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Dresdner Journal : 17.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961017
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-17
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 17.10.1896
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Für Dresden vierteljährttch , Mark dv Ps., bei den Sailer- lich dkuischtn Poftanstalten vierteljährlich »Mark; außer- halb de» Deutschen Reiche« Poft, und Stempeljuschlaa. Einielae Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Kona- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: NrltBL. Dresdner M Zomnal. Ankündt«an,s»ebübre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift iO Pf Unter „Eingesandt" die Zeile öv Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr 20 Fernspr-Anschluß: Nr ILSS. M243. Sonnabend, den 17. Oktober, abends. 1896. Amtlicher Teil. DreS-ev, 14. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachgenannten Be amten bei ihrem Uebertritte in den Ruhestand folgende Auszeichnungen zu verleihen: den Landgerichtssekre- tären Friedrich Reinhold Schenk in Freiberg und Karl August Ficker in Chemnitz das Verdiensttreu-, dem Landgerichtssekretär Johann Karl Gottfried Sschwarze in Leipzig das Albrechtskreuz und dem Landgerichtsdiener Karl Christian Zfcharschuch in Bautzen das Allgemeine Ehrenzeichen. Dresden, 15. Oktober. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Former meister Adolf Wegener in Leipzig-Lindenau für die von ihm unter eigener Lebensgefahr bewirkte Er rettung eines Mitarbeiters vom Tode des Erstickens die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befug- niß zum Tragen derselben am weißen Bande ver liehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bahnwärter bei der Staatseisenbahn verwaltung Freund in Gersdorf bei Pulsnitz das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. WekannLrnachung. Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß ge bracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist: 1) jede Betheiligung an Vereinigungen, Versamm lungen, Festlichkeiten, Geldsammlungen, zu der nicht vorher besondere dienstliche Erlaubniß er- theilt ist, 2) jede Dritten erkennbar gemachte Bethätigung revolutionärer oder sozialdemokratischer Ge sinnung, insbesondere durch entsprechende Aus rufe, Gefänge oder ähnliche Kundgebungen, 3) das Halten und die Verbreitung revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften, sowie jede Einführung solcher Schriften in Kasernen und sonstige Dienstlokale. Ferner ist sämmtlichen Angehörigen des aktiven Heeres dienstlich befohlen, von jedem zu ihrer Kenntniß gelangenden Vorhandensein revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften in Kasernen oder anderen Dienstlokalen sofort dienstliche Anzeige zu erstatten. Diese Verbote und Befehle gelten auch für die zu Übungen eingezogenen und für die zu Kontrolversammlungen einberufenen Personen des Beurlaubtenstandes, welche gemäß 8 6 des Militär-Strafgesetzbuches und 8 38 V 1 des Reichs-Militärgesetzes bis zum Ablauf des Tages der Wicderentlassung bezw. der Koi trolversamm- lung den Vorschriften des Militär-Strafgesetzbuchs unterstehen. Sämmtliche Amtsblätter werden um Abdruck dieser Bekanntmachung ersucht. Dresden, den 1. Oktober 1896. Kriegs-Ministerium. von -er Planitz. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tepartement Vcr Finanzen. Bei der Postvcrwalt- ung ist ernannt worcen: Höppner, zeither Ober-Post- directionssecretär, als Postkassirer beim Postamle in Pirna. Bei der Verwaltung der Staatseisenbahncn sind er nannt worden: Ertel, Reymann und Ulbricht, zeither Bureau-Assistenten, als Betriebssekrctärc in Dresden; Grünzig, Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 16. Oktober: „Ein Schritt vom Wege." Lustspiel in vier Akten von Ernst Wichert. (Neu einstudiert) Das seit einer Reihe von Jahren nicht ausgesührte Lustspiel E. Wicherts, in seinem ersten Entwurf, seiner Erfindung noch weit glücklicher als in seiner Einzelaus- sührung, aber auch in dieser unzählige moderne Schwänke überragend, verdient die Ehre einer Neueinstudierung mit vollem Recht und wird ohne Frage auch die aufgcwandte künstlerische Mühe belohnen. „Ein Schritt vom Wege" steht, genau betrachtet, in der Mitte zwischen den drama tischen Werken, die die Verkörperung einer komischen Idee, die künstlerische, innerlich wahre Wiedergabe eines Stücks Leben für ihre Aufgabe halten, und dem großen Heer der Gebilde, in denen Luft und Licht, Motive und Gestalten, Handlung und Dialog, Beivegung, Steigerung und Schluß theatralischen Ursprung« sind und rein theatralische Wirk ungen erstreben wie hinterlaßen. Dem Talent de« Dichters, der Anlage de« Stückes nach erhebt sich da« Lustspiel „Ein Schritt vom Wege" über die handfeste Praxis der herkömmlichen Verwickelungen, Verwechselungen und Kari katuren. Aus dem Konflikt zwischen den jungen Ehe leuten Arthur und Eva v. Schmettwitz, von denen die junge Frau de« ewigen Einerleis diesseits und jenseits der Alpen und des ewigen spießbürgerlichen Beharrens auf der großen Heerstraße müd ist, während der Mann aut genug weiß, wa» ein Fleckchen Erde, dem man durch seine Arbeit Gedeihen giebt, gegenüber aller Pseudoromantik bedeutet, hätte sich sogar erne echte Komödie im größten Stil entwickeln lassen. Indem aber der Dichter «inen Teil de« Apparat» und einer Reihe verbrauchter Figuren de« Benedixschen Lustspiel«: Den Jnkognitoprinzen, den Badearzt zeither Lokomolivsllhrer, als Heizhan-vorstand in Riesa; die nachgenannten Werkstättcn-Vorarbciter ul- Werksührer: Franke in Leipzig I, Händel und Rädler in Dresden-Fr. und Leh mann und Schaller in Chemnitz; Kind, zeither Bureau- Assistent, al- Station- Assistent II. Kl. in Chemnitz; Brill, Jokisch, Loschke, Poland und Schubert, zeither ExpeditionS- HilsSarbeiter, als Stations-Assistenten II Kl in Wechselburg, Rodewisch, Mehltheuer, Bockau und Klingenthal; die Militär- Anwärter Fiolka, Jähne, Schork und Schumann, zeither Diätisten. als Stations-Assistenten II. Kl in Potschappej, Arns dorf, Königstein und Niedersedlitz; Falk, Förster, Kretzschmar, Örtelt und Wunderlich, zeither Bahnmeister-Assistenten, al» Bahnmeister in Wiesenburg, Zwönitz, Kratzau, Marienberg und Rüßdorf; die nachgcnannten Feuermänner I Kl. und Reserve- führer als Lokomotivführer: Busch' in Leipzig II, Fiedler', Groschwald und Kirst" in Dresden-N I, Herrmann', Neuber', Steinborn', Tenz' und Wols' in Dresden-Fr., Kretzschmar' in Mehltheuer. Rcnkewitz' in Klingenthal, Schönfelder' in Rochlitz und Türke' in Königsbrück; Fischer', Kraufe' und Marlin', zeither Schaffner, als Oberschaffner in Schwarzenberg, Chemnitz und Eger; Köhler, zeither Weichen wärter II Kl, als Schirrmeister in Gre z; Rufs und Spindler, zeither Packer, als Bodcnmeister in Hos und Zwickau; Techniker Tränkner' als Feuermann I. Kl und Reserveführer in Chem nitz; die nachgenannten Schlosser und Lokomolivführcrlehrlinge in Wochenlohn als Feuermänner I. Kl. unter Belastung der Eigenschast als Lokomotivsührerlehrlinge: Albani, Kramer', Schmidt" und Zill' in Chemnitz, Böhme' und Schubert" in Dresden-N 1, Büttner', Linke', Schubert" und Tauscher' in Dresden-Fr., Koller', Naake', Schneider', Teichmann' und Wagner" in LeipzigII, Göckeritz', Loos', Seifert' und Wetzel' in Zwickau und Stahl in Leipzig I. Nichtamtlicher Teil. Deutschland und England. Die neuesten Auslassungen der „Times" und der „Morning Post" finden in der deutschen Presse die ihnen gebührende Beachtung und Beurteilung. Die schwachen Stellen im Artikel des Cityblattcs werden schonungslos aufgedcckt, die Fühlung, welche das zweite englische Organ mit Deutschland in der Orient politik zu nehmen sucht, wird entschieden abgelehnt Am schärfsten wird die heuchlerische Betrachtung der „Times" über Unfreundlichkeiten von deutscher Seite her kritisiert. In der That macht es einen sonder baren Eindruck, wenn dieses Blatt sich über die in Deutschland gegen England vorhandene Stimmung wie über eine ganz unverständliche Erscheinung äußert. Die „Hamb. Nachr.", die gegenüber englischer Politik immer „en verleide" sind, beeilen sich denn auch, dem schwachen Begriffsvermögen der „Times" mit einigen erklärenden Momenten freundlichst zu Hilfe zu kommen oderauch, wenn man so will, dem komödiantisch verfahren den Blatte die Maske abzureißen. Sie schreiben: Wenn je mals die Verstimmung eines Volkes gegen ein anderes er klürlich und berechtigt war, so ist es die Deutschlands gegen England. Als Untergrund derselben betrachten wir die hochmütige und anmaßende Haltung, die England aus früherer Zeit bis in die Gegenwart hinein uns gegenüber beobachtet hat und die ihren Ausdruck in der bekannten englischen Auffassung findet, daß Preußen bez. Deutschland als eine Art von Vasall Englands zur Vertretung der britischen Politik auf dem Kontinente verpflichtet sei. Da diese englische Arroganz auch anhielt, als Deutschland nach dem deutsch-französischen Kriege die Stelle der führenden Großmacht in Europa erlangt und das National- bewnßtsein des deutschen Volkes eine erhebliche Stärkung erfahren hatte, blieb die Reaktion um so weniger aus, als die deutschen nationalen Kreise aus der Haltung Englands während des deutsch französischen Krieges anfs neue die Erfahrung gewonnen hatten, daß es für die englische Politik fremden Staaten gegenüber keine andere Gesichtspunkte giebt, als die des krämerhaften „Profits". Speziell die „Times" waren es, die, nachdem sie anfangs auf deutscher Seite gestanden hatten, nach Sedin umschlugen und vor Mit- und den martialischen Badekommissarius, die abgeschmackte Damenpensionatsvorsteherin rc. mit übernahm, indem er die wirklich feinempfundenen und prächtigen Szenen mit einer Reihe überlieferter, vermeintlich unentbehrlicher Schwankeffekte zusammenband, auch den Dialog allzu ängstlich einer Nüchternheit anzupassen suchte, die viel weniger wirklich als herkömmlich ist, beraubte er sich der Möglichkeit, ein klassisches Lustspiel zu schaffen. Trotz alledem, und im Vergleich mit ganzen Reihen von Lust spielen, die wir seit der ersten Aufführung des „Schritts vom Wege" auf den Brettern gesehen haben, muß das neu einstudierte Stück als ein heiteres, im besten Sinn unterhaltendes Werk betrachtet werden, das bei einiger maßen guter Darstellung durch seine natürliche Komik, durch lebendige Steigerung noch lange Jahre wirksam bleiben kann. Einzelne Längen des Lustspiels gehen im anmutigen Gesamteindruck rasch unter. „Ein Schritt vom Wege" erschien gestern in durchaus neuer Besetzung. Das Ehepaar v. Schmettwitz, die Helden des eigentlichen Abenteuers, wurden von Hrn. Paul (Arthur v. Schmett witz) und Frl. Tullinger (Ella v. Schmettwitz) frisch, flott und mit lebendigem Anteil an den einzelnen Situa tionen gespielt Hr. Schwab als Gast gab den ziemlich farblosen „Reisenden" Egon (der in Wahrheit der zu künftige Fürst des Ländchens ist, in dem die Handlung vor sich geht) ganz ansprechend, in guter Haltung, wie wohl etwas trocken, Hr Claudius (Kurt v Hageln) und Frl. GaSny (Bertha Schnepf) belebten das Liebespaar, da« dem Dichter allzusehr nach der Schablone geraten ist, mit munterer Laune Bei den Episodenfiguren de« Lust spiels hat Wichert die Versuchung, sie über die Grenze des Lustspiel« ins Gebiet der Poste hinüberzuspielen, allzu nahe gelegt, und um einen Schritt zu viel vom Wege läßt sich da nicht rechten Die Herren Müller (Bade- kommistar Busch), Swoboda (Badearzt vr Rathgeber), Erdmann (Geheimer Registrator Schnepf), Schubert leid mit den „armen Franzosen" überflossen. Diese- englische Verhalten bestätigte nur, was wir schon früher längst erfahren hatten. Niemals hat die deutsche Politik eine freiwillige und sympathische Unterstützung durch England erfahren; die englische Politik ist niemals wohlwollend für uns gewesen; stets ist in ihr Geringschätzung, Eifersucht oder Übel wollen zum Ausdruck gelangt. Wir wollen von den Kriegen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts und von dem siebenjährigen Kriege nicht sprechen; aber von der Zeit de- Wiener Kongresses ab, in den deut schen nationalen Fragen, in der schleswig-holsteinischen, in unseren polnischen Schwierigkeiten, im französischen Kriege, in unseren kolonialen Verhältnissen — haben wir da jemals einen Moment erlebt, wo die deutsche Politik die Empfindung gehabt hätte, daß England mit uns sympathisiere? Und haben wir jemals von der englischen Diplomatie erlebt, daß sie ein deutsches Interesse gefö dert hätte? . . . Deutschland aber hat sich durch die englischen Sünden in früheren Zeiten niemals abhalten lassen, in Bezug auf England dasjenige Maß von gutem Einvernehmen zu pflegen, das durch die Situation geboten war. Erst das unverschämte und beleidigende Lärmen der englischen Presse bei Gelegenheit einer persönlichen Meinungsäußerung des Deutschen Kaisers über den Einfall in Transvaal verschob das gegen fettige Verhältnis... Soweit die „Hamb. Nachr", die dem schlechten Gedächtnis der „Times" mit noch manch' anderem kräftigen Wörtlein aufhelfen. Wir brauchen dem nichts hinzufügen, wollen die Haltung Englands in den südafrikanischen Angelegenheiten nicht noch näher charakterisieren. Sind doch die Thatsachen noch so frisch in aller Erinnerung, wie der Eindruck davon noch lebendig in der Stimmung unserer politischen Kreise fortwirkt. Die Sympathien unseres Volkes für England, die niemals einen hohen Grad gezeigt haben, sind seitdem thatsächlich sehr weit herunt r- gegangen und haben einem gewissen Mißtrauen Platz gemacht, das nicht nur durch Erfahrungen am eigenen Leibe, sondern auch durch Wahrnehmungen in Fragen wie der ostasiatischcn und orientalischen, in denen Deutschland eine neutrale Stellung einnimmt, be gründet und genährt worden ist. Die „Times" machen sich demnach keines Irrtums schuldig, wenn sie von „festgewurzeltem Argwohn" sprechen, während sie anderseits nicht berechtigt sind, „Feindseligkeiten" und „einen wohlüberlegten politischen Zweck" auf unserer Seite anzunehmen. Uns dagegen noch besonders zu verwahren, erscheint bei der hundertmal erklärten und erhärteten friedlichen Tendenz der deutschen Politik nach allen Richtungen hin schlechtweg überflüssig. Deutschland war und wird nach wie vor auf ein befriedigendes äußeres Verhältnis zu England be dacht fein und sich darin auch durch noch härtere Drohungen, als sie die „Times" und in ihrem Gefolge „Daily Telegraph" und „Standard" jetzt wieder ausstoßen, ncht beirren lassen. Die Ankündigung, daß bei Fortdauer der deutschen Unfreundlichkeit uns die britische Freundschaft entzogen und dem Zweibunde, speziell Frankreich zugewandt werden könnte, muß aus zweierlei Gründen alle Wirkung auf uns verfehlen: einmal weil diese Freundschaft uns bisher noch gar keinen Nutzen gebracht hat und dann, weil ein Unterkommen Englands bei Rußland und Frankreich gegenwärtig unmöglicher er scheint als zuvor Über die Meinung der „Times" endlich, daß Deutschland nicht mehr die vorherrschende Stellung in Europa einnimmt, wollen wir mit dem Blatte keinen Disput anfangen. Wir unterschreiben, was die „National- Zeitung" zu diesem Punkte bemerkt: „Sicher ist, daß man in Deutschland heute wie früher festen Mutes allen Zuknnftsmöglichkeiten entgegensieht und nichts von jener Sorge weiß, welche England schüttelt. (Oberkellner Peter), sowie Frau Wolff (Rosette Hasen klein), deren Niaske von beinahe unheimlicher Wirklichkeit war, sorgten dafür, daß das fröhliche Gelächter nicht aus- gehcn konnte. Das vollbesetzte Haus nahm das Lustspiel und sämtliche Einzelleistungen mit vollem Anteil und reichem Beifall auf. Adolf Stern. Eine Expedition nach -cm Victoria-Nyanza. Das „D. Kolonialbl." veröffentlicht einen vom Juni aus Mwanga datierten Bericht des Oberst-Lieutenants v Trotha über seine Expedition nach dem Victoria- Nyanza. Es heißt darin: Meine Reise war reich an Be schwerden, aber viel reicher an interessanten Momenten, die sich allerdings fast nur aus das Geographische be schränkten, da ich für das Geologische, was einem Fach mann wohl ungeheures Interesse und Aufschlüsse der ver schiedensten Art gegeben hätte, zu wenig vorgebildet bin Vom Kilimandjaro brach ich am 17. März auf, um zu nächst Sinna in Kiboscho, die Mission Kiboscho und Ma- chame zu besuchen. In Sinna sah ich den ersten wirklich mächtigen Sultan oder, wie sie hier heißen, Mangi. Sein Haus ist ein zweistöckiger Palast, den ihm Schmidt gebaut hat. Die katholische Mission (Schwarze Patres) ist aus gezeichnet im stände, was Gebäude und VersuchSpflanz- station anbelangt Ich muß dabei bemerken, wie sehr man in dem Bezirk Kilimandjaro die Hand des Kom- pagnieführerS Johanne» merkt. Alle Wege sind aus geschlagen, jeder Wasserlauf überbrückt. Es ist eine wahre Freude, in dem Bezirk zu reisen Die Fruchtbarkeit de« Landes ist groß. Einzelne Streifen Urwald gehen bis Arusha hinunter Die Leute sind reine Massais in Sprache, Sitte und Aussehen Letztere» gilt namentlich von dem weiblichen Teil. Am 29. Mär» brach ich von Arusha auf und marschierte über da» Kisongoplateau an dem mächtigen Mondul vorbei durch rin höchst interestan- Bundesgenossen kann man in dieser argen Welt stets brauchen, aber nur solche, welche den Bund nicht nur im Frieden, sondern auch im Kriege halten und sich hierzu im Frieden in den Stand setzen. Hierüber nachzudenken, wäre keine undankbare Ausgabe für England." Im übrigen glauben wir, daß der ausfallende Artikel der „Times" in die bekannte Kategorie jener englifchen Preßauslassungen gehört, die für eine unbe hagliche Lage der britischen Politik symptomatisch sind, und die merkwürdigerweise immer wieder das Mittel der Drohung wählen, um dem Wunsch nachAnnäherung an die betreffende Großmacht mit ganz unlogischer Vorkehrung übertriebenen Selbstbewußtseins Ausdruck zu geben. In dieser Auffassung bestärkt uns das fast gleich zeitige Erscheinen des Artikels in der „Morning Post", welcher in ruhiger und uuverkappter Art für ein Zusammengehen Deutschlands und Englands (in der türkisch-n Frage) plädiert. Freilich dürfte weder die drohende noch die liebenswürdige Werbung um Deutschlands „Mitthun" Erfolg haben, und nament lich zeigt das konservative Blatt, wie wenig es im politischen Bilde ist, wenn es unserer Politik ansinnt, in der orientalischen Frage gegen Rußland und Frankreich anfzutreten. Deutschland kann und wird feine fest vorgezeichnete Haltung in dieser F>age nicht aufgeben, am allerletzten zum Vorteil englischer Inter essen. Lm österreichischen Nrichsrntc hat der Lauf der bisherigen Verhandlungen und der Be ratungen im Budgetausschusse gezeigt, daß die Negierung die parlamentarische Lage genügend beherrscht, um die rechtzeitige Erledigung ihrer wichtigsten Vorlagen durchzusetzcn. Die von ihr nicht geführten Parteien, mögen sie sich im oppositionellen Lager befinden oder zum Sprunge in dieses erst vorbcreiten, also sowohl die Tschechen, wie auch die Antisemiten und die Linke, finden cs in ihrem Interesse nicht ratsam, die Plane der Regierung schroff zu durchkreuzen und letztere ernstlich zu verstimmen. Der Wunsch nach baldiger Auflösung und Erneuerung des Reichsrates ist nicht mehr das treibende Element im Aktions programm dieser mehr oder weniger mit der Regier ung unzufriekenen Parteilager, nachdem ihre Führer wahrgenommen haben, daß Graf Badem, wie dies am deutlichsten aus der im Herrenhause von seinem Kollegen und Landsmann, dem Finanzminister Bilinski, abgegebenen Erklärung hcrvorgeht, auf die Eventualität vorzeitiger Reichsratswahlen vollkommen vorbereitet ist und, wie man in eingeweihtcn Kreisen wissen will, es nichts weniger als einen gegen ihn ge führten Schlag empfinden würde, wenn die Oppositions fraktionen in dieser Richtung ihrem Willen Gelt ung verschaffen sollten Eine baldige Erneuerung des Reichsrates erscheint eben allen Teilen als gleich wünschenswert, da alle Parteien ohne Ausnahme und auch die Regierung selbst sobald als möglich ihre laufenden Verbindlichkeiten erledigen und sich auf die künftige Lage der Dinge einrichten möchten. Tie „führenden" Parlamentarier sind deshalb bei ihrer Stellungnahme zu den auf der Tagesordnung des Reichsrats stehenden Angelegenheiten emsig darauf bedacht, alles zu unterlassen, was ihre Wah'.aussichtcn trüb.n könnte. Insbesondere ist es die Linke, die, entgegen allen vor Zusammentritt des Reich-rates verkündeten entschieden oppositionellen Vorsätzen, aus taktischen Berechnungen für die Zukunft gar nicht herauskommt und sich sorgfältig hütet, der Negierung irgendwelche Unbequemlichkeiten zu bereiten Es ist dieser Partei augenblicklich darum zu thun, der Re gierung Grund und Anlaß zu benehmen, bei den bevorstehenden Landtagswahlcn in Mähren und tes Gebirgs- und Steppenkcssclgelünde nach Ngaruka. Hier fing die Baumannsche, auf vr Fischers Route basierte Karte an mit der Wirklichkeit, wie sie meine Augen sahen, arg m Konflikt zu geraten. Der Blick vom Verbindungsrücken des Toloffa, eine» großen Berges, an dem vr. Fischer bei Nacht vorbei gegangen sein muß, zum Borgo in den großen Ngarukakeffel ist großartig, der Marsch hindurch weniger Ngaruka liegt hart am Grabenrand; am Fuße des Ka- vinjiro ist eine Kolonie der Wangaruka Nach Aussage meines Massai-Dolmetschers heißt ngaruka und nguruma dasselbe, was Kiswahili lima und panda bedeutet, also anpflanzen Diese Leute sind Pflanzer gewordene Massais Auf dem Borgorücken saß auch ein kleiner Stamm Wan- dorobo. Sie baten um Schutz, merkwürdigerweise gegen die Arushaleute. Die Wangarukaleute haben ein frucht bares Land, bauen Wiazi und haben eine Griechennieder lage, die vom Kilimandjaro in das englische Gebiet bis nach Sotik hinein handelt. Dort ist auch englischer Zoll Von Ngaruka trat ich nun in das höchst merkwürdige Gebiet des Vulkans Ngai und des Natron-Sees Seine Merkwürdigkeit liegt wohl hauptsächlich auf geologischem Gebiete. Für den gewöhnlichen Reisenden ist dort kaum etwas anderes zu holen als glühender Staub, Natron krystalle und Tausende von Pelikanen. Auch hier ließ mich die Karte gänzlich im Stich Ngurumani liegt süd lich des Samboberges, d. h. der Sambo ist eine vor springende Nase nördlich von Ngurumani, auf dem Graben rand und wo nach Fischer der Donjo Sambo liegen soll, liegt der Konguto. Wo war also die Grenze? Durch Ngurumani, wie Kiepert, Baumann und Peter« angeben, oder nördlich vom Sambo? Da e» mir in meinen Marsch paßte, so nahm ich letztere« an. Ngurumani ist keine Wakuavikolonie mehr. Man sieht noch die Hütten, doch die Menschen sind fort, merkwürdigerweise; denn sowohl Ngurumani mit seinem Fluß Bagassi, wie auch die Peninje-
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