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Dienstag. Nr. 89. 15. November 1870. Wrißerih-Zeitung Erscheint Tienstagsund Freitags. Zn beziehen durch alte Penanstallen. Preis pro Quartal lONgr. Inserate die 'Spallen-ZeUe 8 Psg. Ämts- und Ilycigc-Nllltt -er Königlichen Gerichts-Itinttr und Slndträlhe zu Dippoldiswalde und /rauenstein. yrriinimortlichrr Nrdiictcur: Lari Zrhnr in vippoldiswaidk. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. In dem am Freitage stattge habten patriotischen Unterhaltungsabend, der recht zahlreich besucht war, erfreute Herr Lehrer Stein die Anwesenden durch einen Vortrag über Paris und seine Umgebungen und Befestigungen, denselben zugleich durch eine große, für diesen Zweck von ihm selbst ge zeichnete Karte erläuternd. In der Einleitung hob er die Bedeutung von Paris in wissenschaftlicher, gewerb licher, politischer und strategischer Beziehung hervor. Er schilderte dann die innere Befestigung, bestehend aus einer Militärstraße, der Eisenbahn längs derselben, dem Wall, dem Wassergraben, Glacis rc. Die durch die Karte klar dargelegten äußeren Befestigungen, be stehend aus 15 Hauptwerken und vielen kleineren ver bindenden Werken, gab Allen ein recht vollständiges, Vielen ein ganz neues Bild der Arbeiten unserer Heere, die dort zu vollbringen sind. Der Vortragende berück sichtigte ganz besonders auch die leicht anzugreifenden Punkte bei St. Cloud, von den Meudoner Höhen und die um Paris Herumliegenden Ortschaften, welche gerade jetzt so häufige Erwähnung finden: St. Cloud, SeoreS, Versailles, Sevan, Aulnah, le Bourget rc. Wohlver dienter Beifall für die mühevolle Arbeit und den an regenden Vortrag ward Hrn. Stein zu Theil. — Feld postbriefe, Blumenlese und Vorträge von Männerge sängen füllten den übrigen Theil des Abends aus. — Nächster Unterhaltungsabend am Freitag (Bußtag). — 14. November. Die am nächsten Mittwoch Vormittag im hiesigen Rathhause stattfindende Jahres feier des Landwirthschaftlichen Vereins wird erhöht werden durch eine, vom Herrn Grafen zur Lippe- Weißenfeld gütigst zugesagten Vortrag: „Der Land- Wirth und der heutige Tag." Wir machen hierauf ganz besonders aufmerksam. Eine Belohnung treuer Dienstboten und ein einfaches Mittagsmahl schließen sich der Jahresversammlung an. Dippoldiswalde. Die am 8. dieses im hiesigen Rathhaussaal abgehaltene Diöcesanversammlung der Ephorie Dippoldiswalde war von 15 Geistlichen und von nichtgeistlichen Kirchenvorstehern fast aller Parochieen besucht. Von den (besonders eingeladenen) Patronen war keiner erschienen. Die den einzelnen Kirchenvorständen zuvor bekannt gegebene Tagesordnung enthielt 8 Anträge und Be- rathungSgegenstände, wurde aber am Tage der Ver sammlung selbst vom Sup. Opitz noch um 4, vom ?. Zimmermann noch um 2 Puncte erweitert. Die sonach überhaupt 14 Anträge und Berathungs- gegenstände waren folgende: 1) Ueber die Besetzung der geistlichen Aemter. 2) Was ist zur Beförderung der Heilighaltung deS Eides und Verhütung des Meineids zu thun? 3) Be stimmung des Gründonnerstags zu einem besonderen Beicht- und Abendmahlsgottesdienst. 4) Ueberlassung der aus dem Kirchenärar, Kirchenlegaten und Samm lungen in der Kirche der OrtSarmenkasse zugcwiesenen Gelder an den Kirchenvorstand zur Unterstützung armer und hilfsbedürftiger Geweindemitglieder. 5) Zur Wahrnehmung kirchlicher Ordnung ist ein osficielleS Blatt (Leipziger Zeitung, Dresdner Journal) für den Kirchenvorstand anS dem Aerar zu halten. 6) Erschwe rung der Concession für niedere Schankstätten. 7) Die in der vorjährigen Diöcesanversammlung unerledigt gebliebenen Anträge: Verlegung deS Festes Mariä Verkündigung auf den nächsten Sonntag und Wegfall eines Bußtags-, Wegfall der KeuschheitSprädicate bei den Brautleuten; zeitweilige Abänderung des allgemeinen Kirchengebets. 8) Ist eS angemessen, vorbehaltlich der allgemeinen Friedensfeier, unmittelbar nach dem Ein treffen der Nachricht deö Friedensschlusses die Teil nahme der Kirche daran öffentlich kundzugeben, resp. wie hat diese Kundgebung zu geschehen? 9) Religiöse Fortbildung der Jugend. 10) Verlängerung der 3jäh- rigen Wahlperiode für Kirchenvorsteher auf 5 Jahre. 11) Es werde den Kirchenvorständen die Wahl derjenigen Missionsgesellschaft freigegeben, welcher der Ertrag der Collecte am Epiphaniasfeste zugewiesen werden soll. 12) Veranstaltung einer Sammlung für die Evangelischen in Straßburg zur Erleichterung äußerer und innerer Noth, hier in der Versammlung, daheim in den Ge meinden und bei der FriedenSseier. 13) Seiten deS Directorium möge dafür gesorgt werden, daß ein aus führlicher und richtiger Bericht über die Diöcesanver sammlung im Localblatt alsbald nach deren Abhaltung erscheine. 14) Die Geistlichen sollen gehalten und berechtigt sein, die auf den Tag der Diöcesanversamm lung fallenden Amtshandlungen, soweit sie sich nicht auf das Sterben beziehen, abzulehnen. Die Verhandlungen selbst eröffnete Sup. Opitz uach dem Gesänge eines Verses von dem Liede „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'" und nach gesprochenem Gebet mit einer Ansprache, in der er die Abhaltung einer Diöcesanversammlung auch unter den jetzigen KriegSereianissen rechtfertigte und diese Versammlungen als rechte Volkswohlfahrtsversammlungen binstellte, auf denen auch rechte Volksfreunde dem Volke «zu seinen besten Gütern, zu Freiheit, Wahrheit, Sittlichkeit und Wohlstand verhelfen wollen, nur auf anderem Wege, als die vielen ausschließlich als Volksfreunde Geltenden. Die Ansprache schloß mit Wünschen resp. Ermahnungen,