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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000124021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900012402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900012402
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-24
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
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Ne-action un- Erpedition: JohauniSgaffe 8. Di«Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. L. Klemm'S Lortim. Universitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, part. und Königsplatz 7» Abend-Ausgabe. KiMger. Ta-Matt Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- «n- Amtsgerichtes Leipzig, -es Natljes un- Nolizei-Äintes -er Lta-t Leipzig. A«zeige«-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile SV Pfg. Reklamen unter demRedactionSstrich (4ae- spalten) SO >4' vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Zifferusatz nach höherrni Tarif. Extra-veilagen (gefalzt), uur mit der Morgen«Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Anuahmeschluß für Auzeigeu: Ab end «Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge ««Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Vei de« Filialen und Annahmestelle« je ein halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz i« Leipzig. Mittwoch den 24. Januar 1900. 9t. Jahrgang, Politische Tagesschau. * Leipzig, 24. Januar. War auch die gestrige Sitzung des Reichstags, in der die erste Lesung der UnfallversichernngSuovelle fortgesetzt und zu Ende geführt wurde, nicht viel besser besucht, als die vorgestrige, so bereitete sie doch den Urhebern der Vorlage die verdiente Genugthuung und entkräftete ausS Neue den Vorwurf übereifriger Socialresormer, daß weder bei den verbündeten Negierungen, noch bei der Mehrheit des jetzigen Reichstags Neigung für ein Fortschreiten aus der Bahn solcher Reformen vorhanden sei. Außer der Socialvemo- kratie, die durch den Abg. Molkenbuhr auch gestern wieder gehässige Angriffe gegen das Princip der Unfall versicherung wie gegen deren Ausführung richten ließ, stimmten sämintliche Fractionen von der äußersten Rechten bis zur freisinnigen und demokratischen Linken in der Anerkennung überein, daß die Unfallversicherung sich bewährt und die gegenwärtige Vorlage im Wesentlichen die wünschenSwerthen Verbesserungen bietet. Zn diesem Sinne sprachen sich gestern namens der RcichSpartei der Abg. Dörksen, namens der nationalliberalcn Partei der Abg. Paasche, nameus der freisinnigen VolkSpartei der Abg. Fischbeck und namens der süddeutschen Voltspartei der Abg. Eckart auS. Bemerkeuswerth war namentlich die energische Vertheidigung, welche der Unfallver sicherung und den BerusSgenossenschasten gegenüber den Socialdemokraten von Seiten des freisinnigen Partei- rcdnerS zu Thcil wurde; ein beredtes Zeugnis) für den Wandel der Ansichten, der sich seit der Einführung jener Versicherung auf diesem Gebiete mehr und mehr auch bei den Richtungen vollzogen hat, die dem focialpolitischen Neformgedanlen im Anfänge mit doktrinärer Befangenheit abweisend gegenüber gestanden haben. Vielleicht wird man nach einer Reihe von Jahren in socialdemokratischen Blättern der Behauptung be gegnen, daß die Arbeiter die Unfallversicherung den Herren Stadthagen und Molkenbuhr zu danken hätten. Gras Posa- dowSfy nahm uur noch einmal da» Wort, um gegenüber den wiederholten Dehauptuugen des letztgenmHten socialdemo kratischen Redners über zu niedrige Festsetzung der Durch- schnittSheuer abermals zu erklären, daß zur Zeit eine Re vision der Heuersätze stattsinde. Auf die in der Debatte zur Sprache gebrachten Einzelheiten näher einzugehen, be hielt sich der Staatssekretär für die Bcratbung der Com mission vor, deren Einsetzung der Reichstag einstimmig beschloß. — Die neulich abgebrochene Berathung deS Etats deS Reichsjustizamts, die daun wieder ausgenommen wurde, wäre rasch zu Ende geführt worden, wenn nicht der Abg. Pachnicke die Gelegenheit benutzt hätte, nochmals auf die mecklenburgischen VerfassungSvcrhältnisse zurückzukommen. BemerkcnSwerlh war in der hierdurch hervor gerufenen Debatte nur, daß, während die EentrumSpartci nach Windlhorst's Vorgänge bisher Eingriffe in die Ver hältnisse der Einzelstaaten seitens des Reiches grundsätzlich abgewiesen bat, der Abg. Kirsch auf Provokation deS Abg. Pachnicke, allerdings in Abwesenheit deS Abg. Lieber, die Möglichkeit zugab, daß seine Partei, insbesondere aus Rücksichten der confessionellen Parität, sich bereit finden könnte, einer „Revision" der mecklenburgischen Verfassung näher zu treten. Ob die im heutigen Morgenblatte mitgetbeilte Nachricht, daß noch im Laufe dieser Woche die zweite Berathung der vielberufenen lex Heinze beginnen werde, sich bewahrheitet, muß man abwarten. Da große Gegensätze bei der Be- urtheilung der einschlägigen Fragen bestehen, so ist eS er klärlich, daß der Präsident diese nur daun auf die Tages ordnung setzen möchte, wenn der Reichstag ein beschluß fähiges HauS aufweiscn dürfte. Ob indessen selbst dann, wenn dieser nicht gerade allzu häufig vorkvmmende Fall eintrcten sollte, daS Resultat ein befriedigendes sein würde, ist äußerst zweifelhaft. Bei der ersten Berathung der Vorlage gab der Staatssekretär deS NeichsjustizamteS die Erklärung ab, die verbündeten Negierungen würden den Wünschen der Parteien, die sich für den. Entwurf interessirten, möglichst entgegenkommen, sie würden sich aber nicht dazu drängen lassen, solchen Forderungen zuzustimmen, die mit den Anforderungen des wirklichen Lebens im Wider spruch ständen. Man kann nicht behaupten, daß die Mehr heit der Commission, die für die gefaßten Beschlüsse maß gebend gewesen ist, sich von dieser Warnung deS Staats sekretärs sonderlich habe beeinflussen lassen. Sie ist ebenso wie in früheren Jahren bei Fragen der Abänderung der Strafproceß - Ordnung ihre eigenen Wege gegangen und so zu Ergebnissen gelangt, die, wie Jeder, der die Welt nicht anS einem ganz beschränkten Gesichtswinkel be trachtet, anerkennen wird, unhaltbare Zustände schaffen müßten. Wenn mau een CommissionSberichl liest, so ge winnt man, wie ein Mitarbeiter der Münch. „Allg. Ztg." zutreffend sagt, den Eindruck, daß die Majorität beherrscht gewesen sei theils von socialistischen, theils von pietistischen Anschauungen. Die Vertreter der einen lassen sich von mehr oder weniger tiefem Hasse gegen die bestehende Gesell schaft, die der anderen von kirchlicher Rigorosität leiten. So bald die Abg. Stöcker, Roeren und Bebel im Verein sich über einen Gesetzesvorschlaz zu verständigen in der Lage sind, so muß man ohne Weiteres argwöhnen, daß irgend etwas im Concept nicht ganz stimme. Alle maßvolle» Kreise im Lande würden ein eventuelles Scheitern des Gesetzentwurfs ohne große Erregung aufnehmen. Denn so sehr sie zuzu geben gewillt sind, daß Manches in unseren sittlich«» Zuständen sich bessern laßt, so sehr durftet» sie darin übereinstimmrn, daß diese Besserung nicht von Stellen auSgeheu könne, die von socialistischem Haß oder pietistischem Uebereiser erfüllt sind. DaS würde zu Unfrieden in der bürgerlichen Gesell schaft und zur Heuchelei führen, ein Preis, den kein objectiv denkender VatcrlandSfrcuud für eine Verbesserung auf diesem Gebiete zahlen möchte. Mit OSman Tigma, der, wie gemeldet, am Freitag, offen bar durch Verratb, in die Hände der Engländer fiel, ist die letzte Hoffnung deS MahdiSmuS geschwunden. Er war unter den Freunden und Anhängern deS Mahdi der gewandeste und eifrigste und erfreute sich immer des ganz besonderen Hasses der Engländer, denen er verschiedentlich empfindliche Niederlagen, unter anderen die bei Tamai im Jahre 1883, bcibrachte. Ein berühmter Soldat war er nie, aber ein listenreicher Berather und ein fanatischer Priester der von ihm vertretenen Sache. Als solcher war er ununterbrochen und unermüdlich im Sudan thätig, den heiligen Krieg gegen die verhaßten Eng länder predigend und immer bedacht, die Zahl der Anhänger deS Mahdi Abdullah zu vergrößern. Der Mahdi, oder wie Abdullah sich zu nennen pflegte, der Khalifa, hielt große Stücke auf OSman Digma und pflegte keine militärische Action zu unter nehmen, ohne den Rath Osman s einzuholen; in den meisten Fällen übertrug er ihm auch die Ausführung der militärischen Actionen, sehr zum Schaden derEngländer. DaOSman derEnkcl eines türkischen Sklavenhändlers war, wurde er natürlich von den Engländern konsequent als Sklavenhändler bezeichnet, und sein Haß gegen die Engländer wird von ihnen damit begründet, Laß Osman einmal — wann, wird nicht mil- getheilt — von den Engländern im Sklavenhandel gestört worden sei. Da er bereits Ende der siebziger Jahre wegen seiner hervorragenden Verdienste um die Sacke des Mahdi von diesem zum Emir ernannt wurde, muß sein Sklavenhandel schon reckt weit zurückdatiren. ES wird aber woblvon ihm dasselbe gelten, wie vom Mahdi und vom Khalifen, nämlich, daß er in Wirklichkeit wesentlich anders war, als ihn die Engländer hinstellteu. Arabi Pascha, der bekanntlich immer noch im Exil auf Ceylon lebt, kannte den Khalifen recht gut, und sei» Urtheil giebt ein zwar nicht anziehende-, aber doch auch kein direkt abstoßendes Bild vom Khalifen und seinen Leuten. OSman wurde am Freitag im Hause seiner Verwandten von der englisch-egyplischen Streifexpedition überrascht. Jahr zehnte haben die Engländer Jagd auf ihn gemacht, aber auck, wo cS ihnen gelang, seine Anhänger und Truppen zu schlagen, er selbst entkam immer. Jetzt werden sie ihn wohl nicht wieder loslassen. Der Krieg in Südafrika. —L>. DaS „Neuter'sche Bureau" in London hat am Dienstag bei dem bis oben herauf zugeknöpften KriegSamt Erkundigungen über die Lage am oberen Tugela eingezogen, aber nur bezüglich deS auswärts verbreiteten Ge rüchtes von einer Niederlage Buller'S und bezüglich der weiteren Meldung, Dundonald sei mit 1600 Mann in Ladysmith eingerückt, erfahren, daß daS KriegSamt weder der einen, noch der ander« Meldung Glauben bei mißt und meint, daß die Meldungen zu Börsenzwecken ver breitet worden seien. Da» Kriegsamt erwartet vor zwei oder drei Tagen keine entscheidenden Nachrichten von Buller oder auS Ladysmith, da Buller'S Operationen nothwendizer Weise ausgedehnter Art seien. Da Buller weiter schweigt, Reuter aber, wenn er sein Nachrichtenbureau nicht ganz diöcreditiren will, reden muß, läßt er sich seit einigen Tagen Telegramme über Pretoria-Lourentzo MarqueS auS dem Boerenlager schicken, wo man die Oeffentlichkeit weniger fürchtet als in SpearmanS Camp. Und das hat noch etwas ganz Besonderes für sich. In England und namentlich außer England mißtraut mau schon längst den Nachrichten aus englischer Ouelle, während man zu der Wahrheitsliebe der Boeren mehr Vertrauen hat. Meldungen aus dem Boerenlager werden also überall für baare Münze genommen, was den großen Vortheil bat, daß man sie zu Gunsten Englands umredigiren kann. Die boerische Flagge deckt dann auch dieses Schmuggelgut ebenso wie die Zusatze des amtlichen CensorS. Diese Nachrichten sind mithin, namentlich wenn eS sich um boerische Verlustziffern handelt, erst recht mit Vorsicht aufzunehmen. DaS vorau-geschickt, lassen wir noch einige solche Telegramme folgen: * London, 23. Januar. Aus dem Boerenlager am oberen Tugela wird dem „Reuterschen Bureau" vom 19. Januar berichtet: Die Ceutralstellung der britischen Truppen ist hei der Swartzkop Drift, wo sie beide User deS Flusse» besetzt halten. Weiter hinauf nach Zankes zu haben sie eine Brücke über den Fluß geschlagen und eine große Pjrovia nt« Niederlage hergerichtet. Auf dem obersten Theile Lei Swartzkop haben sie fünf Marinegeschütz« auf gestellt. Eine Feldbattrrie brachten sie über de« Fluß nach einem kleinen Hügel am nördlichen Ufer, von dem si« un« aufhörlich ein sehr heftige» Feuer auf die Lerschauzuogen der Boeren richten. Die durch diese Beschießung verursachten Verluste sind schwerer, als die bei Colenso. — Ei« Telegramm auS dem Boerenlager am obere« Tugela vom 19. d. M. besagt weiter: FeldcornetMentz auS Hejlbrom (im Oranje-Freistaate) wurde verwundet und, da er sich zu ergeben weigerte, erschösse«. Der britische Verlust ist wahrscheinlich unerheblich. Tausend Ma«n englischerJnfanterie rückten mit einer Batterie am Donner-tag diesseits deS Tugela nach der zweiten Reihe niedrig er Hügel vor, die zwiscken der Stellung der Boeren und dem Flusse liegen. Wahrend des Vormarsches der britischen Infanterie unterhielten die Engländer ein starkes Geschützfeuer; die Boeren beobachtete« jedoch absoluter Schweigen. Dies muß die Engländer verblüfft haben, da sie nicht weiter vorrücklen und eS sich am nächste« Morgen hrrauS- strllte, daß sie in ihre alten Stellungen zurückgegangen waren. * Lourenco-MarqueS, 23. Januar. („Reuter'» Bureau".) Eine Depesche auS dem Hauptquartier der Boeren vor Ladysmith vom 21. d. MtS. besagt, seit Sonnabend wüth« an der Straße nach Oliviers Hock zwischen den Boeren unter dem Commando von Pretoria» und 6000 Engländern eine Schlacht. Der Kampf concentrirte sich aus den Spion Skop. Die Boeren unter Botha und Cronje seien dorthin entsandt worden. Im Uebrigen beschränkten sich die Engländer auf Erkundigungen. Präsident Steijn befinde sich in der Feuerlinie. Die Positionen der Freistaat-Doeren seien die am weitesten vorgeschobenen. * London, 24. Januar. (Telegramm.) Ein Telegramm de» „Reuter'schen BureauS" berichtet au» dem Boerenlager am oberen Tugela vom 2l. ds. Mt».: Nachdem Comman- dant Botha dem britische« Borstoß« am Sonnabend Morgen Einhalt gethan hatte, erwartet« man, der Feind werde bi» Montag unthätig bleiben; aber am Sonnabend Nach« mittag erkannte man auS Anzeichen im nördliche« Lager der Engländer, daß dies« einen weiteren Bor stoß beabsichtigten. Botha und Cronje standen auf den hohen Hügeln, über dir der Weg «ach Ladysmith führt. DaS Mausergrwehr- feuer erfüllt« die Lust mit einem Höllenlärm. Der Eintritt der Dunkelheit machte dem Kamps ein Ende. Bei Sonnen aufgang sah man, daß die Engländer erhebliche Verluste erlitten hatten. Auf Seite der Boeren fiel der Feld« coruet Ernst Ermels. Im Centrum der englischen Stellung, am Zwartkop, wo der andere Weg nach Lady smith über Li« Hügel führt, rückten die Engländer von den niedrigen Kopje» her, die am Tugela-User liegen, vor. Sie erreichten ungehindert eine zweit« Reihe zerstreut liegender Kopje». Da sie aber in de» Bereich der Mausergewehre I kamen, mußten sie anhalteo, obwohl die Schiffsgeschütze ihr I gewöhnlicher schreckliche» Getöse verursachten. Die Engländer FoitiHetsi,. isf Die ganze Hand. Roman von Hans Hopfen. Nachdruck vkrtclk«. Sie aber strichen nun oft, Arm in Arm aneinandergedrückt, durch die Straßen der nördlichen Stadttheile hin, er den Hut tief in die Stirn geschoben, sie das Gesicht mit einem schwarzen Schleier vermummt, sie voll Unmuth, er voll Uebermuth, und heckten Pläne, spannen Phantasien aus, wie sie's anfangcn, wie sie's durchführen wollten, weiterzuleben wie bisher, die Mit menschen zu täuschen nach wie vor, und um keinen Preis von ein ander zu lasten. Verbitterung griff in Nanda'S Herz um sich. Sie sah nur Feinde. Auch in denen, die sich ihr freundlich näherten, nur Feinde. WaS für Wohlwollen hatte nicht der feisteTropf vonKunst- kritiker ihr vorgeheuchelt. Pfui, es war ein Mann wie der Andere. Sie begehrten das Weib aufdringlich und schlugen danach, wenn'S ihnen nicht zu Willen war. Sie haßte die Männer — bis auf den Einen, den sie vergötterte. Und die Weiber? was waren ihr die Weiber, die Eine eifernd und neidisch, wie die Andere, gefallsüchtig auch die Häßlichste, und eigensüchtig auch die Beste. Mürrisch ward sie und mußt« sich Zwang anthun, um ihnen gegenüber nur die gebotene Höflichkeit aufzuwenden. Die Salons im Hause Seckcnstedt waren längst wieder ge öffnet und man las jetzt sogar in den Zeitungen, was für Glanz und Berühmtheit sich dort allwöchentlich versammelte. Die schlanke, ehrgeizige Frau, die bei abnehmender Schönheit wohl wußte, welchen Reiz junge, blühende Mädchen mit stolz klingen den Namen ihrer Geselligkeit hinzufllgten, hatte nicht versäumt, Nanda sowohl brieflich, wie in Person zu laden. Sie hatte sich auch während der Leidenszeit theilnahmSvoll, ja freund schaftlich bewährt und war jede Woche mehrmals, meist von Lydia begleitet, gekommen, erst um die Kranke zu trösten und später, um die Mißmuthige zu unterhalten. Nanda wußte ihr keinen Dank dafür. Es war ihr zu klar gemacht worden, daß so mancher Herr der Schöpfung jenen Salon nur besuchte, um mit ihr dort zusammen zu kommen, als daß sie Frau Alma'S Theilnahme nicht nach den wahren Beweg gründen taxirt hätte. Sie war für Viele die große Anziehungs kraft dieser Gesellschaften, sie wußte das und war nicht bei Laune, sich dazu herzugeben, nachdem ihr all' diese Menschen so gleichgiltig, ja zuwider geworden waren. Ihr Unfall und seine Folgen lieferten ihr die bequemste Ausrede. Die kluge, in ihren Absichten unbeiirt vorgehende Wittwc sah hinter diesen Ausreden wohl den bewegenden Grund, daß ihr Liebling einfach nicht wollte — weiß Gott warum — und sie dachte eifrig darüber nach, wie sie das nothwendige Requisit ihrer Geselligkeit auf Umwegen wieder einfangen und für ihren Er folg einspannen könnte. Sie gab der Malerin ganz recht, daß sie nach dem erlittenen Ungemach nicht von Hinz und Kunz begafft und ausgehorcht werden wollte. Aber war sie nicht jetzt der Zerstreuung erst recht bedürftig? Darum dispensirte sie sie voller Freundschaft von den geräuschvollen ersten Abenden; doch mit ihr ab und zu einmal in die Oper, ins Schauspielhaus, ins Joachimquartett zu gehen oder eine kleine Partie zu viert oder fünft nach einem nahen Ausflugsort oder zu einem vorzüglichen Abendessen zu machen, das brauchte die Verdrossene doch nicht auszuschlagen. Nanda sah's auch nicht ein, ging einige Male in diesem Winter on potit. comitä mit, und unterhielt sich ganz leidlich, da die schlanke, schwarze Dame mit dem durchdringenden Blick der Menschen kennerin nicht die langweiligsten Leute dazu ausgewählt hatte. Nanda bedurfte des Verkehrs mehr, als sie sich in ihrer Ver stimmung gestand. Etwas Abwechselung that ihr wohl, und überdies kosteten sie diese Zerstreuungen nichts, als höchstens das Geld für die Nachtdroschke. Und dies Moment kam jetzt nur allzu sehr in Betracht. Das häusliche Elend ließ sich von Tag zu Tag bedrohlicher, von Tag zu Tag peinlicher an. Was irgend entbehrlich war, hatte sie bereits in düsteren Abendstunden zu Pfandleihern ge tragen. Sie wunderte sich selbst, daß sie noch immer da und dort in Schubladen und Schachteln irgend ein Schmuckstückchen oder ein Werthsächelchen fand, worauf man ein paar Mark vorschoß. Aber sie sah mit einer Gewißheit, bie ihr in die Augen biß, den Tag nahe vor sich, an dem alle und das letzte Winkelchen durch stöbert und nichts, rein nichts mehr zu finden sein würde, um es in Baargeld umzutauschen. Nicht» war ihr peinlicher, al» mit dem Vater von Geld und Noth und dringendem Bediirfniß zu sprechen. Und zudem war der Later in seinem ganzen Wesen und Gebühren seltsamer als je. Er war nie ein Schwelger gewesen, jetzt ober aß er so wenig, daß Nanda bange ward um seine Ernährung: Oder be liebte er außer dem Hause zu speisen? Womit? Sie wußte nur zu gut, daß seine Taschen auch leer waren. Dabei magerte er aber nicht ab, sondern erschien fetter und gedunsener al» sonst, er, der immer hager und mager gewesen war. Und dabei leuchtete eS manchmal aus seinen lichten Augen wie SiegeSwonne, wie bewußte Ueberlcgenheit über alle Welt. Er trällerte sogar ab und zu em paar Tacte leise vor sich hin. Seine Tochter achtete mit Verwunderung darauf und fragte sich, was hat er für Grund, absonderlich fröhlich zu sein? Er war in seinen besten Zeiten nicht zufriedener mit sich und seinem Geschick erschienen. Am späten Abend, wenn er noch ein und anderes Viertelstündchen, ohne viel zu schwatzen, in ihrer Werkstatt neben ihr verweilte, rieb er sich, manchmal in Gedanken verloren, die Achseln yochziehend, vergnügt die Hände oder nickte stumm vor sich hin, als bezeugte er sich selbst ein Lob, wie: das war gelungen, oder: „das hast du gut gemacht. Dann ging er ab, etwas unsicher auf den Beinen, etwas schwankend. . . . Nanda sah ihm verblüfft nach. Trank er heimlich? Sie konnte es nicht glauben. Das wäre so ganz gegen seine vorsichtige Art und Gewohnheit. Was war's denn und was bewegte den alten Mann so wunderlich, und ließ ihn wie sanft berauscht erscheinen? Eines Abends — es half nichts Anderes, denn sie war ohne alle Mittel — nahm sie sich doch ein Herz und gestand, daß sie kein Geld mehr habe, um das Nothwendigste zu beschaffen, und sie fragte, ob er nicht helfen könne. Da lächelte er geheimnißvoll, küßte sie mit den Lippen, kaum daS Haar auf ihrem Scheitel berührend, drückte ihr wie ein glückSbewußter Mensch innig die Hand upd hauchte: „Nur noch ganz kurze, kurze Zeit Geduld ... et tu vSrras... tu verr«s..." Damit tänzelte er unsicher auf den langen Beinen hinaus und machte vorsichtig leise die Thür hinter sich zu. Als Immanuel davon hörte, meinte er, daß es nicht un begreiflich wäre, wenn der Alte auf die Art, wie seine Tochter vermuthete, seine Stimmung zu verbessern suchte; dann griff er fröhlich in die Tasche und bat sie, di« paar blauen Scheine, die er gestern als vorläufiges Honorar habe einstreichen dürfen, für sich zu verwenden. Er brauchte sie nicht. Nanda schrak zurück. Sie von ihm Gels nehmen? Niemals! Und warum nicht? War's nicht eigentlich seine Pflicht, für sie zu sorgen? Und war's nicht sein Kummer, daß er's nicht konnte? Sie wollte davon nichts wissen. Er aber bat, sie möchte ihm doch einmal die Freude gewähren, ihr in der Noth beispringen zu dürfen. Wenn sich das Blatt wieder einmal wendete und sie wieder durch Malerei Geld ver diente, könnte sie ihm ja da» Sümmchen, das sie derweilen als Darlehen betrachten sollte, zurückerstatten. Durch sein Drängen, und mehr noch durch da» Bewußtsein, nirgends anderSher Hilfe zu erhalten, besiegt, gab sie beschämt und zögernd nach; aber sie hatte Thränen in den Augen und küßte die Hand, die die beiden Hundertmarkscheine in die ihrige drückte, ehe er's verhindern konnte. Dann wanderten sie weiter in der nassen, dunklen Abend luft und zerbrachen sich die Köpfe, was werden sollte und wie sie der drohenden Noth Vorbeugen möchten. Die Frage ging ihm sehr nahe; seit Tagen brachte er sie nicht mehr aus seinem Denken und er hatte keinen anderen Ausweg anzugeben, als den einen, den er nur schwer über die Lippen brachte, den «inen, der ihm wie sein eigenes TodeSurtheil klang, und den er als ehrlicher Mensch, nachdem er seine Lage, wie die ihrige hin und her genau erwogen Hatje, nicht zurückhalten durfte: sie müßten sich eben in ihr elende» Geschick fügen und entsagen und Nanda einen braven Mann heirathen, Spindler oder Wendewalt, oder mit wem sie's eben am ehesten aushalten würde. Sie wußte wohl, wie viel ihm solch' ein Vorschlag kostete, und sie grollte ihm nicht; aber sie lachte ihn aus, ob seines Kleinmuths und wollte von solchem Au»weg nicht» wissen. War er nicht im besten Zuge, über den unleugbaren Erfolg seines Buches zu Glück, zu Ansehen, zu reichlichem Einkommen zu gelangen, auch wenn sie nicht wieder mit eigener Arbeit sich auf helfen könnte? Aber auch das werde geschehen. Dem Opfer- muth des Geliebten gegenüber gewann sie auf einmal wieder Zuversicht in ihr eigems Geschick und beschloß die wunderliche Zwiesprache mit der gewohnten Versicherung: ^Ach gebe Dich nicht her, und Du darfst mich nicht verlassen!" Die Zuversicht in'- eigene Können hielt nicht lang« vor, wenn sie daheim mißmuthig vor ihrer Palette auf die Staffelei blickte, und die blauen Scheine verflüchtigten sich bei den kleinen Schulden, die sie für die Wirthschast bei Kaufmann, Bäcker und anderen Unentbehrlichen hatte machen müssen, Mark für Mark, unheimlich rasch; ihr fester Vorsatz aber, lieber da» Leben als ihre Liebe preiszugeben, wantte nicht und minderte sich nicht. Sie malte wieder, ohne Aussicht auf Gewinn, aber au» guter Gewohnheit und um sich vor Verzweiflung za schützen. Immanuel Winkler bekam wohl einen und anderen Auftrag von Redactionen, die mit seinen Beiträgen Aufsehen zu machen glaubten. Aber den Einen waren die gelieferten Arbeiten, so sachgemäß und gründlich si« gefertigt waren, nicht auffallend genug, so daß sie bald von den Versuchen wieder zurücktraten; die Anderen zahlten so schlecht, daß er vorzog, de» nothdürftigen Unterhalt mit Stundengeben zuverdienen, und jene Zumuthungen ablehnte. Die angesehensten Blätter lobten ihn und citirten
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