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Dresdner Journal : 15.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188904158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-04
- Tag 1889-04-15
-
Monat
1889-04
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 15.04.1889
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O88. Montag, den 15. April, abends. Seiaxvprvt, r ttr vroocko» viortolMrliob » R. V0 ?L, d« ä«o iciü—rl. äoutool»«« ?o»t»«,t»Ito« vi«rt«l- jLLrllot» 8 R.; «rd»ld Ne« äsut»edsQ LvioN« tritt kost- unä 8t»mp«Iru,et»I»8 tüaru. ^uNÜQcktxiu»x,x«dNl>r«>, kür äs« k»um vü»«r «—,>»It«i»e« Xsils KIvivor kotuitt iO kk. v«t«r „Lu^s-Roät" äl« 2«U« L0 kt. Nm «oä 2iü»n—»t» sotipr. A«k»vlä»g. Lr»eL»l»»»r rn^livt» li.it Allmuä-uov ä»r 80««- «I»ä koivrt»n» »b«»äL kmmprvsb AZwolllwo: ür. 1LVL. DresdnerIMiMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich r ^ofrat Gtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. LaaaNm» ra» a»a»»äteM»a»« „«Milet»» 6om«u—»oiülr ä— vr—ä««r 1o«r»»l»i N»md«iF LirUl» -Vi« - I^ix-i» - N—i Nr—I», ». N.: Laa»«n,e«N L »—iw Mio» UKmdor, ?r»g L«ip«tU-NnmkUu< «. N. UN»«!»«»: /t-«i äto««, N^,-Lo»üo»-N«rUL-Nr»L^1vre ». N »t«ttg—r: /-««-« L 60., N«U»: 0ürUt»: Ü LkUil««« Lmwo—r: o. Sc^t—tsr, maw ». n.r F Larct » Oo. Uor»»»Uod»r: Lvnint Lxvoäitio« 6«, vr«äi»or 1onr»»l». vr—a«», « NO. i sro prood-iliwobli»—: Ur. iLSK. Amtlicher Teil. Ansage. Aus Allerhöchsten Besehl wird den am Königlichen Hofe vorgestell'.en fremden und einheimischen Damen und Herren hiermit bekannt gegeben, daß am Ostermontag, den 22. April 188V, Abends 8 Uhr 30 Mm, ein Kof-Goncert in den Paradesälen des Königlichen Schlosse« statt- findet. Ihre Königlichen Majestäten, sowie die anwesen den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hanfes, Königliche Hoheiten, werden die genehmigten Vor stellungen der angemeldeten Damen und Herren vor dem Concerte, 8 Uhr 30 Min., anzunehmen geruhen. Anzug: Die Herieu vom Eivil: Uniform oder Hofkleid; Die Herren vom Militair: P, rade Anzug ohne Schärpe (Generalität dunkle» Beinkleid). Dresden, am 1b. April 1889. Königliches Oberhofmarfchallamt. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß die Altersrentenbank-Verwaltung den Lot- teriecollecteuren Gustav Frey, in Firma I. F. Glien L Eo. in Zittau, Gustav Munkelt in Grimma und Earl Friedrich Hermann Cunradi in Pulsnitz je eine Agmtnr der Altersrentenbank übertragen, da gegen das Untersteueramt zu Pulsnitz von der Fortführung der Altersrentenbank-Gefchäste entlastet hat. Dresden, den 11. April 1889. Finanzmini st erium. Frhr. v. Könneritz. Wolf. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Wien, 15. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gegenüber beunruhigenden Meldungen deutscher und französischer Blätter über da« Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth wird authentisch mitgrteilt, daß die neuralgischen Schmerzen in der jüngsten Zeit wesentlich gemildert find. Von einer Massagekur in Wiesbaden wird die vollständige Hebung deö Leidens zuversichtlich erhofft. Im übrigen ist der GcsuudheitSzustand Ihrer Majestät vollkommen befriedigend und die gegenteiligen Ge rüchte sind unbegründet. Buda-Pest, 15. April (Tel.d.Dresdn.Journ.) Ministerpräsident TiSza verabschiedete sich gestern von den Beamten des Finanzministeriums. Hier auf sprachen letztere bei dem neuen Ainauzminister Weckerle vor. Dieser betonte, die hauptsächlichste der zahlreichen ihrer Lösung harrenden Kragen sei die Schaffung einer modernen, den Anforderungen der Zeit entsprechenden Kivanzverwaltung, welche die Interessen des StaatSärarS vor Augen halte Feuilleton. -1- Kgl. Hoftheater. — Altstadt. — Palmsonntag, den 14. April: Große Musikaussühruug zum Besten des UnterstützungssondS sür die Witwen und Waisen der Königl. musikalischen Kapelle. „Die Schöpsung." Oratorium in 3 Abteilungen von I. Haydn. Ter Eindruck der „Schöpsung* wird nie an sei nem herzbewegenden Zauber einbüßen. Seit nunmehr neunzig Jahren bewährt dieses Werk die unvermin derte Anziehungskraft feiner hohen Kunstfchönheit und heute wie einst wirkt es auf unser Gemüt mit dem entzückenden Reiz echter Jugend. Wie labt sich unsere Seele an der kindlich reinen Frömmigkeit, an dem Frohsinn und der lichten Freundlichkeit, davon die herrliche Tondichtung durchströmt wird, wie wohl und erquickt sühl n wir un« in dem anmutvollen Macht bereich de« Haydnschen Genius, der zu un» spricht in seiner wahren, einfachen, schönen und gefühlsinnigen Sprache, der nicht« weiß von herzloser Reflexion und esjektgieriger Mache, und dessen individuelle Krast so zwingend und reizend ist, daß unsere Auffassung und Empfindung sosort aus den Standpunkt seiner Zeit — ihre« Geiste« und Kunstausdrucks — verfetzt und bald darin heimisch werden In feinem reinen Gr- uiütSleben, aber auch in seiner großen musikalischen Meisterschaft erscheint da« Oratorium al« rin Werk von seltener Art und Kostbarkeit. Immer erneut, stei gert fich de« Hörer« Bewunderung der gedankenreichen, die Vorstellung der Wirklichkeit jo glücklich versinn bildlichenden Jnstrumentalmalerei de« Schöpfer«, die und im Einklänge mit den Forderungen der Brr- fassungSmäßigkett sich befinde. Pari«, 15. April. (Tel. d. Dresdn. Ionin) Als Laguerre und Lehsrisse gestern da« Bankett in Versailles verließen, wurde der Wagen, worin die beiden fuhren, vom Polizeikommiffar angehalten und nach der Mairie gebracht. Eine große Men schenmenge folgte unter Schreien dem Wagen. Die Militärposten vor der Mairie pflanzten ihre Bajonette auf, um die Menge von weiterem Vor gehen abzuhalten. Die beiden Deputierten pro testierten gegen diese Behandlung und beriefen sich auf ihre Unverletzlichkeit. Alsdann wurden sie freigelassen, nachdem vorher ein Protokoll ausge nommen Worten war. Paris, 15 April. (Tel. d. Dresdn Journ.) Ein Polizeikommiffar erschien gestern in den Wohnungen Boulangers, Rocheforts und DillonS mit einem VorfübruvgSbefehl. Diese Formalität erfolgte, um die Abwesenheit der Angeschuldigten festzustelleu. London, 15. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie die „Times" aus Sansibar melden, istj eine kurze Waffenruhe zwischen den Deutschen und den Aufständischen an der Küste vor einigen Tagen vereinbart worden. Dresden, 15. April. Zum Prozeß Boulanger. Am vergangene» Freitag hat der französische Senat seine erste Sitzung als Staatsgericht-Hos in der Anklagesache wider den General a. D. und De putierten Georg Ernst Boulanger und seine beiden Getreuen, Dillon und Rochefort, abgehalten. Nahezu alle Senatoren waren zu der Sitzung erschienen, die ohne jeden bemerkenswerten Zwischenfall, ganz nach dem festgesetzten Programm verlief. Am meisten Stoff zu allerhand witzelnden und spöttelnden Bemerkungen bot den Parisern sehr bezeichnender Weise die Kleider- frage. Der Vorsitzende des Senats, Hr. Leroyer, hatte nämlich mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der welthistorischen Staatsaktion angeordnet, daß die Herren Senatoren im „großen GesellschastSanzuge*, mit Frack, weißer Halsbinde und weißen Handschuhen, die Vertreter der Anklagebehörde in rotem Talare zu erscheinen hätten. Die Mitglieder der Rechten aber hatten schon vor der Sitzung die Erklärung ab gegeben, daß sie diesem präsidentschastlichen Erlaß nicht nachkommen, sondern in demselben Kostüm wie gewöhnlich erscheinen würden, um dem „jeder Gesetzlichkeit Hohn sprechenden Verfahren gegen den General' beizuwohnen. Demzufolge bot die feierliche - Eröffnungssitzung der hohen Körperschaft ein etwas gemischtes Bild: Aus der einen Serie strahlten die zahlreichen Mitglieder der opportunist schen Linken in tadellosem Geselljchafts- anzug mit Orden und Ehrenzeichen geschmückt, auf der andern Seite saß da« kleine Häuflein der Rechten im modernen Promenadenanzuge mit großkarr erten Westen und Halsbinden oder, wie der Marschall Canrobert, rur einfachen Überrock, ohne jeden Schmuck. Erne sehr bunte und farbenreiche Abwechselung kam in dieses Brld dadurch, daß auf den Zuschauertribüuen die schönsten Frauen und Mädchen von ganz Paris, dar unter die Herzogin von Uzes, in den prächtigsten Frühjahrögewändern Platz genommen hatten, um sich von der Aburteilung ihre- vielbewunderten Liebling» durch die „blutdürstigen Greise' im Senat mit eigenen Ohren zu überzeugen. Zu einer Aburteilung kam e« zwar diesmal noch nicht, obschon an einer solchen schwerlich zu zweifeln sein dürste; der Senat beschloß vorläufig nur, nach dem der neu ernannte Severalprokurator, OueSnay de Beaurepaire, die Anklageschrift verlesen hatte, die Untersuchung gegen den flüchtigen Staatsverschwörer und seine Helfershelfer einzuleiten. Begreiflicherweise würde nach diesem Beschlusse de« Staat-gericht-hof» das Interesse der schönen Pariserinnen an dem Aus gange de- Prozesses ein noch weit größeres sein, wenn der blondgelockte Ernst den über ihn al« Richter be rufenen Senatoren felbst Rede und Antwort stehen müßte. Um diese« unvergleichliche Schauspiel hat der „Erwählte de« Pariser Volke«' seine zahlreichen Ver ehrerinnen durch seine Vorsicht nun allerdings gebracht, was im Interesse derselben umsomehr zu bedauern ist, als ihre Besorgnis um das Schicksal ihres Abgott« noch auf eine längere Probe gestellt werden wird. Nach dem franzö 'schen Gesetze muß nämlich einem flüchtigen Angeklagten, gegen welchen da« Kontu- mazialverfahren eingeleitet worden ist, eine Frist von zweimal zehn Tagen gelassen werden, um sich dem Gerichtshöfe zu stellen; erst nach Ab lauf dieser Frist kann dann die Verhandlung vor sich gehen. Da diese gesetzliche Bestimmung auf den Fall Boulanger zweifelsohne angewendet werden muß und auch angewendet werden wird, so kann der Senat seine nächste Sitzung, um das Ergebnis der Vorunter suchung entgegenzunehmen und das Urteil zu fällen, erst nach etwa vier Wochen abhalten. Nun ist eS aber nicht ausgeschlossen, daß die mit der Vorunteriuchung betraute Kommission die Ausdehnung des Verfahren» auf noch andere Personen beschließt, die sich entweder dem Gerichtshöfe stellen oder es vorziehen, sich gleich falls iu contumaciam aburteilen zu lassen. Es heißt nämlich in der Anklageschrift, daß der Gerichtshof wegen Verbrechens gegen die innere Sicherheit de» Staates die Einleitung der strafrechtlichen Verfolgung gegen Boulanger, Graf Dillon und Rochefort, eventuell gegen alle anderen einleittn möge, welche im Laufe der Untersuchung namhaft gemacht werden sollten. Sollte dieser letztere Fall also eintreten, so würde sich der Abschluß der Untersuchung mutmaßlich noch so erheblich in die Länge ziehen, daß die Eröffnung der Weltausstellung den Staatsgerichtshof noch rn Thürig- kett finden könnte — eine Zukunftsaussicht, die nicht nur den besorgten Pariserinnen, sondern auch den rache- dürstenden Republikanern Tantalusqualen auferlegen muß. Legt man sich die Frage nach der Zweckmäßigkeit und dem mutmaßlichen Erfolge des gegen Boulanger und feine beiden Genossen eingeleiteten Strafverfahrens vor, fo muß man unbedingt zu dem Schluffe kommen, daß das Vorgehen der Regierung durchaus unpolitisch war. Das Urteil des obersten StaatSgerichtShofs — n ag eS nun ausfallen, wie es will — kann in keinem Falle der Regierung Vorteil bringen. Spräche der Senat, wo« im höchsten Grade unwahrscheinlich rst, Boulanger frei, fo wäre die- eine vernichtende Nieder lage der Regierung, während andererseits eine Ver- urteilung des Generals au dem bisherigen Zustande im besten Falle nicht viel ändern würde. Denn dem großen Publikum muß ein verurteilender Richterspruch stets deshalb als eine ungesetzliche Vergewaltigung des politischen Gegners erscheinen, weil der Senat zum weitaus größten Teil aus Todfeinden des Generals besteht. Es ist daher nur zu wahrscheinlich, daß der eingeleitete Prozeß die Zahl der Anhänger Boulanger» eher vermehren als vermindern wird. Der Boulangir- muS hat sich bis jetzt als so lebenskräftig erwie en, daß felbst die Flucht des Generals nach Brüssel ei nem Ansehen und seinen Aussichten nicht sonder ich geschadet zu haben scheint. Die der Republik durch die Boulangisten drohende Gefahr besteht in unge schwächter Kraft jort und die Entscheidung über die Zukunft de- französischen Staates hängt nach wie vor von dem Ausfall der nächsten Wahlen ab. in dem edlen mit feinem Gefühl überall innegehaite- nen Maß ihre Vollendung zeigt. In HaydnS Natur- fchildcrung offenbart sich ein andachtsvolle- Versenken in die Naturseele; sie ist von einer Durchgeistigung und Naivetat der Empfindung, von einer Klarheit der Stimmung und Sättigung de- Kolorit-, daß sie in dieser Richtung dem Vollkommensten m der Tonkunst augehört. Die Ausführung des Oratoriums, für welche sich durch die Mitwirkung der Hoskircheufänger, der Drey- ßigfchen Singakademie, de- Lehrergesangvereins und der beiden oberen Lhorklassen des königlichen Konser vator iums sehr reiche Ehormittel ergaben, war unter der sicheren Leitung de- Hrn. Kapellmeister Hagen eine ausgezeichnete und namentlich in musikalischer Feinheit des Vortrags und der Nuancierungen wohl gelungene, ungemein genußreiche. Die königliche Ka pelle bot eine künstlerisch hervorragende Leistung und lobenswert und teilweise vorzüglich war die Wieder gabe der Soli. Frau Kammersängerin Schuch hatte die Partien de» Gabriel und der Eva, eine sehr an strengende Aufgabe übernommen, die sie aber mit künstlerischer Beherrschung ihres Material» und ihrer Technik und mit anmutiger Eiusachheit de» Vortrag» lüste. Hr. Gudehu» sang den Uriel stimmlich glän zend, mü Krast und Wärme de» Ausdruck» und Hr. Nebuschka that sich durch schön tmpfundene Auf fassung und musikalifch korrekte Gesangtweife in der Au»sührung de» Rafael und de» Adam erfreulich hervor. Da» gefüllte Hau» spendete reichen und verdienten Beifall. Der verhängnisvolle Brief.*) Bon W. v. Wolfhardt. Glänzender Nachmittagssonnenschein lag auf den Straßen der Residenzstadt H- ES war heiß, und die Menschen suchten den Schatten. Ein Briefträger ging eiligen Schritte» von Hau» zu Hau», jetzt trat er in da» große Einfahrtthor de» Kommerzienrat» Krüger. Die mächtigen Flügel waren auf beiden Seiten weit geöffnet, fo daß man über den sounenbeschieneneu Hof in einen von hohen Bäumen beschatteten Garten sehen konnte. Der Briesträger wandte sich link» den Kontor räumen zu, al» recht» die verschlossene Thür, die zur Familienwohnung führte, geöffnet wurde und erne junge Dame oben auf den Stufen erfchien. Fragend ries sie: „Haben Eie einen Bries für mich?" Der Mann durchmusterte da« Paket in seiner Hand. „Ja hier, Fräulein Frieda Krüger!* Helle Freude überzog da« hübsche Antlitz de« jungen Mäd chen», eilig sprang sie die Stufen hinab, streckte die Hand au», den Brief zu empfangen, — da — zwischen Lipp und Becher»rand — kecke Finger fuhren da zwischen, ihr Bruder O»kar riß den Bries an sich, — und seinen Raud hock schwingend lief er laut jubelnd in den Hof. Eben so eilig folgte ihm Frieda, ihre blonden Locken flogen, ihr weiße» Kleid flatterte, ihre kleinen Füße berührten kaum den Boden Aber der böse O»kar war doch behender, pfeilschnell huschte er in den Garten, umkreiste neckend einige Beete, sprang über die Leppicheiufassuug de» Rasen» und lief quer hinüber einem Laubgang zu, der sich an den *) «achbnnt «atrrfagi Tagesgeschichte. Dresden, 1b. April. Der kommandierende Ge neral, Se. Königl. Hoheit Prinz Georg, begab sich Sonnabend früh 8 Uhr in Begleitung Sr. Königl. Hoheit de» Prinzen Johann Georg nach der Kaserne de» 2. Jägerbataillon» Nr. 13. Höchstderselbe wohnte bi» gegen 1 Uhr mittag» den Kompagniebesichtigungen de» Bataillon» oei, welche zunächst in der Kaserne und dann aus dem Exerzierplätze auf der Vogelwiese statt- sandeu. * Berlin, 14. April. Se. Majestät der Kaiser unternahm am gestrigen Nachmittage einen Spazierritt und konferierte mit dem Reichskanzler Fürsten v. Bis marck und dem StaatSmiuister Grafen v. Bismarck. Abend« 11 Uhr trat Se. Majestät vom Bahnhof Friedrichstraße ou» mittel« Sonderzuge« die Reise nach Oldenburg an. — über die Ankunft Sr. Majestät de« Kaiser« in Oldenburg, welche heute früh erfolgte, wird berichtet: Nachdem Se. Majestät und Se. Königl. Hoheit der Großherzoq aus dem Bahnhofe sich auf da» herzlichste begrüßt hatten, erfolgte die Fahrt nach der Stadt, auf welcher Se. Majestät von der in außerordentlich großer Zahl anwesenden Bevölkerung mit größtem Jubel be grüßt wurde. Ler Kaiser wohnte vormittag» dem Gottesdienste in der Garnijonkirche bei und frühstückte sodann beim Grobherzog; später wurde eine Rund- sahit durch die Stadt unternommen. Nachmittag« fand ein Galadiner im PalaiS statt. Abends brachte die Bürgerschaft Sr. Majestät einen Fackelzug dar. Die ganze Stadt war glänzend illuminiert. — Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ist heute vormittag mit den Prinzessinneu-Tüchtern und zahlreichem Gesolge in Homburg eiugetroffen. — In Münster ist gestern der Bischof vr. Brinkmann gestorben. — Die „Nordd. Allg. Ztg." ist kompetenterfeit« zu der Erklärung ermächtigt, daß ein Wechsel der In haber der Hosämter nicht bevorstehe. — Dasselbe Organ kann die in englischen und amerikanischen Zeitungen gebrachte Nachricht bestätigen, wonach Deutschland, England und An erika während der Dauer des Samoa-KongresseS nur durch je 1 Kriegsschiff vor Apia vertreten sein werden. Die Angabe, wonach eine Entsendung mehrerer Kriegs schiffe von deutscher Seite in Aussicht genommen sei, sei unrichtig. Thatsache fei nur, daß zunächst die „Sophie^ von der ostafrikanischen Station nach Samoa entsandt ist, um dort bi« zum Eintreffen der „Alexan drine" zu verbleiben. Diese Korvette, welche dem nächst in Wilhel. »Haven in Dienst gestellt werden soll und nach den getroffenen Di»positiouen vorau»- sichtlich in der zweiten Hälfte de» Monat» Juli in Apia ankommeu wird, sei dazu bestimmt, die „Sophie", welche sich seit langer Zeit in fremden Meeren be findet, abzulöseu. — Die „Berl. Pol. Nachr." erklären, gegenüber den neuerdings wieder austauchenden Meldungen über Erhöhung der Tabakzölle erne im November vorigen Jahre» abgegebene Erklärung in allen Stücken wieder holen zu können. Die damalige Kundgebung de» offiziösen Organes lautet folgendermaßen: „Unter Protektion der freisinnigen Presse wird seit einigen Lagen die Nachricht kolportiert, „Bund «rat und Reichstag wer den von neuem mit der Frage einer weiteren beträchtlichen Sr- höhung der EinfuhrzSlle aus auSläudischen Labak be- niht werden," weil Petitionen von riuzeluen landwirljch^nicheu Vereinen dahinzielend vorbereitet werden solle«. Bekanntlich gehen solch« Petitionen alljährlich ein, ohne daß sie zu gesetz geberischen Maßnahme« fahren. Wenn aber auS der vorstehend nnitgrteilten Fassung der Notiz, wie wir mehrfach konstatieren konnten, der Schluß gezogen wird, daß seitens der verbündeten Regierungen eine Vorlage wegen Erhöhung der .Tabaksteuer vorbereitet werde, so wollen wir de» gegenüber bemerken, daß eiue solche Annahme durchaus uuzutresfeud ist. Wenn Flügel de- Hauser hinzog, iu welchem die Geschäfts räume lageu. Verzweifelt staub Frieda vor dem Hin- berni», welche» ihr die kunstreiche Gärtnerei bot. Sie durste den Svrung nicht wagen, seufzend entfchloß sie sich zu dem Umweg und erreichte den Laubgang, um gerade zu sehen, daß Bruder Oskar, den Brief zwischen den Zähnen, auf eine Buche kletterte, iu deren Zwei gen er sich so hoch mederlieh, daß ihn Friedas strafend« Hand nicht erreichen konnte. Sie legte sich aus» Bitten, sprach aber mit gedämpfter Stimme, denn die Kontorfenster waren geüffuet, und der Bater hatte den Wunsch au»gefprochen, daß »au während der Geschäst»stunden diesen Test de» Garteu» verweide. Natürlich wußte da» O»kar, hatte er sich doch gerade darum hierher geflüchtet. „O»kar, sei gut, gieb mir den Brief.* „Fällt mir gar nicht ein. Er ist wohl vom lieben Hellmut?" und der jchadsnsrohr Bube besah prüfend die Adresse. „O»kar, wie kannst Du mir nur den Brief weg- nehmen!" „Für wo» ist wa»l Du hast mir heute morgen auch meine Blindschleiche weggeuommen." „Du wolltest da» arme Tier ja nur quälen." „Quälen! Wa» so ein Mädchen redet; «eine naturwissenschaftlichen Kenntnisse wollte ich bereichern.'! „Ich will Dir auch etwa« audere» geben." „Wa» denn?" „Briefmarken I" „Pah, — Deine Briestaarken taugen alle nicht», — Rei», lieber lese ich deu Brief. Ich will doch auch «al sehen, wa» der geliebte Hellmut schreibt", — uud der Schlingel wollte wirklich da» Eouvert
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