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ntSr lsr 6«l- xen 6ie Lisen- ^ecken P54S1 17-18, >et Tag icrStr. -5 U. 'sinnet >a»seS. »nav?/- r/-a//r. ends in «ass« 1- üt Frl. Butt- reipztg. erSdorf werd- Erim« rrnhard Hr». kinhold iristian hmtdt Tha ch c in «lmine Donnerstag. ^eipziy. Di« Zeitung erscheint mit Ausnahme des Montags täglich und wird Nachmittags <1 Nhr aus gegeben. für das Bieileb fahr 1'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. Nr. 238. II. vctober I8SS. Dmtschk AllgtMtinc Zeitung. -Wahrheit und Recht, Freiheit and Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8;. rZnfertionagedühr für den Raun» einer Zeil« 2 Ngr. »««tfchlan d. Aus Mitteldeutschland, 7. Oct. Die Frankfurter Postzeitung schreibt: „Die Leipziger Zeitung vom 6. Oct. nennt den Deutschen Bund »das Ccntralorgan für die politische Haltung von Mitteleuropa in jeder eu- ropäischen ArisiS» BiSjetzt hätten wir geglaubt, daß der Deutsche Bund eine Conföderation sei, welche in der Bundesversammlung das beständige Organ ihres Wollens und Handelns besitzt, aber nicht selbst ein Organ ist. Durch jene kühne Fiction dcr Leipziger Zeitung würden die zwei mitteleu ropäischen Großmächte in Betreff ihrer «politischen Haltung in jeder euro päischen Krisis» dem Bunde förmlich untergeordnet und von den Mehr- heitSbcschlüsscn seines Organs abhängig gemacht. Es gab eine Zeit, wo Oesterreich b-reit war, ein so großes Opfer zu bringen und mit seinem gan zen Länderbcreich dem Deutschen Bunde beizulrelen. Aber Preußen verci- teile von vornherein die Verwirklichung dieser Idee, indem es mit dem ei gentlichen Königreich Preußen, welches 1848 dem Deutschen Bunde beige- Mt worben war, aus demselben wieder auStrat. Jetzt den Deutschen Bund «zur obersten Form, zum Cenlralorgan von Mitteleuropa» in Betreff der Politik des letztem in der gegenwärtigen KrisiS Europas erheben wollen, heißt eigentlich den politischen Grundsatz aussprechen, daß Oesterreich des halb, weil die eine Großmacht von Mitteleuropa, Preußen nämlich, sich in ihrer Haltung gegenüber Rußland der Zustimmung der Majorität der Mit glieder des Deutschen Bundes erfreut, eine von der Politik Preußens und der Bundcsmajorilät verschiedene Politik in der orientalischen Angelegenheit gar nicht befolgen dürfe Insofern dies die wahre Tragweite des von der Leipziger Zeitung ausgesprochenen Princips, das den Deutschen Bund als Centralorgan, als oberste Form für Mitteleuropa hinstellt, unleugbar ist, fodert die Consequenz, dieses Princip auch zur Geltung zu bringen, folglich eine demselben gemäße Reform der Bundesverfassung zu unternehmen. Das Gerücht geht allerdings, man trage sich in Sachsen mit BundeSreformge- danken. Wir glauben es nicht, weil keine Bundesreform ausführbar ist, welche die Mittclstaatm gewissermaßen alS eine politische Einheit hinstellt umd jene Trias schaffen würde, die weiter nichts erzielen könnte als Verewi gung eines unseligen Schaukelsystems." Preußen. ^Berlin, 9.Oct. In unserm gestrigen Bericht haben wir im Allgemeinen bereits auf den Eindruck hingedeutct, welchen die gegen die Wahl des Grafen Schwerin von dem Landrathe deS^anklamer KreiseS gerichteten Bemühungen in den Kreisen der Wahlmänner hervorgebracht haben. Wir haben heute dafür, ganz abgesehen von dcr schon durch sich selbst laut genug redenden dreifachen Wahl des Grafen Schwerin in der Hauptstadt selbst, einen unzweideutigen Beleg, dessen Mittheilung zur Kenn- zeichnung der herrschenden Stimmungen wol nicht ganz ohne Interesse sein dürfte. Mehre hiesige Blätter enthielten am Tage vor der Wahl unter An dern! auch die folgende an die Wahlmänner gerichtete kurze Warnung: „Denkt doch daran, wie wir 1847 mit Feuer gespielt haben, da brannte es denn 1848, und sind wir denn schon etwa heute mit dcm Löschen fer- tig?" Unterschrieben war diese Warnung: „Ein alter Bürger." Die Voß'- sche Zeitung enthalt nun heute eine „Erwiderung" auf diese Warnung, in welcher wir gleichsam einen Kommentar zu den gestrigen Wahlen erblicken möchten. Diese interessante Erwiderung lautet: „Alter Bürger, der 1847 mit Feuer gespielt hat und jetzt den Brand von 1848 zu löschen bcschäf- tigt ist, glauben Tic, daß die bekannten die Wahlen betreffenden Erlasse aus Minden, Koblenz, Anklam re. und andere auf die Beschränkung dcr Wahlfrcihcir gerichtete Maßregeln den glimmenden Funken, den Sie fürch ten, ersticken werden, oder daß sie nicht eher ihn zur Flamme anzufachen und Oel inS Feuer zu gießen geeignet sind? Sollen wir eingeschüchtcrt schweigend Dergleichen hinnehmen? Oder zicml es uns nicht vielmehr, die durch das ganze Land gehende sittliche Entrüstung über solche Einwirkun- gen auf die Wahlen durch die Wahl unabhängiger verfassungstreuer Män ner offen auszusprechen, um gerade dadurch das Gebäude unserer Verfas sung fest zu erhalten und uns vor neuem Brande zu bewahren?" Unter schrieben ist diese kräftige Erwiderung: „Auch rin alter Bürger und Wahl mann." Nächst diesem theilen wir, zur Bemessung dcS im Lager der Kreuz- zcitung herrschenden furchtbaren Aergers, noch daS folgende, ebenfalls aus dem unmittelbaren Lcbcn gegriffene Pröbchen mit. Die berliner Wahlmän- ner müssen der Kreuzpeilung jetzt als dumme Jungen herhalten; auf an- derm Wege kann sich das ehrenwcrthe Organ daS Resultat der gestrigen Wahlen gar nicht erklären. Sie wK cS von einem „Ohrenzeugen" wissen, daß ein Wahlmann gar nicht gewußt, wen er eigentlich gewählt habe. Sie läßt einen Wahlmann sagen, daß er zwar für einen Grafen Schwerin gestimmt, aber nicht gewußt habe, daß dies der Graf Schwerin von 1848 sei; er habe gemeint, der wäre längst lobt, daß es sich um die Wahl eines ganz andern Grafen Schwerin gehandelt habe, der nicht zur Opposition ge- höre tc. Wärt der Graf Schwerin cinc minder bekannte Persönlichkeit, so hätte die Kreuzzciiung ihr Gkschichtchcn schon mit weniger Gefahr erzählen können; wer aber kennt, und noch dazu in Berlin, den Präsidenten der vorigen II. Kammer nicht, und wie hätte vollends ein Wahlmann über die Person des Grafen Schwerin noch einen Augenblick in Zweifel sein kön nen, da doch in den Vorwahlen über die aufzustellenden Candidalen so er schöpfend gesprochen worden war? Die berliner Wahlmänner haben, ohne eine einzige Ausnahme, sehr gut gewußt, was sie thatcn; der beste Beweis dafür ist, daß sie eben den Grafen Schwerin drei mal und keinen einzigen Kreuzzeitungsmann gewählt haben. Der Aerger im Lager der Kreuzzeitung ist, wie man sieht, so groß, daß man dort vor lauter Aerger gar nicht merkt, wie man, während man Andere als Einfältige behandeln möchte, doch nur selbst der Einfältige ist und gcradezu in eine Art von Paroxys mus des Unsinns verfällt. — Bis die Berichte über den Ausfall der Wahlen in den Provinzen sämmtlich hier ciugetroffen sein werden, dürften noch mehre Lage verstreichen; indessen kann es, nach den bereits cingetroffenen Mitthri- lungen, doch auch schon jetzt keinem Zweifel mehr unterliegen, daß das op positionelle Princip auch hier mehrfach vorwaltend ist. So hat B. dcr ganze Rhein (Köln: Kanzler v. Groote, AppellationsgerichtSrath Haugh, Bonn: Professor Braun, Düsseldorf: Rcgierungsralh a. D. Otto und Sa- nitätsrath l)r. Hasenclever) liberal gewählt; so auch Magdeburg (Maquct, Ritter Bunsen). Andere Städte haben mehr oder minder gemischt gewählt, wie Breslau, wo dcr Bürgermeister Bartsch (conservaiiv) und Graf Schwe rin und der Kaufmann Molinari gewählt wurden. Die Wahlen in Pots dam (Geh. Justizrath Holzapfel und Präsident Seiffan), in Stettin (Ge neralkonsul Lemonius und v. Enkcvort-Vogelsang) und in Oppeln (Bür- germeistcr Goretzki und ObcrregicrungSrath Osterrath) neigen sich mehr der conservativen Seile zu. Entschieden konservativ wurde gewählt in Frank- surr a. O. (Cultusminiflcr v. Raumer), in Posen (Bürgermeister Gude- rian, Landrath v. Hindenburg. Benkcndorf und Landrath v. Reichmeister), in den Kreisen Westhavclland und Zauche-Bclzig (Minister veS Innern v. Westphalen, Landrath v. Herzberg) und im Kreise Teltow (Finanzmini- stcr v. Bodelschwingh, die Landrälhe Graf Häsclcr und v. d. Knesebeck und Professor Keller). Festzuhalten ist übrigens, daß auch nach dcm Bekannt- werden sämmtlicher Wahlen cine genaue Ucbersicht über die Stärke der resp. Partcistellungen sich nicht sofort wird gewinnen lassen können, denn unter den jetzt gewählten Abgeordneten befinden sich sehr Vicle, die früher noch keinen Sitz in der Kammer eingenommen hatten und dcren Parteistellung sich mit voller Genauigkeit daher erst aus der Kammer selbst wird beurthei- Icn lassen.— Die Berliner Börsen-Zcitung spricht Heuke wieder von der Wie- derausnahme der Friedensunterhandlungen. Wir haben nicht in Er fahrung bringen können, daß diese Hoffnungen einen so großen Grad von thalsächlicher Begründung hätten, als die Zuversicht, mit welcher die Bör- sen-Zeitung redet, doch wol voraussctzcn lassen müßce. Wir werden übri gens Gelegenheit nehmen, auf bas betreffende Thema znrückzukommen. — In Preußen ist gelegentlich eines Preßproccsses von der höchsten Gc- richtsstelle der Grundsatz anerkannt, daß Preßvcrgchen und Verbrechen nur am Verlagsorte der betreffenden Zeitschrift, resp. da, wo der verant wortliche Redakteur oder Verleger seinen persönlichen Gerichtsstand hat, ver folgt und zur gerichtlichen Verhandlung gebracht werden können. — Aus Paderborn ist der Pater de Harbc, aus der Gesellschaft Jesu, polizeilich ausgewiesen worden. So wird dem Mainzer Journal auö Pa derborn geschrieben. Baiern. Ans Baiern, 7. Oct. In der gestrigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde über die zweite und bedeutendere Reklamation »ezügljch der Wahlen der pfälzischen Abgeordneten verhandelt und entschieden (Nr. 237). Das Aufsehen, welches die Vorgänge bei diesen Wahlen erregt, und die eingehende Besprechung, welche sie auf verschiedene Weise in der Presse gefunden, zeigen sich als vollkommen gerechtfertigt, und wenn auch die Kammer (wie ich Ihnen bereits früher richtig gemeldet) auf das Materielle der erhobenen Beschwerden nicht eingehen wollte nnd nur im Allgemeinen ihre Ansichten darüber auesprach, sich vielmehr bloS an die verletzten Formen des Gesetzes hielt, so geschah dies sicher darum, weil diese Formverletzungcn schon hinreichcnd sind, die angegriffenen Wahlen zu annulliren, die Untersuchung über das gefährdete Princip der Wahlfreiheit aber die Kammer zu sehr aufhalten würde und nunmehr füglich dem Mi- nsterium überlassen werden kann. Aus dem Vortrage des Referenten, er- kcn Sekretärs Nar, entnehme ich wegen des Interesses, das derselbe im gegenwärtigen Augenblick und gegenüber den stattgehabten Einflüssen auf die Wahlen der Beamten in Preußen zu beanspruchen wohl geeignet ist, auszugsweise die folgenden Motive: „Der vorzüglichste Beschwcrdegruud de- ruht in der Einwirkung der obrigkeitlichen Personen auf die Wahl. Daß eine Einwirkung der angezeigten Art absolut verwerflich sei, dies unterliegt wol keinem Zweifel; allein auf dcr andern Seite wirb man wol nicht de-