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Nr. 82. «tisM. Pichet»« Prri« «»-^«lirhrUiS,». »Pf. S«« «»«-Ille Nummer «Pf. Dt«W Agmtim Ztitmig. »Wahrheit »«d «echt, Frkihiit »d Schtzl» Ssmttat 26. Ja«« 1S7S. . p«» «» »i« SspetiN»» >» M fr»»«. ' ffk »i« Spalte»«»tle r» Pf» »»ter «t»«rstu>d» so Pf. - 7— » NachadouuemevtS für die Monate Februar uod Mär- werde» voo aür» Postämtern des Deutsche« Reiches und der Oefterreichisch-UuMische» Monarchie sowie für Leist-ia von der ErLeditiv» der De-tscheu AV«»ei»e« Zeitnug iu Leitui, (Querstraße Nr. 29) zum Preise von 5 Mart auaeuomweu. Bou auswärts töuueu NachabouueweutS für diese Zeit auch direet bet der E-pedttio» erfolgen zu» Preise von V Mit und ist dieser Betta, ftauco emzufchtckeu, woraus die Zusendung jeder NuwMr unter sra»ktrteu» Sreuzbaud geschieht. Angesichts der iu diese beiden Monate fallenden Berhaudluugeu des preußischen Landtags und Deutschen Reichstage- werd z» zahlreicher ve« theiligung au diesem Nachabo»neu,eut ausgefordert. großherzog« von Mecklenburg-Schvm» mit der Groß- strstin Anastasia Michailow»» vow-Rußland statt. * Petersburg, 24. Jan. nachmittag». Während die Trauung de» Erbgroßherzog« von Mecklenburg-Schwe rin mit der Großfürstin Anastasia Michailowna voll zogen wurde, ertönte von alle« Kirchen der Stadt Glockengeläute. Zu gleicher Zeit wurden in der Fe stung Kanonenschüsse gelöst. Sekt de« frühen Morgen sind die Häuser der Stadt mA Flaggen festlich ge schmückt. Für den Abend ist eine allgemeine Illumi nation der Stadt vorbereitet. Nach der Trauung fand im Winterpalai- Mittagstafel statt, welcher ein Festball folge» wird. * Petersburg, 24. Jan. Officieller Mittheilung zufolge ist in Wetljanka seit 21. Jan. und an ander» Orten seit 17. Jan. kein weiterer Pesterkran- kungsfall vorgekommen. — An Stelle de» nach Madrid versetzten Gortschakow ist Nelidow zum Ge sandten in Dresden ernannt worden. — In Be stätigung früherer Meldungen wird mitgetheilt, Schir- Ali gehe nicht nach Petersburg, sondern bleibe in Taschkend. (Wiederholt.) * Wien, 24. Jan. abeuds. Meldung der Politi schen Correspondenz. Au- Konstantinopel vom 23. Jan.: ,Morgen sollen die austro-türkischen Con v enti onSver Handlungen betreffs Novibazar wieder ausgenommen werden. Gleichzeitig soll ein endgültiges Arrangement bezüglich Bosniens und der Herzegowina in die Verhandlungen hineingezogen wer den. Die tnbntenegrinische GrenzregulirungS- comMission verfügte zunächst die Räumung von Spuz, dann soll die Räumung Podgvritzä« erfolgen." * Läustantinopel, 24. Jam Wir verlautet, wüv- beginnen» sobald die Besetzung von Podgöritza durch die Montenegriner erfolgt ist.— Die Führer der Auf ständischen in Mesopotamien haben sich den Regie rungsbehörden definitiv unterworfen. Französische Zustände. — Leipzig, 25. Jan. Ist der Sieg, den das Mi nisterium Dufaure am letzten Montag in der Depu- tirtenkamuier davongetragen, ein wirklicher, ihm Dauer verheißender Sieg, oder ist es ein sogenannter Pyrrhus sieg und eine bloße Galgenfrist? Darüber wird jetzt gestritten. Sehen wir uns zuvörderst lediglich die Abstimmungsziffern selbst an, so ergibt sich, daß das Ministerium zwar eine Mehrheit der wirklich Abstim menden für sich gehabt hat, sogar eine sehr respectable von über 100 Stimmen, daß aber diese Mehrheit, verglichen mit der Gesammtzahl der Deputirten, zur Minderheit zusammenschrumpft. Da- Ministerium Dufaure hatte e« nur der Rechten zu verdanken, wenn eS nicht schon am 20. Jan. zusammenbrach. Die Rechte enthielt sich der Abstimmung und verhalf da durch dem Ministerium zum Siege; aber der Umstand, daß sie, die grundsätzliche G-guerin de« republikanischen CabinetS, es in der Hand hatte, diese- zu stürze», verräth eine bedenkliche, eine ungesunde Lago. Die Republikaner, welche da» au- ihrer Mitte hervorge gangene Cabinet stützen sollen, erklären sich zu einem großen Theile gegen dasselbe; die Monarchisten ver sagen sich die Befriedigung, es zu Falle zu bringen — warum? gewiß nicht aus Sympathie für die Per sonen oder die Grundsätze desselben, sondern weil e» ihnen noch nicht an der Zeit schien, vielleicht weil sie fürchteten, auf da- gemäßigte republikanische Ministe rium möchte ein weiter link» stehendes folgen. Aber ist das ei« natürlicher Zustand, wo die Regierung eingeklemmt ist zwischen zwei Parteien, die zusammen starker sind al- diejenige, auf welche sie sich stützt? Und wie sieht es mit dieser Stütze selbst aus? Die Zweihundcrtdreiundzwanzig, welche für Dufaure stimmten, thaten dies nur in der ausdrücklichen Er wartung, daß er und seine College» in ihrer inner» Politik thatsächlich weiter gehen würden, al- sie ihrem Programme nach gehen wollten. Namentlich in Bezug auf die Beamtenfrage, d. h. auf die Ersetzung der Be amten von nicht ganz zweifellos republikanischer Ge sinnung durch solche von reinem Wasser. Da» ist eine schlimme Mitgabe für das Ministe rium. Mit Argwöhn weiß e- sich fortan beobachtet, M »» ä«ch diese SrMrtMg KfM Wünsche» vo« dieser Seit« nachkommt — Wünschen, die um so zudringlicher und ungeduldiger sein dürften, je mehr es sich dabei zugleich mit um manche persöm- liche Ansprüche handelt. Das Verlangen, daß die Verwaltung eines republi kanischen Lande» nicht von Beamte» geführt werde, welche entweder nur zweideutige Freunde öder gar un zweideutige Gegner dieser Regierungsform sind, erscheint an sich ganz berechtigt. Seiner prompten und confe- quenten Erfüllung stehen aber in Frankreich besondere Schwierigkeiten entgegen: nicht bloS jene Rücksicht der Billigkeit (gegen langjährige, vielleicht im Dienst er graute Beamte), welche Dufaure anrief, sondern mehr noch die so äußerst verwickelte Verwaltungsmaschinerie in Frankreich, welche eine Unmasse von Organen — bis hinab zum Gemeindefeldhüter — in den fast un-- Telegraphische Depeschen. *Wie«, 24. Jan. Da» Abgeordnetenhau« genehmigte die Vereinbarung mit Frankreich betreffend Pie meistbegünstigte Behandlung de» WaarenverkehrS sowie die Verlängerung der Schiffahrt«-, Confular-, BerlaffenschastS» und literarischen Verträge. Der Han- del-mimster erklärte, daß die veränderten Zollsätze demnächst pnblicirt werden würden. Hierauf wurde die Debatte über den Berliner Vertrag fortgesetzt. * wteu, L4. Jan. nackmittag». Bei der heute fort gesetzten Debatte über den Berliner Vertrag hat da« Lbgeordnetenhau« den Schluß der Debatte mit 107 Arge» 105 Stimmen angenommen. Al« Gene- ralredner gegen den Majoritätsantrag ist Sturm, als Generalredner für denselben Corouini gewählt worden. *dersatlle«, 24. Jan. abend«. Deputirten- kammer: Der Minister des öffentlichen Unterricht», Bardoux, legte den Gesetzentwurf vor, wonach der Primärunterricht vom 1. Jan. 1881 ab obligatorisch sei» soll. Nach dem Inhalte des Gesetzentwurfes wer den Familienväter, welche gegen die Bestimmungen de» Gesetzentwurfes verstoßen, mit einer öffentlichen Verwarnung bedroht und können denselben, wenn ein vierter Rückfall vorliegt, die politischen Rechte zeit weilig entzogen werden. — Der Senat »ahm den Antrag Bertaud's an, der die Commission ermäch tigt, in Pari» ihre Sitzungen abzuhalte». >* p»rli, 24. Jan. abends. Die radikalen Depu- tirteu haben die Einbringung de- Antrag« auf den Erlaß einer Amnestie auf Nächste Woche vertagt. --- Dem National zufotKe »Lrr Sruetal DaddirL zum Chef deS GenerälstavS ernannt. — DaS Gerücht von dem DimissionSgesuche de« HandelSministerS Teis- sereuc de Bort wird von unterrichteter Seite für un begründet erklärt. * Püris, 24. Jan. Dem Vernehmen nach soll Mac Mahon bei dem gestrigen Empfange im Elysee Jule» Grevy erklärt haben, er werde seine Entlastung nehme«, falls den ehemaligen Mitgliedern des Cabinets vom 16. Mai 1877 der Proceß gemacht würde. — Der Schnee ist hier 50 Centimeter hoch. (Wiederholt.) *Lopenhageu, 24. Jan. Die Leuchtschiffe Kob bergrunden und Trindelen haben heute des Eises we gen ihre Stationen im Kattegat verlassen. * Petersburg, 24. Jan. Heute fand in der gro ße» Kirche de« Winterpalais die Trauung des Erb- Die Pest in Rußland. Der Oberarzt des astrachanschen KosackenheereS, Depner, der die Entwickelung der Krankheit in der Staniza Wetljanka beobachtet«, hat folgende Mitthei- l äugen darüber gemacht: Beim ersten Erscheinen der Epidemie zu Anfänge des November 187s bei einigen Bewohnern der Staniza Well- janka wurde Fieber beobachtet und »ach einigen Paroxysmen, nach 7 oder 8 Tagen, begannen die Lymphdrüsen in der Leisten gegend oder in der Achselhöhle anzuschwellen. Als ich da von erfahren hatte, traf ich am 18. Nov. in Wetljanka ein, wo ich 8 Kranke in folgendem Zustande fand: mäßiges Fie ber schwächenden oder wechselnden Charakter«; die Kranke» waren munter, gingen umher, hatten gute« Appetit, nor male« Schlaf; normal waren auch alle Verrichtungen. Die aasgehenden Abscesse der Lymphdrilsen in den Achselhöhlen «der in der Leistengegend sonderten einen gutartigen Eiter ab; Dauer der Krankheit 10—20 Tage; alle diese Kranken genasen in der Folge. Aehnliche KrankhcitStrscheiüungen beobachtete ich im Mai 1877 bei 15 Personen in Kasetschje- Bugro, bei 40 Personen iu Forpost und bei mehrer» Per sonen i« der Stadt Astrachan. Die übrige» dort praktici- rcndeu Aerzte hatten dasselbe beobachtet; der Verlaus und der Au-gang war ganz derselbe. Am 27. Nov. 1878 trat, wie mir gemeldet wurde, in der Staniza Wetljanka irgendeine Krankheit auf, an der viele erkrankten und mehrere sogar starben. Im December bcgah ich mich nochmal- »ach Wetljanka und sand dort 23 Kranke mit folgenden Symptomen vor: starker Kopf schmerz iu der Stirn, in den Schläfen, Gliederschmerzen, nicht lange währender, mäßiger Fieberschauer, dem eine anhattoude, starke, brennende Hitze im Gesicht »nd ik den AygtzN folgte, der Leib hart, Anschwellung der Leber, der Milz, Puls 100—120. Dieser Zustand währte 2—3 Tage, worauf m günstigen, wiewol in wenigen Fällen Schweiß «nd Abnahme aller Symptome erfolgte. In den meisten FM« abev ««eueMen sich die Anfälle nach 1 oder S Tagen 'in noch schwererer Form; e« trat ein: Phantasiren, Schlaf losigkeit, Unruhe, Hitze bis 32 Grad, Trockenheit der braunen belegten Zunge, unwillkürliche dunkle braüne Ausleerungen, spärlicher röthlicher Harn; der Tod trat nach dem ersten oder zweiten, seltener nach dem dritten Anfalle ein unter Erscheinungen allgemeiner clonischer Krämpfe, in einem komatösen Zustande bei sehr rascher Abnahme der Kräfte. Die Todesstarre trat bald ein, die Leichenflecken zeigten sich nach 12 und . m«hr Stunden. Vom 27. Nov. bis zum 9. Dec. starben von 100 Kranken 43 und genasen 14. Vom 9. Dec. an wurde der Lharakter der Krankheit wieder hef tiger: bei anscheinend gutem allgemeinem Gesundheitszu stände der Neuertrankten trat bei ihnen plötzlich sehr starkes Herzklopfen auf, der Puls wurde unmerkbar, Uebelkeit, Schwindel, Beengung der Brust, Blutspeien, Erbrechen von flüssigem, nicht gerinnendem Blute, bleiches Gesicht, Aus druck apathisch, Augen trüb, eingesunken, Pupillen erweitert. Nach diesem Anfänge befand sich der Kranke im Lanfe von 3, 4 und m^hr Stunden in der äußersten Erschöpfung, dann trat starke Hitze, Besinnungslosigkeit, leichtes Phan tasiren, Harnverhaltung und Obstruction ein. Vom 10. Dec. ab gesellten sich diesen Erscheinungen in einigen Fällen Flecken ain Körper von der Größe eine» Hirsekornes bis zu der eines 10-LopekenstückeS und mehr hinzu; die Kranken verbreiteten einen besonder» dem Meth ähnlichen Geruch und der Tod erfolgte bei rasier Abnahme der Kräfte im bewußtlosen Zustande. Die Lerchen wurden nicht starr und gingen nach 2 bi- 3 Stunden in Fäulniß über. Vom 9. Dec. an erreichte die Sterblichkeit, allmählich steigend, zum 14. Dec. die Höhe von 100 Proc. Bei meiner ersten Anwesenheit in der Staniza Wetl janka sah ich nur Krankt, die an einem schwächenden Fieber mit knotigem Anschwellen der Lymphdrüsen (Griesinger) litte» und in diesem Sinne berichtete ich meinen Vorge setzten. Diese Form der silberartigen Krankheit (»ach Sne- sivger) kann zuweilen. der Vorbote ernsterer Krankheit» - erscheinungen sein, was auch durch die später erfolgte Ent wickelung der Krankheit zu einer heftigen Epidemie bestätigt wird. Mein zweiter Besuch in Wetljanka und meine zehn tägigen Beobachtungen der dort aufgetretenen Krankheit mit offenbar epidemischem Lharakter zeigten mir die Krankheit als eine hitzige und mit einem dem Ksbris roonrrsu, ähn lichen Charakter, worüber ebenfalls Bericht erstattet wordey ist. Nach den Behauptungen der mir unterstellten Feld scherer trat diese Krankheit am 27. Nov. plötzlich nach der vorhergegangenen auf, al» in Wetljanka Kranke mit den von mir am 18. Nov. wahraenommenen Erscheinungen nicht mehr vorhanden waren. Ich lasse jedoch einen engen Zusammenhang zwischen der Krankheit am 18. Rov. und der, welche am 27. Nov. ihren Anfang nahm, zu. Auf diesen Zusammenhang weist die Anschwellung und Entzün dung der Lymphdrüsen mit Uebergang in Abscesse hin, welche nicht von einem Charakterfieber begleitet sind, und dir 9 Tage später eintretende Erkrankung mit offenbar ans der Reihe der gewöhnlichen Symptome herauStretendcn Erscheinungen, in einer acuten Form, die unter meinen Augen seit dem 5. Dec. zu einer fürchterlichen Stärke anwuchs, sodaß alle Erkrankten im Laufe von 12 Stunden bis 3 Tagen starben. Die von mir beschriebenen Symptome dieser unbarmher zigen Krankheit geben mir das Recht, sie als den stärksten, bösartigsten Typhus oder als die Pest (kestia luctio», Hirfch> oder aber als eine neue, zwischen Typhus und Pest stehende Krankheit zu betrachten. Die Bewohner der Staniza beschäftigen sich ausschließ lich mit Fischfang; Fabriken und Jnbustriestätten gibt e» nicht, nur unterhalb am Berge in der Nähe der Staniza liegt ein Ort, in welchem Fische präparirt werden, der einer Privatperson gehört. Wie die vieljährigen Bewohner er zählen, herrschte in Wetljanka fast immer, namentlich im Vergleiche mit den übrigen benachbarten Ortschaften, wäh rend der Choleraepidemre eine besondere Sterblichkeit; so hatte sie bei Cholera-, Masern-, Scharlach-, Fieberepidemien den größten Procentfatz der Erkrankten. In den Jahren 1859 und 1870 war dort besonders Syphilis entwickelt; im Jahre 1864 litten dort viele am hitzigen Fieber. Während ich die letzte Epidemie vom November bi« zum 14. Dec. beobachtete, war da« Wetter beständig feucht, naß, nebelig, warm; dir Temperatur schwankte zwischen 2 und 14 « R.;