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königlich Sächsischer Staatsanzcigcr. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 155 Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: i. V. Bezirksassessor vr Gerth. Dienstag, 7. Juli 1908. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 12SS. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der Kmal gespalt. Ankündigungsseite 25 Ps , d> Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf »mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 75 Pf. Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Erlaubnis zur Anlegung nachstehender Ordensdekorationen zu erteilen: des König!. Preußischen Kronen-Ordens 3. Klasse dem Major Baron O'Byrn, Militär-Gouverneur der Prinzen Söhne Sr. Majestät des Königs; des Ritterkreuzes des Königl. Schwedischen Nordstern-Ordens dem Militär-Ober pfarrer Neumeister in Leipzig; des Großherrl. Türkischen Medjidie-Ordens 3. Klasse und der Großherrl. Türkischen Rettungsmedaille dem Hauptm. Blattmann im 4. Feldart.- Regt. Nr. 48, kommandiert zur Kaiserlichen Botschaft in Konstantinopel; des Großherrl. Türkischen Osmanie-Ordens 4. Klasse dem Ltnt. der Res. Andrae des 2. Gren.-Regts. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen". Personalveränderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche usw. 6. Juli. v. Laffert, Generalltnt. und Kommandeur der 1. Kav.-Brig. Nr. 23, beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs der Milit.-Reitanstalt, unter Anweisung des Standortes Dresden zu den Offizieren von der Armee versetzt. Frhr. v. Welck, Oberst und Kommandeur des Karab.-Regts., mit der Führung der I. Kav.-Brig. Nr. 23 und mit Wahr nehmung der Geschäfte des Inspekteurs der Milit -Reitanstalt beauftragt. Frhr. v. Bodenhausen, Oberstltnt. beim Stabe des Garde-Reiter-Regts., zum Kommandeur des Karab.-Regts. ernannt. Edler v. der Planitz, Rittm. und Eskadr.-Chef im Garde-Reiter-Regt., unter Beförderung zum Major, vor läufig ohne Patent, zum Stabe dieses Regts., Schulz, Rittm. und Eskadr.-Chef im 3. Ulan.-Regt. Nr. 21 „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen", als Hauptm. in das Kriegsministeriu», v. Ze sch au, Hauptm. im Kriegsministerium, als Rittm. und Eskadr.-Chef in das Garde-Reiter-Regt., — Versetzt. Schäffer, Rittm. im 3. Ulan.-Regt. Nr. 21 „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen", zum Eskadr.-Chef ernannt. In einem Gehöfte des Ortes Weigmannsdorf (Bezirk Freiberg) ist am 5. dieser Monats die Maul- und Klauen seuche ausgebrochen. 424» UV Dresden, den 7. Juli 1908. 47KO Ministerium des Inner«. Lekannknachung, die Anmeldung für den einjährig freiwilligen Militärdienst betr. Die innerhalb des Bautzener Regierungsbezirks auf hältlichen jungen Leute, welche behufs der Erlangung der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienste an der Ende September dieses Jahres hier stattfindenden Prüfung teilnehmen wollen, werden hiermit aufgefocdert, ihre Gesuche um Kulaffung zu dieser Prüfung unter genauer Angabe des Standes und Aufenthaltsortes beziehentlich der Wohnung, sowie der beiden fremden Sprachen, in denen sie geprüft sein wollen, schriftlich bis längstens zum 1. August dieses Jahres bei der unterzeichneten Königlichen Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige einzureichen. Den Gesuchen sind beizufügen: '1. das Geburtszeugnis, -2. eine Erklärung des gesetzlichen Vertreters des Gesuch stellers zu dem Diensteintritte als Einjährig-Freiwilliger in nachstehender Form: Ich erteile hierdurch meinem Sohne — Mündel — N. N., geboren am zu , meine Einwilligung zu seinem Diensteintritte als Einjährig- Freiwilliger und erkläre gleichzeitig, a) daß für die Dauer des einjährigen Dienstes die Kosten des Unterhaltes mit Einschluß der Kosten der Ausrüstung, Bekleidung und Wohnung von dem Bewerber getragen werden sollen-, oder d) daß ich mich dem Bewerber gegenüber zur Tragung der Kosten des Unterhaltes mit Einschluß der Kosten der Ausrüstung, Bekleidung und Wohnung für die Dauer des einjährigen Dienstes verpflichte und daß, soweit die Kosten von der Militärverwaltung be stritten werden, ich mich dieser gegenüber für die Ersatzpflicht de- Bewerbers als Selbstschuldner verbürge. Ort und Datum Unterschrift Vorstehende Unterschrift des N. N. und zu gleich, daß der Bewerber (der Aussteller der obigen Erklärung) nach seinen Vermögensverhältnissen zur Bestreitung der Kosten fähig ist, wird hiermit obrigkeitlich bescheinigt. Ort und Datum Unterschrift (I" 8.) Werden die unter b) bezeichneten Verbindlich keiten von einem Dritten übernommen, so hat dieser eine besondere Erklärung darüber in folgender Form auszustellen: Gegenüber dem 9t. N., geboren am zu , der sich zu seinem Dienstantritt als Einjährig-Freiwilliger melden will, verpflichte ich mich zur Tragung der Kosten des Unterhalts, mit Einschluß der Kosten der Ausrüstung, Be kleidung und Wohnung für die Dauer des ein jährigen Dienstes. Soweit die Kosten von der Militärverwaltung bestritten werden, verbürge ich mich dieser gegenüber für die Ersatzpflicht des Bewerbers als Selbstschuldner. Ort und Datum Unterschrift Vorstehende Unterschrift usw. wie zu b) an gegeben. Die Erklärung unter b), sowie Erklärung des Dritten bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung, wenn der Erklärende nicht kraft Gesetzes zur Gewährung des Unterhaltes an den Bewerber verpflichtet ist. 3. ein bis auf die neueste Zeit und tunlichst weit zurück reichendes Unbescholtenheitszeugnis, welches für Zöglinge höherer Lehranstalten auf die Zeit des Besuches einer solchen von dem Rektor oder Direktor, auf die nach folgende Zeit aber, wie für alle anderen jungen Leute, von der Polizeibehörde des jeweiligen Aufenthaltsortes resp. von der vorgesetzten Dienstbehörde auszustellen ist, 4. Zeugnisse über den bisherigen Bildungsgang, 5. ein selbstgefertigter Lebenslauf und 6. die Angabe darüber, ob, wie ost und wo der Gesuch steller sich einer Prüfung vor einer Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige bereits unterzogen bat. Wegen der Vorladung zur Prüfung oder Zurückweisung der Gesuche wird an die Gesuchsteller besondere Bescheidung ergehen Bautzen, am 1. Juli 1908. Die Königliche Prüfungskommission für Einjährig- Freiwillige. 4740 Öffentliche Sitzung des KreiSauSschuffeS findet Mittwoch, den 15. Juli 1908, nachmittags 1 Uhr m dem Sitzungssaale der Königlichen Kreishauptmannschaft statt. Die Tagesordnung ist in der Hausflur des Regierungs- .zebLudes angeschlagen. Chemnitz, am 3. Juli 1908. Königliche Kreishauptmanuschaft. 4?ss Herr Anstaltsbezirksarzt vr Oppe in Dresden ist vom 15. Juli bis 15. August dieses Jahres beurlaubt und wird während dieser Zeit durch den stellvertretenden Gerichtsarzt Herrn vr. Hans Butter in Dresden vertreten. Dresden, den 2. Juli 1908. 4748 Königliche Kreishauptmannschaft. Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 7. Juli Se Majestät der König ritt heute früh in der Dresdner Heide und traf gegen 11 Uhr im Resi» denzschloß ein, wo Allerhöchstderselbe die DepartementSchef« der Königl. Hofstaaten zum Rapport empfing Nachmittags ^1 Uhr besuchte Se. MaMat die Erzgießerei von Pirner u Franz, Zietenstraße, wohnte daselbst emem Bronzeguß bei und kehrte hierauf nach der Villa in Wachwitz zurück. Dresden, 7. Juli Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg unternahmen heute mit den Durchlauchtigsten Verwandte«, Ihren Königl. Hoheiten der Frau Gräfin von Caserta und den. Prinzessinnen Maria Pia und Mana Josephine von Bourbon-Sizilien, mittels Automobils einen Ausflug nach der Bastei, Schandau, Kuhstall, Festung Königstein und kehrten gegen 7 Uhr abends wieder zurück. Deutsches Reich. Nordlandreise Sr. Majestät des Kaisers. (W. T. B.) Travemünde, 6. Juli. Se. Majestät der Kaiser Hötte heute vormittag auf der „Hohenzollern" den Vortrag des Geh. Rates Berg und empfing den Geh Rat v. Etzdorfs und Generaldirektor Ballin. Um 3 Uhr 30 Minuten kehrte der Kaiser von der „Iduna", wo Er das Frühstück eingenommen hatte, an Bord der „Hohenzollern" zurück Die , Iduna" ging um 4 Uhr mit Ihrer Majestät der Ka'erin, dem Prinzen Joachim und der Prinzessin Viktoria Luise zu einer mehr tägigen Kreuzfahrt in See. Der Kaiser gedenkt heute abend spät an Bord der „Hohenzollern" von hier aus die Nordland reise anzutreten. Die Fahrt soll zunächst nach Odde gehen. Die Gäste und das Gefolge des Kaisers auf der Nordlandreise sind heute nachmittag hier eingetroffen und haben sich auf die „Hohenzollern" begeben. Es sind folgende Herren: die General adjutanten General der Infanterie v. Kessel, General der Ka vallerie v. Scholl, Chef des Generalstabs General der Infan terie v. Moltke, General der Infanterie Graf v. Hülsen-Haeseler, General der Infanterie Graf v. Loewenfeld und Vizeadmiral v. Müller; die Flügeladjutanten Oberst Frhr. Marschall und Kapitän zur See v. Rebeur-Paschwitz; HauSmarschall Frhr. v. Lyncker, Generaloberarzt vr. v Jlberg; ferner Prinz Albett zu Schleswig-Holstein, Prinz Otto zu Sayn-Wittgenstein, General der Infanterie v. Hoepfner, Gesandter v. Treutler, Geh Rat Professor vr. Güßfeldt, Professor Saltzmann. Travemünde, 6 Juli. Die Jacht „Hohenzollern" mit Sr. Majestät dem Kaiser an Bord und die Begleitschiffe „Stettin" und „Sleipner" sind 10 Uhr 45 Min. in See ge gangen. Der neue amerikanische Botschafter in Berlin über Deutschland und Amerika. Die Berliner amerikanische Kolonie beging am 4. d. M in Grünau ihr Unabhängigkeit »fest, bei dem der neue Botschafter der Vereinigten Staaten I. D. Hill nach Mitteilung der Blätter folgende Ansprache hielt: »Ich bin sehr glücklich, meine Freunde, heute als einer der Ihrigen hier zu weilen, und zwar auS zwei Gründen: zunächst, weil ich mich freue, meine Landsleute glücklich zu sehen, und sodann, weil ich mich freue, mich selbst glücklich zu sehen. Wir alle haben in der Tat manche Ursache, zufrieden zu sein. Line davon ist der Tag, den wir heute feiern. Wir sind froh uud stolz darauf, amerikanische Bürger zu sein. (Beisall) Wir sind auch floh und stolz darauf, eine Zeitlang in einem fremden Lande zu weilen ES gereicht mir zu großer Genugtuung, eine so erhebliche Zahl meiner Mitbürger in diesem gewaltigen Deutschen Reiche zu sehen, in dessen Haupt stadt sie leben oder sich vorübergehend aufhalten. Das Kenn zeichen dieses TageS ist das Wort „Unabhängigkeit". Unsere Väter haben sür sie gefochten und haben sie errungen. Wir haben unsere Staatenunion begründet, und wir gehören zu der Gemeinschaft der Völker alS eine unabhängige, souveräne Macht. (Beifall.) Aber wir haben erkannt, und wir sind zu dieser Er- keuntnis gekommen auf dem Wege von Prüfungen und Heim suchungen, daß Unabhängigkeit noch nicht das letzte Wort ist. Wir haben gesehen, daß gerade auf diesem Bunde von Staaten — Nord und Süd, Ost und West — die Größe unseres Landes beruht, und daß wir in diesem Bunde die Quelle des Glückes sür unsere Nation zu suchen haben Und wir haben auch erkannt, meine Freunde, daß wir nicht für uns allein leben können: so groß und stark, wie wir heute als eine Weltmacht sind, zusammengesetzt auS 46 Staaten, die durch ein Band miteinander verbunden sind, unsere Wohlfahrt und unser Glück sind bis zu einem gewissen Maße bedingt durch gute Beziehungen zu allen anderen Mächten der Welt. Daher erfüllt eS mich mit großer Genugtuung, zu sehen, daß in diesem mächtigen Staat so viele unserer Mitbürger heute leben oder sich vorübergehend aushalten, um als Bindemittel zu dienen zwischen unserer großen Republik und diesem großen Reich, und die, wenn sie nach Amerika zurückkehren, bemüht fein werden, dieses Band zu befestigen, daS jetzt schon vorhanden ist und in Zukunft fester und fester werden wird. (Lebhafter Beifall ) Einige von unS weilen hier, weil man sie hergeschickt hat, einige weilen hier in Verfolg von Geschäften. Einige wiederum sind hier, weil wir gern hier sind, und andere wiederum sind hier, weil sie hier etwas gefunden haben, was sie lieben können. (Langanhaltender Beifall) Ich danke Gott, meine Freunde, daß so mancher amerikanische Bürger eine deutsche Frau lieben gelernt und geheiratet hat. Ich bin glücklich, zu sehen, daß amerikanische Frauen nach Deutschland geführt worden sind. Ich kann nur annehmen, daß in Zukunft diese Mischung unserer Völker, diese Verknüpfung von Famtlienbanden ein Netzwerk über die See hinüber schaffen wird, durch das beide Völker zu enger Freundschaft werden verbunden werden Und so laßt uns, jeder nach seinen bescheidenen Kräften, danach streben, daß diese Be ziehungen immer fester und enger werden, und da wir heute unsere nationale Unabhängigkeit in dem mächtigen und einigen Deutschen Reiche feiern, so laßt unS auch danach streben, diesen anderen Ge danken der internationalen Wechselbeziehungen, Gemeinschaftlichkeit, Freundschaft und Loyalität vor den hohen Grundsätzen von Recht, Gesetz und Ehre mit allen Kräften zu betonen'.