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«ummer 2LK — 28. Jahrgang «Uchemi st mal wdckientl. mit den tlluslr. »«tt»deNa«en .Die z,»- und der Kinderdetlage.Frohmut', lowt» den Lertbellagen hi. Benno-Blatt'. .Unterhaltung und wissen'. .Dt« Welt der Nerzlllihei Ratgeber'. Da» gut« «u»' .Ftlmnmd. Monatlicher Bezug-Pret» 8 Mt. «tnschl. Bestellgeld, n,einummer tv ^ Sonnabend- u. Sanntagnummer RS Hauptschrtstlelter, L». S. Lebe,Hk. Drebden. SarMche Freilag» den 11. Oktober 1923 >verlag-oe«i Dresden «n,etgenpretse! Die igeldaltene Petit,eile KV ^.Famtlten- an,eigen u.Stellengeluche 20 Z. Die PetitreNamezell«. Sllmm breit. I Für Anzeigen auherhalb des BerbreitungSgebietes 4oz dlePetitrellamezeile l.ldO Diielgeb.Noz. Im Falle hbherer Gewalt erlischt ,ede Bervstlchtung aus Llelening lowle Erfüllung t>. Auzelgen-Aultrügen ». Leistung t>. Schadenersatz^ »elchüftlicher Leit: Art»» i!en^ Dresden. «GeschästSftell«, Dm»k».Verla»! »rrmanta. A^ch. l ür Verlag und Druckerei. Filiale Dresden, Dresden.A.I. PolierskaheN. FernrulLllllll. Postscheckkonto DreSde» rllstL Bantkonto Etadtbant DreSde» Br. «1719 Für chriskliche Politik und Kulkur Redaktion der SSchsischen Boll-zettau» DreSden-AMt-dl 1. Polierllrahe >7. Fernrn« Mit und 7IM2. Eine Geste für den Frieden Washington, 9. Oktober. Die gemeinsame Erklärung Hoovers und Macdonalds über die hier abgehaltene Besprechung besagt, daß sich die Aus sprache hauptsächlich auf die englisch-amerikanische» Beziehun gen, wie sie sich nach dem Kelloggpakt gestaltet haben, bezogen. Beide Negierungen erklären, daß nicht nur ein englisch amerikanischer Krieg undenkbar sei. sondern sie sind auch der Meinung, daß Mißtrauen und Argwohn nicht weiter ihre nationale Politik beeinflussen dürfen. Der Mei nungsaustausch über die Abrüstung zur See hat beide Nationen so nahe an ein Abkommen geführt, daß alle Widerstände, die bei der früheren Konferenz hervorgetreten sind, setzt tatsächlich beseitigt sind. Die Unterzeichner des Washingtoner Vertrages von 1922 sind über den Berlauf der englisch-amerikanische» Besprechun gen unterrichtet worden und soeben sind die fünf Mächte zu einer Konferenz eingeladen worden. In der Zwischenzeit werden die britische und die amerikanische Regierung ihre Be sprechungen mit den anderen interessiertet! Mächten fort setzen, um alle etwaigen Schwierigkeiten vor der Er öffnung der Konserenz zu beseitigen. Angesichts der durch den Kelloggpakt gewährten Sicherheit hoffen beide Regierungen, dev, auf Grund der durch das Abkommen festgelegten und auf alle Schisfsgattungeu bezogenen Parität in Zukunst der Schiffsbauwcttbciverb, der die Gefahr eines Krieges und der übermäßigen Inanspruchnahme öffentlicher Gelder in sich schließt, niemals wieder in Erscheinung treten wird. jtä * , In einer Unterredung mir dem Berichterstatter von Reu- M ters Büro erklärte Ministerpräsident Macdo » ald : Ich Hobe t ^ mehr erreicht, als ich erhofft halte. Das einzig mögliche wäh rend des kurzen Besuches war. die persönliche Fühlungnahme mit de,,, Präsidenten Hoooer anszunehmcn und eine bestimm tere gemeinsame Erklärung zu erzielen, daß die engliski)- amcrikanische Politik geführt werden solle aus der Grundlage der Iteberzeugung, daß ein englisch-amerikanischer Krieg un möglich ist, und daß unsere Flotte,, nicht in einen Konflikt mitcinander geraten werden. Als Ergebnis meiner hiesigen Pcio.cchungen nehme ich eine Reihe von Fragen nach London mit. die endlich von de» in Betracht kommenden Regierungs behörden und ziviscl>en den Dominien und dem Mutterland,: geprüft werden sollen, um zu einem Einvernehmen hierüber zu gelangen. All dies ist nicht zu dem Zweck vereinbart worden, Großbritannien und Amerika von der übrigen Welt zu trennen, - sondern vielmehr Großbritannien und Amerika instandzusetze», ^ wirksamer an der Herstellung eines dauerhaften Friedens zu- saiimienzuarbeiten. Die Vorbehalte -er anderen Tokio, 9. Oktober. Der englische Botschafter ilberbrachte am Dienstag dem japanischen Außenminister die Einladung zur Fünfmächte« Konferenz für die Seeabrüstung in London. Die japanische Antwort auf die Einladung zur Seemöchtekonferenz wird voraussichtlich am Freitag dem japani schen Kabinett zur Billigung unterbreitet und dann in London überreicht werden. Obwohl es als wenig wahrscheinlich gilt, daß diese Antwort weitgehende Vorbchalte macht, ist es immerhin möglich, daß sie einige Vorbehalte von ge ringerer Bedeutung enthält,' vertreten doch bekanntlich einige hohe japanische Staatsbeamte die Ansicht, Japan müsse von vornherein mit Deutlichkeit feststcllen, daß eine allgemeine Ver einbarung über die Begrenzung der Seeriistimgen, die für einzelne Beteiligte eine Erweiterung der Nüsinngcn mit sich bringe, Japan nicht zufriedcnstetten könne. Wahrscheinlich wird der frühere Premierminister Wakatsuki Leiter der japani schen Delegation auf der Konferenz sein. Der Korrespondent des „Daily Telegraph" in Tokio meldet: Japan wünscht, vor Absendung seiner Antwort aus die Ein ladung eine Verständigung über seinen Anspruch zu erreichen, daß ihm für seine Hilsskriegsschisse ein Verhältnis von sieben zu zehn gegenüber denen Großbritanniens und der Vereinigten Staaten zugestandcn wird. Dies wird als das Mindestmaß dessen bezeichnet, was die nationale Sicherheit erfordere. Mit diesem Vorbehalt ist Japan bereit, die Ein ladung Großbritanniens anzunehmen und nach besten Kräften für den Erfolg der Konserenz zu arbeiten. Rom. 9. Oktober. „Eiornale d'Jtalia" schreibt, Italien sei be reit, auf der Londoner Seeabrüstungs-Konferenz mitzuarbeiten und zu unterhandeln. Die Hinausschiebung der Altersgrenze der Schiffe würde auf italienischer Seite nicht auf Schwierig keiten stoßen, dagegen dürsten die Unterseeboote nicht aus der Diskussion ausscheide», weil sie die wirksamste Verteidigung nicht reicher Nationen seien. Gegenbesuch Koovers? London, 10. Oktober. I» Washington laufen Gerüchte um, daß Präsident Hoover im nächsten Jahr England einen B e s u ch abzu- slalten gedenke, i» Erwiderung des Besuches Macdonalds. Eine fornale Genehmigung des Kongresses für eine solche Reise wäre nicht notwendig, doch ist kaum daran zu zweisel», daß es sich im Augenblick bei diesen Gerückte» mehr um den Wunsch gewisser Kreise als um ein« feststehende Tatsache handelt, Slahlhelm-Verbol im Westen s Für Rheinland-Westfalen Berlin, 10, Oktober. Der „Amtlich Preußische Pressedienst" meidet: Der preu- ßisciie Minister des Innern, Grzesinski, hat unter dem 8. Okto ber folgenden Erlaß an die zuständigen Polizeipräsidenten gerichtet: „Aus Grund des 8 1 des Gesetzes vom SS. März 19S1 ln Verbindung mit der Verordnung zur Ausführung dieses Ge setzes wird mit Zustimmung der Reichsregierung der Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten e. B.. mit allen seinen Einrichtungen und einschl. seiner sämtlichen Unter- und Hilfsorganisationen, namentlich des Jung-Stahlhelm und des Bundes Scharnhorst kür den Bereich der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen aufgelöst. Form, Anlage und DurcMhrung -«r am 21. und 22. Sep tember im Raume von Werden—Kupferdreh—Langenberg und Kettwig—Velbert—Neviges von den Landesverbänden „Rhein land" und „Industriegebiet" in Gegenwart des ersten Bundes- sührers Seldte veranstalteten Hebung bestätigen den nach Organisation und Betätigung des Stahllzelms bestehenden Ver dacht, daß jedenfalls in dem genannten beiden Provinzen der Stahlhelm eine Vereinigung darstellt, deren Zweck im Wider spruch zu den eingangs genannten gesetzlichen Bestimmungen besteht. Die Beobachtungen lassen keinen Zweifel, daß di« Mit glieder dazu ousgebildet werden, eine Truppe zu schaffen, die i» der Lage sein soll, als solcl>e nach militärischen Gesichtspunk ten kämpfend auszutreten. Die Einbeziehung der andere» Organisationen rechtfertigt sich durch die engen Beziehungen zun, Stahlkelm. Gemäß 8 3 a a. O. werden alle Gegenstände der Bereinigung oder ihrer Mitglieder, welche den verbotenen Zwecken unmittelbar gedient haben, zugunsten des Reichs be schlagnahmt und eingezogen. Die Durchführung der Beschlag nahme und Einziehung obliegt den örtlichen Polizeivcrivaltu»- gen." In Ausführung oben stehenden Erlasses haben die Polizei präsident«» in Köln. Düsseldorf. Essen, Elberfeld, Bielefeld, Dortmund. Bochum und Recklinghausen ani 9. Oktober d. I. die Auslösung der betreffenden Organisationen duräMführt. Auch das Bundesamt des Stahlhel m s nimmt zu dem Verbot i» einer Erklärung Stellung. Die Mitteilung, daß die Uebung in Gegenwart des Bnnüessührer Seldte slaltgefun- den >)«be, sei univahr. Der Minister kabe sich für seinen Ge waltakt jenes Gesetz aue-A'sucht, gegen dessen mißbräuchliche Anwendung ein Vorgehen auf dein Rechtswege ausgeschlossen sei. Die Bundesführung des Stahlhelms werde sich selbstver ständlich mit diesem Rechtsbrnch nicht absurden. Sie werde durch die Kameraden, die dem Reichstag angebörten, sofort die Forderung erheben, daß die ungeheuerliche Bestimmung, die den Rechtsweg gegen die mißbräuchliche Anwendung des Ge setzes vom 22. März 1921 ausschließe, aufgehoben werde. — Auch die La n de s ve r ba n d s I o i t u n g Rheintano- Indristricgebiet hat gegen das Veibot in einer Erklärung pro testiert, in der gesagt wind, das Beibot sei ohne Begründung erfolgt. Man darf allerdings annehmen, daß den zuständigen Regierungsstelle» ausreichendes Material vorlicgt, das ein solches Verbot rechtfertigt. Denn Verbote im Stile der alten Ausnahme-Gesetze passen nicht in einen Bolksstaat. sie sind auch letzten Endes zivecklos, denn sie sä-affen nur „Märtyrer". Korruption Man kranit nicht behaupten, baß Deutschland seit der 'Staatsumwälzung arm sei an Korruptionsafsären. Die preußische Seehandlung mit Barmat und Kutisker, das sächsische Volksnotopfer mit Meißner und Konsorten, jüngst die Raiffeisenbank und dann die Berliner Stadt- bank init den Gebrüdern Sklarek — das sind nur die größten Perlen ans einer stattliche» Kette von Skanda len, die jeden anständigen Menschen mit Entrüstung und Abscheu erfüllen müssen. Zur Abwehr dieser Fäulnis, die eine furchtbare Gefahr für unser gesamtes wirtschaft liches und politisches Leben bedeutet, sollten sich über die Grenzen der Weltanschauungen und Parteien alle die Hand reichen, die ans Sauberkeit im öffentlichen und privaten Leben Wert legen. Es Hilst nichts, daß man solche Skandale parteipolitisch ansschlachtet: es ist leicht nachzuweisen, daß die Rechte ebenso wie die Linke vog solchen Affären in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Es nützt auch nichts, das neue Spstem als solches zu de- schuldigen, es leiste der Korruption in jeder Form Vor schub. Wir glauben nicht, daß unter einem anderen Sil stein Allgelegenbeiten dieser Art so rasch zur Erörterung vor der breiten Oefsentiichkeit gekommen wären. Nicht auf das Spstem kommt es an, sondern auf die Menschen, von denen das Spstem getragen wird. Diese Korrnptionsaffüreu — es ist bezeichnend, daß im Deutschen überhaupt kein Wort vorhanden ist. das diesen Begriff ganz treffend wiedergibt — sind War- n nngs z eiche n. Zeichen dafür, wie sehr die festen Be griffe, die Grundlage eines jeden gesettscliafrUchen Zu sammenlebens sind, heute gefährdet und in Frage gestellt sind. Die Grenzlinien zwischen gut und böse, zwischen anständig und unanständig, zwischen erlaubt und ver boten baben sich in gefährlicher Weise verschoben. Der im Krieg im Spaß soviel zitierte (aber auch im Ernst an gewandte) Grundsatz, daß nur eins verboten sei: sich er wischen zu lassen, ist leider van allznvielen in die Prar s des Friedens mit übernommen worden. Es ist eine welt geschichtliche Erfahrung, daß Kriege demoralisierend w'r- ken. Diese Wirkung ist nach diesen, Kriege vertief! wor den durch den schweren Druck der wirtschaftlichen Bat und durch die seelische Erschütterung, die die Losung jahrhundertealter staatlicher Bindungen für das deutsche Volk zweifellos bedeutet hat. Es lohnt, ernstlich darüber nachzndenken. ans wel chen Wegen eine Abhilfe versucht werden kann. Einmal ist es auffällig, daß in vielen dieser Skandale A n s l a n « der, zumal Ausländer eines bestimmten Dppes ans de-n Dsten eine hervorragende Rolle spielen. Nichts liegt uns ferner als Antisemitismus. Aber wir glauben, daß d:e alteingesessenen jüdischen Geschäftsleute es als erste be grüßen würde», wenn die Kontrolle der Ein wanderung in dieser Richtung schärfer gehandhabt würde. Wir haben kürzlich unserer Verwunderung über ein Urteil Ausdruck gegelxn, in dem gewissermaßen die Machtlosigkeit der deutschen Einwandernngsbehörden gegenüber „lästigen Ausländern" als gerichtsnotorisch er klärt wurde. Selbst die Vereinigten Staaten, die doch wirklich noch freien Lebensranm genug enthalten, ivaclwn eisersüchUg über ihre Grenzen. Das verarmte Deutsch land. in dem jeder um seine Existenz ringen muß. hätte dopzx'lt scharfe Sicherung notwendig. Weiter muß jedem Zeitnngsleser anfsallen, daß ge rade kommunale Betriebe häufig Dpser solch allzu gewiegter Gesähistsleute werden. Fünf Woä>en vor den Kommunalwahlen in Sachsen und Preußen ist das ein be achtenswerter Umstand. Gerade die Affäre Sklarek zeigt hier ganz deutlich zwei Uebelstände: Zunächst muß immer wieder betont nwrden, daß heute viele Kommunen i» die Privatwirtschaft in einem Maße eingreifen, das nicht ver antwortet werden kann. Für kaufmännische Geschäfte sind Behörden, auch kommunale Behörden, in keiner Weise geeignet. Zn einem volkswirtschaftlichen Schaden aber wird solclx Betätigung, wenn sie (wie im Fall Skla- rek) im Nahmen von Monopol-Berträgen stattfindet. Das Monopol für Klciderliefernngen, das die Stadt Berlin der Firma Sklarek eingerünmt hat, hat diese Leute erst in den Stand gesetzt, ihre Betrügereien ansznüben und — gleichzeitig sind Dutzende von Firmen des Mittelstan des, die solci>e städtischen Aufträge dringend gebraucht hätten, vor die Hunde gegangen. Der Fall Sklarek ist ein Beispiel, welche verheerenden wirtschaftlichen und moralischen Wirkungen eine Durchführung des sozialisti schen Kommnnalprogramms, das ein ständiges Weiter greif e n d e r öffentli ch e » H a n d vorsieht, haben müßte. Dieses Weilergreisen der öffentlichen Hand m u ß aufhören. Der Schutz des Mittelstandes in dieser