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,Welßerl--Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich V4 Pfg., einmonatlich 42 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzcile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsökatt für die Königliche Kmtshaupünannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Nedacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtfettigem „Jllustrirten UnterhaltnngSblatt". Mit laud- und haarwirthfchastltcher MaaatUeUage. Nt. 33. Sonnabend, dm 19. März 1898. 64. Jahr-anß. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der landwirthschaftliche Kreis verein im Vogtlands ist bei dem Landtage um eine Verlängerung der Sommer- und Michaelisserien ein gekommen, so daß beide zusammen 5 Wochen dauern sollten. Das Ministerium hat aber ein Bedttrfniß für eine allgemeine Verlängerung nicht zugestanden, sich aber gern bereit erklärt, für solche Gemeinden, die im Interesse ihrer landwirthschastlichen Arbeiten darum nachsuchen, die fragliche Ferienverlängerung bis auf Weiteres zu genehmigen, dafern diese Ge meinden zur Deckung deS Ausfalls auf leicht entbehr liche, jetzt schulfreie Tage verzichten wollen. — Sowohl vom Stadtrath, als auch vom Kirchen vorstand ist Herr Karl Lohse, Bruder des verstorbenen Herrn Lohse, zum Schulhausmann und Kirchner ge wählt worden. Dresden. In der Sitzung der Ersten Kammer am 17. März stand der Etat des Departements des Kultus und öffentlichen Unterrichts für 1898/99 zur Berathung und wurden die einzelnen Kapitel allent halben in der von der Zweiten Kammer angenommenen Fassung bewilligt. — Die Zweite Kammer beschloß sich mit dem durch das kgl. Dekret Nr. 4 gegebenen Berichte über die Verwaltung und Vermehrung der kgl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in den Jahren 1894/95 Mr befriedigt zu erklären. (Berichterstatter Herr Abg. vr. Schober.) Dabei befürwoit te Herr Sekretär Rüder die Verlegung der Porzellansammlung nach Meißen, wozu Herr Staatsminister v. Watzdorf Namens der Regierung Stellung nahm. — Zu den Petitionen von Georg Max Ebert in Borsdorf um Vorlegung von Gesetzentwürfen, die Errichtung von Wolks- und Schulbädern auf Gemeindekosten sowie die Untersuchung des TrinkwafferS in allen Wohn orten betreffend, sprachen außer dem Berichterstatter Herrn Abg. Crüwell die Herren Abgg. Goldstein, Hartwig, Grünberg, Sekretäre Ahnert und Rüder, Dr. Schill, Köhert, Fräßdorf und Rubclt. Ein An trag des Herrn Abg. Goldstein, die erstere Petition der Königl. Staatsregierung zur B.rückstchtigung zu überweisen, wurde nicht ausreichend unterstützt; die Kammer beschloß gegen 8 bez. 7 Stimmen, beide Petitionen auf sich beruhen zu lasten. Auch die Pe tition deS Inhabers einer Fahrlehranstalt Theodor Münert in Blasewitz um Gewährung einer jährlichen Staatsbeihilfe zum Betriebe seiner Anstalt ließ man auf sich beruhen. Betreffs der Titel 50 und 52 des ^außerordentlichen Staatshaushaltsetais für 1898/99, den Bahnhof Großschönau und die Haltestelle Fleißen betreffend, trat die Kammer in Abweichung von ihren früher gefaßten Beschsüffen dem Votum der Ersten Kammer bei und bewilligte beide Titel nach der Vor lage; die dazu eingegangene Petition des Gemeinde- vvstands Leicht in Brambach und Genoffen wurde auf sich beruhen gelosten. — Die Etsenbahnvorlage, welche über das -Schicksal der so ungemein zahlreich eingegangenen Petitionen um Anlegung von neuen Eisenbahnlinien die Entscheidung bringt, wird in etwa 14 Tagen er scheinen, da die Prüfung der vielen Einzelpettttonen viel Zeit in Anspruch nahm. Da mit der Zahlung der letzten Rate für die Dresdener Bahnhossneubauten ein Hemmniß für die Anlegung weiterer Linien im Lande beseitigt ist, werden voraussichtlich nach den Anträgen der Deputation eine größere Anzahl Projekte der Provinz der Kgl. Etoatsregierung zur Kenntntß- nahme, bezügl. Erwägung überwie en werden. — Jeder Abgeordnete der beiden Ständekammern ist einmal während der Landtagsperiode offiziell Gast des Königs. Die Abgeordneten werden in Gruppen von je 7—10 Mann zu den Montags und Freitags anberaumten Königlichen Tafeln mit Einladungen be ehrt. Außerdem sind dieselben zur Zeit der Hofbälle und der sonstigen größeren Festlichkeiten stets hinzu gezogen. — Von den gegenwärtig im Landtage sitzenden acht sozialdemokratischen Landtagsabgeorvneten scheiden im nächsten Jahre aus die Abgeordneten Goldstein- Zwickau, Grünberg-Hartha, Gruner-Mickten, Horn- Niederhaßlau. Die Wahlperiode der Abgeordneten, Fräßdorf-Dresden, Hofmann-Chemnitz, Seifert-Zwickau und Stolle-Meerane erreicht 1901 ihr Ende. — Die erste der größeren offiziellen Tafeln bei dem Doppeljubiläum des Königs wird den Mit gliedern der beiden Ständekammern gegeben und zwar am Nachmittag des 20. April im Banketsaale des Kgl. Ntsidenzschloffes. — Die Umwandlung der Eisenbahnanlage in der Neustadt wird rüstig gefördert. Zunächst er folgt dis Erbauung eines Jnterimsbahnhofs für dis schlesische Linie. Behufs Einlegung der JntsrimS- geleise mußte der Straßenkörper der Maschinenhaus und Antonstraße tiefer gelegt werden und durch Ein bau von Schleusen, Einlegung von Rohren und Kabeln manche Wandlung durchwachen. Die neuan gelegte Hainstraße, welche vom Kaiser Wilhelm Platz direkt nach dem Bahnhose führt, geht mehr und mehr ihrer Vollendung entgegen. Auch an der Herstellung des Bahnkörpers an der Leipziger Linie, welche später hinter der Lößnitzstraßs abzweigt, den Bischossplatz, die Großenhainer Straße schneidet und in der Nähe des jetzigen Maschinenhauses die alte Richtung ein schlägt, wird hier und da, so auf dem Areale des bis- herigen Mineralöllagcrhofes und anderwärts an Damm schüttungen gearbeitet. Nicht minder sucht man das Verbindungsglied zwischen den Altstädter und Neu städter Bahnhöfen, die Eisenbahnelbbrücke, zu fördern. Schon sind die Rüstungen zur ersten linksusrigen Stromüberspannung gezimmert und die Rundhölzer zum Bau des zweiten rechtsufrigen Joches mittels Dampsramme in das Bett ei-igesügt, sodaß in einiger Zeit nur noch das eine breite Joch auf Altstädter Seite der Schifffahrt freie Bahn gewähren wird. Inzwischen wird der erste Theil der eisernen Spannung vom Steinkörper der Brücke nach dem ersten Strom pfeiler fertiggestellt werden. — Mit der für den 16. April d. I. zu er wartenden Inbetriebnahme des gesummten neuen Hauptbahnhofes in Dresden tritt, wie schon mit- getheilt, eine Trennung in der Abfertigung der dort etnlaufenden Züge dergestalt ein, daß die Fernzüge und Vorortzüge der Linie Görlitz-Arnsdorf-Dresden und Reichenbach i. V. - Chemnitz-Freiberg-Tharandt- Dresden nicht mehr auf den Hochgleisen, sondern in der Tiefaniage (Miltelhalle) ein- und aussahren. Nach den jetzigen Dispositionen wird das der nördlichen Hochanlag« zunächstg-legene Ticfgleis (erster Seiten bahnsteig, Wienerstraßenscite) von den von Arnsdorf kommenden und dahin abgehenden Vorortzügen be fahren. Das neben diesem liegende zweite Gleis mit Jnselbahnsteig nimmt diejenigen Schnell- und Personen züge (Fernzüge) auf, welche von Reichenbach-Chemnitz kommen und nach Görlitz abgehen. Die in derselben Richtung folgenden weiteren Gleise 3 und 4 mit Insel bahnsteigen sind zur Ausnahme der Tharandter Vor ortzüge bestimmt, und zwar werden aus Gleis 3 die Züge von Tharandt einfahren -und vom Gleise 4 die Züge nach Tharandt absahren. An dem nun folgenden fünften Gleise — ebenfalls mit Jnselbahnsteig — werden die Schnell- und Personenzüge von Görlitz ansahren und die Persoaenzüge nach Chemnitz-Neichen- bach i. V. ausfahren, während das äußerste linke (6. Gleis) zur Ausstellung und Abfertigung der Schnell züge nach Chemnitz Reichenbach i. V.-Hof-München und etwaiger Sonderzüge in Aussicht genommen ist. Auf den Hochanlagen werden demnach künftig nur noch die Schnellzüge und Personenfernzüge dec Linien Leipzig-Riesa bezw. Döbeln-Dresden-Bodenbach-Let schen, Berlin-Nöderau und Elsterwerda-Dresden, sowie die Vorortzüge nach und von Pirna und nach und von Meißen abgefertigt. — Bezüglich der ersten Einfahrten der Personen züge in den neuen Personenhauptbahnhos DreSdea- Altstadt am 16. April früh hören wir von unter richteter Stelle, daß in der Richtung von Bodenbach in Frage kommt der Schnellzug Nr. 102 2 Uhr 56 Minuten Vormittags, von Tharandt her Personen zug Nr. 261 5 Uhr 40 Minuten Vormittags und von Dresden-Neustadt Schnellzug Nr. 224 aus Görlitz 4 Uhr 2 Minuten Vormittags. — Das leidige Sekten wesen macht sich in Sachseit immer wieder gellend. Als ob es mit den bereits vorhandenen religiösen Sekten, Gruppen und Grüppchen nicht genug sei, hat sich von der aposto lischen Kirche, vielfach auch „heilige Geige" genannt, eine apostolische Kirche neuerer Richtung abgezwetgt, die Anhänger wirbt und Andachten .abhält. Auch st; lehrt, daß die Wiederkunft des Herrn nahe sei und betont die besondere Bedeutung der apoka lyptischen Schriften des Neuen Testaments. Ihre Lehrer (früher spielte ein seitdem nach Thüringen ver zogener Thierarzneischüler eine gewisse Rolle) nennen sich „Apostel". — Von Sonntag, den 20. März ab, wird im Zoologischen Garten zu Dresden täglich ote rühmlichst bekannte Carl Hagenbeck'sche Thiergrupps, bestehend aus 5 großen nubtschen Löwen, 3 Bengaltigern, 1 Eis bären, 1 Kragenbären und 3 Ulmer Doggen durch Herrn Dresseur Rich. List vorgeführt und zwar Wochen« tags Nachmittags und '/-6 Uhr und Sonntags Vormittags '/-12 und Nachmittags '/«4 und */-6 Uhr. Die Fütterung dieser Thiere geschieht Vormittags 11 Uhr und Sonntags fcüy 8 Uhr. Durch die Zahmheit und Verträglichkeit der Thiere untereinander ist diese größte der Raubthiergruppen bereits in allen Ländern be kannt und werden ca. 16 bis 18 verschiedene Nummern dem Publikum vor Augen geführt. Im Herbste vor. Jahres war bereits eine kleine ähnliche, wenn auch nicht so große Gruppe Raublhiere hier im Garten, jedoch ohne Dressur und imponirt diese durch ihre Zahmheit, welche nicht zu vergleichen ist mit den bis her gezeigten sogenannten wilden Dressuren, wo viel geschossen und gepeitscht wird; die Thiere folgen viel mehr ihrem Herrn aus ten Wink. Cotta-Schusterhaus. Die neue, hier dis Weißeritz überspannende Eisenbrücke erhält jetzt recht ansehn liche ornamentale Ausschmückung. Vier an beiden Seiten der Brücke ausgerichtete Beleuchtungskandelaber, wie auch die anschließenden kunstvollen Hartgußstücke, aus den Eisenwerken der Königin Marienhütte-Zwickau stammend, zeigen reiche Ornamentirnng Symbolisch ist die wilde, unbändige Natur drr Weißeritz dar gestellt. — Der Ausbau der Hamburger Straße schreitet rüstig vorwärts. Wie verlautet, wird auch hier allen böhmischen (czechischen) Arbeitern keine Beschäftigung gewährt. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 16. März der Bergarbeiter Karl Friedrich August Göpfert, geboren am 12. Oktober 1860 zu Nieder» pöbel, in Börnchen wohnhaft, wegen RückfallSdicbstahlS zu 5 Monate» Gesängniß verurtheilt. Freiberg. An der hiss. Jägerkaserne bringt man jetzt eine Neuerung an, zu deren Einführung jedenfalls dec Zwickauer Kasernenbrand die Vel anlassung gegeben hat. Zu beiden Seilen des äußeren Mittel baues und an der nach dem Kasernenhofe zu gelegenen Seite der Schlassäle für die einzelnen Kompagnien werden nämlich bis an die Fenster des zweiten Stock werkes reichende eiserne Leitern angelegt, aus denen die Mannschaften bei ausbrechender FeuerSgesahr — falls ihnen ein anderer Ausweg abgeschnitten ist — sich in Sicherheit bringen können. Diese Neuerung wird auch bei den Kasernements anderer Garnisonen eingesührt.