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Dienstag. Str. 34. 3. Mai 1870. WePerih-Zeitung. M Amts- und Anzeige-Alatt der Königlichen Gerichts-Ämter nnd Stadträthe zu Dippoldiswalde und /rauensteiu. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstatten. dermlmortlichkr Nedarteur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wir können das Resultat der am 29. und 30. April hier stattgehabten Recru- tirung nicht mittheilen, da seit vorigem Jahre das hiesige kgl. Gerichtsamt dabei nicht mehr thätig zu sein hat und von anderer Seite wir Nachricht darüber nicht erhielten, besonders auch, weil diese Gestellung eigentlich nur provisorisch ist und die Hauptbestimmungen von der Departements-Ersatz-Commission getroffen werden. — Den „Monats-Bericht" für April bringen wir in nächster Freitags-Nummer. — Wir machen hierdurch auf den (bei Glochmann und Sohn in Dresden erschienenen) neuen Sommer fahrplan der Eisenbahnen Sachsens aufmerksam. In einem bequemen Format enthält derselbe in übersicht licher Anordnung die vollständigen Course, eine Eisen bahnkarte von Sachsen, ferner den Fahrplan der Dampf schiffe, Posten und Omnibusse, den Droschken- und Fiakertarif, Berzeichniß der Sehenswürdigkeiten von Dresden rc., — und dies Alles kostet nur 1 Ngr. (Zu haben in der Expedition dieses Blattes.) -s» Altenberg. Der hiesige Stadtrath hat wegen seines, bei Wiederbesetzung des erledigten Bürger meisteramtes eingeschlagenen Verfahrens „zur A u f- klärung der hiesigen Bürger- und Einwohner schaft" in dem hier erscheinenden „Boten vom Gei sing" eine im Jnseratentheile des Letzteren aufgenommene, sehr umfängliche Bekanntmachung erlassen und bemüht sich, sein Verfahren, insbesondere unter Bezugnahme auf einen in Nr. 30 der Weißeritz-Zcitung enthaltenen Artikel, zu rechtfertigen. Werfen wir einen Blick auf die erlassene Bekanntmachung, so müssen wir vor allen Dingen bedauern, daß der Stadtrath von dem fast all gemein ausgesprochenen Wunsche, einem hiesigen, hierzu befähigte» Bürger oder Einwohner das fragliche Amt übertragen zu sehen, erst durch den gedachten Artikel der Weißeritz-Zeitung Kunde erhalten hat, und daß derselbe somit der öffentlichen Meinung, die doch immerhin einige Beachtung verdient, so sehr fern steht. Hat nun aber der Stadtrath von dem Wunsche der hiesigen Bürgerschaft leider erst zu spät Kenntniß er halten, so war es uns von großem Interesse, zu erfahren, warum man dem, dem Stadtrathe mitgetheilten, gleichen Wunsche der Stadtverordneten seine Zustimmung versagt hat. Offen gestanden, hat uns aber die in diesem Puncte ertheilte Auskunft wenig befriedigt, ja, wir möchten sagen, unangenehm berührt. Der Stadt rath hat laut seiner Bekanntmachung dem — übrigens wenigstens in Bezug auf die Gehaltsfrage mit einem früheren Beschlüsse des Stadtraths übereinstimmenden — Anträge der Stadtverordneten deshalb nunmehr nicht zugestimmt, weil die Stadtverordneten seinem Beschlüsse seiner Zeit nicht beigetreten sind und wegen dieser Meinungsverschiedenheit die Entscheidung der höheren Behörde, welche letztere den Stadtverordneten beigepslichtet, hat eingeholt werden müssen. Nun, wenn und wo solche Gründe den Ausschlag geben, möchte es doch gestattet sein, an einer gedeihlichen Fortent wickelung des Gemeindelebens zu zweifeln. Wenn der Stadtrath dann von einem zu spät aufgetretenen, von den Stadtverordneten in Vorschlag gebrachten Candidaten spricht, weiter aber anführt, daß sich dieser weder mündlich noch schriftlich gemeldet habe, so bleibt es uns ein unlösbares Räthsel, wie man als Candidat zu einem Amte auftreten kann, wenn man sich um dieses nicht bewirbt. Zu Begegnung einer, wie es scheint, sehr fest gewurzelten irrigen Meinung bemerken wir schließlich noch, daß eine Noth- wendigkeit, die den Stadtverordneten vorzuschlagenden drei Candidaten aus den sich in Folge des erlassenen Aufrufs angemeldet habenden Personen und nur aus diesen auszuwählen, keineswegs vorhanden war. Dem Stadtrathe mußte es unbenommen sein, die Angemeldeten, wenn sie ihm nicht convenabel erschienen, sogar in ihrer Gesammtheit unberücksichtigt zu lassen, wie eS ihm denn auch frei gestanden haben würde, von Erlassung eines öffentlichen Aufrufs zur Anmeldung von Bewerbern völlig abzusehen. Hoffen wir indeß, daß der Neuge wählte nach allen Seiten hin befriedige; andernfalls würden freilich für die dermaligen vier Mitglieder des hiesigen Stadtraths Vorwürfe unausbleiblich sein und es würden dieselben solche füglich nicht von sich weisen können. * Von der Grenze, den 1. Mai. Am Freitag, den 29. ds. Mt«., gegen Mittag, kam der 54jährige Schuhmachermeister Dietrich in Geising etwas an getrunken nach Hause und gab vor, in seine Kammer gehen und sich zu Bette legen zu wollen. Nach einiger Zeit sah man nach ihm, fand ihn aber nicht im Bette liegend, wohl aber in einem Schuppen auf einem Stroh bunde knieend, mit einer Schlinge um den Hals, er hängt aus. Dietrich mochte sich in der letzten Zeit, wegen seiner zerrütteten Vermögensumstände, dem Trünke etwas ergeben und aus Lebensüberdruß seinem Leben das Ziel gesetzt haben. Er hinterläßt eine Frau mit 6 Kindern, wovon ein Sohn in dem Taubstummenm- stitut sich befindet. Merkwürdig ist eS, daß die andern 5 Kinder eine schwerfällige Aussprache haben. — Am 30. April hat der Steueraufseher Herr Schmidt in Altenberg, unter Betheiligung der Steuer-