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Dresdner Journal Verantwortlicher Redakteur: Z. G. Hartmaau. Erscheint mit Ausnahme der Sonn. , _ ^Rs LU»1 Tonnabend, den 8. November d, M» ed , durch alle Postanstalten zu beziehen. 1856 Prti» für da« 'Vierteljahr 1 thaler. Insertion». Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Neugroschen. Nichtamtlicher Theil. Uedrrsicht. Tagrsgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Au den Vermählungsfestlichkeiten. Nachrich ten vom Minister Or. v. Zschinsky. — Wien; Bedenken gegen die Einberufung deS Pariser CongresseS. Vorberei tungen zum Empfange des Kaiserpaars in Triest. Der Verkauf der Staatsgüter. Probefahrt auf der Karstbahn. — Prag: Da« Projekt der Provinzialcreditanstalken. — Berlin: Die Vorlagen für den nächsten Land tag noch nicht sestg,stellt. Prinz Friedrich Wilhelm nach London. Die Großfürstin Konstantin abgereist. — München: Besserung in dem Befinden der Prinzessin Adalbert. — Kassel: Die Sitzungen der Ersten Kammer wieder begonnen. — Frankfurt: Die Gehaltserhöhun gen für Senatoren und Richter. — Paris: Aus dem „Moniteur". Graf Persigny nach Compiegne. Die Ver wickelung wegen Ausführung des Friedensvertrags. Pla kate bezüglich der Festlichkeiten in Eompiögne. Salvandy -f. — Brüssel: Prinz Alfred von England eingetroffen. Fürst von Ligne erkrankt. — Rom: General Guyon er wartet. Fremdenverkehr. — Bologna: Male Prela eingezogen. — Turin: Neuer Oberbefehlshaber der Ma rine. — Neapel.: Vermischtes. — London: Wenig Aussicht auf Zusammentritt der Eonferenzen. Gerücht von einem Handelsverträge zwischen Frankreich und Ruß land. — St. Petersburg: Vom Hofe. Die Eisen- bahnconcessionen. Local- und Provinzialangeleqenheiten (Dresden, Freiberg, Radeberg und Eibenstock.) Orffentliche Gerichtsverhandlungen. (Dresden, Eiben- fföck.) ...... TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 7. November. Der heutige „Moniteur" desavouirt den jüngsten Artikel des „Constilutionncl" (s. u. Paris) und bestätigt dagegen daS Fortbestehen des englischen Bündnisses, meint, die bestehend^Divergenz betreffe nur einen unterge ordneten Punkt, der entweder auf dem Wege diplo- malischer Verständigung oder durch die EonfercnH seine Entscheidung erhalten werde, ohne daß eine Schwä chung des Bündnisses oder eine Störung des Frie densvertrages zu befürchten sei. Paris, Freitag, 7. November, Mittags. Die Mittheilung, daß der neapolitanische Gesandte, Mar quis Autonini, seine Pässe erhalten habe, ist unrichtig. Dresden, 7. November. Gestern Abend fand dem für die Vermählungsfestlichkeiten am königlichen Hofe festgesetzten Programme zufolge in den Paradesälen der zweiten Etage deS königlichen Schlosses ein glänzendes Ballfest statt, zu welchem sich über 700 Personen eingefunden hatten. Nach 8 Uhr erschienen Ihre Majestäten der König und die Kö nigin, begleitet von Ihren königlichen Hoheiten dem Kron prinzen, der Kronprinzessin, dem Prinzen Georg und den Prinzessinnen Sidonie, Anna und Augusta, sowie den noch am königlichen Hoflager weilenden hohen Neuvermählten und Ihren Hoheiten dem Erbprinzen und der Erbprinzessin von Anhalt-Dessau Unter den Gästen befanden sich auch die zur Vermählung hier eingetroffenen, am hiesigen Hofe acrre- ditirten, aber nicht hier residirenden diplomatischen Vertreter. Die Tänze, an denen sich die Mitglieder der königlichen Fa milie, sowie deren hohe Gäste lebhaft betheiligten, währten bis Mitternacht. — Ueber das Befinden deS Herrn Staatsministers vr. v. Zschinsky sind auS Vevey weitere sehr günstige Nach richten eingetroffen. Sein körperlicher Zustand hat sich bereits wesentlich gebessert. , Wien, 6 November. Die „Ostd. Post" läßt sich heute bezüglich der Einberufung eines abermaligen Pariser Con grestes wie folgt vernehmen: „Die Pariser Conferenz wurde nur deshalb so rasch und glücklich zu Ende geführt, weil die verbündeten Mächte eins waren über ihren Endzweck. Ruß land auf der einen Seite, die übrigen Etaaten auf der an dern, der Geist der Mäßigung in der Mitte, so kamen die Unterhandlungen zum baldigen Endschluß. Der Congreß, den die französischen Organe heute befürworten, könnte je doch eher zu einer tiefen Verwickelung als zu einem raschen Ausgleiche führen. Nach der heutigen Sachlage wäre näm lich der zweite Congreß ein ganz neuer und nicht eine Fort setzung des ersten; ein neuer, weil er eine ganz andere Grup- pirung der Parteien fände, weil Frankreich nicht mehr in Mitte der December-Alliirten mit gleicher Anschauung und gleichem Willen steht, sondern eine andere Position sich ge schaffen hat. Das wäre nicht mehr de» Schlußact des alten Drama's, sondern ganz neue Motive und eine neue Jntrigue träten ein. Wäre ein Congreß wie ein Parlament, wo die Majoritäten entscheiden, so würde die« schließlich auch ohne Gefahr ablaufen können. Ein Staat aber kann nie seine Selbstbestimmung aufopfern, das Recht der Mehrheit ist kein Pcincip deS Völkerrechtes, nur die unterlegene Macht kann majvrisirt werden. Unsers Erachtens würde ein Congreß in diesem Augenblicke nur dazu beitragen, die Allianzen auch der Form nach auseinander zu reißen, da« Schisma eklatant zu machen und den Weg zur Rückkehr in die alten Bahnen zu versperren. Die Conferenz zu Wien im Jahre 1854 ist zer fallen, weil Oesterreich mit- Frankreich und England nicht ganz einig über die Modalitäten der „Neutralisation" war; der Congreß, der jetzt zusammentreten sollte, würde sich zer schlagen, weil Frankreich nicht über di, Modalitäten der Grcnz- regulirung einverstanden ist. So wahr ist es, daß die Haupt fragen unter den Cabineten früher geregelt fein müssen, be vor die Vertreter derselben in persönlicher Zusammenkunft den Ausdruck derselben in Schrift und Dokumenten fassen. Mir sind vollkommen einverstanden^ .daß ein Schlußrongreß in Paris zu Stande komme, wir hoffen und wünschen ,s sogar; wir glauben aber nicht, daß der gegenwärtige Augen blick mit den Herbheiten und dem Mißtrauen, die er in sei nem Schooße birgt, dazu geeignet ist." — Ueber die Vorbereitungen zum Empfange der kaiserl. Majestäten in Triest erfährt die ,,Lsid. P.", daß Anstalten getroffen sind, um die ganze Stadt von dec Berqeshöhe an bis zum Molo festlich auszuschmücken. An die Bevölkerung wurden 10,000 Stück blau-weiße und roth-weiße Fahnen vertheilt. Der Hafen wird in imposanter Weise beleuchtet. — Zur Durchführung deS Verkaufes der von der National bank übernommenen Staatsgüter wird eine eigne Commission bestimmt werden, an deren Spitze der Bankgouverneur steht. Die Commission wird eine eigne Instruction erhallen, nach der sie bei dem Verkaufe vorzugehen hat und mit ihrem Hilfspersonal ein eignes Departement der Bank bilden. Die Veräußerung beginnt im Laufe des Jahres 1857. — Aus Laibach bringt die „Wiener Zeitung": eine telegraphische Depesche, welche meldet, daß die Karst bahn in der Strecke von Laibach bis Adelsberg vollkommen hergestellt und gestern — am 4. November — mit der ersten Probefahrt glücklich eröffnet worden ist. Morgen — Don nerstag — wird Se. Excellenz der Herr Handelsminister in Laibach erwartet, um am Freitag der zweiten Probefahrt bei- zuwohnen. LI Prag, 5. November. DaS Projekt der Provinzial- Creditanstalten wird von Wien auS eifrig gefördert. Soweit die Angelegenheit unser Kronland betrifft, sind bereits mehr fache vorbereitende Versammlungen finanzieller Notabilitäten hier abgehalten worden und ist die Sache bereits soweit ge diehen , daß sie demnächst der hiesigen Handelskammer zur Berathung vorgelegt werden wird. Ob mit diesem Allen übrigens etwas mehr als eine blose Diversion zu Gunsten gewisser Börseneffecten beabsichtigt wird, vermag ich nicht zu sagen. Die Schwierigkeiten, welche dem betreffenden Pro jekte entgegenstehen, sind jedenfalls sehr beträchtlich. Einmal die bereits berührte Geldklemme, welche den neuen Aktien ihr Erscheinen sehr wesentlich erschweren muß. Dann aber tritt auch die Frage in den Vordergrund, wie man denn eigentlich diese neuen Creditanstalten organisiren will. Ent weder sind sie Filialen der Centralcreditanstalt oder x.icht. Im erster» Falle ist ihre Thätigkeit eine so wesentlich beschränkte und abhängige, daß man sich wohl kaum zum Ankäufe ihrer Papiere drängen dürfte, im andern Falle werden sie die gefährlichsten Concurrenten der Wiener Anstalt, und sich solche Mitbewerber zu schaffen, dafür würde diese sich schwerlich viele Mühe geben. — Herr Franz Richter hat aus Anlaß seiner definitiven Ernennung zum Generaldirektor der öster reichischen Creditanstalt die Stelle als Vicepräsident der hiesigen Handelskammer niedergelegt. — Am 10. November feiert das hiesige ständisch-polytechnische Institut ihr 50jähriges Ju biläum. Professor Jelinek hat aus Anlaß dieser Feier eine Geschichte der Anstalt verfaßt, deren ganzer Ertrag vom Lan- desausschusse zur Begründung eines Reisestipendiums für Techniker bestimmt wurde. H Berlin, 6. November. Ueber die Finanzprojekte, welche die Regierung bei dem Landtage einbringen wird, ver lautet noch immer nichts Gewisses. Wie eS heißt, wird die langersehnte endliche Abwickelung der Grundsteuerfrage auch jetzt noch nicht zum Austrag kommen. Man hat die Be hauptung ausgestellt, daß der bestehende Modus für die Er hebung der Grundsteuer kein richtiger sei, da das Areal eines Grundbesitzes, dessen Ertragsfähiqkeit nicht bedinge und daher keinen Maßstab für die Sleuerkraft des Besitzers gebe; es müßten daher die Wirthschaftsgebäude, welche sich auf einem Gute befinden und den Bedarf und die Erlragsfähigkeit des selben v.-rtreten, den Maßstab für die zu erhebende Grund steuer abgeben. Einen gleichen Standpunkt, heißt eS, würde man auch bei der vielfach besprochenen Häusersteuer annchmen und nicht die Häuser, sondern deren Umfang besteuern. Ob die oben angeführten Ansichten als Schwierigkeiten für die Lösung der Grundsteuerfraqe hingest,Ut oder als Basis für bas einzuschlagende System bei der Behandlung dieser Frage dienen werden, müssen die nächsten Wochen lehren. Ebenso ist über die beabsichtigte Erhöhung der Be- amtenqehalte noch keine definitive Entscheidung vorhanden und die mehrfach verbreitete Nachricht, diese Erhöhung durch die Aufhebung der Beiträge zum Pensionsfonds bewirken zu wollen, ungegründet. Hinsichtlich deS neuen Ehescheidungs gesetzes wird nur dann eine Vorlage erscheinen, wenn die jetzt tagende evangelische Kirchenconferenz von dem Beschluß der Berufung einer Generalsynode Abstand nimmt; kommt dagegen eine solche zu Stande, so beabsichtigt man, die Ent scheidung dieser Frage der Landcssynode zu unterbreiten, bevor man das Gesetz bei dem Landtage einbringen wird. Dagegen dürfte mit voller Sicherheit eine Vorlage, betreffend die Aufhebung der Wuchergesctze, zu erwarten sein. Der Wider spruch, welcher gegen die bereit« ausgesprochene Absicht des Finanz- und Justizministers, ein derartiges Gesetz einzubrin- Fenilleton. Die Erziehung der Lachse auf künstlichem Wege. (Schluß au« Nr. 258 ) Einer der günstigsten Momente der Urberpflanzunq scheint mir die Zeit zu sein, wenn die Fischchen im Ei fertig gebildet und dem AuSschlüpfen nahe sind. Auch hier muß der Tran-port möglichst Nacht« und unter öfterer Anfeuchtung der Watte, Lein wand oder deS Mooses, nur ausnahmsweise wohl in Wasser ge schehen. In solchem Zustande muß man die Eier in ihren Brutkästen, glaube ich, in jene Wasser bringen, die man besetzen will. Vielleicht auch gelänge eS, schon au-geschlüpftr, junge Fischchen in solche zu besetzende Wasser überzuführen. Zu solchen Wässern aber würden wiederum jene größer» Bäche zu wählen sein, welche rin kiesige-, klare-Wasser führen und zumal in dir Elbe oder weiter auch in die Mulde oder Zschopau münden. Ein Versuch in der Spree unsrer Lausitz würde kaum angemessen erscheinen, da die vielen Wehre und Schleusten dieses Wasser« r« kaum den Lachsen gestatten dürften, an ihren Jugend- aufenthalt zurückzukrhren, e« sei denn, daß sie den Weg durch die Eanalverbindung über Finsterwalde, Lübben, KotlbuS und die größern Seen wiederfinden. Einfacher für dir Lausitz wäre die Besetzung der Reiße und ihrer Beiwäffer mit LachSbrut, wiewohl auch hier Wehre nur bei hohem Wafferstande von ihnen über schritten werden dürften. Dieses glückliche Resultat bringe ich aber gerade jetzt zur öffentlichen Kenntniß, weil in kürzester Zeit die Lachse wieder zum Laichen kommen werden. Die günstige Witterung in diesem Herbste wird eS wohl kaum dahin kommen lassen, daß vor November dieses JahreS der Versuch mit Erfolg anqestellt werden kann. Wenn die Lachse aber kommen, dann rüste man sich und sorge dasür, daß sie in einem möglichst günstigen Mühl graben eine Zeit des Winter- gehalten und in Zeiträumen von 8 bi- 14 Tagen in B. ess der Leichtigkeit deS Eierlegens leicht untersucht werden k men. Sie laichen in Absätzen und der rationelle Fischzüchte. wird sich hiernach richten, um von einem und demselben Weibchen eine möglichst reichliche Ernte zu halten. Lachs«, dir noch nicht abgelaicht haben, zu ver kaufen, ist unklug. WaS würde man zu einem Landmann sagen, der sich mit dem Samen für die nächste Ernte nicht versorgt, sondern ihn verbäckt, verspeist oder sonst wie zerstört? An Die, welche an den Usern der Elbe, der Zschopau und der Mulde Lachsfänge besitzen, sind nun diese Worte zunächst ge richtet. Jedermann wird bereit sein, Herrn Winkler den ihm ge bührenden Dank dasür zu zollen, daß er den Versuchen zur Lösung dieser auch für Sachsen in national-ökonomischer Hinsicht so wichtigen Frage nicht nur keine Schwierigkeiten entgegen gesetzt, sondern sie überhaupt zuerst in Sachsen möglich gemacht, erleichtert und durch eigne Thätigkeit und Bereitwilligkeit die obigen Resultate erzielt ha». Wie er erst vor wenig Tagen die Fortsetzung dieser, freilich auch nun in seinem Interesse liegenden Versuche mir zuqesagt und über den Plan, diese Versuche noch mehr auSzudehnen, mit mir sich besprochen hat, so hoffen wir, daß Herr Winkler auch diesen Plan mit gleicher Lust und Sorg falt auSsührrn und bei seinem Unternehmen eben so, wie die rationelle Landwirthschaft de» Vaterlandes, sich aller Förderung und Aufmunterung zu erfreuen da» Glück hat, letztere in reichem Maße finden. Andere Besitzer von LachSfängen mögen dir Sache eben so in die Hand nehmen, wie Herr Winkler cS auf meine Anregung grihan hat. Möchte die Zeit sie nicht verdrießen, die auch zur Erlernung dieser Kunst nötbig ist. Auch hier gilt da alte Sprichwort: „Es ist kein Meister vom Himmel gefallen". Geduld und AuSdauer erzeugen Geschick in den kleinen noth- wendigen Vorsichtsmaßregeln; Geschick bringt Glück und Erfolg. Gern bin ich bereit, meine bisherigen Erfahrungen Andern zu Gute kommen zu lassen, auf portofreie Anfragen Antwort zu ««heilen und gegen Vergütung der Auslagen für Anschaffung der Brutkästen (ä Stück 15 bis 20 Ngr.) zu sorgen. So weit meine Zeit und mein Beruf eS gestalten, bin ich auch erbötig, durch praktische Anweisung oder Vorträge die Sache der künst lichen Fischzucht zu fördern, und beanspruche bei weitern Ent fernungen nicht- als die Auslagen deS Fortkommen-. Etwa- Geduld und eine allgemeinere Thätigkeit in der Sache, eine weise, praktische Benutzung des, wenn auch nur sparsamen Material-, und wir werken den ElblachS in größerer Menge in den Erblanden, den OderlachS vielleicht auch in der Lausitz durch die Neiße und Spree wieder haben. Zittau, 28. Oktober 1856 vr. Küchenmeister, Herz. mein. Medicinalrath. Literatur. „Weibliche HauSqtzmnastik. Eine leicht verständliche, im Hause und Zimmer ausführbare Selbstanweisung zu gesundheit-gemäßer und heilkräftiger Körperübung. AIS Bei- trag zur GesundheitSlehre für daS weibliche Geschlecht aller Altersstufen bearbeitet von Moritz Kloß (Direktor der k. sächs. TurnlehrerbildunqSaustalt). Mit 27 in dm Tert gedruckten Ab- btldungen und einer Mufikbeilage. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von 3. 3- Weber. 1356." — Nach vr. Tilt's Behauptung solle»»