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VsiglliinWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MMnWbenMster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plaue». Diese« Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstag» und Sonnabend». Jährlicher Abonnement»prei», welcher pi-Laa»«- rancko zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittag« 11 Uhr eingeheu, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Aeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. GerichtSämler und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist. bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bet Herrn Ralhskcllerpachter A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn E. A. Hüttel s«a., in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. a? I»». 7. December 1864. Zeitungen s n ctz ! n. Herr Staatsminister v. Beust hat Dresden gar nicht verlaffen. Der Universitätsgesangverein Paulus reiste vorigen Sonnabend nach Meerane, um daselbst ein Wohlthätigkeitsconcert abzuhalten. Die jungen Juristen scheinen sich in die neuere Einrichtung der Candidaten- prüfungen zu finden. Bon l l Mann fiel keiner durch; es erhielten drei die 1., drei die 2., zwei die dritte und drei die 4. Censur. Das von den Stimmführern der Liberalen am 4. im großen Lindensaale zu Chemnitz veranstaltete Festmahl war im Ganzen nur von etwa 120 Personen besucht. Bon Chemnitz waten auch die Mitglieder der 2. Kammer erschienen, von auswärts werden genannt: Schreck aus Pirna, Mammen auS Plauen, Martini aus Glauchau, Korner aus Zwickau, Joseph und Lorenz aus Leipzig, Riedel, Schaffrath. Den Borsitz führte Adv. Schmidt von hier. Pornitz brachte den ersten Toast auf den König aus, und eine lange Reihe von Sprechern be lebte LaS bis 6 Uhr bauernde Festmahl. Zj a t e r n. München, 2. Dec. Die Bundesexecutionsfrage hat hier allgemein die größte Erregung und Entrüstung hervorgerufen. Der „A. Z." wird geschrieben: Dem Vernehmen nach sollen sich in der Minderheit, welche in der letzten Bundestagssitzung sich gegen den Antrag Baierns erklärte, außer Oesterreich und Preußen auch Hannover und, dem Vernehmen nach, Württemberg befunden haben. Daß Hannover so und nicht anders votirte, wird Rimanden wundern, denn in der ganzen schleswig-holstein- schen Angelegenheit hat keine der deutschen Regierungen weniger patriotisch - deutschen Smn und dafür destomehr particularistischen Egoismus an den Tag gelegt als das hannoversche Cabinet, durch dessen Verfahren hauptsächlich der traurige Zustand herbcigeführt wurde, der jetzt im deutschen Bund vorhanden ist. Daß aber auch Württemberg gegen den bairischen Antrag gestimmt haben soll, bedarf wohl noch der Bestätigung, jedenfalls noch der näheren Aufklärung, zumal der württembergische Bundestagsgesandte sich außerdem sehr entschieden für die Rechte des Bundes ausgesprochen haben soll. 0 e st L r r e t ch. Die Wiener ,,Presse" ist sehr erbittert, daß Oesterreich die Allianz mit Preußen so fest hält. Es rufe dies allgemeine Mißstimmung hervor. Und warum? „Weil diese Allianz nicht das deutsche Recht befestigt, sondern preis- giebt; weil sie den deutschen Landfrieden nicht sichert, sondern gefährdet; weil sie Oesterreich Opfer sowohl an Macht, wie an Ehre auferlegt und ihm gar keinen Vortheil sichert." Dagegen rühmt die „Presse" „die entschiedene und muthige Haltung der sächsischen Negierung." „Wenn die deutschen Mittelstaaten nur noch einige solche Staatsmänner, wie Herrn v. Beust, aufzuweisen hätten, dann würde es um die Sache des Bundes besser bestellt sein." Interessant ist die Art und Weise, wie die Bismark'sche „N. A. Z." daS Verhalten der österreichischen Opposition benutzt. Sie sagt: Wte die preußische Opposition auf Oesterreich, raisovnire die österreichische Opposition auf Preußen. Darin läge der beste Beweis, daß beide Regierungen zusammen halten müßten. Wien, 3. December. W»e dem „P. Ll." telegraphirt wird, spricht eine russische Erklärung die vollste Bereitwilligkeit auS, die unter Mitwirkung des Bunde« erfolgende Entscheidung der Erbfolge unbedingt anzuerkennen. Preussen. Berlin, 4. December. (Börsenztg) Die Politik des Herrn v. Beust kostet uns viel Geld. Die in diesem Februar verfügte Mobilmachung der sämmtlichen Jnfantcrieregimenter und des Jägerbataillons des 6. ArmeecorpS, und die Zusammenziehung dieser Truppen an der sächsischen Grenze hatte notorisch und gestandenermaßen keinen anderen Zweck, als vermittelst dieser militärischen Pression die sich widerhaarig zeigende sächsische Regierung zum Nachgeben zu zwingen. Ganz ähnlich verhielt es sich mit der Entsendung erst der 10. und nachher noch der 9. preußischen Brigade nach Holstein, welche ja ebenfalls er folgten, um dort vorzugsweise den Uebergriffen des sächsischen Civil - Bundes- commissars, Herrn v. Könneritz, entgegenzutreten. Jetzt endlich kann die Ver zögerung der Demobilmachung der sämmtlichen von dem Kriegsschauplätze heimberufenen preußischen Truppen doch wohl hauptsächlich wieder auf dieselbe Quelle zurückgesührt werden. Die „Posener Ztg." meint, 2 Mill, dürften für alle diese militärischen Aufwendungen kaum auSreichcn, den Ausfall an Steuer- und Arbeitskraft dabei noch gar nicht einmal mitgerechnet. Dieß schlimme Facit wird dadurch aber wahrlich nicht verbessert, da für Sachsen der erhöhte Militär aufwand, zu welchem es durch die Execution in Holstein etwa veranlaßt wird, aus den reichen Mitteln dieses Landes und von Bundeswegen ersetzt werden muß. «freie Städte. Frankfurt a. M., 5. Decbr. Die Bundesversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung den Antrag Oesterreichs und Preußens vom 1. Decbr. mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen. Gegen denselben stimmten Baiern, Sachsen, Württemberg, Großherzogthum Hessen, sowie die 12. und 13. Stimme (die thüringschen Staaten und Braunschweig und Nassau). Luxemburg enthielt sich der Abstimmung. Oesterreich und Preußen erklärten, es sei Einleitung getroffen, daß die österreichisch-preußischen Civilcommissare in Schleswig die Civilverwal- tung in den Herzogthümern übernehmen. Ferner wurde die telegraphische Mit- theilung an General von Hake und die Cwilcommissare in Holstein beschlossen, daß sie directe Weisungen von ihren Regierungen zu gewärtigen hätten. (Dem nach werden unsere Sachsen wohl bald aus ihrer peinlichen Lage befreit werden und Weihnachten in ihrer Heimath feiern können. D. N.) Der österreichisch-preußische Antrag vom 1. Dec. lautet: „Hohe Bundes versammlung wolle das am 7. Dec. v. I. beschlossene Executionsverfahren in den Herzogthümern Holstein und Lauenburg als beendigt ansehen und die mit dem Vollzüge desselben beauftragten Regierungen vom Königreich Sachsen und Hannover ersuchen, ihre Truppen aus den genannten Herzogthümern zurück zuziehen, sowie die von ihnen dahin abgeordneten Civilcommissare abzuberufen." «frankreich. Die Blätter melden, daß der jüngste Sohn des Baron Rothschild in Paris soeben die Baccalaureats-Prüfung mit Auszeichnung bestanden hat. Als der siegreiche Candidat seinem Vater die frohe Botschaft überbrachte, reichte ihm dieser ein Päckchen Banknoten mit den Worten: „Da, mach' Dir einen guten Tag." ES war eine Kleinigkeit von 50,000 Francs. Der junge BaccalaureuS mochte finden, daß man sich mit diesem Sümmchen mehr als einen „guten Tag" bereiten könne und beschloß, eine Reise nach Aegypten anzutreten, dem Lande, aus welchem einst seine Ahnen auSgewandert sind, weil der damalige Vicekönig noch keine Anlehen aufzunehmen brauchte.