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Schönburger Tageblatt unkt Filiaken: in Altstadtwaldenburg bei Herr» Sonnabend, den H Juli 1901 «« Zum Oberpräsidenten von Ostpreußen für den ver storbenen Grafen Wilhelm Bismarck ist der Regie rungspräsident in Köln, Frhr. v. Richthofen, ernannt worden. Dem jetzt im 3. ostasiatischen Infanterieregiment dienenden Oberleutnant Barlach ist in China eine ganz eigenartige Auszeichnung zu Theil geworden. Nach Landessitte verlieh ihm nämlich eine chinesische Gemeinde für die Rettung eines Langzopfes vom Tode des Er trinkens einen Ehrenschirm aus prachtvoller Seide. Ter Offizier hat diese Auszeichnung seinem früheren Regiment „Königin" in Flensburg (Schleswig) geschenkt. Die Rückkehr der China-Panzerdivision wird am 12. August in Bremerhaven erwartet. Am 13. findet voraussichtlich der Stapellauf des Linienschiffes „6" statt, bei dem, wie es heißt, König Wilhelm von Württem berg die Taufrede halten wird. Was wird aus unseren Chinakriegern? Diese Frage beantwortet man dem „Berl. Tgbl." wie folgt: Tie Tienstunbrauchbaren werden pensionirt auf Grund und nach Maßgabe des Gesetzes vom 31. Mai 1901, sofern bei ihnen „Kriegsinvalidität" anerkannt ist. Die Tropendienstunfähigen scheiden gänzlich aus, wenn sie aus irgend welchen Gründen (Strafverbüßung, wegen vorübergehender Krankheit) vor Ablauf ihrer Dienstver pflichtung in die Heimat zurückgeschickt werden, ferner wenn sie ihrer Dienstpflicht genügt haben und endlich bei Auflösung oder Verminderung von Truppentheilen des Expeditionscorps. Die noch in der Erfüllung ihrer gesetzlichen activen Dienstpflicht befindlichen Mannschaften werden von dem betreffenden Gardetruppentheil, dem sic zuerst überwiesen werden, ihrem früheren Truppen theil zugeschickt, woselbst sie bis zu einer vom Kriegs minister zu machenden Mittheilung auf Rechnung über den Etat des Expeditionscorps verpflegt werden. Ehe malige Capitulanten des activen Heeres werden auf ihren Wunsch bei ihrem früheren Truppentheil wieder eingestellt. Alle übrigen Mannschaften sind zum Beur laubtenstande zu entlassen. Die Kaiseryacht „Hohenzollern" ist für die Nord landsfahrt mit Einrichtungen versehen, die dem Schiff beim Ankern in einen Hafen direct einen telegraphischen Anschluß ermöglichen. Die deutsch-englischen Verhandlungen über die Abgrenzung des Togogebiets in Westafrika sind bereits zum Abschluß gebracht, so daß die Ernennung der Com mission bevorsteht, welche die örtlichen Feststellungen an den streitigen Punkten machen soll. Die Commission dürfte im September ihre Arbeiten aufnehmen. Die Eröffnung des Seemannshauses in Tsingtau (Kiautschau) für die Angehörigen unserer Kriegsmarine findet am 1. October statt. Tas Inventar ist soeben von Kiel abgegangen. Wie die deutsche Finanzkrisr im Auslande, nament lich in den uns übel wollenden Ländern aufgefaßt wird, kann man sich denken. Der Pariser „Figaro" z. B. weissagt aus den bisherigen Bankzusammenbrüchen viel größere Verheerungen und behauptet, ein deutscher Finanzmann habe ihm erklärt: „nur ein Krieg kann uns retten!" Der „Figaro" schließt seine frohlockende Betrachtung mit der Mahnung an Frankreich, sein Pulver trocken zu halten. Das Vorkaufsrecht über die im Golfe von Guinea gelegene Insel Fernando Poo hat Spanien der deutschen Regierung eingeräumt. In Deutschland hat sich bereits ein Fernando Poo-Comite gebildet. Die von Minister v. Thielen durchgeführte Reform ist ohne Zweifel einer der bedeutsamsten Schritte, die in den letzten Jahren auf diesem wichtigen Gebiete ge- than sind. Durch den gewaltigen Vorsprung, den die preußischen Staatsbahnen damit vor den anderen deut schen Eisenbahn-Verwaltungen gewonnen hat, haben sich diese genöthigt gesehen, sich der Reform anzuschließen, sodaß auch die übrigen Deutschen deren Vortheile ge nießen können dank dem bahnbrechenden Vorgehen Preußens. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser, der Tags vorher in Saßnitz (Rügen) eintraf, machte am Donnerstag Vormittag eine Segel fahrt in der dortigen Bucht. Heute, Freitag, oder Sonnabend will der Monarch sich in Swinemünde von seinem dritten Sohne, dem Prinzen Adalbert, verab schieden, der an Bord des Schulschiffes „Charlotte" eine neunmonatige Auslandsreise antritt. Sonntag wohnt Se. Majestät der Einstellung des Prinzen Eitel Fritz in das 1. Garderegiment zu Potsdam bei, Montag tritt er die Nordlandsfahrt an. Das Befinden der Kaiserin Friedrich ist nach der Berliner „Post" fortgesetzt durchaus befriedigend; seit der letzten Anwesenheit Kaiser Wilhelms in Friedrichshof und der jüngsten Consultation durch Prof. Renvers- Berlin hat sich keine Verschlimmerung in dem Grund leiden eingestellt; auch sind Anzeichen für eine bevor stehende Gefahr zur Zeit nicht vorhanden. Die hohe Frau ist augenblicklich fast vollständig wieder von ihren Schmerzen befreit. Nach der „Nat.-Ztg." nahm der Reichskanzler vor seiner Abreise nach Norderney während eines eintägigen Aufenthalts in Berlin außer einer Reihe von Vorträgen des Auswärtigen Amts und der Reichskanzlei die der Staatssekretäre Graf Posadowsky und v. Richthofen ent gegen, conferirte mit dem Minister des Innern Frhrn. v. Hammerstein und empfing später in längerer Unter redung den russischen Botschafter Grafen v. Osten-Sacken, der gestern nach Petersburg abreiste. Die Gerüchte von einer demnächftigen Reise des Reichskanzlers Grafen v. Bülow wollen nicht zur Ruhe kommen. In politischen Kreisen wird diese Reise, über die Endgültiges allerdings noch nicht beschlossen ist, einer Mittheilung der Münchener „Allg. Ztg." zufolge, viel besprochen. Nach der „Tägl. Rundsch." ist die Reise in der That geplant, da Graf Bülow den Wunsch hegt, persönlich die Grundlagen des russisch-deutschen Handelsvertrags mit den maßgebenden russischen Personen zu berathen. Tie Reise, so heißt es weiter, bestätige nur, was schon früher angedeutet wurde, daß eine gewisse vorläufige Verständigung mit Rußland, wonach der Abschluß eines Handelsvertrages auch auf der Grundlage höherer Agrarzölle nicht ernstlich ge fährdet erscheine, angebahnt worden sei. Es wird weiter versichert, daß die Reise des Grafen Bülow nach Peters burg selbstverständlich nicht erfolgen würde, wenn es Schwierigkeiten zu beseitigen gäbe, die als unüberwind lich angesehen werden müßten. Man darf vielmehr er warten, daß Graf Bülow beim Eintreffen in Petersburg auch auf russischer Seite den besten Willen vorfindet, alle noch vorhandenen Meinungs- und Interessengegen sätze Zug um Zug im Wege verständigen Entgegen kommens auszugleichen. b i t in den Städten Penig, Lunzenau, Ltchtevftem-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich wer c Kallenbera St Eaidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Ms.°dt-W°ld-nburg, cb-rwini-l, L-lsmtz i. E., R-ich-nbach, R-mf-, R°ch-bu-g, Rußdorf, l-ub--Ri.d«h°.n, L°»g°nl-ub--Lb-rhom, W-H-nburg und Zi-g-lh-im. Fernsprecher Rr. 9. Witterungsbericht, ausgenommen am 5. Juli, nachm. 4 Uhr. « 762 mm reducirt auf den Meeresspiegel. Thermvmeterftand -s- 19« 6. (Morgens 8 Uhr 4- 17" 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometerstand re > g« 0 Windrichtung: Nordwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 1,r WM. 2.„br°qi- so-/". -I- o o LsLuEIN, fil- d-» JE ».ist , Waldenburg, 5. Julr 1901. Der Entschluß des preußischen Eisenbahn-Ministers v. Thielen, die Giltigkeitsdaucr sämmtlicher Rückfahr karten auf 45 Tage zu verlängern, ist allseitig mit großer Freude begrüßt worden. Damit sind die weitest gehenden Wünsche des Publikums übertroffen, denn die Vergünstigungen überragen das in den andern Bundes staaten gewährte bedeutend. Bisher gab es auf den preußischen Staatsbahnen für Rückfahrkarten keinen einheitlichen Satz. Rückfahrkarten zwischen Orten, die bis 200 Kilometer von einander entfernt sind, hatten eine dreitägige, bis 300 Kilometer eine viertägige Giltigkeit; für jede weitere 100 Kilo meter Entfernung wurde je ein Tag zugegeben. Im Verkehr nach Berlin wurde die auf solche Weise be rechnete Giltigkeitsdauer für Rückfahrkarten bei Ent fernungen von mehr als 50 Kilometer um einen Tag erhöht. Tie zu Weihnachten gelösten Karten galten vom 18. December bis zum 8. Januar, die zu Ostern ge lösten 25 Tage und die zu Pfingsten gelösten 12 Tage. Daneben gab es zahlreiche feste Rundreise-und Sommer- karten nach den wichtigsten Bade- und AuSflugs-Orten, die je nach der Länge der zurückzulegenden Strecke bald 7, bald 10, 14, 30 und 45 Tage galten. Wie groß die Zahl der festen Rundreise- und Sommerkarten nach und nach geworden war, beweist ihre Aufzählung im Reichs-Kursbuche, die allein 30 enggedruckte Folioseiten füllt. Jetzt ist der Betrieb wesentlich einfacher: Die Sommer karten sind abgeschafft; die 45tägigen Rückfahrtkarten gewähren für sie einen billiger» Ersatz. Auch Vorzugs karten für Ausstellungen, Congrcsse und Festlichkeiten giebt es nicht mehr. Die Beseitigung der Sonderkarten entspricht der ausgleichenden Gerechtigkeit. Denn es ist klar, daß die festen Rundreise- und die Sommerkarten die Orte und Gegenden vorziehen, für die sie einge richtet sind; sie verstärken den Fremdenftrom künstlich nach einer bestimmten Richtung und lenken ihn von andern Orten ab, für die nicht in derselben Weise gesorgt ist. Nun kann sich kein Ort mehr über Zurücksetzung be klagen. Ein großer Vorzug der neuen Bestimmungen ist noch die dadurch ermöglichte raschere und glättere Abfertigung des Publikums am Schalter. Namentlich an den kleinern und Mittlern Stationen hatte die Aus- fertigung der bisherigen Sommerkarten oft großen Zeit verlust zur Folge, der für das übrige wartende Reise publikum nicht angenehm war. Der Entschluß zu seiner so weitgehenden Reform mag dem Minister v. Thielen nicht leicht geworden sein. Denn da die meisten von denen, die die Eisenbahn be nutzen, ihrem Wohnsitz wieder zustreben, dürften in Zukunft bei der ausgedehnten Giltigkeitsdauer der Rück fahrkarten die einfachen Fahrkarten seltener verlangt werden. Wo bisher zwei Karten, eine für die Hinfahrt und eine für die Rückfahrt, genommen wurden, werden jetzt in der Regel Rückfahrkarten gebraucht werden können, welche wesentlich billiger sind. Es ist indessen anzunehmen, daß der Ausfall, den diese Neuerung in den Einnahmen aus dem Personen-Verkehr herbeiführt, in nicht allzu ferner Zeit wegen der Verbilligung vieler Fahrten durch eine größere Benutzung der Züge wieder ausgeglichen wird. Jedenfalls zeigt die Maßregel des Ministers v. Thielen, daß die preußische Eisenbahn- Verwaltung keineswegs — wie vielfach behauptet wird - lediglich auf möglichst hohe Ueberschüsse bedacht ist, sondern daß sie mit der Zeit fortzuschreiten weiß. unkt Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn u^lz-nliiii-ner Ainemer «WTSZ Walmumrzer Aisinger. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg.