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IliilHvfer V UMtey KMM für MnGW», Kmtbhch, AchnrlsM, IeuHa, Aorrdorf Ms, MmmrljM, KchrßM »nWN<q. Mp Rp« Anyisu, SWnitai. Mpcki. k»ß». SeifWck, ötuiliit, Wm. V»Wi». AmfiH »tt SW,kN. Mit einer illustrierten Sonntag»- Vellage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag S Uhr, mit dem Datum de« nachfolgenden Tages und kostet monatlich 38 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet» bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 71.Mittwoch, den 20 Juni 1900. 11. Jahrgang Johannes Gutenberg. Zum 500. Jahrestage seiner Geburt. Von Peter Evans. Nachdruck verboten. Der Geburtstag des Erfinders der Buchdrucker kunst, jener unbestritten wichtigsten Erfindung des Mittelalter-, steht nicht fest, jedoch wird er in die letzten Jahre des vierzehnten Jahrhundert- gelegt, so daß die in diesen Tagen in verschiedenen Städten Deutschlands, wie in Mainz, Leipzig, Hamburg, Frank furt a M. u. s. w., stattfindende Ferer eines fünf hundertjährigen Bestehens der Buchdruckerkunst und der fünfhundertsten Wiedellehr des Geburtstages ihres Altmeisters Johanne- Gutenberg durchaus berechtigt und geboten erscheint. Ueber die Bedeutung der Buchdruckerkunst an und für sich braucht an dieser Stelle nicht gesprochen werden. Jeder Mensch ist sich heutzutage dieser Bedeutung voll kommen bewußt und niemand kann sich mehr eine Vor stellung von den Zeiten machen, wo Buch und Zeitung in der Mise nicht informierten über die wichtigsten Tagesereignisse wie heute. Das gedruckte Wort ist uns heute zu einem Lebensbedürfnis geworden, das uns durch nichts in der Welt ersetzt werden kann und gerade dieses gedruckte Wort hat hinwiederum äußerst segensreich auf die Schöpfung von tausend neuen großen Erfindungen entweder direkt oder indirekt gewirkt. Das gedruckte Wort, d. h. das schnellere Mitteilungs bedürfnis, hat grandiose Verbesserungen der Kraft- und Druckmaschinen gefördert, hat zur Erfindung des Telegraphen und des Telephons beigetragen und so befruchtend auf tausend und abertausend Gebiete unsere- KulturlebenS segensreich gewirkt. Die Erfindungen auf dem Gebiete des Buchdruck wesens vor Gutenberg, namentlich die der Chinesen, die eine primitive Buchdruckerkunst bereits 1000 n. Chr. erfunden haben wollen, waren so zweifelhafter Art, daß nur unserem Gutenberg die Palme einzig und alletn gebührt. Gutenbergs vollständiger Name lautet: „Johannes Gensfleisch der junge, genannt zum Gutenberg". Gutenberg stammte aus einer alten Mainzer Patrizier familie und genoß eine den damaligen Zeitverhältnissen angemessene gute Erziehung. Seine Neigung zur Typographie mag wohl darauf zurückzuführrn sein, daß seine Familie im Besitze des Münzrechter war, dessen Ausübung dem jungen Johanne- schon von Jugend auf besonders anziehend erschien. Es ist be kannt, wie ihm schon in jungen Jahren der Gedanke kam, die einzelnen und nur selten zu gebrauchenden Wort- und Satzplatten in ihre kleinsten Bestandteile d. h. in Buchstabe» zu zerlegen, wie er diesen Gedanken ausführte und so der Erfinder der Buchdruckerkunst in ihrer heutigen Form wurde. Und doch waren alle die Hilfsmittel, mit denen unser Meister arbeitete so un endlich mühsam hergestellt und so überaus primitiv, daß man sich kaum eine Vorstellung davon machen kann, wie Gutenberg mit diesem simplen Material seine herrliche Bibel, sein Katholikon und seinen Donatus drucken konnte. Da Gutenberg von Hau- au» nicht allzu bemittelt war, und doch gern etwas tüchtiges leisten wollte, je doch sah, daß man zu allen Dingen in der Welt Geld nötig hat, vereinigte er sich zum Zwecke von Beschaffung von Betriebsmitteln mit dem Mainzer Bürger Johann Fust. Fust aber suchte und die- leider auch mit Er folg, Gutenberg, nachdem er möglichst alle Geheimnisse dem gutmütigen Erfinder entlockt hatte, diesen los zu werden. Ein Prozeß entschied zu Ungunsten Guten bergs und schob dem wenig ehrenwerten Fust einen großen Teil der Gutevberg'schen Gerätschaften zu, so daß sich dieser von neuem gezwungen sah, Geld zu leihen und, mit diesem geliehenen Gelde von neuem eine Druckerei zu beginnen. Das neue Unternehmen florierte nur schwach, doch ernährte es seinen Mann, und schaffte ihm viele Be wunderer, die schon bei Lebzeiten Gutenbergs die Große seiner ungeheuren Erfindung unbedingt anerkannten. Sein Todestag ist gleich seinem Geburtstag in Dunkel gehüllt; man weiß nur soviel, daß er in den vierziger Jahren des fünfzehnten Jahrunderts gestorben ist. Die Bedeutung Gutenbergs und seiner Erfindung für den Kulturfortschritt der gesamten abendländischen Welt ist zweifellos und wird auch von allen Nationen unbedingt anerkannt. Die Würdigung des großen Meisters während der Festtage in Mainz ist also ent schieden eine verdiente, der sich jeder, auch nur ein klein wenig auf Bildung Anspruch machende Mensch an- schließen muß. Der Lorbccrkranz, den ihm Deutschland in diesen Tagen windet, ist eine wohlverdiente Ehrung und ein Jubelgruß zugleich für dar halbtausenvjährige bestehen jener Kunst, deren Erfinder war: Johannes Gutenberg! Nun Deutschland hiß' die Fahnen, Und pflanze Banner auf! Aus! Gilt eS doch den Manen DeS Mann'S, der kühn im Lauf DeS Dunkelen Jahrhundert UnS brachte Licht und Geist! — Auf daß Ihr ihn bewundert, Heut feinen Ramen preist! — Nv» schmück Dich Mainz am Rheine Heut gilt eS Deinem Sohn, Auf dessen Srirn', die reine, Wir drücken heut die Kron', Die Kron' verdienter Ehren! — Fünfhundert Jahr sind's her! Alt-Mainz, Du sollst eS hören Und schauen seine Ehr'! Heut rollt durch alle Lande Dein schwarzes Geisteskind, Als Zeitung, im Gewände DeS Buchs . . . daS eilt geschind, Wo die Maschinen fauchen Und drucken Blatt um Blatt . . HanS Gutenberg heut hauchen Dein Namen Land und Stadt! HanS Gutenberg, Dir bringen Wir heut' der Ehren Zoll . . . Fast will die Brust uns springen Born Dank so übervoll! . . . Fünfhundert Jahr entschwinden In des VergessenS Dunst! Doch Deinen Namen künden Papier und Druckerkunst! Deutsches Reich. — Der Kaiser verlieh dem bayerischen Gesandten Grafen Lerchenfeld und dem sächsischen Gesandten Grafen Hohenthal die Brillanten zum Rothen Adler orden erster Klaffe. — Die Vollziehung des Flottengesetzes durch den Kaiser ist auch bereit» erfolgt, und zwar hat dieselbe am Donnerstag, den 14. d. M. in Homburg v. d. H. stattgefunde». Der Publikation des Flottengesetzes steht also nichts mehr im Wege. — Die seltenste deutsche Poftmarke wird in einigen Jahren die seit dem ersten April d. I. aus gegebene Zweipfennigmarke mit der Krone sein, weil auch diese in kurzer Zeit durch die Germaniamarke er setzt werden wird. — Der Deutsche Arbeitgeberbuud für das Bau gewerbe hat sich mit einer Eingabe um Einführung der Streikklausel in die Bauverträge an alle StaatS-, Provinzial- und Kommunalbehörden in Deutschland ge wandt. Die Klausel lautet folgendermaßen: „Bet einem Ausstand oder einer Bausperre der Arbeitnehmer oder der Arbeitgeber verlängert sich die Bauzeit um die Dauer des Ausstandes oder der Sperre, gleichviel ob dieselben einen gänzlichen oder einen teilweisen Still stand der übernommenen Arbeiten herbeigeführt haben." — Gegen die geplante Bierzollerhöhung von 4 bis 6 Mark hat die östreichtsche Regierung in Berlin freundschaftliche Vorstellungen erheben lassen. Doch hat der Bundesrat bereits dem Flottengesetz, sowie den dazu gehörigen Deckungsgesetzcn zugestimmt. A«Sla«V. Krieg in Südafrika. London, 16. Juni. «Daily Telegraph" giebt eine Meldung dec „Cape Times" aus Bloemfontein wieder, nachdem der Kommandant Dewet nicht nur ein Bataillon der Jmperal Aeomanry de» Derbylhire- Reaiments, sondern auch zwei Kompagnien City-Frei williger gefangen genommen hat. London, 15. Juni. Von Feldmarschall Roberts ging heute eine ausführliche Depesche über die Kämpfe vom 12. Juni ein. Darin heißt es: Die Buren waren so eifrig auf ihre Flanken bedacht, daß sie ihr Zentrum vernachlässigten, das General Hamilton Susser-, dem Derbyshire-Regiment und den Cityvolontärs mit glänzender Weise durchbrach. Die Briten verloren weniger als hundert Mann. Die berittenen Korps waren gestern mit der Verfolgung beschäftigt. General Hamilton erlitt durch eine Shrapnell-Kugel eine leichte Verletzung an der Schulter, ist ober nicht dienstunfähig. — Oberst Baden-Powell sandte aus seinem Lager, 4v Meilen südwestlich von Sustenburg, eine Depesche, worin es heißt, er habe über hundert Aufständische festgenommen und sei mit einer Truppe von 800 Mann in Transvaal eingerückt. Er stelle jetzt planmäßig dke Ordnung wieder her, indem er Waffen und Munition einsammle, 600 Burrn hätten sich ergeben, es seien auch 230 Gefangene gemacht worden. Oesterreich. Als Termin für die Auflösung des österreichischen Reichsrates, die festbeschlossene Sache ist, wird der September genannt. Bis dahin glaubt man eine ruhigere Stimmung im Lande erwarten zu dürfen. Die Wahlen selbst würden dann um das Ende des Monat- Oktober stattfinden. Diese neueste Information über die in Wien herrschenden Absichten kommt aus den ministeriellen Kreisen von Budapest. Spanien. Der Ministerrat beschloß, nachdrücklich gegen diejenigen Personen vorzugehen, die sich weigern, Steuern zu zahlen. Der Aufstand -er Boxer in China. London, 16 Juni. Nach Telegrammen aus Shanghai ist die Lage sehr alarmierend. Die Straßen Pekings sind mit den Ausländern feindlichem Pöbel gefüllt, der brüllend die Zerstörung der Gesandtschaften und die Maffacrierung der Mitglieder derselben verlangt. Selbst wenn das Tsung-li-Aamen Gewaltthaten zu ver hindern wünschte, wird seine Fähigkeit hierzu bezweifelt. Allgemein herrscht die Ansicht, daß die ausländischen Entsatzkontingente absolut unzureichend find. („Berl. Lokalanz.") London, 16. Juni. Die „Zentral News" melden aus Washington, di- Regierung habe die offizielle Mit teilung von europäischen Regierungen erhalten, daß die Mitglieder der europäischen Gesandtschaften in Peking angegriffen wurden. Auch wurde offiziell das Gerücht gemeldet, daß die japanischeGesandtschaft eingeäschert wurde. London, 16. Juni. Die „Azence nationale" meldet aus Peking: „Alle fremden Legationen wurden zerstört. Berlin, 18. Juni. Hier herrscht große Besorgnis, daß auch die Ermordung des deutschen Gesandten in Peking, Freiherr v. Ketteler sich bestätigen könnte. Die Nachricht traf Sonnabend ein, blieb aber unbestätigt. Jetzt ist kaum mehr daran zu zweifeln. Berlin, 18. Juni. Der deutsche Konsul in Tschifu telegraphiert: Ein japanisches Torpedoboot be- richtet: Die Takuforts find am 17. Juni Nachts während sieben Stunden durch die deutschen, russischen, englischen, französischen und japanischen Schiffe beschossen worden, nachdem die Chinesen das Ultimatum mit dem Feuer der Forts beantwortet hatten. Es heißt zwei englische Schiffe seien zwischen den Forts im Takufluffe gesunken. Berlin, 18. Juni. Das Wolff'fche Tel.-Bur.