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ripMer „Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 35. Sonnabend dm 4. Februar. Bekanntmachung. 18KS. Nach tz. 6. unter e der Verordnung, die Handels- und Gewerbekammer betreffend, vom 15. October 1861 haben bestätigte Actieuaesellschaften oder sonstige juristische Personen durch ihre statutarischen Vertreter diejenige Person zu bezeichnen, welche der Träger ihrer Stimm- beziehentlich Wahlberechtigung für die Handels- und Gewerbekammern sein soll. Ferner wird in dersüben Verordnung Z. 6. unter ä bestimmt, daß nur so viele Theilhaber eine- Geschäfts in die Wahlliste für die Handelskammer als wählbar ausgenommen werden sollen, daß der ordentliche Gewerbesteuerbetraa des Geschäfts, durch diese Zahl dividrrt, noch den gesetzlichen CeusuS der Wählbarkeit (10 Thaler) als Quotienten ergiebt, und falls hiernach nicht sämmtliche im Uebrigen persönlich qualificirte Theilhaber des Geschäfts in die Liste ausgenommen oder als wählbar bezeichnet werden können, die Gesellschafter durch eigenhändig vollzogene Erklärung den Ausnehmenden zu bezeichnen haben. Erfolgt eine solche Erklärung nicht, so haben die am Sitze des Geschäfts Wohnenden und unter dreien die Aeltereu den Vorzug. Da demnächst Ergänzungswahlen für die Handels- und Gewerbekammern vorzuuehmen find, so fordern wir hiermit auf, die nöthiaen Anzeigen uns bis zu« LS. dieses Monats zu erstatten. Der Rath oer Ttadt Leipzig. Leipzig, den 1. Februar 1865. vr. Koch. Mr. Holz-Auktion. Montag den 6. Februar d» I. sollen VorruittaaS von S Uhr a« auf dem diesjährigen Gehau im Kubthurmer Revier ca. SS« Laug- und Abrau«-aufen gegen 10 Ngr. Anzahlung für jeden Haufen und unter den übrigen im Termine an Ort und Stelle öffentlich angeschlagenen Bedingungen meistbietend verkauft werden. Leipzig, den 31. Januar 1865. DeS Raths Forst-Deputation. Geffentliche Sitzung -er Leipziger polytechnischen Gesellschaft den 13. Januar 1865. Der Borfitzende eröffnet« diese Sitzung, welche versuchsweise in dem schönen Parterre-Saale des neuen Forbrichschen Hauses aus der Schillerstraße Nr. 5 abgehalten wurde, nach Begrüßung der zahlreich Versammelten mit einer kurzen Ansprache, in welcher er auf die Vorzüge dieses Locales aufmerksam machte und den Wunsch aussprach, daß die Gesellschaft noch viele Sitzungen darin abhalten möge. Bon eingegangenen Schriften legte er außer den Fortsetzungen der regelmäßig eingehenden Zeitschriften vor: 1) Jahresbericht des SalAurger Gewerbevereins für das Jahr 1863—1864 in zwei Exemplaren. 2) Anzeigeblatt für Döbeln, Lommatzsch u. s. w., enthaltend einen Bericht des Döbelner Gewerbe - VeremS. 3) Probenummer der „Berliner Industriezeitung," zweiter Jahrgang. 4) Dankschreiben des Gewerbe-Vereins in Ahlstädt für den Empfang des letzten Jahresberichtes der Gesellschaft. Herr vr. Hirzel hielt hierauf einen längeren Vortrag über die Rourtoak-Wurzel, Raäix vorniola, und gab darüber nachstehenden Auszug zu Protokoll: Die beachtunaSwerthe Drogue „Nourtoak" genannt, hat im Jahre 1860 zuerst der rühmlichst bekannte Reisende und Botaniker, Herr Carl Stri lack und in richtiger Würdigung ihres WertheS in genügender Menge nach Deutschland zu genauerer Untersuchung gebracht. Auf feiner Reise in Syrien fand er nämlich auf den Höhen deS Antilibanon und Hauran, ungefähr 4000—6000 Fuß über dem Meeresspiegel in steinigem Boden eine schöne Pflanze aus der Familie der lilrenartigen Gewächse, welche später ^spboäelus (nach Kotschy, welcher diese Gegend zuerst bereiste) genannt. Diese Pflanze erreicht ungefähr eine Höhe von 2«/, Fuß, ist schlank und gleicht äußerlich etwa- unseren Ochideen. Sie zeichnet sich nicht allein durch ihre schöne Blütheuähre aus, sondern ist zugleich die Stammpflanze deS Nourtoak. Sie treibt nämlich einen knolligen Wurzelstock mit sechs bis sieben länglichen, sehr fleischigen Aus läufern. Diese Ausläufer sind in der Mitte dicker, werden gegen ihre beiden Enden hin etwa- dünner und erscheinen, ähnlich wie der längst bekannte Salep, gegen das Licht gehalten hornartig durchscheinend. Bei genauerer Prüfung fand Herr Strilack in diese» WrrvzelanSlänfern einen fotzen Rrichthmn eine- leichtlös liche«, angenehm schmeckenden Pflanzenschleims «ud bald überzeugte er sich, daß sich dieselben «S vortreffliche-, leicht verdamiche- NahrungSmittel benutzen lassen. Tr zog aus seiner Entdeckung an Ort und Stelle sofort den praktischen Nutzen, daß er sich da mals 4 Tage lang mit seinen Arbeitern von solchen Wurzeln ernährte. 3u der Absicht, diesen nützlichen Stoff auch in Europa bekannt zu machen, sammelte er trotz der herrschenden Hitze so viel davon, als ihm möglich war, trocknete die gesammelten Wurzeln und ließ sie auf einer allerdings unvollkommenen arabischen Mühle mahlen, wodurch er ein Mehl erhielt, welches mit ziemlich viel Sand von dm weichen Mühlsteinen verunreinigt war. Von diesem Mehle brachte er einige Oka (die Oka — 2»/, Pfd. Zollgewicht) nach Deutschland, legte Proben desselben verschiedenen Autoritäten .zur Begutachtung vor und fand seine Erwartungen durch die er langten Urtheile und Prüfungen vollständig bestätigt. So erklärte A. B. Prof. Löwig in Breslau, daß der schleimige Stoff des MehleS, welchem Herr Strilack dm Namen Nourtoak gab, in allen »Beziehungen mit dem Pflanzenschleim übereinstimme, indem derselbe Lmrch Behandlung mit verdünnter Schwefelsäure bald in Trauven- Aucker übergehe und durch Salpetersäure in Schleimsäure und Oxal säure verwandelt werde, und daß er keinen Anstand nehme, seine Ueberzeugung dahin auszusprechen, daß die Nourtoak-Wurzel zu -allen dm medicinischm und technischen Zwecken angewendet werden Rönne, zu welchen überhaupt Pflanzenschleim und besonders Salep- ffchleim gebraucht werde. Auch Prof. Sußdors in Dresden er klärte, daß da- Nomtoak-Mehl mit dem Saleppulver große Aehn- jlichkeit habe; es sei außerordentlich schleimhaltig, frei von schäd lichen Bestandtheilen, enthalte aber weniger Stärkmehl als der Salep. Mit Wasser gebe eS einen dicken, zähen, geruch- und geschmacklosen Schleim, der sich mit verdünntm Säuren bald ver- Iftüsflgl und in Zucker übergeht. ES könne daher jedenfalls anstatt Salep zu diätetischen Zwecken Verwendung finden und sei auch als VerdickungSmittel für technische Zwecke oeachtungSwerth. Hof- rath Schleiden unterwarf die Wurzel einer mikroskopischen Unter suchung, und fand, daß dieselbe ein sehr zartwandigeS Zellenge webe und sehr zarte Gefäßbündel besitzt. Die Zellen seien ganz mit vegetabilischem Schleim gefüllt und in demselben nur selten kin einzelne- Stärkekörnchm zu entdecken. Da- Mehl der Knolle zeige scharfkantige Stücke deS Schleims oder schon in Wasser auf- equollene farblose Massen, außerdem einzelne ganze und viele errissene Zellen und Stückchen der Gefäßbündel. Als sehr reiner, seicht löslrcher vegetabilischer Schleim müsse dieser Stoff jedenfalls >em Salep an die Seite gestellt, vielleicht feiner vollkommenen acklofigkeit wegm noch vorgezogeu werden, rch ditse günstigen Urtheile ermuthjgt, reiste Herr Strilack Ende Juli 1863 a-rrmal- nach Syriek und hielt sich, da die günstigste Zeit zum Sammeln der Wurzeln ans die ersten 3 bis 4 Monate deS Jahre- fällt, zunächst einige Monate in Aegypten