Volltext Seite (XML)
Wchmtz-Mmz Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden niit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. Di. „Weißeri-.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ikhnc in Dippoldiswalde. Nr. 121. Praktische Politik. Es ist ja nicht zu verkennen, daß das Programm mancher politischen Partei im Reiche berechtigten Zielen nachstrebt, auch wollen wir heute nicht von dem Ueber- wuchern der Prinzipienfragen und dem gleißenden po litischen Ehrgeize reden, der nur zu gern die idealen Begriffe Freiheit und Gleichheit, Patriotismus und Gerechtigkeit als Mittel zu seinen Zwecken benutzt. Aber wenn man fast in jeder parlamentarischen Session die bedauerliche Beobachtung machen muß, daß eine Partei für ihr einziges oder zwei Parteien für ihr vereinigtes Programm keine Mehrheit finden und sich in Folge dessen die Parteiprogramme gegenseitig matt setzen, wobei natürlich auch die Vorschläge der Regierung oft in den Papierkorb fallen, ohne daß aus den Reihen der Abgeordneten ein anderer Plan vorgelegt oder durchgesührt wird, so möchte man doch fragen, ob alle diejenigen Parteien, welche auf Vaterlandsliebe und gerechte Würdigung der historischen Entwickelung des deutschen Reiches Anspruch machen, nicht bald zu der Einsicht kommen, daß es nothwendig ist, sich über eine praktische Politik zu verständigen. Was in dieser Beziehung nun Noch thut und fest gehalten werden muß, liegt auch für jeden Vaterlands freund klar zu Tage. Weshalb hat denn Deutschland früher Jahrhunderte hindurch in Ohnmacht und Zer rüttung dagelegen? Ohne Zweifel wohl deshalb, weil ihm jede Zentralgewalt und jede Einheit in den po litischen Zielen fehlte. Die Aufrechterhaltung der in den Funktionen des Reichskanzlers liegenden Zentral gewalt, was die Neichsangelegenheiten nach innen wie außen anbetrifft, ist daher für Deutschland eine po litische Notwendigkeit und die sogenannte parlamen tarische Negierungsweise mit ihren demokratischen Nei gungen ist unbedingt zurückzuweisen, denn dieselbe eignet sich nicht für den bundesstaatlichen Charakter des Reichs und würde auch niemals von den maßgebenden König reichen Preußen, Bayern, Sachsen und Württeniberg, ja auch nicht einmal von den deutschen Mittelstaaten acceptirt werden, denn in allen diesen-Staaten sind die Begriffe der Regenten über ihre Herrscherpflichten und Rechte historisch und sachlich so klargelegt, daß diese Regenten nicht nur eine Autorität und Exekutive, sondern auch eine Initiative und Regierungsgewalt, natürlich vollständig im Rahmen der Verfassung, re- präsentiren. Die Zentralgewalt ist also für das deutsche Reich nicht nur nothwendig, sondern sie würde sich wohl auch nicht beseitigen lassen, mögen auch Fort schrittler, Demokraten, Sozialisten und Partikularisten ihre Kräfte daran erproben. Für die reichsfrenudlichen Parteien ist darnach aber auch die Aufgabe klar vorgezeichnet. Sie heißt Unter stützung der Zentralgewalt und aller sie stützenden Reichsinstitutionen wie Neichsheer, Flotte, Neichssinanzen und Reichsgesetzgebung, ferner Förderung der Einheit auf allen gemeinsamen Gebieten und Hebung aller das gemeinsame Wohl gefährdenden Gebrechen. An ein schädliches Ueberwuchern der Neichszentralgewalten ist dabei gar nicht zu denken, denn dafür bürgt schon der bundesstaatliche Charakter des Reiches, den Niemand anzutasten gedenkt. Diese auf die lediglich praktischen Aufgaben gelenkte Politik würde auch unfern parla mentarischen Institutionen nichts an Würde rauben, denn die Initiative in der Wahl der Mittel für diese Politik und das verfassungsmäßige Veto bleibt ihnen nach wie vor gesichert. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die kürzlich hier verstorbene Frau Korbmacher Witsch old hat der hiesigen Stadt ein Legat von 300 Mark vermacht, wofür dieselbe verpflichtet sein soll, das Grab derselben in guter Ordnung zu erhalten. Es sollen dafür jährlich 10 Mark verwendet werden; der Nest der Zinsen fließt in die Stadtkaffe. Dienstag, den 16. Oktober 1883. — Morgen Dienstag, Vormittag ll Uhr, wird im hiesigen Nathhaussaale die diesjährige Diözesan versammlung abgehalten. Siehe das Inserat in heutiger Nummer. — Postalisches. Nachdem eine Oberpostdirektion entschieden hatte, daß einer gegen das ermäßigte Porto zu befördernden Drucksachensendung Briefmarken nicht beigelegt werden dürfen, eine solche Anlage vielmehr die Sendung von der Beförderung ausschließe, hat auf erhobene Beschwerde das Reichspostamt bestimmt, daß im innern deutschen Verkehr das Beifügen einer Brief marke zu einer in Rede stehenden Sendung allerdings erlaubt sei und somit keinen Grund der Ausschließung biete. Da sogar Rechnungen den unter Band zu be fördernden Schriften ohne besondere Porto-Erhebung beigefügt werden können, so mar es in der That un erfindlich, weshalb Briefmarken eine Ausnahme machen sollten. — Das Fahrplanbuch von R. Fritzsche, allge mein bekannt und beliebt, ist soeben mit den neuen Winterfahrplänen erschienen und in allen Buchhand lungen, sowie an den Billetverkaufsstellen der Staats bahnen käuflich zu haben. Da dieses Koursbuch nach offiziellen Quellen bearbeitet wird, ist der Inhalt des selben durchaus zuverlässig und bildet einen treuen Rathgeber bei Reisen in Sachsen, Böhmen, Thüringen, Schlesien re. Neu ist ein übersichtliches Stanonsver- zeichniß, alphabetisch geordnet, wodurch das Aufsuchen der Verkehrszeiten für jede einzelne Station wesentlich erleichtert wird. Ein Verzeichniß direkter Billets, Zugsverbindungen Dresdens mit einer großen Anzahl wichtigerer Städte u. s. w. enthält die neue Auflage nach wie vor. Der Preis des Buches beträgt 40 Pf. Wendischcarsdorf bei Possendorf. Für hiesige Schulstelle ist Herr Arthur Stoß, zeither Lehrer in Falkenhain bei Schmiedeberg, gewählt und vom kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts bestätigt worden. Lungkwitz bei Kreischa. Die unter dem Namen der „großen Aloe" im hiesigen Stiftsgarten befindliche Agave ist Anfang des Monats in das Gewächshaus der Gärtnerei überführt worden und hat hier die Decke durchbrochen werden müssen, um Raum für die jetzt ca. 5'/» Meter hohe Pflanze zu schaffen. Der etwa 10 Centimeter starke Blüthenstengel trägt eine große Anzahl Dolden mit fingerdicken und ebenso starken Blüthen, die jetzt ihre Staubfäden zu entwickeln beginnen. Die Besichtigung der Pflanze ist gern ge stattet. Photographien derselben sind in der Gärtnerei käuflich zu haben, wie solche auch in unserer Expedition einzusehen sind. Frauenstein, 14. Oktober. Am vergangenen Sonnabend früh gegen 2 Uhr sind Diebe durch die Hinterthür in das Haus des Flanellwebers Berger hier eingebrochen, um dessen Laden zu plündern. Die selben haben das über der Hinterthür befindliche Haus fenster zerbrochen, worauf muthmaßlich einer derselben durch dasselbe in die Hausflur gelangt ist und das Thürschloß zersprengt hat. Eine Menge abgebrannter Zündhölzchen, sowie andere sichtbare Merkmale zeigen, daß die Diebe anfangs beabsichtigt haben, durch Sprengung der in der Hausflur befindlichen Ladenthür in denselben zu gelangen. Jedoch deren Festigkeit und verschiedene andere Sicherungen vereitelten das ver brecherische Vorhaben. Um dennoch ihren Zweck zu erreichen, haben sie dann versucht, durch die Wohnstube in den Laden zu gelangen. Durch das Geräusch, welches hierdurch entstanden ist, sind jedoch sowohl Herr Berger, als auch die im Hause wohnenden Miethsleute erwacht und haben die Diebesbande ver scheucht. Der Verdacht lenkt «sich auf mehrere böhmische Individuen, welche sich am Tage vorher bis spät Abends in der Freiberger Straße umher getrieben haben. Von Augenzeugen will beobachtet worden sein, daß dieselben auch das ebenfalls in der Freiberger Straße befindliche 48. Jahrgang. Näsersche Schnittwaarengeschäft von der Hinterfront inspizirt haben. Hierbei mögen sie wohl zur Einsicht gelangt sein, daß daselbst ein Einbruch infolge der starken Sicherung gegen Langfinger, erfolglos sein würde, und haben hierauf ihre böse Absicht auf das Bergersche Geschäft gerichtet. Möchte es gelingen, die Spitzbuben zu erlangen und zur verdienten Strafe zu ziehen. — Im Laufe voriger Woche soll dem Ver nehmen nach auch ein Einbruch in Hennersdorf statt gefunden haben und ein des Diebstahls verdächtiges Subjekt in die hiesige Frohnfeste eingeliefert worden sein. Dresden. Das Denkmal August des Starken auf dem Neustädter Markt soll nach den getroffenen Bestimmungen endlich einen neuen Unterbau, an dem bereits gearbeitet wird, erhalten. Der jetzige Sand steinunterbau, der nichts weniger als schön aussieht, zerbröckelt an allen Seiten. — Es ist wohl angezeigt, die Inhaber von säch sischen Staatspapieren in ihrem Interesse, zum Schutze von Zinsenoerlusten, darauf aufmerksam zu machen, daß mit dem Termin der Rückzahlung aus- gelooster Kapitalsbeträge die Verzinsung aufhört. Eine Zinsenverlustzusammenstellung vom 1. Juli 1883 ergiebt, daß von den verschiedenen theilweise ausge- loosten sächsischen 3- und 4o/°igen Anleihen, kgl. sächs. Landesrentenbriefen, Landeskulturrentenscheinen, sächs.- schlesischen, Löbau-Zittauer Eisenbahnaktien und Leip zig-Dresdner Eisenbahnprioritäten eine Anzahl Stücke im Gesammtwcrthe von 1479264 M. zur Baarzahlung nicht präsentirt worden sind, was einen Zinsenverlust von 86834 M. ergiebt, wodurch den Besitzern der Titres im Verhältniß zum Gesammtwerth ein Verlust von über 17°/o erwächst. Meißen. In Meißen hat sich auf Anregung des Lehrer Nitzsche ein Verein gebildet, der den Zweck hat, schulpflichtigeK naben unbemittelter Eltern während eines Theiles der schulfreien Zeit durch geeignete Per sonen zu beaufsichtigen, nützlich zu beschäftigen oder in anregender Weise zu unterhalten. Döbeln. Seit vergangenen Dienstag verarbeitet die hiesige Zuckerfabrik bereits täglich 3000 Ctr. Rüben und am Donnerstag wurde der erste Zucker fertig. Leider zersprang in einer Nacht die innere Wasserpumpe, so daß der regelmäßige Betrieb auf einige Tage gestört war. Waldheim. Der Direktor des hiesigen Vorschuß vereins, Cigarrenfabrikant Uhlemann, hat seine In solvenz angezeigt. Er ist dem Verein 31,000 Mark schuldig, wofür nur ca. 10,000 Mark Deckung vor handen sind. Die Untersuchung wird ergeben, wie er bei der gewissenhaften Kontrolle so viel Kredit ent nehmen konnte, was die Direktorial-Mitglieder über haupt nach den Statuten nicht sollen. Bad Elster. Am 2. November feiert der frühere Stadtmusikus Hilf hier seinen 100. Geburtstag. Der alte Mann ist noch so rüstig, daß er in der Bade kapelle unter der Direktion seines Sohnes mitwirkt. Oelsnih. Es wird nur wenige Orte geben, welche im Laufe des letzten Jahrzehnts an Einwohnerzahl verhältnismäßig so stark gewachsen sind, als Oelsnitz im Erzgebirge, welches 1870 4244 Einwohner, 1880 dagegen bereits 6749 Einwohner, mithin 59°/o mehr, zählte. Die fortschreitende Entwicklung des Kohlen bergbaues im Reviere macht einen dauernden Zuzug auswärtiger Arbeitskräfte uothwendig. Fast sämmtliche Werke klagen über Mangel an geeigneten Arbeitern, da für solche nicht genügende Wohnungen vorhanden sind. Infolge dessen hat sich die Oelsnitzer Bergbau- Gesellschaft entschlossen, auf einem geeigneten Areale, welches einer ihrer größten Theilhaber, Herr Bruno Wollcr in Stollberg, zu diesem Zwecke für einen äußerst geringen Preis zur Verfügung stellt, in nächster Nähe ihres Werkes eine Anzahl Arbeiterhäuser zu errichten und zu diesem Zwecke eine Baugesellschaft zu bilden.