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Die .Weißeritz-Zeitung" ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatllch 42 Via. Einzelne Rnmmern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmh-MilW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei da bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Ataum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshaupimannschaft, das Königliche KintsgerW und den Stadlrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseittgem „Illustrieren UuterhaltnngSblatt". Mit land- «nd hauSwirthfchaftlicher MsnatSbeilog». Nr. 19. Sonnabmd, den 12. Februar 1898. 64. Jahrgang. Gedenktage für 1888. Zum 25jiihr. Regierungsjubiläum Königs Alberts von Sachsen. 18. Februar. 1865. Anläßlich der Vermählungsfeier im königlichen Hause finden in Dresden glänzende Hosfestlichkeiten statt. 13. Februar. 1883. -j- Richard Wagner, berühmter Komponist, ein geborener Sachse, zu Venedig. 14. Februar. 1873. Stiftung von 43000 Thalern als Stipendien-Fonds für unbemittelte Studirende. Diese Summe war aus Anlaß der goldenen Hochzeit König Johanns in Sachsen gesammelt worden. Die neue Reichspostdampfer- Vorlage. Der Reichstag wird sich voraussichtlich schon in allernächster Zeit zum ersten Male mit der Novelle zum Reichspostdampfer-Gesctz von 1885 beschäftigen, die ihm kürzlich zugegangen ist und welche in gewisser Beziehung mit der Festsetzung Deutschlands in China zusammenhängt. Der Plan zu dieser Vorlage, welche eine Erweiterung des deutschen ReichSpostdampfer- VerkehrS speziell nach China vorschlägt, datlrte aller dings schon längst vor der überraschenden Besetzung KiaotschauS durch die deutschen Marinetruppen, aber seine Ausführung ist schließlich doch durch die in zwischen eingetretenen politischen Ereignisse im fernen Osten mit beeinflußt worden. Denn dem ursprüng lichen Entwürfe des neuen Postdampferges.tzes zufolge sollte dessen Hauptbestimmung die Verdoppelung der jetzt aller vier Wochen erfolgenden Reichspostdampser- fahrten nach China, erst nach etwa zwei Jahren ein treten, weil man regierungsseitig mit Recht annahm, daß der Norddeutsche Lloyd in Bremen schwerlich im Stande sein würde, bereits vor dem betreffenden Zeit punkte den wesentlich erhöhten Anforderungen an seine Leistungsfähigkeit zu entsprechen, welche die Novelle zum Reichspostdampsergesetz ausspricht. Aber unterdessen erfolgte die Besitzergreifung KiaotschauS seitens deS Reiches, sie legte erhebliche deutsche Interessen in China fest, und schon diese Erwägung ließ eS als dringend wünschenswerlh erscheinen, die beabsichtigten 14tägigen Fahrten der subvenlionirren ReichSpostdampfer nach China vor dem hierzu zuerst ins Auge genommenen Zeitpunkt einzuführen. Für das letztere sprachen außerdem noch die Erwägungen, daß die Eröffnung großer Einsuhrlinien in China be vorsteht und daß sich dieses große asiatische Reich reißend schnell zu einem hervorragenden Punkte leb- haften Wettbewerbes aller im Weltverkehr betheiligten größeren abendländischen Nationen entwickelt, wer aber 4n diesem Wettlauf zuerst kommt, der wird auch zu erst mahlen, d. h. jener Staat, welcher sich mit seinen Handelsverbindungen am ehesten und nachdrücklichsten in China sestsetzt, wird dann auch den meisten Vortheil für sich gewinnen. Alle diese wichtigen Erwägungen zusammen bestimmten die deutsche Negierung zu dem Entschlüsse, die beschlossene Verdoppelung der Reichs- postdampfersahrtin nach Ostasien recht bald, möglichst fofort im Anschlüsse an die Genehmigung der neuen Dampfervorlage im Reichstage, ins Leben zu rufen. Sie unterhandelte daher mit dem Norddeutschen Lloyd darüber, ob eS ihm nicht möglich sein würde, die be schlossenen 14 tägigen Dampferfahrten nach China so fort nach der parlamentarischen Verabschiedung der Postdampfergesetznovelle eintreten zu lassen. Der Lloyd hat denn auch eine zustimmende Antwort er- Iheilt, obwohl ihm erhebliche Schwierigkeiten in dieser Beziehung entgegenstehen, namentlich, was die Be schaffung weiterer geeigneter Schiffe für die Fahrten nach Ostasten neben den auf letzterer Route bereits verkehrenden subventionirten Lloyddampfern anbelangt, doch gedenkt die Lloyddirektton alle die betreffenden Hindernisse ohne besondere Verzögerung zu überwinden. Mit der gedachten Aenderung, der zufolge die Ein richtung der verdoppelten Neichspostdampsersahrten nach Ostasien nicht erst binnen eiwa zwei Jahren, sondern schon innerhalb wenigen Monaten ins Leben treten soll, hat die neue Dampfervorlage eine entschiedene Verbesserung erfahren, wenngleich vielleicht deren Be deutung zunächst nur in Nhederei- und Exportkreisen volle Würdigung erfährt. Im Uebrigen spricht der Gesetzentwurf, was seine sonstigen wesentlichen Punkte anbelangt, eine Erhöhung der Reichsbeihilfe für die subventionirte Postdampferlinie nach Ostasien um 1'/» Mill. Mk., eine Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit für neu zu bauende Dampfer und eine zeitliche Er weiterung der dem Norddeutschen Lloyd für den Be trüb der subventionirten Dampserlinien verliehenen Konzession bis zu einer Maximaldauer von 15 Jahren aus. Zugleich soll die Hamburg-Amerikanische Packet- fahrtaktiengesellschast zu dem neuen Postdampfer-Unter nehmen mit herangezogen werden, dergestalt, daß all monatlich je eine Fahrt nach China von Hamburg aus mit einem zweckentsprechenden Schiffe der ge nannten Gesellschaft erfolgt. WaS nun das parla mentarische Schicksal der neuen Postdampser-Vorlage anberrifft, so darf wohl in Hinblick auf die Marine- sorderungen offenbar günstigere Strömung, welche jetzt im Reichstage im Vergleich z. B. mit der vorigen Saison herrscht, die Erwartung ausgesprochen weroen, daß die entschieden gut begründete Vorlage die Zu stimmung des Reichstages findet. Schließlich handelt es sich ja auch gar nicht um eine Riesensumme, die das Parlament zur Erweiterung des Reichspostdampfer- Unternehmens jetzt bewilligen soll, sondern nur um eine eng genug begrenzte finanzielle Forderung, die durchaus im Jnter.sse der Förderung der deutschen Unternehmungen in Ostasien liegt. Lokales und SäHstsches. Dippoldiswalde. Daß der Fasching, der tolle Bursche, auch bei uns einzuziehen gedenkt, dafür sprechen allerlei Anzeichen. Die Konfektionsgeschäfte bieten in ihren Schaufenstern buntes, glitzerndes und gleißendes Band und Gewebe in reicher Auswahl und was zu Hause im stillen Kämmerlein jetzl mit Hflfe von Nadel und Schere unter kunstvoller Hand auf gebaut und zur Vollendung gebracht wird, darüber breitet sich ein dichtes Geheimniß, welches gar streng und ängstlich gehütet wird. Ja, der Maskenball, dieses diesmal turnerische Unternehmen, er steht vor der Thür und das Komitee bietet alle seine Kräfte auf, um den Mummenschanz so originell und amüsant als möglich zu gestalten. Da übt unter andern ein Chor jugendlicher Bauern und Bäuerinnen, um an diesem Abende in anmuthigen Reigen sich schwingen zu können, während das Gros der übermüthigen Harlekine seine burlesken Produktionen ebenfalls in rhythnischen Bewegungen nach dem Takte des Orchesters sich anzue gnen bestrebt ist. Nicht minder ist auch schon der Dekorationsausschuß in Thätigkeit. Hat er es sich doch zur Aufgabe gemach», den Ballsaal in ein Gewand zu kleiden, in dem der grüne Tann des deutsch?» Nordens mit dem goldnen Ocangenhain des Südens sich verbindet. Angesichts dieser Anstrengungen ist gewiß zu hoffen, daß nächsten Mittwoch die Masken in reicher Anzahl hinstrümen werden zu den Hallen deS Frohsinns, um einen Abend der allgemeinen Lust und Fröhlichkeit — dem Prinzen Carneval zu opfern. — Theater. Daß sich Fräulein Lange während ihres Hierseins zum Liebling des thealerbesuchenden Publikums emporgeschwungen hat, beweist wohl am besten das vollständig auSverkauste Haus, welches dec Benefizabend am Mittwoch ihr brachte und wo sie als Nichte Fanny im „Postillon von Müncheberg" be sonders Gelegenheit hatte, ihr vielseitiges Talent zur Geltung zu bringen. Ihr gewandtes und liebens würdiges Spiel, die Entfaltung von feiner Koketterie neben drolliger Derbheit in demselben amüsirle denn auch von Anfang bis zu Ende. Au» die GesangS- nummern nahm man freundlich auf, wobei aber doch die Bemerkung am Platze sein dürste, die Vorstellungen nicht allzureich mit Kouplets auSzuschmücken, indem bei diesem Bestreben mitunter sich auch recht minder» wetthige Sachen mit einschmuggeln und wobei, wie Herr Lange in seiner Rolle ja selbst ebenso ironisch witzig wie treffend bemerkte, doch nicht verlangt werden kann, daß alle Sänger »uch wirklich singen können! Schmiedeberg. Als am vergangenen Mittwoch Abend ein Geschirr von Kipsvork kam, lenkte eS beim unteren Uebergange merkwürdiger Weise nach links von der Straße und gerieth auf die geländerlose Eisenbahnbrücke. Pferde und Schlitten stürzten dabei Ins Wasser, während die Insassen noch rechtzeitig sich retten konnten. Es machte immerhin Mühe, in der Dunkelheit die Verunglückten wieder aass Trockene zu bringen. Glashütte. Der hiesige Männergesangverein wird sein diesjähriges Stiftungsfest den 6. März feiern. Nach dem erfolgten Rücktritt des Herrn Schuldirektor Roth als Dirigent hat Herr Nophol, kaufmännischer Direktor der Firma A. Lange u. Söhne die Leitung des Vereins übernommen. — Der vorigen Sommer zum Zwecke gemeinschaft licher Ausflüge gegründete Nadfahrerverein, welcher bereits eine ziemliche Anzahl Mitglieder besitzt, ver sammelte sich am Sonntag mit Angehörigen zu Tafel und Ball. Eine große Zahl meist humoristischer Vorträge, sowie ein launiges Tafellied belebten dieses erste Vergnügen „mit Gepäck". — In der am Montag im „goldnen GlaS" ab gehaltenen Monatsversammlung des Handwerkervereins wurde die Jahresrechnung auf 1897 vorgetragen. Trotz vermehrter Ausgabe tn der Sterbekasse erhöhte sich doch der Bestand sämmtlicher 3 Kaffen auf 2823 M. 28 Pf. Dem Verein nebst Krankenkasse gehören an 63 Mitglieder aus Glashütte und 26 aus umliegenden Ortschaften; der Begräbnißkaffe 173 Per sonen. Die Einheiten der Krankenkasse wurden von 5 auf 7 erhöht. Pretzschendorf. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Seidler mußte wegen plötzlicher Erkrankung eine Kuh getötet werden, welche nach bezrrksthierärzlichem Gut achten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver ist daher vorschriftsmäßig vergraben und sind gegen Weiterverbreitung dec Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Herr Seidler besitzt noch 14 Rinder, welche bei vorgenommener Untersuchung gegenwärtig tnsgesammt gesund er schienen. Dresden. Beide Ständekammern hielten am 10. Februar Sitzungen ab. Die Erste Kammer be willigte debattelos die Titel 41, 43, 44, 45, 49, 53, 60, 61, 82 und 69 des außerordentlichen StaatS- haushaltsetats 1898/99, den Umbau und die Er- Weiterung der Stationen Niederlößnitz, Klotzsche, Erd mannsdorf, Neumark, Langebrück, Pirna, Cotta, Wilisch- thal und Ebersbach, sowie Herstellung des vierten Gleises zwischen Coswig und Pieschen betreffend. Die Berichte erstattete Herr Kammerherr Frhr. v. Finck. Zn der Zweiten Kammer gab zunächst der Präsident Herr Geh. Hofrath vr. Ackermann eine Uebersicht über den Stand der Geschäfte und be merkte unter dem Beifall und der Heiterkeit der Kammer, es gehe daraus hervor, daß bis jetzt fleißig gearbeitet worden sei. Auf Antrag des Herrn Abg. Crümell überwies alsdann die Kammer das König!. Dekret Nr. 31, den Entwurf eines Gesetzes wegen Errichtung eines Amtsgerichts in Jöhstadt betreffend, an die Finanzdeputation zur Berichterstattung. Hierauf beschloß die Kammer, den Personal- und Be soldungsetat der LandsSbrandversich-rungskammer auf die Jahre 1898/99 nach der abgeänderten Vorlage zu bewilligen, sowie die Petition des BrandoersicherungS-