrateS, am Dienstag den Reichstag zu- saniinenlreten zu lassen, geschossen hat. wird der Reichskanz ler v. Schleicher am Sonnabcndmtltog mit dem Reichs präsidenten v. Hindenburg sprechen. Für 12,15 Uhr mittags «st im Terminkalender Hindenburgs diese Be sprechung. der die grösste politische Bedeutung beizumesicn ist, vorgemerkt. Reichskanzler v. Schleicher wird dem Reichspräsidenten nochmals die Situation, in der er sich be findet, darlegen und wird insbesondere den Reichspräsi denten bitten, «hin die Vollmacht zur Auslösung des Reichstages zu erteilen. Diele Vollmacht hält der Reichskanzler deshalb kür unbedingt notwendig, weil die M i st t r a u c n S a u t r ä g e gegen sein Kabinett mit der Tagesordnung verbunden sind, io datz Itbcr sie obgestimmt werden mutz. Nur wenn der Reichstag den besonderen Entschlust «atzte, über die MitztrauenSanträae zur TaaeSord- nung libcrzugehcn, würde eS nicht zur Abstimmung über diele Voten kommen. Ta aber mit dieser Möglichkeit nicht zu rechnen ist. wird das Kabinelt, bevor der Kanzler sich zum NeichSvräsi- dcnten begibt, zu einer Sitzung zusammentretcn, in der man sich nach allem, was auö Regiernn-Skreilen zu hören ist, dahin einig werden wird, dem NcichSpräsi» denten die Demission des Kabinetts anzu bieten, wenn er dem Kanzler nicht die Vollmacht zur Auslösung erteilt. Diese Auslosungsvollmacht ist kür den Kanzler seht, wo da» Parlament aus ein neues Ausweichen verzichte« hat und wo der Kanzler weniger sein Verhältnis zum Parlament als vielmehr zum Reichspräsidenten klären will, nicht nur eine Prestige-, sondern geradezu eine vebenSsrage gcivorden. Man weist in den politischen Kreisen daraus hin. datz der Reichskanzler, wenn er diele Vollmacht nicht erhalte, mit Notwendigkeit daraus den Schlutz ziehen müsse, datz er eben das Vertrauen des Reichspräsidenten nicht mehr besitze. ES erregte schon grotzeS Aussehen, datz der Staatssekretär der Reichs kanzlei, Dr. Planck, der der Sitzung deS Aeltesten rateS beiwohnte, überhaupt keine Regie rungserklärung abgab. Man führt das daraus zurück, datz eben der Kanzler im Acltcstenrat die Auslösung nicht ankündigen konnte. Zudem hatten die vorherigen Fühlungnahmen Dr. Planck» mit den Parteien ergeben, datz auch diese kein Interesse an einer weiteren Hinauszögerung hatten. Die Nationalsozialisten brachten, wie wir gestern schon ankttndigcn konnten, keine«« Antrag ein. den Reichstag so lange zu vertagen, bis der Etat vorlicge. Dies unter blieb aus direkte Anweisung des ParteHübrerS Ndols Hitler, der der Meinung ist, datz er und seine Partei Neuwahlen nicht zu scheuen und infolgedessen auch der Negierung in keiner Weise auözuwcichcn brauchten. Beksihlktbltkle AusMtcn sür EMM« Entgegen der politischen Hochspannung, die noch vor acht Tagen vor der Entscheidung des AeltcstcnratS herrschte, nahm man heute den Vclchlutz auf Zusammentritt deS Plenums ruhig, säst gelassen aus DaS «var daraus zuritck- -uführen, datz man Inzwischen allseitig erkannt hatte, datz der Schlüssel zur völnng der Krise einzig und allein beim Reichspräsidenten v. Hindenburg liegt. Ganz unverkennbar hatte SinbenbnrgS Vertraue« z« Schleicher i« der letzte« Zeit erhebliche Etubutze« erlitte«. Der scharfen Kampkankttudigung beSVandbunbeS folgte bi: nicht minder schärte Ablage der Deut sch natio nalen nachdem schon unmittelbar nach der Bildung der Regierung die NSDAP, ihre schärfste Oppo sition ausgesprochen hatte. Dazu gesellte sich noch die Opposition der vinkSparteten, so datz der Reichskanzler v Schleicher im wesentlichen auf das Wohl- wollen der linkSeinae st eilten Zentrumskreise, insbesondere der christlichen Gewerkschaften an gewiesen war, eine Gefolgschaft, die zahlenmätzig sür die Schaffung einer parlamentarischen 'Baus niemals in Frage kommen kann. Eine weitere Erschütterung ersuhr die Sicklung deS Kabinett» Schleicher, als nach der Aeltesten- raisühung vom Freitag der vergangenen Woche die Be mühungen um die Bildung einer Reglern«« aus der Balls der Harzvurger Front rinsetzten. Wenn diese Bemühungen, die gegenwärtig noch im Gange sind, zu einem erfolgreichen Abschlutz sühren, woran man in unterrichteten Kreisen nicht zweifelt, so er gibt üch rein parlainentarilch gesehen au» NSDAP-, DNVP «nd den Stimmen der anderen kleinen Rechtsgruppen schon eine Mesolaschast von 279 Stimmen, der zur Mehrheit nur wenige Stimmen kehlen und die mit Unterstützung de» Zentrum», von dem man in parlamentarischen Kreisen ml» einem Witzwort behauptet eS pflege mit den stärkeren Bataillonen zu marschieren, eine zuverlässige Ball» abgeben kann. Dazu würden dann noch die austerparlamen- tartschen Kräfte, wie der Stahlhelm, treten. Zunächst sind allerdings die Berhaudlunge« »wische« de« Parteien der ehemaligen Harzburgcr Front «och zu keinem Abschluß gekommen. Die auch heute wieder stark verbreiteten Gerüchte, baß der Reichspräsident, weil er gegei« die Person Hitler» Bedenken habe, den früheren Reichskanzler v. Papen erneut mit dem Kanzleramt zu betrauen gedenke, ent behren zunächst noch der Grundlage. In allen bisherigen Besprechungen hat Adolf Hitler, der Freitag nachmittag wieder l« verlt» «intras. keinen Zweifel darüber auskommen lassen, datz er nicht nur für die NSDAP., sondern sür seine Person die Führung beanspruche. Dieser Anspruch ist, wie man hört, von feiten der Deutschnationalen an erkannt worden. Der an den Besprechungen allerdings nur indirekt beteiligte srühere Reichskanzler v. Papen soll inzwischen einige Male beim Reichspräsidenten von Hindenburg vorgesprochen und darauf hingewiesen haben, datz die Bedenken Hindenburgs hinfällig seien. Aehnliche Erklärungen soll dem Reichspräsidenten gegen über auch der deutschnationale Parteiführer Hugenberg abgegeben haben. Eine erste Entscheidung wird bestimmt l« der U«ter» redung »wische« dem Reichspräsident«« ««d de« Reich», kanzler bereits lalle«. Erhält nämlich Herr von Schleicher die erbetene Auf- lölungSvollmacht nicht, so ist sein Rücktritt als ziemlich sicher anzuschen. Trotzdem wollen, wie eS heitzt, die NeichS?» tagSparteien auch im Falle eine» Regierungswechsel» an dem Zusammentrittde» Reichstage» am näm- sten Dienstag sesthalten. Möglich wäre allerdings auch, datz der Reichspräsident dem Kanzler anrät, erst einmal den Ablauf der ParlamentSdcbatte abzuwarten. Aus «in solches Anraten bürste aber, wie man in ReglerungSkreisen hort, der Reichskanzler nicht «lngehen wollen. Zwischen zwei Aünsjahresplänen Jeden Tag neu aus Nutzland herttbcrkommende Nach richten »eigen, datz dort wieder eine Wendung in der Ent wicklung des bolschewistischen ErperuncntS in Vorbereitung ist. Umstellung der Lebensmittelversorgung, Währungs- matznahmen, Gencralsäuberung der Partei, Austreibung der unerwünschten Elemente ans den Städten, Todesurteile gegen Saboteure der Gctreideausbringung, feierliche „Er« ösfnung" deS zweiten FünsiahrcsplanS, Industrielle „Sieges, feiern*, wirtschaftliche ElcndSberichte und amtliche Fest stellungen über die glänzende autzenpolitilche Lage der Somsetunion — so geht der Strom der Meldungen, schein bar ohne inneren Zusammenhang, wirr durcheinander. Der Beobachter, der nicht die Einzclercigniüe, sondern die grossen Zusammenhänge sicht, vermag trotzdem eine Gesetzmätzigkcit in diele«« Vorgängen zu entdecken. In sünszehniähriger Beobachtung hat man sa gesehen, datz auch der Bolschewis mus nicht nach einem selten Programm von Stufe zu Stufe sortichrcitet. sondern ebenso wie die kapitalistische Welt, nur aus andere Weise, dem Auf und Nieder der Entwicklung, gewissen Krisen und Rückschlägen ausgesetzt ist. Vier grund verschiedene Epochen kann man auS der Rückschau schon übersehen. Aus den KricgSkommuniSmuS, der die bol- lchemistilche Herrschaft mit Feuer und Schwert befestigte, folgte noch zu LcninS Lebzeiten die Umstellung aus den „Ncp". die neue ökonomische Politik, die voin kommunisti schen Suktcm zum kapitalistischen eine Brücke schlagen zu wollen schien. Die wirtschaftliche Periode mit ihren fried lichen Tendenzen wurde aber wieder abgelöst durch eine polt« tisch-kämpferische, die hauptsächlich durch den Kampf Stalin» gegen die Partrivpposition gekennzeichnet «var und mit der Niederlage der Trotzkisten endete. Dann kam der Rück schlag des Pendels zu neuer, wirtschaltlich ausbauender Tätigkeit Im FünssahrcSplan, der aus dem agrarischen Unterbau des NielenreicheS eine leistungsfähige Schwer industrie errichten sollte. Am Ende dieses Abschnittes nimmt es nicht wunder, wenn man auS allen Anzeichen sieht, datz wieder die Zeil des politischen Kampfes, des Angriffes und der Vernichtung heranfzieht. Offiziell heitzt zwar die neue Epoche „Zweiter FünssahrcSplan". aber man lucht in den amtlichen russischen Verlautbarungen vergeblich nach einer näheren Kennzeichnung der neuen Planungen, wie Ne noch vor Jahren ausdringlich in alle Welt hinanSgelchrien wur den. Dafür machen es die Taten der kommunistischen Dik tatoren Irden Tag deutlicher, das« ihre Energie wieder vom wirtschaftlichen auf da» Innerpolltische Gebiet umgcschlagen ist, wenn sür diese Schwenkung auch wirtschastliche Er wägungen matzgebcnd gewesen sein mögen, nämlich die Sorge um die Erhaltung und Verteidigung der Errungen schaften ans dem ersten FttnssahreSplon. Wie steht eS nun eigentlich mit diesen Errungenschaften? DaS Ist die Frage, die die Umwohner der Sowietunion am meisten interessiert. Stalin hat seinem Werk in seinem Nechcnschastsbericht ein grotzeS Loblied gesungen, aber antzerhalb Nutzlands ist man nicht wie in dem grotzen Zuchthaus verpflichtet, sedcS Wort des roten Zaren zu glauben. Immerhin, der Augenschein überzeugt, datz auf dein Gebiete der Schwer, und der Elektroindustrie eine Reihe von hochwertigen und modernen ErzengungSanlagen geschossen worden sind. Welchen Anteil an diesen technischen Leistungen die Nullen und die Ausländer hatten, mag da hingestellt bleiben Jedenfalls war der Vorgang so. datz die Somsetmachthaber anderen lebenswichtigen Wirtschafts zentren des Landes Milliarden gewaltsam entzogen, datz sie vor allem den Nährstand dabei verkommen liehen und das aus dem Schwelst und Blut eines 15ü-Millionen-Volkcs erpresste Kapital den Technikern der ganzen Welt zur Ver fügung stellten, damit Ne den Dneprostroi, den KnSnczkstros, den Magnttostros und viele andere Grostbctricbe erstellten. Ob diese kostspieligen Merke unter den besonderen russischen Verhältnissen wirtschaftlich, das heisst rentabel, arbeiten und eine McttbewerbSdrohung für die kapitalistischen Länder darstellen können, die mit ihrer Arbeit, Intelligenz und Kreditgewährung zum Bau beigetragen haben, das kann erst die Zukunft lehren. Für Nustland stellt sich die Ver änderung so dar. dost sich das Verhältnis der Schwerindustrie zur VerbranchSIndustrie in den letzten süns Jahren von l»8,ö:4üH aus 08,2 :81H verschoben hat. Diese Entwicklung hat zwei Seiten, eine vorteilhafte und eine schädliche. Nach austen und «vehrpolttisch befestigt Ne die Stellung des ständig in den Aengsten eines kapitalistischen Interventions krieges schwebenden Rätebundes. Er sieht leine Wehrfähig keit aus das Höchsimatz gesteigert, weil eS ans dieser Grund lage nach Stalins Worten möglich ist, die Massenherstellung aller modernsten Waffen im Lande und aus eigenen Mitteln zu ermöglichen. DaS war wohl auch der Hauptzweck des ersten FünssahreSplancS. Dagegen ist der andere, nach austen hin zur Schon getragene, nämlich die Bellerung der russischen Lebenshaltung, mitzlungcn. Die Leiden der Be völkerung sind nicht geringer, sondern bis zur Unerträglich keit gesteigert worden. Und alle ml« Zahlen und Tabellen oufgestelltrn Berechnungen, dost mit der Erfüllung der vor- geschriebenen technischen Leistungen eine entsprechende Er leichterung sür die arbeitenden Massen etntreten müsse.