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ufferTageblati für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter T AnzelgenprNs! die SggxalNre A<wM!-N« W Rpfg., die «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen «0 Reich» Pfennige, die 3gespaltene AeLlamez-ri- im textlichen Teile 1 RMK. Nachweisung-,gebühr 2V Relchspsennige. Dor- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmebt-vorm.lVUHr. — Für die Richtigkeit de« — . . «».« oueipin, emo I durch Fernrus übermittelte» Anzeigen übern, wir keine Garantie. ZederLabatlanspruch erPcht, wenn der Betrag durch / eingesandter vchrchstüche ersolgt nur, wenn Porto deiliegt. Klage eingczogen werden muh oder der Auftraggeber in Kon karr gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- tzerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale szeitung für die Landwirtschaft/ WL"' Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Nun«» AW Azaue Höherer Gewalt, — Krieg oder sonstiger Ve- »rieb-störunge« brfirht kein Anspruch aus Li-i°r»ng der Heilung oder Kürzung des Bezugspreises. - Rücksendung Nr. 133 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 10. Juni 1933 Wege und Umwege. Der »Rat der Vier". — Heraus aus dem Steuerlabyrknth! Auf der Reise nach London. BekannMch führen, dem Sprichwort zufolge, viele Wege nach Rom, aber es ist doch nun nicht durchaus nötig gewesen, daß man sich, um zum Ziel des Viermächte paktes zu gelangen, ungefähr den allerlängsten Umweg dafür aussuchte! Macdonald hätte es im März, als die erste Anregung' Mussolinis Inhalt und Form an genommen hatte, gar nicht so nötig gehabt, gleich zum Flugzeug zu greifen und eine Art Rekordflug von Gens aus nach Rom zu machen, — mit der Postkutsche wäre er vermutlich auch noch mehr als nur zurecht gekommen, um aus den ersten, fest zupackenden Vorschlägen Mussolinis etwas Herauswachsei, zu sehen, was nun in nicht gerade befriedigender Endgestalt vor den Völkern Europas da steht. Sie haben, soweit sie nicht von Tagessorgen bis aufs äußerste bedrängt wurden, ein starkes, aus der Sehn sucht nach Entspannung und Befriedung stammendes Interesse den Ideen Mussolinis entgegengebracht, — aber ein solches Interesse ist, um Bismarcks bekanntes Wort hierfür zu gebrauchen, keine „P.ö k e l w a re"; doch wenn nun statt des sehnsüchtig erwarteten Geistes nur der Buch stabe — und der Streit um ihn — triumphiert und das aus Entspannung und Befriedung gerichtete Wollen in den Schnürleib sorgfältig abgewogener Paragraphen hineingepreßt wurde, dann mag wohl die Diplomatie aus ihr „Meisterwerk" stolz sein, die Völker dagegen hatten ein bißchen mehr natürliche Rücksichtnahme auf die ver hängnisvollen Tatsächlichkeiten erwartet. Nur von einem Gesichtspunkt aus ist dieser Vier- mächlepakt zu begrüßen — auch wenn man dabei außer acht läßt, daß die in ihm vorgesehenen Viererkonserenzen ja schon in Genf beim Völkerbund etwas Alltägliches waren, dort allerdings ganz formlos veranstaltet wurden —, daß damit der maßgebende Schnittpunkt dei internationalen Beziehungen zwischen den europäischer Staaten einfacher und einheitlicher, sozusagen auch ver antwortlicher herattsgearbeitet wird: Der Weg geht nach dem Kriege vom unseligen OberstenRatder alliierte« Mächte über den Völkerbund, dann den Völkerbund rat — der sich jetzt allmählich auch schon, medizinisch ge sprochen. eine Hypertrophie zuzieht — nun bis zum „R a i der Vier". Den gab es schon einmal, 1919 in Ver sailles, und er tat Deutschland jede nur denkbare Gewalt an. Im künftigen „Rat der Vier" aber wird auch ein deutscher Vertreter sitzen — und wir sind nun nach zähem, vierzehnjährigem Kampf doch nicht mehr ganz so „Objekt" wie damals. Aber für diesen deutschen Vertrete, im „Rat der Vier" gilt auch, was der Reichsministe, Göring offen zu einem französischen Berichterstatter sagte: -Deutschland steht allein." „Stehen" — das ist in einem anderen Sinne heute noch ein bißchen zu viel gesagt! Denn zur Zeit ist die Reichs regierung mit allen Kräften bemüht, das deutsche Volk erß mal wieder aufzurichten und auf die Füße z« stellen. Das ist schon deswegen eine schwierige Auf gabe. weil eine gar nicht mehr tragbare S1 euerlast ach die Schultern der schließlich darunter niedergebrochene« Wirtschaft gelegt wurde. Gewiß ist schon in der Regie rungserklärung Fine ganz grundsätzliche Reforn unseres Steuersystems angekündigt worden — darf man hier überhaupt von einem „System" sprechen, de es sich doch aus einer Unzahl von Notstandsmaßnahmer wie ein Flickwerk zusammensetzt? — und ebenso wurde« als Ziele dieser Reform bereits bezeichnet: Vereinfachung soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Tragbarkeit de, Steuern. Aber — „It is a lang to Ilppsrar^" Weit ist der Weg bis zu jenen Zielen! Hitler hatte in der Regierungserklärung das Bild gebraucht, die Steuermühl« sollte von der Quelle inden Strom verlegt werden. Das heißt nichts anderes, als daß die Erhebung der Steuern dort vorgenommen werden soll, wo das Ein kommen, der Umsatz, der Konsum bereits entstanden sind und fließen, aber nicht dort, wo dies alles erst er stesten soll. Wir sprachen oben von der Systemlosigkeit und der aus ihr folgenden Unübersichtlichkeit, — ja, kann oder vielmehr darf denn der Staat von seinen Bürgern Steuerehrlichkeit verlangen, wenn man zwar ehr lich sein will, aber sich durch dieses Steuerlabyrinth über haupt niemand mehr durchfindet! Wenn man nämlich oben beim Reich anfänat und an all den „öffentlichen Hän den", die sich steuerfordernd dem Staatsbürger entgegen strecken, bis zum letzten „Steuerträger" dieser Art herab- yeht — er heißt so, weil er selbst keine Steuern zahlt, son dern nur die Steuereinnahmen wegträgt —, dann hat man auf diesem Weg etwa sechsbissiebe »Dutzend verschiedener Steuern zählen können! Wenn sich das deutsche Volk bemüht, wieder auf die Füße zu kommen, dann treibt uns ja überhaupt der Wille, den Weg beschreiten zu können, hinaus in die scharf wehende, aber freie Lus* des ehrlichen Han- deins. Auch den anderen Völkern gegenüber! Auch da««, wenn Wir dafür von ihnen nur einen kargen Dank Zusammenstoß aus der Arbeitskouserenz Deutsche und Italiener von den Ausschüssen ausgeschlossen. Auf der Internationalen Arbeitskonferenz in Genf kam es in der geheimen Sitzung der Arbeitnehmergruppe wieder zu tumultartigen, stürmischen Zusammen- stößen zwischen den deutschen und italienischen Arbeiter vertretern einerseits und der gesamten übrigen rein sozialistischen Arbeitergruppe andererseits. Auf Vorschlag des Präsidiums der Arbeitergruppe wurde« die deutschen und die italienischen Vertreter von allen großen Ausschüssen für die Regelung der Arbeits losenversicherung, Herabsetzung der Arbeitszeit und aller anderen Fragen endgültig ausgeschlossen. Die Sitzung nahm einen ungewöhnlich lärmenden Verlauf. Es herrschte vollkommenes Durcheinander, so daß minutenweise in dem allgemeinen Tumult die ein zelnen Reden untergingen. Gleich zu Beginn der Sitzung protestierte der deutsche Arbeitervertreter Dr. Ley gegen diese Mandatsverweige rung. Er appellierte an das Empfinden der Arbeiter gruppe für die Arbeiter der ganzen Welt. Zu diesen gehörten auch 3V Millionen schaffender Menschen in Deutschland. Deutschland wolle mit jedem Volke in Frieden leben, könne jedoch Beschlüsse der Konferenz nicht annehmen, so lange es von der sachlichen Arbeit ausgeschlossen sei. Nach der Rede kam der amerikanische Arbeitervcrtreter auf Dr. Ley zu und drückte ihm ostentativ die Hand. Der italienische Arbeitervertrcter Nazza schloß sich völlig den deutschen Ausführungen an. Die deutsche und die italienische Erklärung riefen den stürmischen Protest des französischen Sozia list e N f Ü h re r s Jouhaux hervor, der sich in wüstesten Beschimpfungen Deutschlands und persönlichen Angriffen auf Dr. Ley erging. Die Aus führungen Jouhaux' wurden oft von wildem Lärm unter- KchsrrM Dr. Leh erhob sich darauf sofort und betonte, er lehne es ab, auf das niedrige Niveau Jouhaux' herab zusteigen. Wenn Jouhaux von „Zehntausenden Menschen in Gefängnissen" spreche, so meine er damit wohl die Verbrecher wie Torgler und die Anstifter des Reichs tagsbrandes. Er lade gern die ganze Gruppe auf seine Kosten nach Deutschland ein, um sich die Konzentrationslager anzu- sehcn und sich ein Bild von Deutschland zu machen. Mit erhobener Stimme rief der Führer der Arbeits front in den Saal: „Sie haben es jetzt mit dem neuen Deutschland zu tun, nicht mehr mit dem alten. Dr. Ley wies sodann energisch die persönlichen Anwürfe zurück, er sei selbst kein Arbeitervertreter. Er habe sieben Jahre in der Fabrik Seite an Seite mit den Arbeiter« mit- gearbeitet. Er kenne den deutschen Arbeiter. Es ist selbstverständlich, daß die völlig geschlossen auf der Konferenz auftretende deutsche Abordnung sich unter keinen Umständen eine derartige Sabotage seitens der sozialistischen Arbeitergruppe gefallen lassen wird. Aus diesen Verhandlungen ergibt sich die praktisch politische Bedeutung der persönlichen Anwesenheit des Führers der Deutschen Arbeiterfront auf der gegenwär tigen Arbeitskonferenz. Offizieller Protest Dr. Leys. Der Führer der deutschen Arbeitsfront, Dr. Le y, hat beim Ältestenrat der Internationalen Arbeitskonferenz amtlich P rote st gegen die von der Arbeitergruppe be schlossene Ausschließung der deutschen Arbeitervertreter von sämtlichen großen Ausschüssen der Konferenz ein gelegt. Der französische Arbeiterführer Jouhaux hat an- gekündigt, daß die Arbeitergruppe gegen die Man date der deutschen Arbeitervertreter auf der Konferenz Einspruch erhebe. Der Erfolg des deutschen Protestes. Der Ältestenrat der Internationalen Arbeits konferenz behandelte dann in stundenlangen bewegten Verhandlungen hinter geschlossenen Türen die schriftlichen Anträge des deutschen Arbeitervertreters Dr. Ley und des italienischen Arbeitervertreters Razza. Der Ältestenrat beschloß mit 9 gegen 6 Stimmen, den deutschen Arbeitervertreter zu drei der sechs Ausschüsse, nämlich für die Arbeitslosenversicherung, die. entgeltliche Stellenvermittlung und die Hinterbliebenen-, Alters-, und Invalidenversicherung, zugelafsen. Dagegen wurde die Zulassung Dr. Leys zu den beiden Ausschüssen für die Geschäftsordnung und das Abkommen über die Ruhezeit in der Glashüttenindustrie mit 6 gegen 3 Stimmen abgelehnt. Der Ausschluß des deutschen und italienischen Arbeitervertreters vom Ältestenrat bleibt weiter bestehen. Sine Vierielmillion Arbeitslose weniger. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich in der zweiten Hälfte des Monats Mai überaus erfreulich entwickelt. In dieser Zeit ist die Zahl der bei den Arbeitsämtern ver zeichneten Arbeitslosen nämlich um 212 000, zurück gegangen, so daß die Gesamtzahl der eingetragenen Arbeitslosen noch etwa rundsünfMillionen beträgt. In der gleichen Zeit des Vorjahres belief sich der Rückgang auf lediglich 93 000. Die große Entl-astung ist um so bemerkenswerter, als auch in der ersten Maihälfte dieses Jahres der Rückgang erst 80 000 betrug. Mit einer Gesamtzahl tpm fünf Millionen ist eine Ziffer erreicht, die schon tiefer liegt als zur günstigsten Zeit des Vor jahres, nämlich rund 60 000 weniger. oder gar keinen ernten! Schlecht genug hat man es uns gelohnt, daß die deutsche Reichsbank offen und ehrlich unseren ausländischen Gläubigern sagte: „Jetzt nach treuer, wenn auch noch so opfervoller Erfüllung unserer langfristigen Schuldverpflichtungen können wir euch die Zinsen nicht mehr in eurer Währung ins Portemonnaie stecken. Habt etwas Geduld!" Heftige Vorwürfe waren die unmittelbare Antwort. Denn uns Deutschen gegen über heißt's nur immer: Du hast zu geben, und ich, ich nehme mir! Aber so heißt's ja fast überall in der Pelt, und wenn heute die Vertreter von 63 Völkern zur Welt- wirtschaftskonserenz nach London fahren, dann wird das nicht ein Weg zum Weltwirtfchaftsfrieden sein, wenn man jenen Ungeist nicht über Bord wirst, sondern ihn wohlverpackt im Koffer mitbringt. Kommt endlich die Besinnung, endlich das entschlossene Beschreiten des zum Ziele führenden Weges, auf dem die Weltwirtschaftskrise überwunden werden könnte? Oder soll es so bleiben, wie der Kanzler im „Faust" »s schildert: „Wer schaut hinab von diesem hohen Raum Ins weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum. Wo Mißgestalt in Mißgestalten schaltet, Das Ungesetz gesetzlich überwaltet Und eine Welt des Irrtums sich entfaltet." Dr. Pr. Die Schuldenregelung mit dem Ausland. Die Reichsregierung hat in dem Transfer-Gesetz Be stimmungen erlassen, in denen mit aller Deutlichkeit heraus gearbeitet ist, daß die deutschen Schuldner ausländischer Anleihen nach wie vor verpflichtet bleiben, ihre ZahlungeninReichsmark weiterzuleisten; die eingezahlten Markbeträge fließen in eine besondere „Konversionskasse" und werden dort solange ver waltet, bis wieder genügend a usländische Zahlungs mittel zur Verfügung stehen, um rückständige Überweisung in fremder Währung durchzuführen. Hat der pri vate deutsche Schuldner diese Zahlung geleistet, dann kann er nicht mehr in Deutschland von einem Anslands gläubiger rechtlich in Anspruch genommen werden. Die Sicherheit privater Eigentumsrechte des Aus landes wird also nicht angetastet, und die deutsche Wirt schaft hat nach wie vor den festen Willen, die von ihr ein gegangene« Zahlungsverpflichtungen zu er füllen. Deutschland verlangt keinen Vergleich wegen seiner Verpflichtungen mit den Auslandsgläubigern, weder wegen der Zinshöhe noch wegen des Schuld- kapitals selbst. Selbstverständlich bezieht sich diese, wenn man so sagen will, Devisenspcrre nicht etwa auf solche Zahlungs mittel in fremder Währung, die für den laufenden Warenhandel Deutschlands mit dem Auslande be nötigt werden; denn gerade dieser Außenhandel soll ja da zu dienen, um die Devisenbestände der Reichsbank zu ver mehren und ihr die Möglichkeit zu geben, besser als bisher ihre Funktion als Währungsinstitut zu erfüllen. Daß die Reichsbank jetzt zu einer Einstellung der Überweisungen unserer Schuldenzahlungen in fremder Währung kommen mußte, war vorauszusehen und ist auch oft genug voransgesagt worden, wenn das Ausland nicht unserem Warenabsatz ein größeres Entgegenkommen be weise« würde. Das ist nicht geschehen. Gezahlt werden kann aber nur i« Ware, — und der deutsche Export stößt auf immer größere Schwierigkeiten! Es gibt keinen Weg, auf dem Deutschland von sich ans diesen Schwierigkeiten heranMnnnien, könnte. Nwc Werr« in LonLonet» wirk-