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«r IS Weißerih-Zeitung Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePostaustal- ten. Preis pro lvuart.IVNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 15. Februar 1853. Inserate ' tverden mit 8 Pf. für die Zeile berechnet und in allen Expeditione» angenommen. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Gin frommer Wunsch. Ein hochverdienter und von allen Parteien hoch geachteter deutscher Staatsmann, der, wie die D. A. Z. sagt, nicht erst seit 1848, sondern schon lange vorher, an der Spitze einer Regierung, seine Einsicht und Befähigung bewährte und gewiß berufen ist, in deut schen Angelegenheiten ein Wort mit zu sprechen i.v. Watzdorf?) — hält eS „für an der Zeit, jetzt, wo der Bundestag die Auflösung der deutschen Flotte und deren Verkauf an den Meistbietenden beschlossen, ja theilweise auSgeführt hat, sich ernst haft mit der bereits früher in diesen Blättern behandelten Frage zu beschäftigen: WaS soll mit den freiwilligen Beiträgen werden, die in den Jahren 1848/49 zur Errichtung einer deutschen Flotte aus dem gemeinsamen Vaterlande bei der Na tionalversammlung eingingen? Denn daß von Allen, die sich damals beeilten, Freude und Theilnahme an einer Maßregel auSzudrückcn, die deutsche Interessen besser als zeither zu versichern versprach, keiner ge neigt sein wird, den geleisteten Beitrag dem Ermessen der heutigen Bundesversammlung zu überlassen, das wird, mit Bestimmtheit vorauSzusetzen sein. Wenn ich mir die Zeit jener Berathung zurückrufe, wie da mals in edler patriotischer Begeisterung Jungfrau und Mutter, Jüngling und Mann Schmuck, Hausrath, Erspartes zum Gelingen einer Unternehmung bar brachten, die zur Quelle von Eintracht, Ruhm und Wohlfahrt werden sollte, und nun sehe, wie die hoff nungsreich sich entwickelnde deutsche Flotte, aufgelöst, um'Spottpreise an das beneidenSwerthe Jnselvolk ver kauft, zum Verderben deutscher Industrie und deut schen Handels, zur Verspottung deutscher Zerrissenheit dienen wird, so ergreift mich ein Gefühl bittern Un- muths, dem ich um so weniger Worte geben mag, als jede Beurtheilung dieses Hergangs nur zwischen Mitleid und Entrüstung schwanken könnte. Doch weg mit diesen trübseligen Erinnerungen, da ich weder ein Klagelied, noch Vorwürfe niederschreiben, sondern Vor- schläge machen will, wie jene Beiträge im Sinne deut scher Einheit und somit in dem der Geber verwendet werden konnten. Daß Gelder, die ausdrücklich, zu einem bestimmten Zwecke gefordert und verwilligt wur den, bei dessen willkürlicher Nichterfüllung zurückgege- den werden muffen, wird keines Beweises bedürfen und cS zunächst darauf ankommen, sich über folgende Punkte zu vereinigen: 1) daß die Rückgabe der Bei träge nicht an einzelne Personen, Orte und Länder, sondern zum Behuf eines weiterhin anzugebenden ge meinsamen Zwecks an eine Gesammtverwaltung er folgt; 2) daß der Auftrag zu Betreibung dieses Ge schäftS und namentlich zur Constatirung des Betrags dieser Beiträge — in etwa 2,300,09V Fl. bestehend — zu deren Zurückforderung vom Bundestage und vorläufiger Niederlegung bei einem Frankfurter Ban kierhause, dem Or. Jucho zu Frankfurt a. M. erthrilt werden möge, überzeugt, daß derselbe zum Gelingen dieser wichtigen Verhandlung eben so befähigt alö patriotisch geneigt sein wird; 3) daß dieser Auftrag von einer Majorität der in deutschen Bundeslanden annoch lebenden Abgeordneten zur Nationalversamm lung, als der hierin früher beschließenden Behörde, zu ertheilen ist; 4) daß die Abgeordneten jeden Lan des sich zur Fort- und Ausführung des Geschäftes über die Wahl von Bevollmächtigten aus ihrer Mitt« vereinigen, und 5) daß Letztere, nach erfolgter Rück zahlung der fraglichen Beiträge, wegen deren Ver wendung eine persönliche Versammlung in Frankfurt a. M. abhalten mögen. In letzterer Beziehung würde mein Vorschlag dahin gehen, daß diese Gelder dazu benutzt würden, um unter den Millionen Deutschen, die jetzt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, da und dort vereinzelt und entfremdet leben, die na tionale Verbindung eines deutschen Volksstammes her beizuführen. Ich unterlasse es, in Einzelheiten und eine weitere Begründung dieses, Antrags einzugehen, um nur die Bitte beizufügen, daß die vormaligen Abgeordneten der Nationalversammlung sich zahlreich darüber erklären und dadurch eine baldige persönliche Verhandlung in Frankfurt ermöglichen mögen. Schallte neuerdings aus TejaS die wohlbegründete Klage her über : Wo ward der Deutschen Heerd nicht aufgebaut? Doch leben, die Germaniens Sprache sprechen, Noch unverbunden durch den Bruderlaut, Millionen wohnen nah und doch verloren — Wird Einheit auch für Deutsche je geboren? so könnte Dem vielleicht abgeholfen, wenigstens ein volksthümlicher Beschluß der Paulskirche fruchtbrin gend gemacht und in der Neuen Welt errungen wer den, was die Alte versagt — deutsche Einheit. » Tagesgefchlchte. * Von der böhmischen Grenze, den 12. F«b,. Wie bekannt, hören über der Grenze drüben mit dem Fastnachts-Dienstage, NachtS 12 Uhr, alle Musikön, öffentliche geräuschvolle Vergnügungen auf, und tri» zugleich das Fasten ein. Während nun in Böhmen eine förmliche Windstille eingetreten ist, geht eS in Sachseil noch in liulci jubilv, und neue Einladungen zu Concerten und Bällen schmücken die Lokalblätter. Man rede darum nur nicht von schlechten Zeiten.