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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann. .V 27« Dies« Blatt erscheint mit Ausnahme de» »o«rta-s ttglich Abend« nnd ist dnrch all« PestanstaUen za beziehe«. Mittwoch, de« LI. November. Preis für das Vierteljahr LH Lhalrr. Insertion«-Gebühren für de» Rarrm et«er gespaltenen Zelle L Rerrgroschrn. 18S2. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nachdem aus Anlaß der neuerlich erfolgten Abtretung der Gerichtsbarkeit de« Hochstift« Meißen an den Staat beschlossen worden ist, die Ortschaften Lüttwih und Aschannewitz au« dem Bezirke de« KreiSamt« Meißen in den be« Justizamte« Mügeln einzubeztrken, so wird solche« hierdurch bekannt gemacht. Dresden, den 5. November 1852. Ministerium deS Innern. Frh. v. Beust. Eppendorf. Dresden, 10. November. Se. Majestät der König ha ben die Leutnant« von Metzsch, vom 4 Schützen-Batail lon, und Jdener, vvm 5. Infanterie-Bataillon, zu Ober leutnants der Infanterie, sowie die Portepeejunker von Läden und Fleck von der Artillerie, von Gössnitz vom 8. und Müller vom 15. Infanterie-Bataillon, erstere zwei zu Leutnants der Artillerie, die beiden letzteren aber zu Leut nant« der Infanterie Allergnädigst zu befördern geruhet. Ferner haben Allerhöchstdieselbrn die Ernennung deS Oberleutnants Mangelsdorf vom 12. Infanterie-Batail lon zum etatmäßigen Adjutanten bei diesem Bataillon Aller gnädigst genehmigt. Dresden, 10. November. Se. Königliche Majestät haben Allergnädigst zu genehmigen geruhet, daß Allerhöchst- deffen Flügeladjutant, Major von Aezschwitz, daS von Sr. Majestät dem Könige von Hannover ihm verliehene Ritterkreuz deS Guelphen-Ordens annehme und trage. Tageigeschichte. Dresden, 16. November. Gestern hat in Zwickau di« Wahl eine» Landtagsabgeordneten und dessen Stellver treters für den 15. städtischen Wahlbezirk stattarfunden. Zum Abgeordneten wurde Herr Fabrikbesitzer Christian Fischer, und als dessen Stellvertreter Herr Fabrikbesitzer Christian Fickentscher, Beide in Zwickau wohnhaft, erwählt. Wien, 14. November. Die höchsten Herrschaften, welche bei unS zum Besuche waren, haben die Residenz heute Morgen alle wieder verlassen. Der Großfürst Thron folger von Rußland und der Prinz von Hessen-Darmstadt sind auf der Nordbahn abgereist, und Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Württemberg mit Sr. Durchlauchtigsten Gemahlin haben den Weg zur Rückkehr nach Stuttgart über Linz ringeschlagen. Außer einer Produktion der Pferde deS kaiserl. Marstalle« in der Winterreitschule vorgestern Abend, unterblieben alle Festlichkeiten wegen deS Ablebens deS Herzog« von Leuchtenberg, welche« auch unsern Hof in tiefe Belcübniß versetzt hat. Wien, 12. November. Der „Lloyd" enthält in seiner gestrigen Nummer folgenden beachtenSwerthen Artikel: Der englischen Nation läßt sich der Vorwurf nicht machen, daß sie Nichts vergißt und Nichts lernt. Sie hat die thörichte Politik vergessen, welche zum amerikanischen Unabhängig, keitökriege führte, sie hat gelernt, daß ihre ganze Macht nicht hinreicht, unter gewissen Bedingungen überseeische Besitzungen zu behaupten. Kein intelligenter Engländer glaubt daran, daß Australien heute über fünfzig Jahre noch eine englische Colonie sein wird. Schon jetzt spricht die englische Presse von der künftigen australischen Union mit der verständigsten Ergebung. Kein britischer Staatsmann Literatur. Hormahr'S Taschenbuch für vaterländische Geschichte ist, fortgesetzt von G. Th. Rudhardt, in seinem 49. Jahrgänge erichienen. Wir heben aus seinem Inhalte die biographische Skizze deS Musiker« Orlando di Lasso hervor, welche Herr Muffat zu dem Werke beigesteuerl hat. Der Herzog Albrecht V. von Baiern war es, welcher durch die Stiftung der Hof- und Staatsbibliothek, der Münzsammlung, deS Anti quariums und der Gemäldegalerie, wie durch seine treffliche Hof kapelle den ersten Grund zu der später» künstlerischen Bedeutung München« legte. Wie Herzog Albrecht die Künstler ehrte, geht auS der Aufnahme hervor, welche er dem großen Meisterwerke Orlando'S, der Compofition der Bußpsalmcn David'S, zu Theil werden ließ. „Er ließ daS Werk," wie Muffat bemerkt, „in zwei Koliobänden auf Pergament abschreiben und zuglrich, um ,S zu einem wahren Nationalwerke zu erheben, durch den Maler Hans Mielich mit Abbildungen alle« Dessen au«statten, wa« der Nation achtungSwüldig, ehrenwerih und heilig war. vr. Samuel Qu chelberg mußte über die in diesen beiden Prachtbänden befind lichen Rand- und Zwischengemälde und Gegenstände eine Be schreibung und Erklärung liefern, welche gleichfalls zwei kleinere Foliobändr umfaßt. Alle vier Bände, die zugleich rin reicher Einband schmückt, bilden noch heute auf der k. Hof- und Staats bibliothek «in unvergängliche« Denkmal für Herzog Albrecht sowohl, al« für dir Künstler, Gelehrten und Arbeiter, die an der Vollendung dieses einzigen Kunstwerke« Theil genommen haben." Au« den Rechnungen über diese« Werk, welche im Taschenbuch« beigefügt find, ersehen wir, daß dem Maler Han« Mielich allein 1800 Gulden für die Arbeit an diesen Büchern bezahlt wurden. — schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß heute über zwanzig Jahre Canada sich in seiner jetzigen abhängigen Lage vom Mutterlande befinden wird. Wie diese gefährliche Besitzung mit Ehren und ohne Krieg rinzubüßen sein wird, bildet jetzt schon einen Vorwurf für die weitsehenden englischen Politiker. England verlor vor 75 Jahren in der Blüthe seiner Macht seine besten nordamerikanischen Besitzungen im Kampfe gegen ein armeS, schlecht gerüstetes Volk von weniger als drei Millionen, wie sollt, ,S heute den Rest derselben gegen eine reiche, mächtige Nation von fünfund zwanzig Millionen behaupten, die Vinnen fünf Jahren schon eine Nation von dreißig Millionen sein wirb? Wird nun dem geschwächten Spanien gelingen, waS dem mächtigen England unmöglich sein wird? Wird da« Schicksal, wel che« keine irdische Macht von Canada adwenden kann, von Cuba abqewendel werden können? Die Antwort kann nicht zweifelhaft sein. Es erfordert keinen prophetischen Geist, um zu rrkennen, welche Flagge in nicht ferner Zeit über den Thürmen von Havana wehen wird. Nicht daS end liche Resultat ist zweifelhaft, wohl aber die Art, wie das selbe herbeigeführt wird. Cuba ist nicht allein die Perle Westindiens, sie ist in den Händen Nordamerika« ganz West- inoien. Im Besitze von Cuba hätten die Vereinigten Staaten die unbestrittene Herrschaft über den Golf von Mexico, und wenn dann noch England Jamaica, Frankreich Mar tinique behaupteten, so geschähe e< nur auS Duldung, nur deswegen, weil jene sclavenfreien Besitzungen einem sclaven- haltenden Staate nicht begehrenSwerlh erscheinen können. Die Selbstständigkeit Mexicos, schon heute ein Schatten, wäre dann der Schatten eine« Schattens, und, schwerer ins Gewicht fallend, als alles Andere, der Zugang zu der wichtigsten Landenge der Welt, welche einst die beiden Welt meere voneinander trennte und jetzt dieselben miteinander verbindet, wäre unwiderruflich abhängig gemacht von der Zustimmung der amerikanischen Union. Gibraltar, Minorca, Malta, um deren Besitz sich die größten Mächte der Welt so lange gestritten, sind in der Thal unwichtige Punkt,, wenn sie in Vergleich gestellt werden mit Cuba und der unermeßlichen Gewalt, welche der Besitz dieser Insel einer Seemacht ersten Range«, vor allen den Vereinigten Staaten, in die Hände girbt. TS ist bezeichnend für daS Bewußt sein der Schwäche, welches in England, den Vereinigten Staaten gegenüber, allgemein geworden ist, daß selbst die englische Presse einen Angriff der amerikanischen Union auf Cuba nicht als einen belli hinzustellen wagt. Noch vor zehn Jahren, unb ganz England, ohne Unterschied der Parteien, hätte eine feindselige Absicht der Vereinigten Staaten auf Cuba als Ursache zu einem unoermeidlichen Kriege bezeichnet. Vor einer kürzer» Zeit selbst führte der verstorbene Lord George Bentinck noch eine drohende Sprache gegen Amerika im Parlament. Jetzt kommen die Drohun gen nur von der andern Seite des Weltmeeres. Seit mehrer» Jahren ist weder im englischen Parlament, noch in der englischen Presse auf einen Krieg gegen Amerika hingedeutet worden. An Provokationen hat es nicht gefehlt. Mc Leod wurde, eines Verbrechens angeklagt, vor ein amerika nisches Gericht gestellt, trotzdem, daß die englische Regie rung seine Thal auf sich nahm, und völkerrechtlich seine peinliche Verfolgung nicht hätte statlfinden dürfen. Die Vereinigten Staaten beharrten bei der Feststellung ihrer nordöstlichen Grenze auf ihrem Willen, und als Lord Ash burton von Washington, nach Abschluß des Traktats, wel cher seinen Namen führt, zurückkehrte, empfing ihn die englische Presse mit dem spöttischen Bemerken, daß er alS Belohnung seiner Verdienste zum Earl Surrender sollte erhoben werden. Bei den Streitigkeiten über das Oregon- Territorium erhielt England durch neue Nachgiebigkeit den Eine Veröffentlichung von allgemeinstem Interesse bildet der Briefwechsel Tilly'S mit dem Kurfürsten Mar von Baiern über die Belagerung, Einnahme und Zerstörung von Magdeburg. Die katholische Geschichtsschreibung hat sich bekanntlich neuer dings lebhaft bemüht, die Verantwortung deS Verfahrens gegen Magdeburg im dreißigjährigen Kriege von Tilly'S Schultern ab- zuwälzen. Nur ist eS nicht so leicht, einer Thalsache eine andere Deutung abzugewinnen und dieselbe vuichzusetzen, wenn sie einen Schiller zum Darsteller und die VolkSmeinang zur Grundlage hat. Aber die Einäscherung der unglücklichen Siadt scheint in Wahrheit weniger der Absicht des Kelvherrn, alS einem Zusammen treffen heilloser Umstände zuzuschretden zu sein. Der Bericht Tilly'S ürer die Einnahme Magdeburgs, in welchem er den Brand als ein großes Unglück bezeichnet und die Brandstiftung dem Feinde zuschieb«, der nach der Gefangenen Aussage daS Feuer angelegt habe, um den Gewinn der Siadt unnütz zu machen, dieser Bericht, obgleich von verschiedenen Historikern schon benutzt, ist doch hier zum ersten Male vollständig abgedrucki nebst einer Reihe anderer wichtiger Kriegsberichte deS Feldherr» vor und aus Magdeburg. — Bei Meinhold L Söhne in Dresden erschien rin Kinderbuch von Moritz Heger, da« man rin süße- Merkchen nennen kann; eS ist rin „Zucke rdütenbuch" für alle Kinder, dir zum ersten Male in die Schule gehen*). SS enthält groß und deutlich gedruckt verständliche Sprüchlein in Versen, um die Kleinen zu Artigkeit, Fleiß und Gittr anzuhaltrn, während bunt- *) Preis r colorirt IS Rgr., schwarz Lü Rgr Frieden. DaS flagrant,Ar Beispiel deS Duckens und der Aengstlichkrit gab aber Lord Palmerston, alS er daS Pro tektorat über daS MuSquito-Territorium und dir angemaßte Herrschaft über den wichtigen Hafen San Juan auf da« bloße Geheiß de« CadinelS von Washington und ohne da« geringste Zugrständniß von Seiten deS letzter» aufgab. Und daS jetzige Torycadinet scheint bei der Fischereifrage nicht viel glänzender wegzukommen, wie die whiqgistischen Vor gänger bei der MuSquitofrage. E< ist offenbar der Fall, daß England bei einem Kriege mit Amerika von zweierlei Befürchtungen geplagt sein würde. Einmal von dem Ge danken an den Zustand seiner baumwollspinnenden und webenden Bevölkerung. Dann aber von dem Bewußtsein, daß e« mit der im Ganzen friedlichen Stellung, welche Amerika jetzt einnimmt, für alle Zukunft ein Ende nehmen müßte. Die Union, welche die Macht und das Vermögen hat, die größte Flotte zu schaffen, welche die Welt di« jetzt gesehen, müßte sie bann schaffen, und von dem Augen blicke an hätte der Kampf, den England gern vertagte, der Kampf um die Herrschaft deS MeereS zwischen den beiden Zweigen der anglo-sächsischrn Rare begonnen, um nur mit der gänzlichen Niederlage d,S einen oder deS andern TheileS zu enden. England wird nicht allein der Bundesgenosse Spaniens sein wollen in einem Kampfe mit den Vereinig ten Staaten. Ebenso wenig wird «S Frankreich allein sein wol len. Keine französische Regierung wird ihre Flotte zur großen Genugthuung Englands den Chancen der Zerstörung durch eine dritte Macht, noch dazu um einer Sache willen au-setzen, die England weit mehr wie Frankreich betrifft. DaS Uebergehen CudaS in den Besitz der Union schadet Frankreich in weil geringerm Maße, wie seinem mächtigen Nachbarn. Louis Napoleon wird niemals s o heiße Kastanien für England auS der Asche holen wollen. Cuba wird ent weder durch Verkauf oder nach einem kurzen Kampfe mit Spanien in den Besitz der Union übergehen, oder Frank reich und England müssen sich zur Aufcechthaltung der Rechte Spaniens vereinigen und einen Kampf beginnen, der in der Geschichte der Welt Epoche machen müßte. Wir sind nicht der Meinung, daß die jetzigen Zerwürfnisse der Union mit den Autoritäten von Cuba »ns Signal zum Kampfe geben werden. Man wird sie beilegen. Dann folgt vielleicht ein zweiter, ein dritter Streit, der auch beigelegt werden wird. Der endliche Bruch folgt nichtsdestoweniger. Jahrelang vor der texanischen UnabhängigkeitSerklärung, wußte man, daß TexaS sich unabhängig erklären würde. Jahrelang vor dem mexikanischen Kriege wußte man, daß ein Krieg mit Mexico bevorstand. ES war nicht die Re gierung der Union, welche diesen wollte, sondern da« Volk der Union. Und in den Vereinigten Staaten ist daS Volk Alles, und die Regierung, wenn sie dem Volke entgegen tritt, ein sehr kleine« Hemmniß. Das Volk der Vereinig ten Staaten will Cuba, will e« durch Ankauf lieber, al« durch Krieg, aber durch den Krieg lieber, als gar nicht. Wir werden jetzt zu beobachten Gelegenheit haben, ob und mit welchem Glücke europäische Mächte eS versuchen wer den, den eroberungslustigen Tendenzen jene- kühnen Volke« eine Barriere entgegenzustellen. <5 Prag, 15. November. In der gestrigen Nacht hat sich auf der Prag-Brünner Eisenbahn ein UnqlückSkall er eignet. Es trennten sich nämlich auf der Strecke Tcübau» Abtsdorf nach 12 Uhr NachlS von einem Lastzüge zwanzig kleine Kohlen- und zwei große Equipagewagen, inSgesammt mit Kohlen beladen. Die getrennten Wagen gingen auf der Bahn, die hier ein starke« Gefälle hat, zurück und stießen auf einen zweiten Lastzug, der dem ersten folgte und mit zwei Maschinen verkehrte. Die erste Maschine wurde sammt Tender au« der Bahn geschleudert und umgeworsen. Hierbei gemalte Illustrationen den Kindern den Glauben an den Lohn der großen Zuckcrvüie, dir übrigens eine Beimischung von moralischen Ehocolavenplätzchen hat, rege halten. DaS Büchlein wird neben so vielen andern Kinderschnflen seine enisprechenve Stelle finden. — Gegenwärtig ist in London (bei Sampson) rin Werk deS JngenieurleuinantS Gunnison über die merkwürdige Mormonenserie erschienen, welche« sich auf eigene Anschauung deS Verfasser- gründet. ES Hal den Titel „l'be mormon» or lstter cla^ eaints, io tbe volley ok tlre ßrest »«It lulce, » bistor^ ok tkeir rise »nck progrers etc." Der Verfasser gehörte zu der Expedition, welche zu der Erforschung deS großen Salz see- in dem neuen Staate Utah, unter dem Eapiiän Howard StanSdury, auSgesandt war, dem da- Merkchen zugeeigner ist, und die- enthält eine Menge interessanter Details über da religiöse und innere Leben der Mormonen, ihre gesellschaftlichen Verhältnisse, ihre Vielweiberei, Priester, Schulen, die Geschichte deS MormoniSmuS, den Gründer der Gerte, Zos. Smith, die Niederlassung in Nauvoo, die mormonische Chronologie (von 1823 bi- 18öt) u. s. w. — Von dem geographischen Werke deS Prof. E. CurtiuS über den Peloponnes, dessen erster Band im Jahre I8L1 erschien, ist der zweite Band (bei Perihe«), mit 2l Karren und Plänen, herau-gekommen. Er begreift Eli», Messenien, Lake- dämon unv ArgoliS. Es würde überflüssig sein, zum Ruhme diese- wahrhaft gründlichen und gelehrten Merke- irgend eiwa« Weitere» zu sagen, als daß r» eine namhafte Bereicherung für die alte Geographie und namentlich für die Geographie Griechenland« ist, und einen größer» Werth noch dadurch