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Dresdner Journal : 10.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-10
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 10.08.1882
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W184 Ldo»»>emkat»pre1»r I» L«trd«: ^rlicl. L!»r>l ^Mrl.ck: 4 R.rll KO ?s. Liorsto» Ikuwmsrn: 1Oks. LL—rd»Id äe, 6»ot»ck«v keioiiv» tritt?o»t- uoä Ltswpelruictil»^ diarll. In8orateoprel»»i kür «I«» kc»um oiner jsespLlteven ketitreils 20 kk. O»t«r „kin^8,»n«it" äi« 2«ils SO kk. 8«i uoü 218srv»»t» 40 ^ukiclilL^. rrsedeluellr l^lic^ mit XuinLkm» äsr 8onn- vuä keiertL^s Xdeaü, kür äsn tolßeoäeu Donnerstag, den 10. August. AreMtrÄmmml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 188S. lu»«r»1en»n»»kme »u»M>rt»: ^r. Lranckrtettrr, Cowmi«wLLr 6e» OresUoer 1ourn»I»; S»wdorss ->«rIlo -Vi«o l^ipri^ 8»i«I ^r»»tsnrt ». //aa^rri^rin ct ko-irr, NerUo-Vi«» Muvdurx- rr»ss -l.«ip«iU-^rinkkorl ». N - Nülled,» i ^>t<i Nrrlla: 8r«m«a: Lr/Uott«,- 8r«,I»ui /> ÜtaiArn's Lnrrau L^adat/»),' » N L ^aeAe^sek« ItucktlLvälun^; OdrUt»: S»Lvor«r - 6. §c^iü«trr, r»rii S«rU» rr»L>ltuil ». StoltU»rt: Daubr <t 60., LLwdiirx: ^Ici. üternrr ller»n«xeder: ^öo>8l. krpeäition ües Dre,6vsr ^oarruU», Orv»6«o, 2viii8«r»trL»»« Ho. SO. Ämtlichrr Tlicil. Dresden, 4. August. Se. Majestät der König haben dem Pfarrer Johann Paulus Kießhauer in Trünzig das Ritterkreuz I. Classe vom AlbrechtSorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Verordnung, die An- und Abmeldungen der geprüften Heil- gehülfen bei den Bezirtsärzten betr., vom 29. Juli 1882. DaS Ministerium deS Innern findet sich, einem Anträge der LandeS-Medicinalcollegium» entsprechend, veranlaßt, hierdurch Folgendes zu bestimmen. Geprüfte Heilgehülfen haben dem Bezirksarzte des jenigen MedizwalbezirkeS, in welchem sie sich nieder- lasfen, unter Vorlegung chreS Heilgehülfen - Diplom«, den von ihnen gewählten Wohnsitz, sowie bei Wohn- ortSveränderung den Wechsel desselben anzuzeigen. Die beregien Anzeigen sind zu Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 10 M. binnen 14 Tagen, vom An- beziehentlich Umzuge an gerechnet, zu erstatten. Der vorstehenden Anordnung haben, zu Vermei dung der gedachten Ordnungsstrafe, auch die im Lande zur Zeit fchon feßhaften geprüften Heilgehülfen in Be zug auf den Ort ihrer derzeitigen Niederlassung, sowie bei WohnortSwechseln nachzukommen. Dresden, am 29. Juli 1882. Ministerium des Innern. Für den Minister: v. Charpentier. Edelmann. Nichtamtlicher Theil. Ueßersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Fremdenblatt. Opinione Fanfulla. Presse. Schlesische Zeitung.) TageSgrschichte. (Dresden. Berlin. Buda-Pest. London. St. Petersburg. Washington.) Zur ägyptischen Krage. Dresdner Nachrichten. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Triest, DienStag, 8. August, AbendS. (Corr.- Bur.) Ein Schreiben deS Erzherzog- Karl Ludwig an deu Statthalter dankt für die von Triest und anderen Orten deS Küstenlandes be wiesene Anhänglichkeit an daS Kaiserhaus, gedenkt der vielen patriotischen Manifestationen und spricht besondere Befriedigung über dir Festlichkeit an läßlich der Eröffnung der Ausstellung auS. Paris, DirnStag, 8. August, AbendS. (W T. B) Die heute in der Kammer der Deputirten verlesene ministerielle Erklärung sagt: Das Volum der Kammer vom 29. Juli hat die Folge, daß sich Ihnen ein neues Eabinet vorstellt. Seine erste Pflicht ist, Ihnen zu sagen, welche Be deutung daS Votum in seinen Augen hat und welcher Verhallen dasselbe ihm auferlegt. Indem die Kammer die nöthlgen Credite für eine partielle Besetzung deS SuezcanalS verweigerte, ergriff dieselbe eine Maßregel der Zurückhaltung und der Klugheit, welche durchaus keine Abdankung ist. Die Regierung wird sich von dem Gedanken durchdringen lassen, welcher daS Votum dictrte, und wird ihre Haltung demgemäß einrichten. Wenn indeß Ereignisse eintreten sollten, welche die Interessen und die Ehre Frankreich- zu engagiren Feuilleton. Rrdigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Dienstag, den 8. August wurde Shakespeare'- dramatisches Mär chen »Ein Sommernachtstraum" gegeben. Diese anmuthSvolle symbolische Dichtung, diese Parodie des bald dunkeln, bald lichtvollen, vom Dämon des Ge schicks geleiteten Menschenlebens, mit seinen eigensin nigen Liebeslaunen und dem phantastischen Spiel drS Wunderbaren fordert durch die leichte typische Haltung seiner Action und seiner Figuren, wie durch die Mil- derung seiner Affecte auch eine ebenso leichte spielende, rasche und unsere Einbildungskraft täufchungSvoll fes- selnde Ausführung. Wir dürfen mit unserer Imagi nation daS ganze Stück hindurch nicht wieder aus der wundervollen poetischen Welt, die uns wie ein flüchtig gewobene» holder Zaubernetz umgiebt, herauSgerissen werden, in welche wir einmal hineingeführt sind. Men delsohn'- geniale Musik, welche unter Direktion de» Hrn. Kapellmeister» Kriebel von der köuigl. Kapelle vortrefflich executirt wurde, hat dazu die schönste Hilfe gewährt. Die Gefammtaufführung war eine wohlge lungene; die Darstellenden entsprachen jenen angedeu teten Anforderungen der Dichtung größtentheil« mit bestem Erfolg. Am schwächsten waren Titania und Helena vertreten. Recht lobentwerth gab Frl. Dia- rono den muthwilligen schalkhaften Kobold Puck, mit E»prit, Lust und besonderer Lebendigkeit; nur wurde ihre Rede durch zu unruhig accentuirend« Behandlung li-weilen undeutlich. Frl. Link'» treffliche Wieder scheinen, so werden wir unS beeilen, die Kammer zu sammenzurufen und ihr diejenigen Befchlüffe zu unter breiten, welche die Umstände erheischen sollten. Wenn die inneren Fragen auch weniger dringliche sind, so verlangen sie doch nicht weniger unsere Aufmerksam keit; aber von dieser Seite her kann während der be vorstehenden Suspension der Sitzungen nicht» kommen, war unS gefährdet oder engagirt. Wir werden die Zeit, welche Sie unS geben werden, benutzen, um die betreffenden Fragen zur Lösung zu bringen. Wir werden unS bemühen, die Lösung derselben in dem liberalen und fortschrittlichen Sinne durchzuführen, welchen diese Fragen mit sich bringen. Wir setzen unS ein weiteres Ziel, wir werden dahin arbeiten, die verschiedenen Fraktionen der republikanischen Majorität einander näher zu bringen und zu vereinigen, und wenn wir mit Ihrer Hilfe diese» patriotische Ziel er reichen können, dann glauben wir ein Werk vollendet zu haben, welches bei den gegenwärtigen Umständen für die Kammer und die Republik von dem größten Jnteresfe ist. Die Kammer nahm die ministerielle Erklärung mit Beifall auf und genehmigte darauf die Capitel deS Budget-, betreffend die direkten Steuern. Clemenceau gab darauf eine Erklärung ab, in welcher er sein Mißtrauen gegenüber dem neuen Cabinet auSsprach. Man erwartet den Schluß der Session für morgen. London, DirnStag, 8. August, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses bemerkte der UnterstaatSsecretär deS Aeußern, Sir Charles Dilke, auf eine Anfrage Wolff'«, über ein Engagement betreffs Regelung deS politischen Zustande» AegyptenS und deS SuezcanalS habe mit keiner Macht eine Besprechung stattgefunten. Lawson gegenüber erklärte Dilke, der Regierung sei keine Nachricht zugegangen, daß die «le facto in Kairo bestehende Regierung Arrangements für die Sicherheit der Europäer in Aegypten getroffen bade. Gladstone beantragt, die Amendements deS Oberhauses zu der PachtrückstandSbill in Er- wägung zu nehmen, und kündigt feiten der Re gierung Zugeständnisse in dieser Krage an. Gladstone erklärt, er könne daS erste Amende ment SallSbury'S zur PachtrückstandSbill im Wesent lichen nicht annehmen, und schlägt vor, die frühere Fassung deS 8 1 wiederherzustellen und zu beschließen, daß sowohl der Grundbesitzer als der Pächter ein Ge such um Hilfe stellen könne, doch solle der Gesuch stellende dem andern Theile 10 Tage vorher davon Anzeige machen. DaS zweite Amendement Sal,Sbury'S will Gladstone dahm abgeändert sehen, daß, wenn der Pächter innerhalb 7 Jahren nach Anwendung der Bill auf fein Pachtgut daS Pachtrecht verkauft, der Grundbesitzer den Pachtrückstand von 1 Jahre auS dem Erlös deS Verkaufs nachträglich soll erheben können. DaS HauS lehnte schließlich daS erste Amende ment SaliSbury'S mit 2S3 gegen 157 Stimmen ab und nahm den an Stelle desselben beantragten Zusatz Gladstone« an. Im Fortgänge der Sitz ung wurden die übrigen Amendements zur Pacht- rückstandSbill nach den Anträgen der Regierung mit großer Majorität angenommen. London, Mittwoch, 9. August. (Tel. d.DreSdn. Journ.) AuS Penzance (Cornwallis) wird von heute früh gemeldet, baß daS Paketboot drS nord deutschen LloydS „Mosel", von Southampton nach New-Jork bestimmt, bei Cap Lizard (Südspitze von England) gescheitert ist. Die Passagiere stei gen bei Penzance anS Land. Konstantinopel, Mittwoch, S. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Lord Dufferin erklärte in der vorgestrigen Sitzung der Conferenz auf eine An gabe deS Oberon würde durch etwas weniger pathetische Deklamation und öftere Härte im Ton noch gewinnen. Frl. v. Kola sprach die Hermia — in welcher Partie sie gastirte — sehr verständig, mit Wärme, und zeich nete sich durch volle Verständlichkeit der Rede a ir. Doch bewegt sich diese mit zu wenig Modulation in zu gleichmäßiger Tonlage de» Organ». Hr. Porth und Frl. Ulrich in den kleinen Partien de» Thefeu» und der Hippolyta gaben jener Action eine edle Hal tung, welche nicht der Feenwelt angehört, und nicht minder Beledigende» leisteten die Herren MatkowSky, Dettmer, Walther rc. Sehr gut wurden fämmt- liche Handwerker (die Herren Erdmann, Herbold, Schubert, Hagen, Weiß, Marchion) gespielt,welche durch den ironischen Gegensatz realen Humor« und naiver Wahrscheinlichkeit gleichsam die romantische Un wahrscheinlichkeit der Eomödie neutralisiren. Die Haupt- partie derselben — den Zettel — gab Hr. Schubert sehr erheiternd, mit natürlicher beweglicher Lebendigkeit im Spiel und flüssiger, einfacher, gut pointirter Rede weife, ohne Uedertrerbung und possenhafte Zuthaten. L. B. Mr. Timsen der Spekulant. Roman von Conrad Kischtr-Eollstein. (Fortsetzung.) Bei diesen Betrachtungen war er jetzt am Hause mit den grünen Jalousien angelangt und e» schien, al» sei er zu sehr ermattet, um die wenigen Schritte, bi» zur HauSthür zurücklegen zu können. Er sah so müde au» und war e» auch, abgehetzt und marode — auch im Herzen. — Er hatte Stunden vergeudet, frage Said PaschaS, er wisse nicht, ob die Eng länder ZSmailia besetzt hätten. Betreffs drS italienischen Antrags auf einen maritimen Schutz deS SuezcanalS wird noch bekannt, daß die Türkei autangS die Bedingung stellte, daß die Dauer der Ueberwachung zeitlich festgestellt werde, womit der italienische Botschafter, Graf Corti, sich einver standen erklärte. Said Pascha verlangte darauf, daß die Ueberwachung der Ufer deS CanalS der Türkei Vorbehalten werde. Graf Corti erklärte aber, ein solche« Verlangen komme einem voll ständigen Verbote jeder Landung von anderer Seite gleich und verhindere daS ganze Arrangement. Die Transportschiffe „Taif" und „Medjidieh" find, von Talonichi kommend, mit 3000 Mann in der Sudabai eingetroffen. Derwisch Pascha, der Befehlshaber der ägyp tischen ErpeditionStruppen, und der zum Com- missar für Aegypten ernannte Server Pascha haben ihre Abreise nach Alerandrien verschoben, bis ein Arrangement bezüglich der Intervention, sowie bezüglich der Erklärung Arabi BeyS als Rebell und die englisch-türkische Militärconven- tion zu Stande gekommen sein wird. DaS tür kische ErpeditionScorpS wird bloS 6200 Mann be tragen; die Pforte soll aber die Formirung eine« zweiten Armeekorps von 10000 Mann beschlossen haben. Alerandrien, DienStag, 8. August, AbendS. (W. T. B.) Im Laufe deS heutigen Nachmittags giug eine kleine Abtheilung ägyptischer Cavallerie von JSbet-Kiwsbid gegen Ramleh vor, wurde aber durch daS Feuer der Engländer bald zum Rückzug gezwungen. — DaS englische Kriegsschiff „Superb" hat vor Ramleh Stellung genommen und beschießt die Vorposten der ägyptischen Trup pen, welche in den letzten Tagen Versuche mach ten, vorzudringen. — Den englischen Truppen wurde heute in einem Tagesbefehle die Anerken nung der Königin wegen ihres Verhaltens auSge- sprachen. — DaS Befinden der bei dem letzten RecognoScirungSgefecht Verwundeten ist rin be- friedigendes. — Die wegen ausreichender Beschaf fung von Süßwaffer gehegten Besorgnisse werden durch den Umstand vermehrt, daß fast mit jedem Dampfer zahlreiche Flüchtlinge, namentlich Ita liener und Griechen, nach Alerandrien zurück kehren. Dresden, 9. August. Die Vorgänge in Triest, namentlich die Demon stration der Bevölkerung gegen das dortige itaUemfche Generalconfulat, sind auch der Gegenstand eines inter nationalen Meinungsaustausches gewesen. „Die be dauerlichen Scenen vor dem italienischen General konsulat", schreibt da» Wiener „Fremdenblatt", „scheinen von den Gegnern der freundschaftlichen Be ziehungen zwifchen Oesterreich-Ungarn und Italien a'.S ein erwünschter Anlaß betrachtet zu werden, um Zwie tracht zwischen den beiden befreundeten Staaten zu fäen; doch ist den darauf gerichteten Bemühungen gewiß kein Erfolg zu versprechen. Insbesondere ist die Nachricht, daß italienifcherseitS wegen dieser De monstration Beschwerde geführt worden fei, entschieden unrichtig. Die Vorgänge, welche sich während der letzten Tage in Triest absprelten, kamen allerdings auch zwischen den österreichisch-ungarischen und italie nischen Staatsmännern hier wie in Rom zur Sprache, doch geschah dies in durchaus freundschaftlicher Weise, und wir können versichern, daß man auf beiden Seiten bestrebt war, Alles hintanzuhalten, waS geeignet sei, dieser localen Angelegenheit ein internationales Gepräge zu geben. Es bedarf denn auch wohl keiner ausdiück- bi» er hierher kam und fchien jetzt den Wunsch zu haben, daß der kurze Weg bis nach der HauSthüre noch weitere Stunden lang wäre. Endlich trat er mS HauS. Bier Frauen stürmten ihm hier entgegen, Mutter und Schwester, Frau Locher und seine Braut. „Du hattest ein Duell gehabt, Franz muß ich'» glauben, mein Sohn?" Frau v. Leuteritz nahm ihn hier bei der Hand nnd sah ,hm inS Antlitz. Er wollte sich durch Ausflüchte helfen, denn e» war Ehrensache zu schweigen. Aber eS giebt Angesichter, die man nicht belügen kann, wenigsten« nicht in solchen Momenten, und seine Mutter hatte ein solches Gesicht. „O, e» ist Nicht», wer sagte da»?" „Man fuhr em-n erschossenen Offizier in einer Kutsche vorbei," jammerte Sofie seine Braut. „Gestehen Sie e» unS," interpellirte Frau Locher mit durchdringender Entschiedenheit, „wir wußten gleich, daß dieser Verlobung etwa» folgen müßte. Sie schlugen sich um Ihre Braut, Hr. v. Leuteritz?" Diese letzten Worte der Dame waren von einem gewissen Stolz bealeitet. „Die Herren schlagen sich ja heutzutage so selten um ein Mädchen." Franz warf dem eitlen Weibe einen flüchtigen Blick zu, dann suchte sein Auge Franziska. Sie stand bescheiden im Hintergründe, wie eine zitternde Lilie, die eines Schutze- bedarf und keinen finden kann. Er trat auf sie zu, nahm ihre Hand und sah ihr mit seliger Innigkeit in« Auge. „E« ist nicht schlimm, mein Kind, ich konnte nicht ander«. Oberlieutenant Kroftwitz war ein Narr." lichen Versicherung, daß die Nachricht eine« tschechischen Blattes, König Humbert habe, um über das Attentat seinen Abscheu auszudrücken, ein Telegramm an unsern Kaiser gerichtet, jeder Begründung entbehrt. Die traurige Affaire ist in ihrer Provenienz noch viel zu wenig aufgeklärt, als daß dieselbe der Gegenstand eines Gedankenaustausche» zwischen den Souveränen bilden könnte. Daß König Humbert da» Verbrechen, dessen Schauplatz Triest am 2. August gewesen, auf- Tiefste verabscheut, versteht sich von selbst; er hat gewiß nicht nölhig, die» ausdrücklich zu versichern." Die italienischen Blätter verurtheilen auch bereits in entschiedener Weise daS Attentat in Triest. Die „Opinione" bezeichnet dasselbe al» eine „namenlose Infamie" und bemerkt: „Alle Wiener Blätter bringen Artikel voll Erbitterung über da» Attentat, sie fchreiben eS aber Fanatikern und nicht einer Partei zu. Fast alle heben auch hervor, daß die Urheber deS Attentates gewiß keinen Rückhalt an der italienischen Regierung haben, welche loyal und aufrichtig der Allianz der nor dischen Mächte beigetreten ist und die erste fein muß, welche die verruchte Miffrthat verdammt." — Der „Fanfulla" äußert sich, wie folgt: „Wir haben dar Schleudern einer Bombe gegen Unbenaffnete in Flo renz und Pifa gesehen; eS ist die Waffe anarchischer Sectirer, und nicht jene von Personen, welche ein mehr oder weniger erreichbare» Ideal nn Namen eine» exal- tlrten Patriotismus verfolgen, selbst wenn dadurch die Ruhe deS Staate» compromittirt wird. E» mag diesen Sectirern sehr wohl zusagen, sich sür hochherzige Exal- tirte auszugeben und damit naive Menschen zu täu schen; aber wer Herz und Kopf hat, wird sich durch diese Vorspiegelung nicht hintergehen lassen — fall» eS versucht werden sollte, daö Unheil de» Publicum» irrezuführen. Er ist auch leicht möglich, daß die anar chischen Sectirer sich einer verlockenden Fahne bemäch tigen wollen, die nicht von dem Verbrechen von Flo renz und Pisa befleckt ist, um die Mlsfethat von Triest zu decken. Aber die Hüter dieser Fahne selbst werden die ersten sein, dagegen zu protesttren." Obgleich die neuesten Berichte au» Triest hoffen lassen, daß die Ordnung daselbst nicht weiter gestört werden wird, dürite e» doch am Platze sein, da» Ver- hältniß der Parteien m Triest zu einander und zum Staate einer nähern Betrachtung zu unterziehen. Ein Triester Correspondent der (alten) „Presse" liefert zur Charakterlsirung der dortigen Parteien einen Beitrag, indem er fchreibt: Wir haben e» vor Allem in Triest mit einer der Zahl nach starken reich-treuen Bevölkerung zu thun, die, möge sic nun deutsch, slawisch oder italienisch sprechen, der Dynastie unbedingt ergeben ist, loyal dem Reiche giebt, waS deS Reiche- ist, und von dem Treiben der Jtalianissimi durchaus Nicht wissen will. Allein diese große Masse hat au» ange borenem und anerzogenem Mangel an Energie eS bis her an kräftigen Aeußerungen ihrer Gesinnnung fehlen lassen, und wesentlich diese Kraftlosigkeit hat e» ver schuldet, daß das kleine Häuflein Jtalianifsimi hier eine folche Macht au-üben konnte, daß sie in der Stadtverwaltung eine fast enttcheldende Rolle spielen, daß von ihrem Wollen oder Nichtwollen die Beschluß fähigkeit des Magistrat- abhängig fein kann. Ob der Jtalianissimi viele oder wenige sind, darauf kommt e» Nicht an. In einem StaatSwefen ist eine jede Partei gefährlich, die dem Staate direct opponirt; eine solche Opposition muß von der Regierung und von der Be völkerung mit allen Mitteln bekämpft werden. Jetzt erkennt die Bevölkerung, wohin die Duldung geführt hat; jetzt sieht sie, daß die Feindschaft gegen den Staat zugleich Feindschaft gegen die Stadt und ihre Bewohner ist, und nun remonstrirt sie. Allein auch die Remon stration verfehlt ihr Ziel, und zwar hauptsäch ich des halb, weil e» an einer einheitlichen positireu Tendenz mangelt. In dem „Fuori Jtalianissimi" sind Deutsche „Ist er todt, Franz?" rief sie und schlang beide Arme um seinen Hals. „O nein, eine kleine Verletzung nur; in zwei Tagen kann er wieder im Dienst sein. Sei ruhig mein Kind, ich werde es nie wieder thun." „O, welche Angst ich um Dich hatte, Franz, Franzl" Franziska wollte hier das Gesicht an seine Brust drücken, aber beinahe erschreckt ließ sie jetzt davon ab, als sie seine Braut hinter ihm erblickte. Errüthend drängte sie ihn dann sanft zu ihr hin. Frau v. Leuteritz, welche diese Scene scharf be- obbachtete, nahm Franziska jetzt am Arme und ging mit ihr nach dem Sofa. „ES ist etwas fo Große» und Edle«, ja etwa» Heilige», mein Kind — die Geschwisterliebe, aber ich glaube, sie thut Unrecht, wenn diese Liebe mit den Vor rechten der Braut in die Schranken treten will. Du würdest mich recht glücklich machen, Franziska, wenn Du Dich nicht so Hinreißen lassen wolltest, wenn seine Braut da ist." Beschämt barg sie da- Gesicht an der Brust der Mutter und schien nicht mehr den Muth zu haben, auszublicken. „Ich werde nicht mehr so sein, Mama, aber ich hatte fo große Angst um ihn." Neunte» Capitel. Neben der alten ehrwürdigen Kirche, mitten in einem Weinberge, draußen vor der Stadt, wohnte Amadäu» Stamm, ein Mann, den Gott lieb hatte, den er in« Leben treten ließ, begnadet, wie eine Wein- berg-schnecke, denn er gab ihm fein HauS gleich m t.
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