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Nummer 49 — 29. Jahrgang G«iL»>m Smc wditie»«.mit den illullr.»raN»de»a«,n .Di» Weit» ,mt> der Kinderbellage .Frohmut'. >owte den rerldeilanen .St. Bemio-Bla»' .Unierbammg und Willen- ,Die Well der Frau', ,Ner»»iebrr Ratoever- .Da« »nie Bind" .ailmrund« tzda»'. Monatlicher U»,i>a«vrei« 8 Ml. einlchl. Veltellaeld. a»ielmlmmer t<» Sonnabend- ». Sonntaymimmer !tU H. HaiLllchriillrlter, L». V. Le»e,«,k- Dr«»d»a. Donnerslag, 27. Februar 19W rin,rtae»vreile> Die laelvaltene vellleelir irt» .;. UamUceir- anieigen „.SicNenae'nche 2«»§. Die Veuneklame^lle " >mn, breit > aür Vlnreiaen mcherdalb des BerbreNnn«s»el!lcteS 4<»l> dlePelilrellameteilel.:«»^. Vrietge!,.:»«^ Im'.z<>ll« bbkerer Mewal« erlvitu >ede PerviUitUcma an« llle'enma uuvt« «rllillnna n. Slntelgen-RnNr^aen n. nellinn, n. Echak-enerl-ch, «elch/iilllcher De» Frau, Buuaarii. Dresden. <A««chas»»fteUr, Droit ».«Verlag - «erinama. il^ch. liir Berlag „nd Dnnkerei, Filiale Dresden. DreSden-ill. I. Volierilrasie >7. Frrnrn'SIMS. VoMcheMonio DreSde» r?a« Naiiltonn Etadtban« DrrSven !>!« -N7W FUr christliche Politik und Kultur Nedaktlon der LliH,s11«i»en Volk-^elrung Dresde'i.r»Utstad! l Pol »erstrahl ' i. F'rnrii' ?07N „nd »M12. -s» Orthodoxie und Sowjets Aach Chaulemps Brian-? Das sranzSiisch« vlnkskablneN de, »er er»en Ab,»immun, ,e„iir,I Aus nach Sammlung der Mille stiminungsergebnisses ivurben .Hochruse auf Tardieu aus- gebracht. Paris, 26. Februar. D„s Kabinett Ebautcinpö ist ,teste»» bei der rrstc» Abstim- ..llnft, die aus die Reaicr»uqScrNär»»n salstte, nestnrzt worden. Tie radikatsozialistische Fraktion teilte eine Tanrsordnung einffebracht, die der Regier»»,! daS Vertrauen ausspricht. Diese Tanesordnnng wurde mit 292 gegen 277 Stimme» abnelel>ut. Die 262 Abgeordnete», die gestern gegen die iNegieniug gc° sliinint haben, verteilen sich aics die einzelnen Fraktionen wie folgt: Demolralisch-repMikanische Vereinigung (Gruppe Marin) 60. Demolratische und soziale Aklio» (Gruppe Magillot) 32, Links- rcpnbltlaner 63. Soziale und radikale Linke (Franklin Bouillon) 12, Unabhängige 36. Katholische Demokraten 17. Radikale Linke lLouchcur) 25. Sozial rep» Ritaner 3. Unabhängige Linke 5. Frak- tionSlose ldarnnter die Anionoiuislen Slümmel und Walle,) 6, Kon-ni»liis>en 3. 21 Abgeordne'e haben sstli der Stimme enthalten, nämlich 7 Kommunisten. 6 Mitglieder der Radikalen Linken. 3 de» Unabhängigen Linken, 2 der Sozialen und radikalen Linken, ein Unabhängiger u») 1 Sozialrcpublikaner sowie der Kammerpräsi dent. Sieben Abneordncte waren beurlaubt. Zivei Konimunisle» konnten an der Abstimmung nicht leilnehmen Die Negierung begab sich gestern kurz nach 22 Ut,r zum Clysee, um dem Präsidenten der Republik ihren Rücktritt zn überreichen. Vor der Kammer hatte sich eine riesige Menschen menge an'gesanimelt. die in aufgeregtester Stimmung die Er eignisse der Kammer verfolgte. Beim Beliannlmerden des Nb- Tie Blätter stellen in ihrer Mehrheit fest, dag das Kabi nett Chautemps in dem Augenblick zur Niederlage verurteilt mar. in dem die MittelMrleien. namentlich die Linksrepubli kaner (Fraktion Tardieu). ihm ihre Unterstützung verweigerten und das Kabinett anf die Unterstützung der Sozialisten ange wiesen war. Biel einmütiger noch ist oie Feststellung ocr Blät ter. das, der Sturz des Kabinetts Tardieu und die gestrige Abstimmung den Beweis erbracht haben, das, die Kammer in zwei fast gleichstarke Teil« gespalten sei und das; daher ein lebensfähiges Ministerium nur aus dem Wege einer weitgehen den Konzentration gebildet werden könnte. Tnese Konzen- trnttan sei aber nur mit Hilfe der Radikalen möglich. Malin glaubt ans diesem («Bunde auch nicht, das-, Tardieu bernse» werden dürfte, da die Radikalen nach ihrer «Niederlage sich woh! kaum dazu verstehen dürile». ihren «Beistand zu gewähren. — „lrre Nonoelle" schreibt: Die einzige beruhigende Tatsache des gestrigen Tages ist die Gewistkeil. dast die answärttge Poljttk der Revnbükancr diejenige Frankreichs geworden ist »nd auherhalb der innerpoliiischen Anseinandersetznng blieb. Sämt liche .Redner Koben die Persönlichkeit des Auheiiministers Briand aukerhall« des Streikes gelassen. ..Petit Journal" will enabren haben, dal: oer «Präsiden! der Republik beabsichtige, dickes Mal über die KabinctlSbi>onng keine langen Besprechungen inii sübreudcu Pcrsönlichteiien aus der Kam mer und Senat abznbullen. Er werde vicliuchk nach einer ttnter- rednng mit den Präsidenten vo» Kam.:.« und Senat sofort die Persönlichkeit bernse». der er die Bildung des Kabinetts zu über tragen gedenke. In diesem Zusammenhang sei besonders der «Name B r I a n d genannt worden Zu den „Interviews" des Metropoliten Sergius. Die Bekämpfung der Kirche ist einer der charak>§ teristischsten Züge der gegenwärtigen Phase des Sowjet«, regimes. In der ersten Zeit ihrer Herrschaft stand für di« Bolschewisten der Kampf gegen die Religion erst an zweiter! Stelle. Die Geistlichkeit wurde zwar auch schon damals verfolgt, Priester sind massenhaft in Konzentralionslager oder in die Berbnnnung getommen, zahlreich waren auch Fälle von Hinrichtungen von Geistlichen, wie z. B. i Zl. des Petersburger «Metropoliten Benjamin u. a. >u. Immerhin war damals der Kampf nicht gegen die Geistlichen al- solche», als Vertreter der .Kirche, gerichtet, sondern sw wncden zu Opfern der Sowjetregierung erst dadurch, dag sie juh an der gegenrevolutionären Tätigkeit beteiligten, bzw. im Verdacht standen, sich an ihr zu beteiligen, bzw. Anaronun» gen der Sowjetregierung. wie Beschlagnahme der (hold» und Si!berichätze der (zinsten, sich widersetzten. In deir ersten Jahren ihrer Herrschaft hegünstigte die Sowiet- regierung die Abspallung verschiedener neuer Kirchen« arten, wie z. B. die „lebende Kirche", „die erncuerts Kirche" ustv., welche sich von der offiziellen griechüch-ortbo« doren Kirche in den ersten Nevolutionsjahren riennien. Sie hoifte durch diese innere Spaltung die offizielle .Kirche so« weit zu zermürben, dast diese am Spalttnigsprozest nllmäh« lich zugrunde gehen würde. In der Tat geriet auch di«! orthodoxe Kircl-e durch die Revolution in eine änHerst schwierige Lage. Sie war vorher stets gewöhnt, sich an di» Regierung anznlehnen. war in den letzten Jahrhunderte« in Rustland direkt zu eiuem Regierungsorgan geworden, —- was übrigens eine der llrsachen ihrer Schiväche und ihres geringen Einflusses, namentlich nur die gebildeten Schich«. ten Russlands, war. Nun wurde sie aus einmal nicht nur. von der Regierung nicht mebr unterstützt, sondern sah sich, einer Negierung gegenüber, die jeden Zusammenhang über Religion brach. Auherdem war auch ihre materielle Lag» eine sehr ungünstige geworden, weil mit der Durchführung der Trennung von Staat und Kirche gleichzeitig auch eine Konfiskation des «Privateigentums stattgesnnden hat und die Gläubigen daher nicht mehr die «Mittel belasten, di« Kirche und ihre Hierarchie materiell zu unterstützen. DI» Kirche hat sich aber im allgemeinen doch bester geholten, als die Sowjetregierung erwartck hatte, die neugebiideten, sozusagen revolutionären, Kirchen hatten verhältnismästig wenig Erfolg, im Jahre 1927 Halle es sogar den «Anschein, als ob es z» einer «Verständigung, zu einer Art Konkordat, zwischen der Sowjetregierung und der Kirche kommen würde. Damals erkannte nämlich der Stellvertreter des Patriarchen Sergius (nach dem Tode des Pa,iiar,I>ei» Tpchon 192.5 konnte nämlich kein neuer gewählt werden, so dast seither nur ^Stellvertreter gewähll worden waren) auf die ausdrücklichste «Meise die Sowjetregierung nn. er» klärte, ihr gegenüber durchaus loyal sein -u wollen, rerritz jede «Verbindung der Kirche mit den politischen nissisäfeir Emigranten oder sonstigen Gegnern der Sowjetregierung, allerdings unter der Bedingung, dast die Kirche ihre innere Freiheit im religiösen Leben in vollem Umfange bebalien sollte. Die orthodore Kirche wurde damals auch von der Soivietregienmg „legalisiert", d. h.. sie erhielt wieder di« Möglichkeit, ihre stark zerrüttete innere Organisation aus- zubauen. Dieses einigermasten friedliche Verhältnis zwiichetr Kirche und Sowjetregierung erwies sich aber nur als von sehr kurzer Dauer. Seit «Anfang 1928 beginnt die Be* kämpiung der Kirche einen neuen, immer heftiger werden« den, Charakter anzuiiehmen, und zunrr steigert sich dieser Kampf immer mehr, je gewaltsamer der Kampf aege» das wohlhabende «Bauerntum, die ..Kulaken", wird. Im iell«eir Mast, in welchem der private Bauernbesttz durch die Kollek tivwirtschaften r>erdrängt wird, in der .Hoffnung, auf diese Weise eine sozialisierte Landwirtschaft zu schaffen, wird auch der Kampf gegen die Kirche gesteigert, weil diese nunmehr als die letzte Organisation erscheint, in welcher sich noch die Gegner der Sowjetregierung vereinigen können. An der Spitze der Bewegung stellt sich der 1625 gegründete „Verband der Gottlosen" sSosuz «Vesboshnikovl. Anfangs hatte der «Verband nur verhält,iismästig wenig« Mitglieder, nach der ofsi'iellen Statistik zählte er 1926 nur L-121 „Zellen" mit 87 933 Mitgliedern. «Als aber der Kampf für die gelvaltsame Sottalisierung der Landwirlschaft ener gischer wird und die Organe der Sowjetregierung in der Religion von nun an in immer steigenderem Maste di« Zufluchtsstätte für ihre Gegner selten, wird auch der Um fang der Tätigkeit des Verbandes ein immer größerer. 1929. als der „Verband der Gottlosen" seine zrveite Tagung aLbielt. erreichte die Zahl seiner Mitalieder schon ca. Die heutige Nummer enthält -te Beilage ,.U nt«r« Haltungun-Nisf« n". Kein Kabinett Schieckr » Absage -er Demokraten — Unerfüllbare Die SPD hat -as Wort Dresden. 26. Februar. Fm Landlag habe» sich die Frakiioiien gestern mit dem Vorschlag der W i r t s cha s I s pa r t e i besaht, den Präsi denten des sächsischen Staatsrechnungshofes Dr, Schi eck mit der «Neubildung des Kabinetts zu beauslrage». Die deutsch- na t i o ii a l e Lai'dtagsfraktton Kat der Fraktion der Wirt- schaslsimrtel die «Mitteilung zugehe» lassen, dast sie bereit ist. dem Borschlag der Wirtscl>aslsvar!ei hinsichtlich der Wahl des Präsidenten Schicck zum Ministernräsidenten zuzustimmen. Dieser Erklärung hat sich auch die La n d v a I k o f r a k !! o n angeschlossen. Die Landlagsfraktton der Deutschen Volksvc> rtcI ha! In ihrer gestrige» Sitzung lxstchlossen. der Wirtschastsimrtei mit'uieilen. dah die Deutsche Volksparlc! de» von der «Wirt schaftsparte! zum Ministcrprüsidevte» vorgcschlagenen Präsiden ten des Staatsrechnungshofes Schicck als eine geeignete Per sönlichkeit ansieht und bereit ist. über diesen Vorschlag mit den übrige» beteiligten Fraktionen in Verhandlungen z» treten. Eine andere Stellungnahme hat die demokratische Fraktion eingenommen. Sie hat der wirtschaflsparlellichen Fraktion folgende «Mitteilung gesandl: ..Wenn wir den Sinn L» Ihres Schreibens recht verstehen, strebe» sie die Neukildung des « uabinetts auf der bislierigen Grundlage an. Wir sind der An sicht, dah «Ino Regierung, die sich auf die Nationalsozialisten stützt, oder auch nur von ihrer Duldung alchängig ist. nicht von Dauer sein Kanu und nir «Bewältigung der schweren Ausgaben, ... j)j<> — wie Sie zutreffend sage» — In naher und fernerer Zukunft z» lösen sind, nickt fähig ist. da sie sich auf ein« aus reichende und sichere «Mehrheit im Landlag nicht stützen kann. «Wir b'-danern deshalb Ihne» unsere Unterstützung für den «Plan der Regierungsbildung lPräsident Schieck als Ministerpräsi dent) »ich! zusagc» zu können." Die V o l k s r e ch t s p a r l e I hat der Wirt >clw fl sparte! initgeteilt, dast sie gegen die Person des Dr. Schieck nichts ciuzuivenden habe. Ri es sich aber wieder uni eine» hohe» «Be amten handele, der für dieses Amt vorgeschlagen werde, ver lange sie. dast das ganze Kabinett aus «Beamten zusammen gesetzt werde, der «Balksrcchtspxtrtei aber vor der «Wahl des Ministerpräsidenten die Namen der in Aussicht genommenen Minister mitgeteilt würde», damit dadurch verhindert werde» könne, dast unter dem Deckmantel eines Beamten ein «Partei- mann eingeschmuggelt werde. — Die A S P. wird Voraussicht-, kich der Wirtsckmstvs'artei <,»f de» Vorschlag keine schristliche Antwort geben. Die Nationalsozialisten haken ebenfalls ihre Zu stimmung zur Person Schiecbs erklärt, aber dies« Zustimmung »m» einer List« von Bedingungen abhängig gemacht, deren »rste lautet: „Isteln MarPs», «lnschllestllch Altsozialisten >n der Bedingungen -er Nationalsozialisten Regierung". Weiter wird gefordert, dast der interfraktionelle Ausschust bei allen wichtigen Frage», vor allem bei der Be setzung höherer Verwaltungsstelle, gehört ivird Die übrige» Forderungen <ArbeitsbescI>a!fuugs'yoaramw. billiae Kredite für die Landwirtschajl usm ) I-aben agitatorischen Charakter und stimmen lnteressanlerweise mit dem van der «Boiksparle! so stark kritisierten Miiidcsiprogramm der SPD. überein. Der Brief der «Nattonaisoziai'sleii an die Wirtschastsparlei schlicht: „Wir betonen, dast eine Besetzung eines Ministeriums durch die «NTDAP, unter den jetzigen Verhältnissen nicht in Frage kämmt. Wir erwarten aber, dak unseren Wünschen bei Be sctznng der einzelnen «Ministerien Rechnung getragen ivird." -> Duinil ist der P l a » eines K o st i » e t t s Schie ck gescheitert. Die Deniostrnten uerscMn ihre Unter stützung. die Altsozialisten werden durch die Forderung der «Nationalsozialisten ausgeschlossen. Damit bleibt bestenfalls für ein Kabinett Schieck nur eine Minderheit von 45 Stimmen im Landtoge. — «Man hat den Ein druck. dast der Brief der «Nationalsozialisten nur von dem Willen diktiert ist. die Denische Dolbspar- tei in die Groste Koalition zu treiben und damit der Agi tation der Nationalsozialisten die Bahn frei zu machen. Denn die Forderungen der «Nationalsozialisten sind finanziell ebenso untragbar wie die der SPD. Die Berhandlnngen werden jetzt also zwangsläufig in der Richtung auf die Groste Koalitio n weiier- lanfen. Die Deutsche Boikspartei ist dabei in der ange nehmen Lage, die Schuld am Scheitern der «Verhand lungen mit den bisherigen Koalitionspartnern anf die Demokraten abivälzen zu können. «Am Donnerstag treten der L a n d e sa r b e i t s a n s s ch u st der SPD und der sozialdemokratische Fraktionsvorstand zusam men, um das angekündigte ,.R e g i e r u n g s p r o- gramm" auszuarbeiien. In der volksparteiliche» Presse wird darauf hingewiesen, dast dieses «Programm, wenn es überhaupt diskutabel sein soll, sich wesentlich von dem seinerzeit aufgestellten ..«Mindestprogramm" der SPD unterscheiden must Das 192!) aufgestellte «Mindest programm forderte u. a. Aeuderung der Gemeinde-Ord nung, Entmilitarisierung der Polizei. Neuordnung des höheren Schulwesens und eine Reihe von Forderungen, die gewaltige «Mehrausgaben bedeuten. Diese Forderun gen lverden von der Bolkspartei als unannehmbar be zeichnet. — Auch die Verlmndlungen über die Trotze Koalition werden sich also sehr schwierig gestalte».