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Morgen-Ausgabe t«r L«l,,t, »«» v»r,rt« «6,u» I,« -a.t ,«brecht m.eetltch M. 1LS. »tirttljlbrUch M. 3.7S; f«r Abh,l«r monatlich M. 1.—: bnrch »ns«r« «atmtlrtlg«» Ftltalon int Hans ^bracht monatlich M. »l«rt«l- l«tzrUch M. LS0; barch di« Post innerhalb D«»tlchla»b« Monat. Uch «. »>«rt«ll»brUch M. LS0 t„«schlt«illch P*std«»«I,<ld). Schrtftl«lbm, nn» S»lchSst«steI«: Zoda»»>t«aff« Ar. 6 yandels-FeUung /Amtsblatt des Rates und des pollzeiarntes -er Stadt Leipzig 10S. Jahrgang > Ani r««n «»«e «», «-n»««,«»,»« einspaltig« P«titj«tt« 2S Pf, »„ antmirtt 30 Ps^ Anj«Ig«n »,n B«d»rb«n Im amtltch«n k«il bi« P«IIt,«U« S0 Pf.: bl«in« An,«i,«n dl« P«t,Ij.il« 20 Pf.: Famill«^ aaj«I,«n 2S Pf.; ch«lchdft1anj«ig«a mN Platz»»rfchrist«n lm Pr«l>« «rddhl. B«ilag«n: S«famtaoslag« M. 7.— dal Laaf«nd andfchl. P»ftg«b>hr. F«rnfpr«ch-Anschl»b Ar. 14 «»2, 14601 and 14664 Nr. 44» Mittwoch, de« 1. September ISIS Gegen Grodno und Luzk Der Wiener Tagesbericht Mtd. Wien, 31. August. Amtlich wird mitgetellt: Russischer Kriegsschauplatz. Der nördlich und nordöstlich von Luck angelrosfene Gegner wnrde gestern unter heftigen Kämpfen nach Süden zurückgeworfen. Er ließ 12 Offiziere, über 1S00 Mann, fünf Maschinengewehre, fünf Lokomotiven, zwei Eifenbahnzüge und viel Kriegsmaterial in unserer Hand. Auch bei Swinluchy, Gorochow, Raziechow und Turize zwangen unsere Truppen die Ruffen, den Rückzug fortzusehen. Mit gewohnter Tapferkeit erstürmten im Raume südlich von Raziechow die Regimenter der Budapester Heeresdivision eine stark verschanzte Linie. An der Strypa wird um die llebergänge gekämpt, wobei die Ruffen unsere Verfolgung an einzelnen Punkten durch heftige Gegenfiöhe aufhalken. Am Dnjestr und an der beffarabischen Grenze nichts Neues. Unsere nördlich Kobryn kämpfenden Streitkräfte drangen bis Pruszany am oberen Muchawiec vor. Italienischer Kriegsschauplatz. Auch gestern fanden an der Südwestfront keine Kämpfe von Belang statt. Zwei feindliche Vorstöße bei San Martino, dann ein Angriff ans den Südteil des Tot- inelndt Brückenkopfes und auf unsere Flitsch er Tal stellung wurden abgewiesen. , Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Hoefer, Feldmarschalleutnant. DM les Kaisnr m die deillschr duz-Armee Telegraphischer Bericht ivtd. Breslau» 31. August. Die .Schlesische Zeitung' veröffentlicht folgenden Dank des Kaisers an die deutsche Bug-Armee: .Dem General v. Llnslngen, Oberbefhelshaber der Bug-Armee ist von Seiner Majestät dem Kaiser nach der Einnahme von Brest- Llkowsk durch dtese Armee solgende Allerhöchste Order zugegangen: .Mit Dank für dle hocherfreullche Meldung vo« der Einnahme Brest-Litowfk ersuche Ich Sie, den braven Truppen der Bug - Arwee für ihre hingebende Tapferkeit und Ausdauer Meine Höchste Anerkennung und Meine« Königlichen Dank auszusprechen. Wilhelm Kex." Diese Order hat General o. Linsingen mit folgendem Zusatz seiner Armee dekanntgegeben: .Ich bringe diesen Ausdruck der Allerhöchsten Anerkennung zur Kenntnisnahme der Armee in dem Vertrauen, datz dle gewaltigen Marsch- und Gefechtsleistungen aller Truppenteil« der Bug-Armee, die in Verbindung mit den nördlich vordringenden Armeen den Feind zur Aufgabe der Festung ge zwungen Haden, zur völligen Vernichtung des Gegners bei tragen werden, igez.) v. Linsingen.' Die Wirkung des bulgarisch-türkischen Vertrags in Paris und in London Eigener Drahtberlcht. (r.) Genf, 31. August. Das Pariser „Journal" bringt eine entmutigende Erklärung des bulgarischen Ministers Stanzio«, die ihm aus Rom gemeldet wird. Stauziow bestätigt das Bestehe» eines Vertrages zwischen Bulgarien und der Türkei. Bul garien sei dazu durch die englische Blockade vo» Dedeagatfch gezwungen worden. Es stehe ihm anher diese» Hafen kein einiger Handelsweg «eiter offen. Die Schuld an dem Zustandekommen des Vertrages trüge« England, Rumänien und Serbien, da alle drei de» bulgarische» Import bedrohte«. Bulgarien sei neutral gewesen, »olle aber nicht ersticke«. Alle Pariser Blätter befpreche» den Vertrag in Worte», die die äutzerst deprimierte Stimmung verraten. Der „Tempi" sagt, weitere Bemühungen «« die Bildung einer Balkanliga erschiene« zwar zwecklos, fie »ätzte« jedoch trotzdem fortgesetzt werde«. Der Diplomat Salat-Briee sagt im „Journal", «lemals werde Bulgarien mithelfen, es werde vielmehr ein F«i«d der übrigen Balkanvölker bleibe«, well es die Hege- monie auf dem Balkan anstrebe. Eigener Drahtderlcht. (».) 's Gra»e«hage, 31. August. He«te zum erste« Male degimrt di« englische und frauzüfische Press« die OeffenMchtzett auf die schwerste Riedertage derVieroerdaudsdiplomatt« i« de« Balkan- ländern oorzudereite«, «ämvch auf das Zustandekommen des Vortrages zwischen Butgarte» uud der Türkei. Bis- I jSckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckckck I Zeichnet n die dritte Kriegsanleihe! ! : —— : <: :» <- Abermals ergeht an das gesamte deutsche : j <: Volk die Aufforderung: SchG die Mittel herbei, deren dar Vaterland zur wetteren Kriegführung u notwendig bedarf! s: Seit mehr als Jahresfrist steht Deutschland - j ,: einer Welt von Feinden gegenüber, dle ihm an : > !: Zahl weit überlegen sind und sich seine Ver- :! <: nichkung zum Ziel gesetzt haben. Gewaltige Waffen- : s <: taten unseres Heeres und unserer Flotte, groß- : > j: artige wirtschaftliche Leistungen kennzeichnen das : ! <: abgelaufene Kriegsjahr und geben Gewähr für : <: einen günstigen Ausgang des Weltkrieges, den in : > f: Deutschland niemand gewünscht hat, auf besten ! j : Entfesselung aber die Politik unserer heutigen i: Gegner seit Jahren ztelbewutzt hingearbeitet hat. <: Aber noch liegt Schweres vor uns, noch gift es, j > alles einzusetzen, weil alles auf dem Spiele steht. <: Täglich und stündlich wagen unsere Brüder und s: Söhne draußen im Felde ihr Leben im Kampfe s > für das Vaterland. Jetzt sotten die Daheim- : i: gebliebenen neue Geldmittel herbeischaffen, damit !: unsere Helden draußen mit den zum Leben und : s: Kämpfen notwendigen Dingen ausgestattet werden <: können. Ehrensache ist eS für jeden, dem Vater- : j: lande in dieser großen, über die Zukunft des : f: deutschen Volkes entscheidenden Zeit mit allen : i: Kräften zu dienen und zu helfen. Und wer dem :» !: Rufe Folge leistet und die Kriegsanleihe zeichnet, :! j: bringt nicht einmal ein Opfer, sondern wahrt zu- : s <: gleich sein eigenes Interesse, indem er Wertpapiere :' !: von hervorragender Sicherheit und glänzender Ver- ;! f - zinsung erwirbt. ' : <: Darum zeichnet die K riegsanleihe! <: Zeichnet selbst und helft die Gleichgültigen auf- : > f: rütteln! Auf jede, auch die kleinste Zeichnung ! s > kommt es an. Jeder muß nach seinem besten : < : Können und Vermögen dazu beitragen, daß das » ! große Werk gelingt. Von -en beiden ersten :' f > Kriegsanleihen hat man mit Recht gesagt, -ah sie : f i ! gewonnene Schlachten bedeuten. Auch das Er- : > f : gebnis der laut heutiger Bekanntmachung des :! < : Reichsbank-Direktoriums zur Zeichnung aufge- : j < : legten -ritten Kriegsanleihe muh sich wieder zu i > ! : einem großen entscheidenden Siege gestalten! : ! l : : > »PWVPPPPWWWVbSVPPWWVVVVWVWPVVbtttPVVVVWVSV« lang waren alle darauf abzlelenden Meldungen von der Zensur unterdrückt worden. Nunmehr bringen sämtliche Pariser und Lon doner Blätter dle Meldung ohne Kommentar, wobei sie teilweise dle Richtigkeit der Nachricht anzweifeln. „Timet" und „West minster Gazette" veröffentlichen die Meldung, ohne ihre Richtigkeit l« Abrede zu stellen. Sie erklären jedoch, daß bei der englischen Regierung noch keine offizielle Bestätigung vor läge. „Daily Telegraph" nennt den Vertrag einen Sieg der unabläffigen diplomatischen Bemühungen Deutschlands. Doch »erde das Abkommen zweifellos keine militärische Offensive gegen den Dlerverband mit sich bringen. Das Blatt lätzt jedoch damit offen, ob nicht ein Auftreten Bulgariens gegen Serble» mögttch sei. Das letzte Ringe« in Sali-ie« Eigener Drahtderlcht <r.) Vien, 31. Angnst. Aus de» KriegspreffequerNer wird dem «Neuen Wiener Journal' derichtet: 3« Ostgelizieu k-uueu di« Nasse« dem fiäadlg »echseude» Druck der Armee» Boehm-Ermelti, Bethmer nud Psleu- zer - Beltiu nicht mehr nnSßchtSretche» Widerstand leisten. Westlich der Strypa Halle» st« sich mir »och a» einigen Punkte», an vielen an dere» «der drin»» di« Unserigen vor. Der Halde Weg zwischen »»seren ehemalige» Siestnngen an der Zlota-Lipa nud der letzte» noch rnsstschen Stickt Ostgaliziens, Tarnvpol, ist von unseren siegreiche» Armee» dereits z»rlickgelegt. Aaser« Tr»ppe» st»d »urnechSS Kilo meter »o» der russischen Grenze entfernt. Wie fie fich betrügen G In der „Neuen Zürcher Ztg." kommt ihr römischer Berichterstatter zu Wort, der über die Kriegserklärung Italiens an die Türkei, ihre Gründe und ihre voraussichtlichen Folgen augenscheinlich das wiedergibt, was die römischen Staatsmänner gerne das Volk und die Welt glauben machen möchten. Als ob es sich um eine ganz gleichgültige Sache handle, wird da er zählt, daß man zwar in militärischen Kreisen einer Expedi tion nach Thrazien und Kleinasien nicht gerade mit über mäßiger Begeisterung gegenüberstehe, da man diese Rolle lieber den Balkanstaaten überlassen hätte, daß man sich aber schließ lich damit abzufinden habe, well die bedrängte Lage Rußlands kein weiteres Zögern mehr erlaubte. Und dann tut man so, als seien die Dardanellen bereits dem italienischen Ansturm er legen, und vergißt ganz, daß erst jüngst eine neue englische Armee dort unter furchtbaren Verlusten zurückgeschlagen wurde. Vor allem aber wird offen zugestanden, daß Italien dem Drängen Englands nachgab, weil man hoffte, das Eingreifen Italiens werde die Balkanstaaten ohne weiteres auf die Seite des Vier verbandes reihen. „Muhte nicht Bulgarien und Griechenland die bange Unruhe vor einem „Zu spät" beschleichen, wenn sie die italienische Trikolore im Aegäischen Meere erscheinen sahen?" Dah es auch anders wirken könne, kam den klugen Leuten anscheinend gar nicht in den Sinn, und doch müssen sie heute, da der neue bulgarische Gesandte in Rom, S tanciow, auf den der Vierverband so grohe Hoffnungen setzte, den Vollzug des türkisch-bulgarischen Abkommens bestätigt, mit Schrecken er kennen, daß sie sich selbst betrogen haben. Doch schlimmer als dieser Selbstbetrug ist der Betrug, den die Sonnino und Salandra am italienischen Volke begehen. Denn so harmlos, wie die römischen Regierungsblätter und dem entsprechend die Berichterstatter neutraler Zeitungen sie dar stellen, ist die Lage keineswegs, die durch die Kriegserklärung an die Türkei geschaffen wurde. Schon aus einem von der Zensur stark verstümmelten Artikel des „Messaggero" konnte man ersehen, dah eine schwere Krisis der Entscheidung vorangegangen war, und jetzt heben die Mitteilungen eines Sonderbericht erstatters, der sich bisher stets als außerordentlich gut unter richtet erwiesen hat, den Schleier noch weiter von dem Drama, dessen beiden ersten Akte sich soeben in Italien abgespielt haben. Danach erklärte aller Vernunft zuwider Sonnino der Türkei den Krieg, obwoh eine zweimalige Ministerratssihung keine Mehr heit dafür ergeben, obwohl der König sich mit Händen und Fühen dagegen gesträubt und obwohl sein Onkel, der Regierungs- statthalter Herzog von Genua, vorher Herrn Salandra erklärt hatte, dah er -alles aufbieten werde, den König und seinen Generalstabschef Cadorna in ihrer Gegnerschaft gegen die Dar danellenaktion zu verstärken. Doch die von England bedrängten „Regierenden" schüchterten die Königin Helena mit der Drohung einer sicheren Revolution ein, dah sie den König umzustimmen unternimmt, und sie erreichten ihren Zweck. So ist der König und das Haus Savoyen tatsächlich der Gefangene der Revo lution geworden, die Ereignisse, die sich im letzten Jahrzehnt -es 18. Jahrhunderts in Paris vollzogen, wiederholen sich mit furcht barer Aehnlichkeit. Man hat sich gewundert, und wir gaben dem gestern noch Ausdruck, datz der Kriegserklärung Italiens blsher keine Taten gefolgt sind. Das findet seine Erklärung darin, daß die italienische Heeresleitung fich weigert, dle Folgerungen aus der Kriegs erklärung Salandras zu ziehen. In einem Kriegsrat zwischen dem König, dem Herzog von Genua und Cadorna wurde be schlossen, dah Italien im Orient erst dann eingreifen will, wenn der Balkan in der gleichen Richtung vorgegangen ist, oder wenn wenigstens Bulgarien und Rumänien gegen die Zentralmächte und die Türkei dreinschlagen. Das ist mit der Grund, wes- halb die römische Presse so zäh an dem Glauben festhielt, Bulgarien werde fich dem Vterverband anschltehen, bis nun heute auch diese letzte Hoffnung zusammenbrach. Um so mehr wird nun aber England auf der Erfüllung seines Scheines be stehen, Italien wird wohl oder Übel seine Mannschaft und seine Schiffe opfern müssen. Es wird sich an den Dardanellen und in Kleinasien ebenso wie in Libyen schwere Niederlagen holen, und die Revolution, mit der man Viktor Emanuel gruselig machen wollte, wird kommen und auch die Hauptschuldigen treffen, dle das Volk so grausam betrogen haben. So liegen die Dinge, auf der Apenninenhalbinsel, und nicht so harmlos, wie fie in der „Neuen Zürcher Ztg." geschildert werden. Und doch möchten wir als besonders kennzeichnend für die britische Falschheit aus dieser Schilderung noch einen Satz herausgreifen, der besagt, daß England auf Italiens Eingreifen gegen die Türket auch deshalb -rängt, „weil es in seinen Wünschen liegt, einen dritten Bundesgenoffen an seiner Sette in Konstantinopel einzieheu zu sehen, um so mit mehr Nachdruck eventuellen, ihm zu weitgehend erscheinenden Ansprüchen von wohl bekannter Sette entgegentreten zu können". Das heißt also mit klare» Motten, England will Rußland, falls es wirklich gelingen sollte, die Dardanellen und Konstantinopel zu erobern, um die Frücht« dieses Erfolges betrügen, obwohl es den Zaren zum Kriege nur um den Preis Konstantinopels hat bewegen können. So betrügen die wackeren Genoffen des Vlerverbandes nicht nvr ihr«