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Dresdner Journal : 20.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-20
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 20.07.1899
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vezn-S-ret«: Für Dresden vierteljährlich r 1 Mart 50 Pf , bei den xaijer» ltch drul'chcn PvstanftciUrn vierteljährlich 3 Mart; außer halb de» Deutjchen Reiche« Post» und btempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»: Täglich mit Ausnahme de» Sonn- »nd Feiertage abend«. FernIpr.«nschluß:Nrir»t. Dres-ner M Jounml. Sntünbigun,«gebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Pf. Unter ,,Eingesandt" die Zelle SO Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» DreSden, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: Nr. ^166 Donnerstag, den 20. Juli abends. 18SS. Amtlicher Teil. Dresden, 20. Juli. Ihre König!. Hoheit die Frau Herzogin-Mutter von Genua ist gestern abend 5 Uhr 28 Min. nach Monza abgereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Eisenbahndirektor zu Dresden-A. Nobe und den Betriebsinspektor bei der Betriebsdirektion Leipzig I, Baurath Rother unter gleichzeitiger Er nennung zu Finanz- und Bauräthen zu Mitgliedern der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, den Betriebsinspektor bei der Betriebsdirektion Zwickau Baurath Hempel zum Eisenbahndirektor bei der StaatSeisenbahnverwaltung, den Vorstand der Bau inspektion Plauen i. V. Baurath Mehr und den Vorstand der Bauinspektion Schwarzenberg Baurath Falian zu Betriebsinspektoren bei der StaatS eisenbahnverwaltung, den Regierungsbaumeister prädiz. Bauinspektor Schramm bei der Jngenieur-Abtheilung für Eisenbahnvorarbeiten zum etatmäßigen Bauinspektor bei der StaatSeisenbahnverwaltung zu ernennen, sowie die Versetzung des Eisenbahndirektors Andrä von Zwickau zur Betriebsdirektion Dresden-Ältst, zu ge nehmigen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bahnwärter a. D. Thieme in Weinböhla das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministeriums der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Hentschel, Venus und Heeger, zeither Postpraktikanten, als Postsekretäre im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdirektion Dresden. 3m Geschäftsbereiche de« Ministeriums de» Kultus und öffentliche« Unterricht». Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle in Auerswalde. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen: 1200 M- Ansangsgehalt, steigend von 3 zu S Jahren um 150 M, sodaß mit dem 49. Lebensjahre der Höchstgehalt von 2400 M erreicht wird, außerdem 200 M. für einen verheirateten bez. 150 M. für einen unverheirateten Lehrer. Für Uebernahme des Fortbildungsschulunterrichts jähr lich »OM. Auswärts verbrachte Dienstjahre werden angerechnet. Bewerbungsgesuche unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse sind bis zum 8. August an den Königl. BezirkSschulinspektor Schul rat Dachselt in Chemnitz einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Tie strategische Bedeutung der Lchweiz. n. Oberst Weber gehört, wie der bekannte schweizerische Oberst Wille, zu den Vorkämpfern für die Umgestaltung de» jetzigen Schweizer Milizwesens. Es ist daher nicht zu verwundern, daß er bei der im zweiten Teile seiner Schrift behandelten gegenwärtigen strategischen Lage der Schweiz und der Zukunft derselben manch scharfes Streiflicht auf die mangelhaften Zustände der Gegenwart wirft und über das Kommende ziemlich pessimistisch denkt. Da neutrales Gebiet in der Jetztzeit nicht höher geschätzt wird, als die Kraft, die zu dessen Verteidigung bereitsteht, ist tS an zunehmen, daß, wo der Krieg zur Sache der Völker ge worden ist, man sich noch weniger als früher um papierne Verträge kümmern, sondern über sie zur Tagesordnung übergehen werde. Den Beleg für seine Behauptung sucht Oberst Weber durch eine aus dem Jahre 1869 stammende Abmachung zwischen Frankreich, Italien und Oesterreich zu erbringen, wonach eine aus je 100000 Mann der be treffenden drei Heere zusammengestellte Armee sich bei Memmingen zum Angriffe gegen den Norddeutschen Bund vereinigen sollte. Von einer Neutralität spreche dieser Plan gar nicht, ihre Nichtachtung sei daher beschlossene Kunst und Wissenschaft. Sächsischer Kunstverein. XII. Neben den hier bereits besprochenen sehr interessanten Gemälden und Studien des holländischen Impressionisten Th. Cool sind in den Sälen des hiesigen Kunstverein« gegenwärtig vier der Verbindung für historische Kunst ge hörende große Gemälde ausgestellt. Das künstlerisch wert vollste ist wohl die Riesenleinwand A Deussers-Düstel- dorf: „Verschwörung der Ritterschaft in der Mark gegen Joachim I." Das Bild, reißige Reiter, an einer Wald- lifiöre haltend, darstellend, verrät freie kompositorische Kraft, während das große Gemälde Hermann Kochs-München anmutet wie eine kolorierte Photographie. Dafür be herrscht allerdings der letztgenannte Künstler die Farben palette mit ungleich größerer Fertigkeit al» Deuster. Sein Bild zeigt außerordentliche koloristische Feinheiten. Zurück an künstlerischen Qualitäten gegenüber diesen beiden Bildern steht das Gemälde Ferdinand Leekes- München „Kampf beim Rückzug de« GermanicuS". Vor allem ist die wenig glückliche Anordnung im Raume zu tadeln Auf verhältnismäßig kleiner Scene drängen sich die Figuren, kämpfende Germanen und Römer, in dichtem Knäuel zusammen Hätte der Künstler den Figurenzug nicht in gerader Linie ins Bild gestellt, sondern au» der Höhe de« letzteren nach dessen Tiefe zu entwickelt, so würde die räumliche und damit die gesamte Wirkung eine be deutend stärkere sein. Die einzelnen Figuren sind gut durchbildet, die Bewegung der Gruppen ist eine lebhafte, die Zeichnung verrät die sichere Hand de» Maler«. Im Zusammenhangs mit diesen drei Bildern ist das Gemälde Han« PetersenS-München „Paul Beneke schlägt mit zwei Danziger Schiffen an der flandrischen Küste fünf Sache gewesen. Auch au» den Aussprüchen mehrerer moderner Militärschriftsteller von Ruf folgert Oberst Weber, daß die Macht der Thatsachen sich rücksichtslos über die Achtung vor der Neutralität hinwegsetzen werde. Colmar v. d. Goltz, Koetschau, Schlichting, der italienische General Marselli, Haimerle, sie alle sprächen sich in diesem Sinne au« General. Marselli erteilt der Schweiz den Rat, sich nicht einer nutzlosen Neutralität hinzugeben, sondern sich vorbehaltlos dem Dreibunde anzuschließen, dessen Armeen sich in der Schweiz vereinigen würden, ohne auf die Neutralität Rücksicht zu nehmen. Di« Verhältnisse der Schweiz haben sich heutzutage wesent lich anders gestaltet, wie noch vor wenigen Jahrzehnten Das Land ist selbst in seinen gebirgigsten Teilen dank der ausgeprägten Fremdenindvstrie äußerst wegsam ge worden, und erfreut sich aus gleichem Grunde überall vorzüglichster Hilfsmittel zur Einrichtung einer geregelten Verpflegung. Schließlich scheut auch die moderne Fecht weise nicht mehr vor dem Betreten durchschnittenen Ge ländes zurück, selbst wie das Hochgebirge solche« dar bietet. Bei Betrachtung des Kriegsfalles zwischen den Mächten de« Dreibundes und des Zweibundes kommt Oberst Weber unter Berücksichtigung einer vom Grafen Caprivi 1893 gelegentlich der Debatte über die Militärvorlage im Deutschen Reichstage gehaltene Rede zu dem Schluffe, daß Deutschland bei einem Kriege auf zwei Fronten gegen Rußland angriffsweise, gegen Frankreich dagegen, auf die starke Rheinlinie gestützt, sich zunächst verteidig ungsweise verhalten werde Die auf beiden Seiten in Verwendung tretenden Streitmächte schätzt der Verfasser gleichmäßig auf je 45 bis 50 Armeecorp», welche auf zwei Kriegsthealern, einem östlichen und einem westlichen, aufeinander stoßen würden. Sei erst die russische Streit macht aus Polen hinausgedrängt, so werde man sich dort auf die Verteidigung beschränken und die überschüssigen Corps nach der Westgrenze überführen, um sie zum An griffe gegen Frankreich zu verwenden. Frankreich werde sich zu Anfang de« Krieges zu rücksichtslosem angriff«» weisen Vorgehen gezwungen sehen. Ein französischer Vorstoß durch Belgien laufe dabei aber Gefahr, sich im dortigen Festungssysteme zu verlieren und falle außerdem auf die starke Front de« Niederrheins. Bei unmittelbarem Vorgehen über den Mittelrhein müffeFrankreich mit der starken Rheinfront und der nach allen Fortschritten der Neuzeit ver stärkten Linie Metz-Diedenhofen, deren Verteidigung man sich äußerst aktiv vorstellen müsse, rechnen. Ein Vorgehen über den Ober-Rhein sei genau wie im Jahre 1796 durch die neutrale Schweiz bedroht. Die Nichtachtung dieser Neu tralität und Besetzung der Schweiz liege mithin nur in französischem Interesse. Umgekehrten Falles, also bei einem verteidigung«weisen Verhalten gegen die Dreibund mächte, würde sich die Lage aus den Jahren 1792/93, 1814 und 1815 wiederholen, nämlich die Verbündeten würden suchen, durch die Schweiz hindurch die Ostfront Frankreichs, sowohl die gegen Italien wie die gegen Deutschland gekehrte, zu umgehen. Besonders würde Italien gegenüber den Westalpen gar nicht in der Lage sein, irgendwie thatkräftig einzugreifen, deshalb sei 1888 das Abkommen getroffen worden, zwei italienische ArmeecorpS über den Brenner nach Süddeutschland zu führen. Wenn aber erst nördlich und südlich eines Staatengebildes Truppen eine« Landes kämpften, wäre der Wunsch, diese auch unter Nichtachtung bestehender Neutralitätsverträge direkt miteinander in Verbindung treten zu lasten, doch ein überaus nabeliegender. Wenn die Schweiz so einer seits zur Grundlinie für AngriffSbewegungcn großen Stils gemacht werde, könne sie anderseits leicht auch von einem der Gegner in ein strategisches Hindernis vermittels des Versuchs verwandelt werden, die gegnerische Partei dort hin abzudrängen, sodaß diese dann vor der Wahl stehe, zu kämpfen oder die Waffen zu strecken. In diesem Um stande erblickt der Verfasser einen zweiten Grund, der zu kriegerischen Verwickelungen führen wüste, abgesehen von der nicht außer Rechnung zu lastenden Möglichkeit de« Hineinziehens in den Kamps durch irgendwelche sonst ein tretenden Zufälligkeiten. Oberst Weber wendet sich schließlich zu den aus seinen Voraussetzungen der Schweizerischen Wehrkraft erwachsenden Aufgaben und bekämpft die landläufige Meinung, die selben bestünden ledigjich darin, die Neutralität durch thatkräftigeS Abwehren jede« Ein- und DurchbruchS englische Kriegsschiffe 1468" zu nennen, obwohl an ihm nichts al« etwa die Form der Seeschiffe an den histori schen Vorgang erinnert. Als Marine beurteilt, stellt e» eines der hinlänglich bekannten Seestücke diese« Maler« dar. Größere Freude als an diesen vier Kolostal gemälden wird der Besucher der Kunstvereinsräume an manchem anderen der neu aufgestellten Bilder haben Albert Stagura, unser trefflicher einheimischer Land schafter, ist mit einer feinbeobachteten, überaus natur wahren „Abendstimmung in den Dünen von Wustrow" vertreten, H. Vöjcker»München mit einem daS Dämmerungs licht prächtig wiedergebenden Gemälde „Nach Sonnen untergang, Park " Nach den Gepflogenheiten der älteren Maler schafft Henry Gegarten-München, ohne daß da durch seinen Bildern der Reiz der Intimität genommen würde. Sein „Waldtrieb bei Dachau" ist ein Gemälde, da« vor der Kritik mit Ehren bestehen kann; scharfe Naturbeobachtung sind in ihm gepaart mit sicherer Zeich nung und lebendiger Farbengebung. Auch C. Scherbring- München, obgleich nicht über ein gutes Mittelmaß hinaus kommend, entwickelt in seinen „Fischerhäusern auf der Fraueninsel" und „Nach dem Regen" solides technisches Können, während die „Fraueninsel im Chiemsee im Frühling" farbig recht kraftlos erscheint. Der unter dem Einflüsse der hiesigen Pointillisten stehende Oskar Seidel- Blasewitz hat zwei Gemälde ausgestellt: „Sommertag in Goppeln" und „Frühlingsmorgen an der Elbe". DaS erstere, ein tiesemgeschnittener, im Hellen Sonnenlichte da liegender Hohlweg, zeigt alle jene charakteristischen Merk male, die un« bei den jüngeren Dresdner Malern, die eine Zeit lang ihre Motive fast ausschließlich der idylli schen Goppelner Gegend entnahmen, entpegentreten: Die einseitige Bevorzugung Heller Töne, den kleinen Horizont, aber auch die große Feinheit der Stimmung und die Fähigkeit, einen Natureindruck in schlichter Größe festzu halten. Mit einer größeren Anzahl von Bildern, vie meist über den Charakter von Studien nicht hinaus versucheS zu bewahren, denn die Nachbarn würden sich schon hüten, leichtfinnigerweise sich einen neuen Feind von einigen hunderttausend Mann zu machen. Diese Rechnung würde nach Ansicht des Verfassers wohl im Beginne eine« Krieges stimmen, wo die Gegner noch miteinander um die erste Entscheidung rängen, wenn aber erst der eine einen entscheidenden Erfolg davongetragen habe, werde er sich schwerlich lange besinnen, diesen auch unter Nicht achtung der Schweizer Neutralität au«zunützen, um Raum zur Entwickelung seiner gewaltigen Kräfteüberschüste und eine Grundlinie zum Vorstoß in entscheidender Richtung zu gewinnen. Erne starre Aufrechterhaltung de« Neu- tralität»grundsatze« würde dann die Schweiz zwingen, sich gegen den siegreichen Gegner, der natürlicherweise der Stärkere sei, zu wenden Da sei es doch besser, schon beim Beginne einer Verwickelung sich zu fragen, auf welcher Seite der Staat seine Vorteile bester gewahrt fände, und dann rücksichtslos diese Partei zu wählen. Dazu gehöre aber vor allen Dingen ein starkes Heer, denn erst ein solches mache die Schweiz zu einem be gehrten Verbündeten .Mit einer Art die Grenzen leiden schaftslos bewachenden Polizeitruppe könne man im modernen Völkerleben nicht mehr auskommen. Das Berliner „Militär-Wochenblatt" bespricht die Schrift des Oberst Weber in einem besonders sympathischen Tone und empfiehlt sie angelegentlich auch weiteren Kreisen zum Studium, nicht allein der lichtvollen Art und Weise halber, in der der schweizerische Oberst große strategische Fragen bespricht, sondern auch wegen der natürlichen Sympathien, die wir Deutsche dem Streben und Ringen dieser schweizer Patrioten gegen eine kurzsichtige, mit ver alteten, abgenutzten Schlagworten kämpfende Demokratie entgegenbringen müssen, letzteres schon um deswillen, weil wir nach Analogien aus unserer Geschichte nicht weit zu suchen brauchen. * Tagesgeschichte. Dresden, 20. Juli. Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin-Mutter von Genua, Höchstwelche zu Besuch Ihrer Königlichen Majestäten im Sommer hoflager zu Pillnitz verweilte, verließ dasselbe gestern nachmittag und reiste 5 Uhr 28 Min. ab Nieder sedlitz über Dresden, Stuttgart nach Monza zurück. Zur Verabschiedung des Hohen Besuches hatten Sich in Pillnitz Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg, Prinz Albert und Prinzessin Mathilde, sowie die Damen und Herren des Königl. Dienstes ein gefunden. Während Se. Majestät der König Aller- höchstsich von Ihrer Königl. Hoheit der Frau Herzogin iu Niedersedlitz verabschiedeten, geleiteten Ihre Majestät die Königin Höchstdieselbe nach dem Hauptbahnhofe und kehrten von hier zu Wagen nach Pillnitz zurück. Dresden, 19. Juli. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute von 7 Uhr vormittags ab der Besichtigung des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 auf den Garnison-Uebungsplätzen bei. Deutsches Reich. * Berlin AuS Aalesund wird gemeldet: Se. Ma jestät der Kaiser verließen gestern vormittag Molde und trafen um '^2 Uhr vor Aalesund ein, wo nachmittags die Begegnung mit dem Lloyddampfer „Auguste Viktoria" stattfanv. Se. Majestät besuchten den Dampfer und ge statteten den Pastagieren die Besichtigung der „Hohen- zollern". An Bord der „Auguste Viktoria" befanden sich der Gesandte Graf Metternich und Graf und Gräfin Schönburg, die den Thee bei Sr. Majestät einnahmen. Die Fahrt nach Trondhjem sollte noch gestern fortgesetzt werden. — Wie die „Berl. Pol. Nachr." hören haben Se. Majestät der Kaiser das neue JnvalidenversicherungS- gesetz vollzogen. — Der Urlaubsantritt des Botschafters Hrn. v. Holleben in Washington hat den Gerüchten über seinen Rücktritt von jenem Posten in englischen Blättern, z. B. dem „Globe" neue Nahrung gegeben Diese Ge rüchte sind, den „Berl. N. N" zufolge, augenblicklich so unbegründet, wie sie früher waren. kommen, ist ver Landschafter Fr. Albert Schmidt- Weimar vertreten. Schmidt ist Böcklinschüler; der bedeut same Einfluß des großen Schweizers auf den Weimaraner Maler ist in fast allen hier ausgestellten Arbeiten er kennbar. Wir nennen in dieser Beziehung an erster Stelle das „Grabdenkmal, Abend", ein farbig sehr kraft voll behandelter südlicher Naturakt, die ,Kapelle am See", den „Cyprestenhain" und die „Italienische Küstenland schaft" Sehr gelungen im Ton ist dem Künstler der „Hafen von Dieppe", ein frisch und mit großer Feinheit auSgeführte» Seestück. Der ernste Düsseldorfer Land schafter Ernst de Peerdt hat ein „Motiv aus Mittel franken" ausgestellt, ein Bild von trefflicher räum- jicher Wirkung, da» nur durch die hineingesetzte Staffage etwas in der Stimmung beeinträchtigt wird. Gutes Naturstudium verraten die Arbeiten Oskar Starkes-Dresden, namentlich der „Abend am Teich", ein tüchtiges Landschaftsstück, da» an den trefflichen Münchener Palmiö erinnert DaS Bild „Herbst an der Ilm" erscheint in der Farbe zu bunt geraten, der „Vor- srühlingsmorgen" zu blaß. Sympathisch berührt das Winterbild „Verschneit" von Hugo Börner-Dresden wegen der Echtheit der wiedergegebenen Naturstimmung: im weiten, in Dämmerung getauchten tiefoerschneiten Felde liegt ein einsames Hüttchen, au« dem der matte Schein von Lichtern blinkt. Gegenüber dieser schlichten Wahrheit der Naturschilderung verliert das große Bild „Griechischer Tempel, Segesta" von H. F. Günther-Meltzer, Pots dam, viel an Wirkung durch die Aufdringlichkeit der auf ihm geübten Formensprache. Desselben Künstlers „Cyclopen- insel" ist farbig viel zu prätentiös gehalten, als daß e«, trotz sonstiger technischer Vorzüge, das Auge länger zu fesseln vermöchte Eine sehr gelungene, nur durch die Hineinstellung einer Symbolgestalt etwa« beeinträchtigte „Nordische Sommernacht" hat Hans Dahl-Berlin ge sandt Eine „Abenddämmerung" im Stile der WorpSweder stellt Wilhelm Claudius-Dresden — Die neuen Nachrichten au» Samoa, die wir gestern gebracht haben, lasten erkennen, daß die Beruhig ung auf den Inseln im allgemeinen weitere Fortschritte gemacht hat Die kleinen örtlichen Streitigkeiten und Kämpfe, von denen berichtet wird, haben keinen ernstlichen Hintergrund und sind sehr rasch durch eine deutsche und englische Abteilung beseitigt worden. Derartige Kämpfe, die, wie jene Depesche de» „Reuter"-BureauS durchblicken läßt, auf Eigentumsstreitigkeiten zurückzuführen sind, werden wohl auch weiterhin ab und zu Vorkommen, denn man kann unmöglich von der Samoakommission ver langen, daß sie jede private Einzelheit in den wenigen Monaten ihrer Wirksamkeit schlichten oder gar schon ge schlichtet haben. Die Arbeiten der Kommission scheinen sich übrigen» dem Ende zuzuneigen; die Kommission dürfte vor ihrer Abreise wohl nur noch über die KönigSfrag« mit den Häuptlingen verhandeln. Noch vor der Ab reise der Kommission hat der bisherige Oberrichter Chambers Apia verlasten, um nicht mehr dorthin zurück zukehren. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: In der Presse wird neuerdings wieder vielfach au« Anlaß eines vor dem Landgericht zu Dresden vorgekommenen Falle», wo ein 13 Jahre altes Mädchen zu Gefängnisstrafe verurteilt werden mußte, darüber Klage geführt, daß die Straf mündigkeit schon vom 12. Lebensjahre ab beginnt. Es läßt sich nicht leugnen, daß diese Bestimmung des Strafgesetzbuches vielfache Mißstände im Gefolge hat und namentlich die doch durchaus wünschenswerte Besserung der jugendlichen Mistethäter nicht zu verbürgen, vielmehr zu verhindern geeignet ist. Dieser Uebelstand ist an den zu ständigen Regierungsstellen nicht erst jetzt erkannt worden. Man hat deshalb auch schon vor einiger Zeit eine Aender- ung in Aussicht genommen, und zwar so, daß eine Vorlage vorbereitet ist, in welcher für die unbedingte Strafmündigkeit an Stelle de« vollendeten 12. das vollendete 14. Lebensjahr als Grenze gewählt werden soll. Ueber die Vorlage auf dieser Grundlage sind Ver handlungen mit den Regierungen eingeleitet worden. Wie sie ausfallen werden und wie späterhin der Bundesrat sich zu der Sache stellen wird, bleibt abzuwarten. Ge wissermaßen als Korrelat dazu wird die im Abgeordneten hause für Preußen bereits angekündigte Aenderung des Zwangserziehungswesens angesehen werden dürfen Hier soll eine erhebliche Ausdehnung und Weiterentwickelung des Zwangserziehungswesens durch eine Aenderung de« Gesetzes, betreffend die Unterbringung verwahrloster Kinder, eintreten. — Das von der preußischen Regierung dem Land tage vorgelegte Gesetz über die Dienststellung der Kreis ärzte enthält die Bestimmung, daß Bedingung für die Anstellung als Kreisarzt der an einer preußischen Uni versität erworbene medizinische Doktortitel sei; die Anrechnung eines außerpreußischen medizinischen Doktor titel» ist dem diskretionären Ermesten des Ministers der Medizinalangelegenheiten vorbehalten. Gegen diese An ordnung richtet sich eine Erklärung der Dekane der medi zinischen Fakultäten der nichtpreußischen Universitäten, die jetzt durch die Presse geht. Die Erklärung bezeichnet die fragliche Bestimmung als geeignet, eine wertvolle Insti tution der Reichs-Gesetzgebung, die Einheitlichkeit der ärztlichen Prüfungen und ärztlichen Approbationen, bis zu einem gewissen Grade illusorisch zu machen Denn da die jungen Mediziner fast durchgängig Staat«- und Doktorprüfung an derselben Universität absolvierten, so werde mit der Entwertung des Doktortitels auch die bei einer außerpreußischen Kommission bestandene Staats prüfung entwertet und ein Zwang auf die Kandidaten auSgeübt, zur Erledigung beider Prüfungen gerade eine preußische Universität aufzusuchen. Es verstehe sich von selbst, daß dieser Uebelstand selbst bei liberalster Hand habung der dem Minister zustehenden DiSpensationSbefug- niS nur in geringem Maße gemildert werde. Die Er klärung verbreitet sich dann über die Promotionsbeding ungen an den preußischen und nichtpreußischen Universi täten und kommt zu dem Schluffe, „daß schon seit Jahren sehr erhebliche Differenzen in Bezug auf die Handhabung der medizinischen Doktorpromotion an reichsdeutschen Universitäten nicht bestanden haben, daß eS, so weit solche existierten, nicht die preußi schen Universitäten waren, welche die schwereren Be dingungen hatten; und endlich, daß zur Zeit Unterschiede aus, leider gebietet der Künstler noch nicht über die eindringliche und reiche Farbensprache, die in den Arbeiten jener Künstlervereinigung so charakteristisch her vortritt Einige treffliche kleine Genrebilder findet man von dem Münchener Max Kauffmann Die beiden Scenen „Beim Wein" und „Helles Bier" veranschaulichen in prächtiger Weise das liebenswürdige Darstellungstalent dieses trefflichen Künstlers, der, obwohl Norddeutscher von Geburt, zu den besten Schilderern de» bayerischen Volks leben« gehört. Auch der ausgezeichnete A Rieper: München ist mit zwei ähnlichen kleinen Stücken vertreten- einem „Trinker" und „Der fidele Sepperl", beide eben falls Kabinettsstücke intimer Menschendarstellung AuS einer guten Naturstudie heraus entstanden zu sein scheint das Bild „Beim Frühstück" von F. Schnitzler-Düssel dorf, daS drei Frauen aus dem Volke ihr Frühstück ver zehrend im Bilde festhält. Es liegt ein liebenswürdiger Humor in der Darstellung, die auch durch sichere Zeichnung und frische Farbengebung angenehm auffällt. Mit drei Interieurs, einem „Plauderstündchen", einer „Nord deutschen Diele" und einem „Norddeutschen Kirchen interieur" ist unser talentvoller Hugo Mieth ver treten. Namentlich das letztgenannte Bild zeigt die fleißige Beobachtung des Künstlers und seine schlicht vornehme Art der Farbengebung. Ein sehr schöne« Blumenstück hat Prof. F. Kallmorgen-KarlSruhe ge sandt. Von der hier bereit» besprochenen Bertha Weg mann-Kopenhagen sind neuerdings wieder einige neue Arbeiten aufgestellt worden, mehrere Landschaften und ein Damenporträt Wir tadelten an den früheren Bildnisten die allzuscharfe Verstärkung der Umrißlinien des Antlitze« durch schwarze Striche. Auf dem neu ausgestellten Porträt ist dieser Mangel nicht vorhanden, wodurch der Ausdruck des Gesichts bedeutend gewinnt. Die sympathische Künstlerin ist übrigen« auch noch mit mehreren trefflichen Blumen stücken in der Ausstellung vertreten Tort befindet sich gegenwärtig auch da» aus Holzschnittreproduktionen in
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