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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000504015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900050401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900050401
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-04
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
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In dem deutschen Gebiete soll die Amtssprache durchaus die deutsche sein, und Eingaben sollen nur unter gewissen Bedingungen in tschechischer Sprache eingereicht werden dürfen; die Erledigung solcher Eingaben aber soll stets in deutscher Sprache erfolgen. Ebenso soll die mündliche Verhandlung in deutscher Sprache ge führt werden, und nur, wenn eine Partei der deutschen Sprache durchaus nicht mächtig ist, soll ein Dolmetscher hinzugezogen werden. Selbstverständlich sollen in dem tschechischen Sprach gebiete die Deutschen von denselben Bestimmungen getroffen werden, wie die Tschechen in dem deutschen Sprachgebiete. Der Plan des Ministeriums Körber erhebt durchaus nicht Anspruch auf Neuheit; er ist vielmehr schon vor Jahren von maßvollen Politikern beider Nationalitäten erwogen und als der einzig und allein der Billigkeit entsprechende Ausgleich bezeichnet worden. Jetzt aber gebärden sich die Tschechen wie toll und behaupten, daß sie in dem deutschen Sprachgebiete gewissermaßen unter ein Aus nahmerecht gestellt werden würden. Sie stellen Vergleiche an zwischen Nordböhmen und Wälsch-Tirol. Daß in dem tschechi schen Sprachgebiet die Deutschen gewissermaßen zu Bürgern zweiter Classe gemacht werden, dagegen haben sie freilich nichts einzuwenden. Den wackeren Tschechen geht eben das Verständniß für Reciprocität vollkommen ab. Nach ihrer Absicht soll ganz Böhmen ein einziges Tschechien sein. In diesem Sinne hat der jungtschechische Abgeordnete Pacak einen Antrag auf Durchführung des gleichen Rechts der tschechi schen Sprache bei allen Behörden Böhmens eingebracht, wohl weislich nicht im Reichsrathe, sondern im böhmischen Landtage, in dem die Tschechen über die weit überwiegende Majorität ver fügen. Der Antrag will von Verständigungsconferenzen und von einem Sprachengesetz nichts wissen, sondern er verlangt nur eine Frist von 15 Jahren, innerhalb der ein jeder Be amter in Böhmen beider Sprachen mächtig geworden sein muß. Es versteht sich ganz von selbst, daß die österreichischen Deutschen nicht dumm genug sind, den böhmischen Landtag als das ge eignete Terrain für die Entscheidungsschlacht anzusehen, die dort von vornherein für die Deutschen verloren sein müßte; sie fordern, daß diese Frage im Reichsrathe entschieden werde. Der Abgeordnete Pacak hat bei der ersten Lesung seines An trages im böhmischen Landtage erklärt, kein Tscheche würde sich auf den Körber'schen Plan einlassen. Nach der Haltung der tschechischen Presse darf man annehmen, daß Pacak allerdings im Namen und mit der Zustimmung all' seiner Parteigenossen gesprochen hat. Man ersieht daraus, daß es dem Ministerium Körber nicht leicht fallen wird, seinen Entwurf zum geltenden Gesetze zu machen. Es ist aber um so mehr zu hoffen, daß die österreichische Re gierung nun endlich fest bleiben wird, als tschechischer Uebermuth ihr gerade jetzt zeigt, wohin Oesterreich gelangen würde, wenn aus Böhmen ein rein tschechischer Staat gemacht würde. In der Hauptstadt des Reiches, in Wien, soll demnächst eine Zeitschrift erscheinen mit dem ausgesprochenen Zwecke, den Westslawen die Erlernung derrussischenSprachezu erleichtern, um diese Sprache zum gemeinsamen Verständigungsmittel aller slawischen Völkerschaften zu machen. Ganz in demselben Sinne haben die Jungtschechen einen Antrag eingebracht, nach dem die russische Sprache auf allen tschechischen Gymnasien als obligatorischer Ilnterrichtsgegenstand eingeführt werden soll. In demselben Sinne haben sich auch die Tschechen bereits gelegentlich der tschechisch-russischen Verbrüderung bei der Palacky-Feier aus gesprochen. Die Tschechen gehen also darauf aus, Böhmen und di« übrigen österreichischen Kronländer, die «ine überwiegend slawische Be völkerung haben, zu russischen Satrapien, wenn auch zunächst noch nicht formell, so doch faktisch, zu machen. Nun macht sich in letzter Zeit auch eine erneute nachhaltige Agitation Rußlands in den Balkanländern bemerkbar, und Oesterreich muß sich trotz der vor zwei Jahren mit Rußland über ein Handinhandgehen auf der Balkanhalbinsel getroffenen Abmachung sehr in Acht nehmen, um nicht eines schönen Tages als der Dupirte dazustehen. Als dann wäre Oesterreich vollständig von Rußland umklammert und eine politische Selbstständigkeit Rußland gegenüber ausgeschlossen. Ja, es würde nicht einmal viel nützen, den Polen gegen die Tschechen und die anderen slawischen Nationalitäten in Oester reich auszuspielen, denn die Polen sind an Kopfzahl noch nicht halb so stark, als die anderen slawischen Nationalitäten. So ist es schlechthin eine Lebensfrage für di» österreichische Regiernng, di» Tschechen in Böhmen nicht so stark werden zu lassen, daß sie für die russische panslawistische Agitation einen mächtig fördernden Factor bilden. Sie dürfen gewissermaßen nicht für Rußland „bündnißfähig" werden. Und darum darf die österreichische Regierung von ihrem Entwurf», der den Tsechen ihr Polle» Recht zu Theil werden läßt, unter keinen Umständen abgehen. Die Mkvlini, Kl brasilianische« Liaaies Ät. Laiharina fikr tzt« tzeettfch« «u»»»n»eriin»«p»iitir. Nachdruck »rrs»«e». In den maßgebenden politischen und nnrthschaftlichen Kreisen Deutschland» ist di« Ansicht, daß der Staat St. Catha rina den Angelpunkt der deutsch-brasilianischen Auswanderung» Politik bilden muß. nunmehr vollkommen zur Anerkennung ge langt. Die Thattach«, daß im Jahre 1896 der relativ größte Strom der deutschen Auswanderung sich nach St. Catharina richtete, stellt die Bedeutung de» Staates für das Deutschthum im Auslände in das hellst« Licht. In Würdigung dieser Be deutung für Deutschland hat die „Welt-Corr." in Joinville, der Hauptstadt von St. Catharina, einen ständigen Mitarbeiter ge wonnen. dessen ersten Bericht (6. ck. 15. März) wir heute ver ¬ öffentlichen. Weitere Berichte werden die politischen und wirth- schaftlichen Verhältnisse des Staates mit Rücksicht auf die deutsche Einwanderung fortlaufend auch im Einzelnen behandeln. * Die ehemalige Provinz St. Catharina, seit der Erklärung der Republik in Brasilien im Jahre 1889, ebenso wie alle anderen brasilianischen Provinzen, zum selbstständigen Staat erhoben, ist zwar der kleinste der drei Südstaaten des Bundesstaates Brasilien, für das Deutschthum aber nicht minder wichtig, als sein in Deutschland mehr genannter südlicher Nachbarstaat Rio Grande do Sul, an welchen deutsche Leser gewöhnlich denken, wenn von dem Deutschthum in Südbrasilien gesprochen wird. In der künftigen politischen Gestaltung Südamerikas, dessen Staaten in nationaler, wirthschaftlicher und politischer Be ziehung noch vollständig unentwickelt sind, ist dem Staate St. Catharina jedenfalls schon durch seine geographische Lage in der Mitte der östlichen Küste des siidamerilanischen Continents und besonders durch die Vorzüge seinen Hafens Sao Francisco eine hervorragende Rolle aufbewahrt. Die Vorzüge dieses Hafens sind längst allgemein anerkannt, da Sao Francisco der beste Hafen südlich von Rio de Janeiro ist, in den auch die tiefgehendsten Schiffe zu jeder Zeit gefahrlos einlaufen können, und in dem sie einen vorzüglichen Ankecgrund mit vollständiger Sicherheit gegen alle Winde finden, während der Hafen in seiner Ausdehnung auch den größten Flotten der Welt genügend Platz bietet. Zu diesen maritimen Vorzügen Sao Franciscos gesellt sich seine Bedeutung als Schlüssel zu den unermeßlichen Länder gebieten im Centrum des Continents, welche, fast unbewohnt, bei einem durchgehends südeuropäischen Klima in ihren überaus fruchtbaren Gefilden noch vielen Millionen europäischer Ein wanderer eine neue Heimath bieten und nur der menschlichen Arbeit harren, um sich aus Stätten der Wildniß in reiche Cultur- änder zu verwandeln. Eine starke Einwanderung, nach diesen Ländergebieten ge leitet, würde ihnen den nationalen Stempel der einwandernden Bevölkerung aufdrücken, welche hier ihre Muttersprache bewahren und nach nationaler Art und Sitte wie im alten Vaterlande weiter leben könnte. Diejenige Nationalität, welche hier einst die vorherrschende werden wird, gründet in friedlicher, schaffender Culturarbeit ein Staatswesen, welches auf der südlichen Hälfte Amerikas schon durch seine Lage im Herzen des Continents und den Besitz der Hauptverkehrswege die Bedeutung haben wird, wie die Vereinigten Staaten in Nordamerika. Die Aussichten liegen hier für das Deutschthum überaus günstig. Seit Jahrzehnten rücken die deutschen Colonien von der Küste Südbrasiliens in das Innere vor; Ein wanderung aus Deutschland und nicht minder die Zunahme der Bevölkerung in den alten Colonien rufen neue Colonien ins Leben, mit welchen deutsche Sprache und Sitte weiter hinein nach Westen getragen werden. Die naturgemäße Basis für diesen Vorstoß in das Centrum des Continents ist der nördliche Theil des Staates St. Catha rina mit dem Hafen von Sao Francisco, der durch seine oben angedeuteten Vorzüge alle anderen Häfen, welche noch in Frage iommen könnten, bei Weitem übertrifft und zugleich der Aus gangspunkt der kürzesten und bequemsten Verbindungslinie von der Küste aus ist. Hier aber hat sich das Deutschthum in den großen Colonien Joinville und Blumenau bereits eine feste Position ge schaffen, wo die einst von der deutschen Heimath als verlorene Söhne betrachteten deutschen Kolonisten den Grund gelegt haben, auf dem sich ein starkes Deutschthum weiter aufbauen kann, in deutscher Treue zwar seinem neuen Vaterland« angehörig, aber stolz auf seine deutsche Abstammung, und seit Generationen seine Muttersprache und seinen nationalen Charakter bewahrend. Im Anschluß an die genannten beiden Colonien mit einer Einwohnerzahl von gegen 50000 Seelen, von denen sicher 8( Procent deutscher Abstammung sind, erstrecken sich nach dem Westen in das Innere zu bis an die Serra Gerak, den Auf stieg zum Hochlande, die Ländereien der Hanseatischen Coloni sations-Gesellschaft, welche von der St. Tatharinenser Staats regierung eine Landconcession von 600 000 Hektaren erhalten hat und seit drei Jahren als Rechtsnachfolgerin des Hamburger Colonisationsvereins von 1849 kolonisatorisch thätig ist, so der deutschen Einwanderung eine sichere und zukunftsreiche Grund lage bietend. Nirgends anderswo auf der Welt werden dem Deutschthum für seine Ausbreitung und Erhaltung in fremden Welttheilen solche Chancen geboten, wie in Südbrasikien und speciell in den erwähnten, fast noch unbewohnten Ländergebieten von ge waltigster Ausdehnung im Innern des Contsnents, zu denen der Staat St. Catharina die naturgemäße Zugangspforte bildet. Handel und Industrie mögen zur Zeit anderswo lohnendere Absatzgebiete finden, dem deutschen Volksthume aber winkt nir gends wie hier eine bleich glänzende Zukunft, die nicht mit Waffengewalt zu erringen, sondern in friedlicher Culturarbeit durch deutsche Arbeitsenergie und die Ueberlegenheit der im deutschen Volkscharakter wurzelnden moralischen und intellec- tuellen Eigenschaften zu erwarten ist. Der Krieg in Südafrika. —p. Der Vorstoß, welchen dir Engländer vor einigen Tagen vo» Thabgnchu au» nach dem nördlich gelegenen H««tne< gemacht haben, ist ihnen nicht sonderlich gut brkommeu. Wir erhalten darüber folgende Meldung: * k»«tzBN, 3. Mat. (Telegramm) „Morning Post" berichtet au» Thabanchu unter dem 39. April: Während de» Rückzüge» General Dickson'» fielen sein Proviant wagen und der Wassrrwagen der Brigade in die Hände de» Feinde». Die Nachhut wurde heftig beschossen. Der Rückzug brachte Len General Hamilton in Gefahr; er sammelt« sein« Streitkräfte und zog sich vorsichtig auf Thabanchu zurück, nachdem er dem vorrückenden Feinde mit Artillerie- und Jnfanterieseuer heftigen Widerstand '»leistet hatte. Die Nachricht, daß General Dickson den Rückzug antreten mußte, ist also unterschlagen worden. Er wie Hamilton, der aieichfalls zurück mußte, war in größter Gefahr, nach Durch- ckreitung eine» Engpässe» bei Houtneck nördlich der Stadt, vo die Boeren die umliegenden Höben besetzt hielten, in eine ^alle zu geratben, aus der die Engländer jedenfalls nicht ebend ober nur al» Gefangene wieder berausgekommen wären. Bei den Kämpfen, die am 28. noch östlich von Thabanchu stattsanden, machten die Boeren nach einem amtlichen Bericht auS Pretoria neun Gefangene und er beuteten zehn Pferde. Mögen alle diese Scharmützel den Engländern auch nur geringe Verluste gebracht haben, sie zeigen doch, daß die Boeren sich wieder auf einem Terrain befinden, auf welchem ie Meister in der Kriegführung sind. Sie haben mit ent- ckiedenem Erfolg fick dem Vordringen des Feindes entgegen gestellt, ja diesen zurückgeworfen und vor allen Dingen erreicht, daß Roberts ihnen hier fortgesetzt seine ganze Aufmerk- amkeit schenken und noch weit größere Truppenmassen auf bieten muß, um sie in Schach zu kalten. An einen Vorstoß von Bloemfontein längs der Bahn in nördlicher Richtung ist unter diesen Umständen noch immer nicht zu denken. Ein Versuch wurde gemacht, aber er ist bei vrandfort täglich gescheitert. Hierüber wird uns aus Boerenquelle >erichtet: * Pretoria, 1. Mai. (Telegramm) Am 30. April zeigte sich eine britische berittene Abtheilung in der Nähe von Brandfort. Die Verbündeten griffen sie von zwei Seiten an und zwangen sie zum Rückzüge. Auf Seiten dir Ver- kündeten, die einige Gefangene machten, sind zwei Mann leicht verwundet worden. — Nach einem anderen Berichte hatten die Commandos von Wakkerstroom und Ermelo rin Gefecht bei Brandfort. Nach einem scharfen Kampfe wurden 11 Ge fangene gemacht. Die Engländer ließen 19 Tobte auf dem Felde, unter denen sich der Capitän Liddy befand. Die Verbündeten hatten einige Verwundete. (Reqtermeldpng.) Hoffentlich entschließen sich die Boeren, nunmehr bei Brandfort energisch die Offensive zu ergreifen. Roberts ist im Osten und Nordosten von Bloemfontein so stark engagirt, daß ihm ein Angriff von jener Seite aus höchst ungelegen kommen müßte, ja verhängnißvoll für ihn werden könnte. Wir erhalten noch folgende Meldung: dl. Köln, 3. Mai. (Privattelegramm.) Die „Kölnisch« Ztg." meldet aus London: Der Verlauf und Ausgang der Ge fechte nordöstlich von Thabanchu sowie in der Richtung aus Brandsort ist nach Len neuesten Depeschen noch unklar. Krüger sandte an den Lommandirenden bet Fourteenstreams ein Schreiben, in welchem er sür unbedingt unmöglich erNärt, Verstärkungen zu senden, da jeder versügbare Mann auf seinem Posten unentbehrlich sei. Krüger ermuthigt den Eommaudanteu unter Hinweis auf die neuerdings von dru Verbündeten er fochtenen großen Siege und stellt weitere Bortheile in Aus sicht, die das Bordringeu d«r Engländer über Warrentou ausschließen. Krüger versichert, die ausländische Ein mischung sei nur mehr eine Frage von einigen Tagen. (?) Vorgestern wurde bei Fourteenstreams wieder eine heftige Kanonade von den Engländern eröffnet, über deren Erfolg ober Mißerfolg noch kein Bericht eingetroffen ist. Fourteen streams liegt bekanntlich nördlich von Kimberley bei Warrenton. Südlich davon liegt Windsorton, das hie Boeren letzthin aufgeben mußten, da« sie aber wieder besetzt haben. Die Lage ist dort für sie durchaus nicht so ungünstig, wie e» in dem angeblichen Schreiben Krüger'» dargestellt wird. E< ist vielleicht ebenso unecht, wie da-, von welchem in dep folgenden Nachricht die Rede ist: * Loudon, 3. Mai. (Telegramm.) ,,Morning Post" be richtet au» Bloemfontein unter dem 1. Mai: Zwei Briefe von hervorragendem Interesse sind in di« Hände der Engländer gefallen. Einer ist vom Präsidenten Steijn au General Botha gerichtet. Steijn beklagt sich darin, daß «ine ungenügende Truppenmasse zum Schutz« Kroonstad» zurückgelasfen wordrn sri, theilt mit, daß die Briten über 50000 Mann für den Vormarsch verfügen, und beklagt sich darüber, daß die Commandos der Boeren, von Lenen angenommen werde, sie beschützten Kroonstad, Korngegendeu plünderten und qus diese Weise zwischen den Transvaal- und den Freistaatboeren Verstimmung hervorriefen. Steijn verlangt ferner, daß «in Thril der 10000 Lo«ren, die in Natal stund«», üb«r den Ban- r«en«»»-Paß zurückgezog«» würden, damit d«r Kamp bei Kroonstad concrntrirt und «in entscheidead«r Schlag gegen die Briten geführt werd«» könnr. Steijn schließt, er lehn« die Verantwortung für die Loyalität der Fr«istaatborr«n ab, w«nn nicht Transvaal in di«s«r Weise Garantien gebe, Laß «» di« Absicht habe, di« zeitweilig« Hauptstadt des Lraaje-Freiftaat» zu schütz«». (D«r ond«r« Bri«f ist di« oben erwähnte Antwort Krügir's a» den Lommaudaoten von Fourthieu Stream».) Beide Brief« erregen d«u Verdacht der Fälschung. Namentlich glauben wir nicht, daß Krüger in Bezug auf die Lntexventtonsfrgße sich derart täuschrn sollte, obwohl von verschiedene» Seiten gemeldet wird, daß rin Dazwischengreifen der Bereinigten Staaten in aller Kürze zu erwart«» sei. Man be richtet un<: * Köln, 8. Mai. (Privattelrgramm.) Der Beziehungen zu vr. Leyd» unterhaltende Brüsseler Vertreter der „Rheinisch- Westfälischen Zeitung" telegraphirt seinem Blatte, au» Amerika dort «ingrtroffen» Depeschen versicherten, daß nicht uur «ine bescheidene Vermittelung, sondern eine ganz energische Dazwischenkunft zu erwarten steh,. Besonders die deutsche El «mente scheinen ihre boerenfrenndliche Gesinnung nachdrücklich zeigen zu wollen. Die Boerenfrage bilde einen mächtigen Factor in der politischen Bewegung Amerika». Tie PräsidentschaftSwahl werde entschieden durch sie beeinflußt, die Candidaten hätten sich wohl oder üb«l mit ihr abzufinden. Nun, ehe e» zu einer amtlichen Intervention der Machthaber in Washington kommt, werden die Wogen des Parteikampfes noch geraume Zeit auf und nieder rauschen und wenn sie verlaufen sind, wird die „Frage" ihre Schuldig keit gelhan haben und von selbst von der Tagesordnung ver schwinden. Man beutet sie für Wahlzwecke nur aus, ohne den Boeren damit viel zu nützen. Folgende Meldungen sind noch zu verzeichnen: * London, 3. Mat. (Telegramm.) Die „Times" berichten aus Bloemfontein unter dem 1. Mai: Alle Boerenpserde werden jetzt mit Beschlag belegt. Dies ist wirksamer, als die Entwaffnung der Boeren und ist auch leichter zu bewerkstelligen." * Rotterdam, 3. Mai. (Telegramm.) Die Ankunft der Boerengesandten, die sich heute nach New Port ejnschiffen, veranlaßte eine großartige Volkskundgebung. Tausende von Menschen begleiteten die Boeren vom Bahnhof bis nach dem Hafen unter Hochrufen auf Transvaal. * Loudon, 3. Mai. (Telegr. d. Mgdb. Ztg.) „Daily Expreß" veröffentlicht «ine Auslassung des in London weilende» Königs von Schweden über den südafrikanischen Krieg. Der König sagte, er sei gänzlich aus der britischen Seite und halte die britische Sache für gerecht. Er würde Len Boeren in ihren Anstrengungen, die Sympathie und den Beistand Europas zu erlangen in einem Kampfe, den sie übereilt hrrbeigejührt haben, keine Unterstützung gewähren oder,Vorschub leisten. (Bestätigung bleibt abzuwarten. Die Red.) Einem der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" in Essen aus Capstadt, 3. April, zugegangenen Briefe entnehmen wir fol gende Stellen: Der Tod des Generals Joubert. General Joubert ist todt! Seit Monaten kränkelte der alte General, dennoch auf seinem Posten ausharrend und jüngst noch mit den beiden Präsidenten in Kroonstadt die Lage beraihend, zugleich aber für den Fall seiner Behinderung Maßregeln treffend für die fernere Vertheidigung seines über Alles geliebten Landes. Ein Jingoblatt meint, es sei Joubert ein glückliches Geschick befchieden worden, daß er „den unvermeidlichen Zu- ammenbruch Transvaals" nicht mehr hätte zu erleben brauchen. Wir aber sind dessen gewisser, denn je, daß der Tag nicht ferne ist, an welchem ein vom britischen Raubreich niemals zu unterwerfendes freies Volk im freien Pretoria oder auf den Gipfeln der Drakensberge seinem Helden Petrus Jakobus Joubert das Denkmal des Nationaldankes und des Nationalstolzes errichten wird. Joubert ist todt, aber Joubert hat Schule gemacht. Louis Botha, Schalt Burgher und Lukas Meyer setzen sein Werk fort, alle drei er probt in den sechs Monaten dieses Krieges, alle drei getragen vom Vertrauen ihrer Landsleute, wie der Alte von Majuba Hill. Die letzte Post brachte mir die ersten nach Empfang der Nachricht vom Entsatz Ladysmiths geschriebenen deutschen Briefe von Freunden aus allen Theilen des Reiches. Man beklagt darin „die Versäumniß der Boeren, nicht rechtzeitig die Offensive ergriffen zu haben", und spricht seine Enttäuschung aus, daß die Boeren, „anstatt längst vor Capstadt zu stehen, nun zurück weichen"; Andere halten „das Schicksals Transvaals durch Cronje's Fall bereits für besiegelt". Wir theilen diese pessimi stischen Stimmungen hier keineswegs. Da sie aber nicht nur in Privatbriefen, sondern auch in einem Theil der deutschen Presse zu finden sind, so frage ich: hat vor dem 12. October irgend ein Europäer von den Boeren Thaten, wie die Einschließung von Ladysmith, wie Stormberg, Magersfontein und Colenso, er wartet oder auch nur für möglich gehalten? Und sind unter den jetzt in löblicher Erregung, aber nicht gerade sehr objectiv den — von Cronje's Uebergabe abgesehen —, durchaus natur gemäß verlaufenden Feldzug kritisirenden Freunden unserer Freunde viel, die mit dem Blick auf die Karte Südafrikas kritisiren und sich z. B. abzirkeln, daß die Entfernung vom Oranjefluß bis Capstadt derjenigen von Berlin bis Paris gleich kommt? Man verwundert sich, daß die Afrikander der Capcolonie sich nicht wie ein Mann erhoben haben. Womit denn? Etwa mit Spazierstöcken oder Heugabeln bewaffnet? Von Weitem läßt sich gut räsonniren; hier bei uns, unter drakonischem Druck der Kriegsgesetze, unter der peinlichsten Bewachung aller Corn- municationswege durch Militär und Gendarmerie, nach Confis- cirung der Waffen und Munition, und vor Allem bei dem Mangel einer organisirenden und strategisch geschulten Führung war an einen erfolgreichen Aufstand nicht zu denken. In den schwerer controlirbaren Norddistricten ging es leichter, und dort- hin lieferten die Republiken Waffen, nachdem sie die Bezirke occupirt hatten. Aber im Uebrigen betonte ich wiederholt, daß die „Verschwörung des ganzen Afrikanderthums zum Umsturz der britischen Herrschaft in Südafrika" eine Legende ist, er funden von Herrn Alfred Milner, um dem britischen Volk, das auf die wahren Gründe für den Raubkrieg denn doch wohl nicht angebiffen hätte, denselben plausibel zu machen, unter dem Vor wande, es handele sich um Besitz oder Verlust von ganz Süd afrika. Darum handelt es sich jetzt und für die nächste Zukunft allerdings. Aber diese Gefahr für das britische Reich ist durch die britische Regierung, und durch sie allein, erst geschaffen worden. Brief etm«r L«i»rt»«rtn Ein Brief, der geraume Zeit auf dem Meeresgründe ge legen hat, ging gestern vom südafrikanischen Kriegsschauplätze bei der Redaction des „Bogtländischen Anzeigers" in Plauen ein. Der Brief, der seltsamer Weise von Unbe fugten, vcrmuthlich von den Engländern, geöffnet wor den war, stammt von der von unseren Alldeutschen nach dem Kriegsschauplätze entsandten Krankenpflegerin Schwester Martha Eichardt aus Leipzig und wurde von Capstadt aus mit dem Dampfer „Mrxican" befördert.
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