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Voiglländischtr Anzriger. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iekenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redacnon, Druck und Verlag von Morty Wieprecht in Plauen. Diese« Blatt erschein» wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag«, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher Abonnement-pret«, auch bet Beziehung durch di» Post, 1 thlr. 1V Ngr. — Annoncen, die bi« Mittag« 12 Uhr eingehen, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehend« Annoncen linden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpu«-Zeile berechnet. Dienstag. 40. IS- April 1839. Plauen, 17. April. Es wird einem gewissenhaften Wochenblattschreiber, der seine Leser auf dem Laufenden erhalten will, unter den gegenwärtigen verwickelten Welthändeln wahrlich nicht leicht, auS dem Gewirr und Wusle der Zei tungsnachrichten und Widersprüche daS Wahre herauszufinden und auf engem Raume gedrängt aufzutischen. Was auf der einen Spalte oder Seite eines ZeitungSblatteS von einem Berichterstatter gemeldet und be hauptet wird, stellt oft auf der andern ein Anderer geradezu in Abrede oder bezweifelt eS. Die Entscheidung, so melden heule alle Blätter, steht vor der Thure. Zum LoSschlagen in Italien istS noch nicht gekommen. Aber an der deutsch-französischen Grenze hat bereits ein Kampf zwischen Deutschen und Franzosen stattgefunden. Sechs bairisch - rheinpfälzische Bauerbursche auS dem Dorfe Schweighofen haben dort einen Wtrth Paul auf dem Windhofe, einer Kneipe an der französischen Grenze, einen allen französischen Fechtmeister, der mit zehn französischen Grenzaussehern sich vermaß, „den bairischen Pappsäcken die Hosen auSklovfcn zu wollen," sammt den französischen Grenzern erbärmlich durchgebläut. Wer dieß für ein glückverheißendes Vorspiel eines großen Kampfes ansehen will, dem steht eS frei. Sicher ist, daß in ganz Deutschland, in Reußen und Preußen, eifrigst gerüstet wird. Wir können also versichert sein, daß unsere deutschen Regierungen in der schönsten und erfreulichsten Einigkeit unter sich und mit ihren Völkern nichts versäumen, um daS gesammte Vaterland kräftigst zu schützen. Der tapfere und kriegserfahrene Erzherzog Albrecht von Oesterreich, Sohn des Siegers von Aspern, ist in Berlin, eben so der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, und eS wird allgemein angenommen, daß der erstere sich mit Preußen über den Kriegsfall näher verständigen und für denselben weitere Maßregeln verabreden werde, zumal in seiner Begleitung tüchtige Offiziere sind. Der Herzog von Coburg ist bekanntlich der Bruder des Gemahls der Königin von England, und da England und Preußen ge- memschaftlich rechtschaffen und ernsthaft für den Frieden arbeiten, so bringt man auch die Anwesenheit dieses Fürsten in Beziehung zu den diploma tischen Bemühungen, einen Congreß — jetzt heißt eS, in Karlsruhe in Baden — und durch diesen eine friedliche Beilegung der erwachsenen Streitigkeiten und der wirklichen und angeblichen Schmerzensschreie Italiens herbeizuführen. Oesterreich ist jede Minute bereit zum Congreß und zum Frieden ; aber daS friedliche Beilcgenwollen der italienischen Angelegenheiten muß ernstlich gemeint, darf nicht ein Hinhalten sein, das eS erschöpft. Jeder Tag kostet jetzt Oesterreich in seiner gerüsteten Verfassung über eine halbe Million Gulden! Darum fordert eS mit dem vollsten Rechte vor dem Congreß als Gewähr für die ernstliche FricdenSabsicht — Entwaff nung. Piemont aber will nicht entwaffnen, und Frankreich sagt, es habe nicht gerüstet, folglich könne es nicht entwaffnen. Was soll man nun zu solcher Rede lagen? Der Leser mag selbst darauf antworten. Jedesfalls zeigt —Ausflucht blutwenig Lust, den Streit friedlich auszulragen, und wenn man meint, die Anwesenheit des Erzherzogs Albrecht in Berlin werde Frankreich zum Nachdenken bringen, wohl gar zur Nachgiebigkeit stimmen, so wollen wir erst Thatsachen zur Bestätigung dieser Ansicht ab warten. Die scheinbare Nachgiebigkeit in Paris könnte am Ende nur eine neue Flause sein, um Zeit zu gewinnen. In jedem Falle wird es erfreulich sein, wenn ein Bündniß zwischen Oesterreich, Preußen, Deutsch land und England zu Stande kommt, welches iin Werke ist, wie eS heißt. — Unsere Nachbarn, die Schweizer, setzen sich in KriegSpositur, um ihre Nichttheilnahme für die eine oder andere Partei — Neutralität — nöthi- gen Falls mit Gewalt aufrecht zu erhalten. Sie haben dazu vorläufig 5 Divisionen bestimmt. (Eine Division ist 8 — 10 — 12,000 M.) Die Belgier und Niederländer hat die drohende Gefahr ebenfalls geeinigt, so daß sie ihre Grenzen gemeinschaftlich schützen wollen. Dieß ist reckt schön; aber eS scheint auch, als ob hinten in der Türkei die slavischen Nachbarn Oesterreichs, die sehr unruhigen und unbändigen bosnischen, serbischen und wallachischen Unterthanen des Sultans die Verlegenheit Oesterreichs und die Schwäche der Türkei benutzen wollten, um sich gänzlich vom Sultan loszumachen. Wahrscheinlich steckt Frankreich dahinter, daS ihre Kampf- unv Raublust schürt, um Oesterreich zu hemmen; am Ende haben auch die Juristen Recht, die da sagen: vuobus litiKuntibus tertius »aucket, d. h. wenn Zwei Prozeß führen (Oesterreich und Frankreich), freut sich ein Dritter. Und dieser Dritte ist wahrscheinlich Rußland, dem es, bei aller wirklichen oder scheinbaren Bemühung, die es sich giebt, den Congreß zu Stande zu bringen, am Ende doch eine Lungenlabung sein dürfte, Oesterreich die Freundschaft zu vergelten, mit der dieses im Krimmkriege die Russen über die Donau zurück manövrirte und so den Engländern und Franzosen damals den ersprießlichsten Dienst leistete. Wenigstens zeigt Rußlands Vorschlag, ohne Oesterreich Congreß zu halten, keine Freundschaft für dieses. Der Bruder des Erzherzogs Albrecht, der Erz herzog Wilhelm, ist nach Petersburg. Cs wird sich ausweisen, was er dort will und ausrichtet. Der Zeitpunkt, an der untern Donau die Krimmscharte auSzuwetzen, scheint für Rußland lockend. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 16. April. Die uns heute zugegangenen neuesten Nachrichten über den Stand der Congreßfrage, obwohl in einzelnen Punkten sich widersprechend, stimmen in der Hauptsache dahin überein, daß die Verhandlungen über das Zustandekommen deS Congresscs noch nicht ihren Abschluß gefunden haben. Soviel dürfte indessen als sicher zu betrachten sein, daß Oesterreichs Vorschlag einer vorhergehenden allgemeinen Ent waffnung von England und Preußen in einer Weise unterstützt wird, die dessen praktische Ausführung zu erleichtern geeignet sein soll. Die fünf Großmächte scheinen bezüglich des PrincipS der Entwaffnung -- wenn nicht alle Anzeichen trügen — jetzt ziemlich übereinstimmender Ansicht zu sein, doch meldet man uns, daß Sardinien der Durchführung desselben fort während Schwierigkeiten entgegenstellt. (Dr. Journ.) Eibenstock, 13. April. „Und nach frommer Häschersitte nahmen sie mich in die Mitte." Diese Worte H. Heine'S bestätigten sich dieser Tage an dem Sohne des Postverwallers S. zu Rothenkirchen, in so fern sich nemlich der Verdacht hinsichtlich deS neulich berichteten nächtlichen Einbruchs im Chausfeehause zu Rothenkirchen aus den Angeklagten selbst gelenkt hat und derselbe von den sich selbst (wahrscheinlich) beigebrachten Wunden wieder genesen ist. S. wurde an daS Gerichtsaml zu Eiben-