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«UÄ«8- «i, und ent- larunter fol- Freitag. Die Zeitung erscheint mn Ausnahme de« Montag« täglich und wird Nachmittags 4 Uhr aus gegeben. Peri« für das Biertcl- jahr I'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. Nr. 76. — 3 t März L8S4. Dtutschc Allgtiiitiiit Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!« Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Bnfertionsgedühr für den Rani» einer Zeile 2 Ngr X) Thlr. X) Thlr. IX) Thlr. rc. .20'/, Tb empfiet gute Rimes ipzige »tdep. rilliger e«. , abgelager- > an K. » welcher gegen Iste mit 250 u den Prei- sr absendet; ehoben wer- die densel- nachgewtesen s56O—64j IäeIp«lK. .ach «tetli- n Leipzig au», a.lll; 2) Per. « SV, U., letz. !prtß-IUsaa. S) Rachm. 2V, über oiiesa , ebenso nach >ten inPrag; ,) Rachm. rd, säu. ösünU.i Eisenach u. U., ohne Un- ebernachten >et, von Halle lasse I. u. ll.. w nach.M ü n. enz., ohne Un- rbes., ebenso, Nebern ich- nach Bedürf. MN. öadnN.I n; 2s Mrgn« >eig, Han« a, bei. von ich in Wagen- chrgn« 7V, N. ll. nach Mag- . nach Meck« bernachte n onenzug Abb« r Perfonenb«. inilStben; 7> ten Orten, 1 l Uhr. tLi 1 —S Uhr. eöffnet Tag :esdnerStr. is, Lsbinet Ladehause«. chtrnnaoe/- - Abends tn ithalgasse l. en. mit Frl. E. in Meißen ker Peters . B. Rup- urow. — kn er. -mann in ». Künzel r tn Chem- tn Böhlen nabenlehrer W. Hand, jährig tn Derpsch, n Jena.— irau L. F. Ein französischer Plan zur Revision der Karte von Europa. — Leipzig, 30. März. Der Plan einer „Revision der Karle von Eu ropa", welcher in Paris in Form einer Flugschrift erscheinen sollte, aber vor der Ausgabe unterdrückt wurde, und von welchem diese Zeitung (Nr. 72) eine Uebersetzung aus der Feder eines ihrer pariser Correspondenten brachte, hat sowol durch den erwähnten Vorgang als durch die weitverbreitete An« ! nähme, daß derselbe die Gedanken des gegenwärtigen Staatsoberhaupts Frank- reichs ausdrücke (eine Annahme, welcher freilich der Moniteur widerspricht), -eine mehr als gewöhnlich« Bedeutung erlangt. Auffallend bleibt es immer, daß die Regierung mit so großem Eifer die Unterdrückung der Broschüre vor ihrem Erscheinen zu bewirken bemüht gewesen ist, statt sich auf eine Dcsavouirung der darin enthaltenen Ansichten zu beschränken, wie man dies seinerzeit mit Publicationen gethan hat, welche weit mehr geeignet waren, -urch kecke Berührung internationaler Verhältnisse der Regierung Verle genheiten zu bereiten. Und kaum minder auffallend erscheint es, daß trotz jenes aufgewendeten Eifers dennoch der vollständige Inhalt der Broschüre än die Oeffentlichkcit gelangen konnte. Wenn Jenes zu der Vermuthung führen mußte, dieRegierung habe zu derAbfassung derBroschüre in Beziehungen gestanden, welche ihr eine gewisse Solidarität dafür auferlegt haben wür den, so konnte dies leicht die weitere Annahme rechtfertigen: die Regie rung, wenn auch infolge der neuerdings in der politischen Stellung der deutschen Mächte cingetretenen Wendung nicht mehr in der Lage, densel ben Anerbietungen zu machen, welche auf ganz andern Voraussetzungen be ruhten, habe doch geschehen lassen, daß jenen Mächten (auf eine für sie -selbst keine Verbindlichkeit in sich schließende Weise) bekannt gegeben werde, was man ihnen als Preis einer entschiedenen Theilnahme am Kampfe ge gen Rußland zu bieten bereit gewesen wäre und noch sein würde, wenn sie sich in Zeiten wieder eines Bessern besännen. Von solchem Gesichtspunkte aus betrachtet hätte das französische Revisionsprojcct eine mehr als blos Historische Bedeutung. Bei den immer größern Dimensionen, welche der Krieg zwischen dem Osten und dem Westen von Tag zu Tag annimmt, muß jeder Staat, für welchen die Betheiligung oder Nichtbethciligung daran in Frage kommt, nickt blos den nächsten Grund und Zweck des Kampfes, sondern auch die entferntern Möglichkeiten seines Ausgangs ins Auge fas- sen. Zu diesen Möglichkeiten gehörten aber allerdings wichtige Neugestal tungen in den territorialen Verhältnissen Europas, sowol im Falle eines Sieges als in dem einer entschiedenen Niederlage Rußlands. Durch die -Erwägung der in dem einen und dem andern Falle zu erwartenden Vor theile oder Nachthcile wird in den Augen einer Regierung, welche ihre po litischen Entschließungen nach den Interessen ihres Landes und Volks be- / mißt, die Entscheidung bedingt sein, ob und nach welcher Seite sie an dem Kampfe theilnehmen solle. Angenommen also, Frankreich wäre nicht ab geneigt, den beiden deutschen Mächten für ihre Mitwirkung zur Besiegung nnd Schwächung Rußlands die in der Broschüre bezeichneten Terrilorial- vcränderungen zuzugestehen und England hätte seine Zustimmung dazu im voraus erklärt, hätten wol die beiden deutschen Mächte und hätte die deut sche Nation Ursache, mit jenen Anerbietungen zufrieden zu sein und sich dadurch zu einem Anschluß an die Westmächte bestimmen zu lassen? Die Broschüre stellt für Preußen eine bedeutende Vergrößerung in dem jetzt russischen Polen in Aussicht, für Oesterreich den Erwerb Bessarabiens und -er Moldau, wogegen Oesterreich zu Gunsten Sardiniens aus die Lombardei verzichten soll. Das erste dieser Anerbieten müssen wir geradezu als ein Danaergeschenk erklären, wenn nicht nach der Absicht des Anbictenden (die wir weit entfernt sind verdächtigen zu wollen), doch nach dem unausbleib lichen Erfolge. Jede neue Einverleibung slawischer Elemente würde den Schwerpunkt des preußischen Staats zum größten Nachtheile seines germa nischen Wesens und seines geschichtlichen Berufs verrücken, würde dessen Kraft, statt sie zu stärken, lähmen; würde, statt Preußen zu einer starken Vormauer gegen Rußland zu machen, diesem letzter» eine breite Bresche -öffnen, durch welche es früher oder später in das Herz Deutschlands und Europas Vordringen könnte; würde endlich dem preußischen Staate die an- -ere, nicht minder wichtige Aufgabe, welche er hat: Deutschlands Schutzmacht gegen Westen zu sein, auf bedenkliche Weise fernrücken und erschweren. Es ist bekannt und bewiesen, daß Rußlands politischer Einfluß auf -ie deutschen Mächte in demselben Grade gewachsen ist, in welchem die letz« -tern durch ihre Theilnahme an der Vernichtung Polens in eine Complici- <ät mit Rußland geriethen und zugleich in ihre Staatskörper Elemente auf-' nahmen, deren stammverwandtschaftlicher Zug allezeit eine gefährliche Waffe gegen sie in den Händen des Beherrschers des größten und mächtigsten sla wischen Stammes ist. Sollte vollends Polen, wie die französische Broschüre vorschlägt, „berathenden Sih und Stimme in den Versammlungen Preu ¬ ßens" erhalten, so möchte dies für beide Theile wenig ersprießlich sein. Die Polen würden über Untcrdrückuug ihrer nationalen Rechte, über Gcrmanisi- rung schreien und sich bald mit den unzufriedenen Elementen im Lande ge gen die Regierung verbinden, bald diese für sich zu gewinnen suchen, un. auf Kosten des deutschen Elements Vortheile zu erlangen. Die Politik, eine Nation durch die andere nieverzuhalten und zu unterdrücken, die ver derblichste und demoralisirendste von allen, würde der preußischen Regierung durch eine solche Erwerbung beinahe aufgezwungen werden. Genöthigt, seine ganze Kraft nach Osten, auf die Behauptung seiner Macht über die polni schen Landesthcile und auf deren Schutz gegen Rußland zu wenden, würde Preußen seinem deutschen Berufe immer schwerer und unvollständiger zu genügen vermögen; der natürliche Einfluß, den es jetzt in Deutschland als die einzige „reindeutsche" (oder doch so gut wie reindeutsche) Großmacht be sitzt, würde ihm entschlüpfen und von ihm nur durch Mittel wicdererlangt werden können, deren Anwendung wir im Interesse Preußens und Deutsch lands innigst zu beklagen haben möchten. Preußen würde die Kräfte Deutsch lands benutzen wollen, um seine außerdeutschen Länder zu behaupten; aber es würde wenig oder nichts für Deutschland thun können; es würde in je nen ein streng absolutistisches Regiment führen müssen und würde daher auch den Wünschen der deutschen Nation nach parlamentarischen Einrichtungen und politischer Freiheit noch viel weniger Genüge zu leisten geneigt sein, ja würde dann zu solcher Weigerung sogar einen gewissen Schein der Berech tigung haben. Was die der andern deutschen Großmacht zugedachten Gebietsverändc rungen betrifft, so wollen wir hier dahingestellt sein lassen, inwiefern Oesterreich sich durch die Erwerbung Bessarabiens und dec Moldau für die dagegen verlangte Abtretung der Lombardei ausreichend entschädigt finden würde. Vom Standpunkt des deutsch-nationalen Interesses aus könnte ein solcher Tausch auf den ersten Anblick unbedenklich, sogar vortheilhaft er scheinen. Die militärische Sicherheit Deutschlands im Südwesten bliebe ge wahrt, da diese nach dem Urtheil Sachverständiger durch den Besitz der Minciolinie bedingt ist, und für unsern Handelsverkehr dürfte der Besitz der reichen Donaulander und des ganzen Stromgebiets dieses schönen Flusses bis ins Schwarze Meer hinaus eine vollgültige Entschädigung sein für den Verlust der Lombardei. Allein von politischer Seite gehen uns gegen ein solches Arrangement gewichtige Bedenken bei. Je mehr nichtdeutsche Ele mente die österreichische Monarchie in sich aufnimmt und je weiter sie nach Osten vorgeschoben wird, desto mehr muß sie, um ihren Charakter als deut sche Macht und ihr angenommenes politisches Svstem festzuhalten, von der andern Seite deutsche Elemente an sich zu ziehen, ihre Macht in Deutsch land auszudehnen trachten, während sie doch zugleich dadurch immer un fähiger wird, ein den Bedürfnissen des deutschen Volks und dem Stand punkte seiner Bildung angemessenes Regicrungssystcm bei sich einzuführen oder auch nur in den mit ihr in näherer Beziehung stehenden Ländern zu dulden. Genug, dec Kamps um die Oberherrschaft über Deutschland zwi schen den so erweiterten Reichen Oesterreich und Preußen würde noch viel erbitterter, die Aussicht aber, unter der Aegide des einen oder des andern Deutschland wahrhaft national und freiheitlich constituirt zu schen, immer geringer werden. Die deutsche Nation würde entweder zu einem bloßen unterstützenden und befruchtenden Elemente für die Ausbreitung österreichi scher und preußischer Herrschaft gegen den Osten hin benutzt werden, oder es würde, im Verhältniß zu der wachsenden Entfremdung dieser beiden Mächte von dem eigentlich deutschen Geiste, allmälig ein anderer fremder Einfluß in dem übrigen Deutschland mit dem österreichischen und preußi schen rivalisiren — der französische. Wir aber wollen nicht aus der einen Abhängigkeit, vom östlichen Nachbar, in die andere, vom westlichen, fallen. Ein Zusammengehen Deutschlands und seiner beiden Großmächte mit Eng land und Frankreich gegen Rußland erscheint uns nach wie vor aus drin genden Gründen des eigenen Interesses dieser Staaten und selbst ohne die Aussicht auf irgendeinen Gewinn an Gebiet oder Macht durchaus geboten. Auch ein solcher Gewinn würde sich, wie wir glauben, als wohlverdiente Entschädigung für die wichtigen Dienste, welche gerade diese Staaten der gemeinsamen Sache Europas leisten können, leicht auSmitteln lassen und zwar einer, der ebenso dem allgemeinen Interesse der Civilisation und des europäischen Gleichgewichts wie den Interessen Deutschlands entspräche und die wohlverstandenen Interessen Frankreichs und Englands in nichts verletzte. Allein gegen eine Abfindung, wie sie den deutschen Mächten hier geboten wird, müssen wir im Namen Deutschlands pcotestiren, und als Anhänger und Fürsprecher einer englisch-französisch-deutschen Allianz können wir nichts mehr wünschen, als daß wirklich Ansichten der Art, wie sie jener Plan ent wickelt, der französischen Regierung und ihrer Bundesgenossin jenseit des Kanals fern sein und fernbleiben möchten.