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»Nt« und «tgmthum d« Hnau»g^er: iklepsch » «etchardt in z>r«sdev. verantwottk. Redaeteur: r-Idk, Nekchar-t. «->Nk I dir Lid. Lu «»um ktnex I»»M»»n lol ii PI-, geil«» «zr Etnl L»,anUe lür d»» niiqlllit-tj- «rlchn- uen der Inserate wird nicht «egeden. LudwirUge Annoncen Lultrig, »an un» unde. kannten Mrme» v. Per. Ionen tnlertren wir nur »egen Pränmnerando» Zadlung durch vrtef» «»rlen oder PoNetnaah. lung. » Silben kosten I'I, Lar. vu»wart,»e könne« dt« gahluna auch »ns eine Drcddner«' anweisen. Die ^ «r: sv». Achtzehnter Jahrgang. Mitredacteür: vr. LmN Vlvrv^. Für da» Feuilleton: Lackel» Dresden, Sonntag. iS. Octover I8?3I P,I»Nchk». '''' Ueber Vernachlässigung ihrer Ausstellung durch die Fürsten dieser Erde können sich di« Wiener nicht beklagen. Mit Ausnahme .de» türkischen, portugiesischen und — de« hessischen Hofs sind alle europäischen Fürstenhäuser in der Besuchsstatistik höchster und aller höchster Personen vertreten gewesen. 2 Kaiser, die von Rußland und Deutschland, und die deutsche Kaiserin, 4 Könige, die von Persien, Belgien, Italien und Würtemberg, 5 Königinnen, 4 Großher- zöge, 5 Herzöge, 2 Herzoginnen, 5Fürsten, 2 Fürstinnen, 13Thron folger (darunter die von Deutschland, Sachsen, England und Ruß land), 20 Prinzen und 14Prinzessinnen besuchten die herrliche Aus stellung, waren die Gäste de« habsburgischen Kaiserhauses. Unmit telbar vor Thorschluß der Ausstellung trifft nun der jetzt mächtigste Fürst der Erde, der deutsche Kaiser ein. In allen Wiener Blättern begegnen wir mehr oder minder schwunghaften Leitartikeln anläßlich dieses Besuchs, abgesehen von dem unwirschen Grollen und respekt widrigen Grunzen der jesuitischen Presse. Die glücklichen Wiener Journalisten I Wie leicht hatten sie es doch, je nachdem der Fürst von Reuß älterer oder jüngerer Linie oder die Fürstin von Monte negro in Wien eintrafen, tiefsinnige Betrachtungen über die Bezieh ungen de« Kaiserstaats Oesterreich zu dem Staat, in dem das schwarze Köstritzer Bier gebraut wird oder zu dem Herrn der schwar zen Berge anzustellen. Das Revolver-Stereoskop des politischen Leitartikels drehte sich von selbst ihnen von Woche zu Woche, je nach dem die Prinzessin Hulda von Sachsen-Altenburg oder der Fürst Carl von Rumänien an der Donau erschien. Aber so von selbst stoffen ihnen nie die Gedanken zu als augenblicklich, da der deutsche Kaiser, sein Schwiegersohn von Baden, sein Bruder, Prinz Carl und sein Reichskanzler Fürst Bismarck die Gäste der Hofburg ge worden sind. Bon selbst drängen sich ihnen Betrachtungen auf zwi schen 1866 und 1873. Und hätte etwas gefehlt, dem deutschen Kaiser die Herzen der Wiener zuzuwenden, so hat für den Nest der Papst gesorgt. Den Oesterreichern, welche den Segen der Concor- datSpolitik an ihrem Leibe genugsam gespürt haben, sind die von protestantischem Geiste getragenen Worte Kaiser Wilhelms gegen den Papst ein wahres Labsal; nur die ultramontane Presse bäumt in ohnmächtiger Wuth in Wien ebenso auf, wie die gleich-gcsinn- ungstüchtige Presse in Frankreich. Recht zur passenden Zeit citirt die N. fr. Pr. einen Brief des unsterblichen Kaiser Joseph an den Erzbischof zu Trier. Darin findet sich folgende Stelle: „Sie essen da« Brod der Kirche und protestiren gegen alle Neuerungen, ich esse da« Brod des Staate« und vertheidigc und erneuere seine ursprüng lichen Rechte." Könnte man diese, die Streitpunkte zwischen Staat uiü> Kirche frappant malenden Worte des größten Monarchen Oesterreichs nicht als Motto an die Spitze des Briefs stellen, den der erste Monarch des neuen deutschen Reichs schrieb? Leider sorgt die beschränkte Weisheit einzelner preußischer Re gierungsbehörden dafür, daß die Wirkung der Correspondenz zwi lchen Kaiser und Staat recht gehemmt wird. Man entsinne sich der päpstlichen Weihnachtsallokution. Diese war im Vergleiche zu deni neuesten Briefe des Papstes vcrhältnißmäßig zahm. Alle Zeitungen vruckten unbehelligt diese Weihnachtsallokution ab; nur die beiden deutschen Zeitungen in Posen wurden criminell verfolgt und sind setzt wegen Nachdrucks der Beleidigungen des Kaisers durch den Papst verurtheilt worden. Solche Vorgänge beleuchten die Inkon sequenz der preußischen Preßzustände! Statt sich zu freuen, daß durch den päpstlichen Brief auch dem blödesten Auge klar wird, daß die beanspruchte Herrschaft des Papstes über alle Reiche dieser Erde sein Hirngespinnst, keine Grille, kein blos theoretisch beanspruchtes Prinzip ist, sondern bitterer Ernst der römischen Kurie — statt dessen fährt der plumpe Knüttel des preußischen Polizeikorporals auf die Rücken der Zeitungsredakteure los, die den Kaiser im Kampfe gegen den Papst unterstützen. O Gott, dein Thierreich ist immer noch sehr groß! Die Aussichten beS Thronbewerbers Grafen Chambord sollen »ugenblicklich wieder günstiger stehen. Wir als Deutsche haben vahrlich keine Ursache, zu wünschen, daß das heilige Oelgefäß in Rheims sich von Neuem mit Salböl fülle. Allerdings sind wir un sererseits Anhänger des verfassungsmäßigen Königthums, und zu riner Verfassung wird Heinrich V. sich wohl oder übel bekennen müssen, ehe er die französische Grenze überschreitet. Aber wir lieben das verfassungsmäßige Königthum eben deshalb, weil eS Frieden end Freiheit verbürgt und das wird man von dem neuen König thum kaum erwarten können. Unter den gegenwärtigen Umständen wird in Frankreich nicht sowohl Heinrich V. herrschen, als die Geist lichkeit und die Jesuiten, in deren Grundsätzen er erzogen ist. Und die Prinzen des Hauses Orleans, die nach dem kinderlosen Bourbon »ur Regierung kommen werden, flößen «ns eben so wenig Vertrauen «in. Sie sind geistig begabter, als der Enkel Karl'S X., aber sie find mehr oder weniger Chauvinisten, die mit Vergnügen den Nachekrieg auf ihr Banner schreiben werden. Sie gleichen dem Herzog von Or leans, dem Vater des Grafen von Paris, der vor dreißig Jahren durch einen Sprung aus dem Wagen umkam. Er hintcrließ eine Denkschrift, die dahin ging, daß die Orleans erst dann sich auf dem Throne Frankreichs befestigen würden, wenn sie ihm das linke Rhein ufer zur Morgengabe dargebracht hätten. Jetzt werden die Orleans vorerst wohl nur von Elsaß und Lothringen reden, aber — der Appetit kommt beim Essen. Der österreichische Reichskanzler hat nach seiner Rückkehr von der Gemsjagd eine Zusammenkunft mit dem türkischen Gesandten gehabt. Ob der Conflikt mit der Türkei etwas freundlichere Formen angenommen hat, wird noch nicht gemeldet. Die Honved-Armee wird Oesterreich-Ungarn jedenfalls nicht in Bosnien einrücken lassen, die Nachgiebigkeit der Türkei steht wohl zu erwarten, da die ganze europäische Diplomatie der Ansicht ist, daß die Türkei Oesterreich eine Gcnugthuung schuldig ist. Doch droht ein neuer Conflikt im Oriente. Der rumänische Gesandte in Constantinopel weigert sich, ein versiegeltes Schreiben de« GroßvezierS an dm Fürsten von Ru mänien zu befördern. Die Pforte hat Wind bekommen, daß Rumä nien sich unabhängig von derTürkei erklären will und erhebt Gegen vorstellungen, aber der rumänische Gesandte verlangt Abschrift von denselben. Diese» Verlangen hat im Divan geradezu verblüfft. Wie sich der Knoten lösm wird, sind wir gespannt zu vernehmen; jeden falls befindet sich der kranke Mann im Osten jetzt recht sehr unwohl. Um so wohler läßt e« sich der Herzog von Gotha mit dem Schmalkaldener Walde sein, den er für ferne Betheiliguna an der Schlacht von Langensalza, der er in Gotha beiwohnte, 1866 von Preußen erhalten hat. Das erbauliche Treiben der durchlauchtigsten Förster bitten wir unter „Tagesgeschichte" nachzulesen. Locale» «n» GSchstsche». Da» neueste Bulletin lautet: Pillnitz, 18. Oktober, Mittags 12 Uhr 26 Min. Eine Veränderung im Befinden Sr. Mai. de« König« ist seit gestern nicht eingetrrten. Die Krankheits erscheinungen sind forwauernd besorgnißerregend. vr. Fiedler, vr. Ullrich, vr. Brauer. — Der Professor der Aegyptologie, vr.xlül. Eber« zu Leipzig, hat dm kaiserlich türkischen Medschidie - Orden dritter Elaste er halten. — Die Deputationen der 1. Kammer sind also zusammenge setzt: 1. Deputation Geh. Rath von König, Vorstand ; Bürgermeister Müller und Hennig, AppellationSgerichts-Präsident v. Criegern und Graf zur Lippe. 2. Deputation: Se. König!. Hoh. der Kronprinz, Vorstand; Oberbürgermeister Photenhauer; Landesältester Hempel, Kammerherr v. Erdmannsdorff, Kammerherr v. d. Planitz, Präsident Rülke, v. Böhlau, Bürgermeister Löhr und Rittergutsbesitzer Seiler. Die 3. Deputation: Graf Hohenthal, Vorstand; Freiherr v. Ferber, Sahrer v. Sahr, Bürgermeister Clauß und Graf Rex; die 4. Depu tation: Obermundschcnk v. Mctzsch, Vorstand; Freiherr v. Burgk, Rittergutsbesitzer Meinhold, Advokat Deumer und Bürgermeister Martini. — Als Vorstände der 3 Deputationen der 2. Kammer find ge wählt worden: Vicepräsident Streit, Abgg. Oehmichen und Gebert. — In unserem gestrigen Berichte über die DeputatlonSwah- len der 2. Kammer war behauptet worden, der Slvg. Sachße sei von der Linken nicht alö Candidat accevlirt worden. DIeö ist je doch nicht richtig. Allerdings haben sich die Nationalliberalen gegen die Wabl Sachße'S in irgend eine Deputation gesträubt; aber die" - . einigten sich die'48 Stimmen von der «Een und der Fort schrittspartei aus den Abg. Eachße. — Vom Landtag«. (Da« Budget. Fortstzg.) Die Leipziger Zeitung, bei welcher einerseits die Setzer- und Arbeitslöhne gestiegen, andererseits die Inseratenpreise erhöht sind, bringt jährlich 101,300 Thlr. Bruttoertrag, ihr Aufwand beträgt 84,780 Thlr., so daß sie 16,520 Thlr. Ueberschuß gewährt (2180 Thlr. weniger). Dies erklärt sich theils durch Erhöhung derHonorare der Couespon- dentm, da die Leipziger Zeitung bisher mit die niedrigsten Honorare zahlte, theils durch Einkauf ihrer NedactionS- und ExpeditionSbeam- tcn in eine Lebensversicherung«gesellschaft. Die Floß- und Holzhof nutzungen bringen bei 200,000 Thlr. Bruttoertrag 13,700 Thlr Relngewinn (11,800 Thlr. mehr), infolge gestiegener Holzpreise; die Chaussee- und Brückengeldabgabe bei 301,000 Thlr. Bruttoertrag einen Nettoüberschuß von 225,000 Thlr. Die Zinsen von Activ- kapitalien bringen dem Staate 1,144,000 Thlr., die Gerichts- und Canzleisporteln 53,000 Thlr. ein. Die Landeslotterie hat bekannt lich ihren Betrieb erhöht. Sie soll jetzt 100,000 Loose mit 4,650,000 Thlr. Einlage und Gewinn bei 12^ Procent Abzug debitircn, was nebst der Einnahme aus der Lotteriedarlehnskaste einen Bruttoüberschuß von 1,213/00 Thlr. ergiebt. Dem steht ein Aufwand von 343,500 Thlr. gegenüber, so daß der Reingewinn der Staatskaste auf 870,000 Thlr. sich beläuft (51,480 Thlr. mehr). Auch die Grundsteucreinheitcn sind im Steigen begriffen, man er wartet für jeden Stcuertermin ein Steigen um 144,000 Einheiten, so daß 59,650,000 Grundsteuereinheiten L 9 Pfg. auszuschreiben sind, die 1,789,500 Thlr. Bruttoeinnahme geben. Der sehr be trächtlich vennehrte Regieaufwand beläuft sich auf 100,740 Thlr., so daß die Grundsteuern 1,694,260 Thlr. (16,390 Thlr. mehr) er geben werden. Dasselbe gilt von der Gewerbe- und Personalsteuer. Das Solleinkommen nach Catastern und Rentenrollen wird auf 1,870,000 Thlr. veranschlagt. Die Gewerbe- und Personalsteuer steigt im Ertrage fortwährend, so daß derselbe für jedes der nächsten Jahr« um nicht weniger als 467,000 Thlr. erhöht angesetzt werden konnte, so daß sie 1,766,000 Thlr. der Staatskaste cinbringcn wird. Hingegen ergeben die Zölle und Verbrauchssteuern eine Minderein nahme um 34,900 Thlr. Zwar erhöht sich die Schlachtsteuer um 84,000 Thlr. auf 950,000 Thlr. und der auf Sachsen fallende Er trag bei der Branntwein-, Biersteuer und dergl. um 29,000 Thlr. auf 438,000 Thlr., hingegen steigen auch die VerwaltungSkosten, so daß von den Zöllen und Verbrauchssteuern, die 1,440,OM Thlr. betragen, diesmal nur 578,OM Thlr. der Staatskaste zufließen. Umgekehrt erhöhen sich die Erträge der Stempelsteuer. Die Stem pelpapiere und Stempelmarken bringen 400,OM Thlr. (60,OM Thlr. mehr), der Spielkartenstempel 35,000 Thlr., der Kalender stempel 11,000 Thlr. Die Bruttoeinnahme vom Stempel beträgt 462,OM Thlr., der Aufwand 13,5M Thlr., der Reingewinn der Staatskaste 448,500 Thlr. Damit schließt das Einnahmebudget, besten Hauptziffer 1b,510,OM Thlr. beträgt. (Forts, folgt.) — Zur Deckung des außerordentlichen Staatsbudgets (Bauten aller Art) beantragt die Regierung vom Landtage die Aufnahme einer neuen sächsischen Anleihe im Betrage von 12 Millionen Thaler. Dieselbe soll zu 4^ «/§ verzinst und im Lauf« der Finanz- Periode 1874/75 ratenweise begeben werden. — Das Finanzministerium hat beschlossen, den Betrieb auf der StaatseilenbahnÄuie Löbau-EberSbach, nachdem dieselbe voll endet ist, am 1. November dieses Jahres eröffnen zu lasten. In Dürrhennersdorf ist eine Haltestelle für den Personen- und den Güterverkehr. — Meteorologische Notizen und Andeutung de» Wttterungsganges. Wärme-Unterschiede, Axendrehung der Erde und Electricitäts-Vorgänge sind die Ursachen der Luftb e- wegung überhaupt. Das Äufsteigen der warmen Luft, das von Westen nach Osten erfolgende Eindringen der an der Erdoberfläche befindlichen Gegenstände in die Luftmasse der Atmosphäre und die plötzliche Verdichtung jdes atmosphärischen Wasserdampfes bei in Blitzen sich kundgebmden Entladungen elektrischer Wolken, bewirken schwächere oder stärkere Luftbewegung von kaum wahrnehmbarem Zug mit etwa l/, Meter Sekunden-Geschwindigkeit bis zum heftigsten Orkan, welcher m einer Sekunde 60—70 Meter durcheilt. Zu die sen allgemeinen Ursachen der Entstehung, Stärke und Richtung de« Windes treten locale Einflüsse, z. B. durch Meer und Festland,' Berge und Thäler, Sandebenen und Waldungen u. s. w. Abge sehen von den veränderlichen Winden in klesnen Bereichen herrscht überhaupt ein gleichsam pendelartiges Schwanken der Windrichtung in größeren Bereichen, so in Ost-Europa, zwischen Nordost, Nord und Nordwest, an der Westküste von Mittel- und Süd-Europa zwischen Nordwest, West und Südwest, an der Küste von Norwegen zwischen Süd, Südwest und West, im Atlantischen Ozean an der' Ostküste von Nordamerika ebenfalls zwischen Süd, Südwest und. West. Diese Schwankungsrichtungen und Größen sind auf den Meeren fast an allen zugänglichen Orten erforscht worden. — In dieser Woche wird zunächst westliche Windrichtung eintreten und allmälige Bewölkung de« Himmels verursachen, dann wird bei weiterer Fortschreitung der Windrichtung nach Norden rauh«' Witterung entstehen. — Der volkSwirthschaftliche Artikel der heutigen Sonntags- Beilage behandelt den Beruf, welcher der Kirche in den gegenwär tigen socialen Wirren zusteht. — Die erwähnten Unregelmäßigkeiten, welche sich der Be zirkssteuerinspector Bleßner in Chemnitz, der sich durch Cyankalium vergiftet, hat zu Schulden kommen lasten, bestanden hauptsächlich darin, daß er Kastengelder gegen Zinsen auslieh und letztere in sei nem Nutzen verwendete. So war es zuletzt eine Summe von 1500 Thalern, die er auf diese Weise auslich, als ihn die plötzlich angeord nete Kaffenrevision überraschte, deren Ergebniß zur Einleitung der Untersuchung wider ihn und zur Verhaftung führte. Da sich Bleßner in «Uig geordneten Vermögen«verhältniffen befunden ha ben soll, so erscheint es nicht unglaubhaft, daher, wie versichert wird, vollen Ersatz hätte leisten können, dieser Ucnstand aber ihm bei der Bestrafung sehr zu Statten gekommen sein würde. — Die schmachvollen Betrügereien des Banquier Victor Blachstein haben nicht nurHunderte von Menschen um ihr Vermögen ganz oder theilweise gebracht, sondern auch einem völlig unbescholtenen Mann 5 Wochen seine Freiheit gekostet. Bekanntlich wurde der Prokurist des bankerotten Thüringer Bankvereins, Herr Grießbach, kurz nach Ausbruch der Katastrophe verhaftet. Derselbe war von Blachstein veranlaßt worden, mit ihn, einen Ausflug nach der Wie ner Weltausstellung zu unternehmen. Dort hat sich Blachstein plötzlich von ihm zu trennen gewußt., Herr Grießbach ist aber sofort nach Dresden zurückgekehrt. Leider hat diese gemeinschaftliche Reise Herrn Griehbach in ein, wie sich jetzt hcrausgestellt hat, völlig fal sche» übles Licht gebracht. Die kgl. Staatsanwaltschaft hier ordnete seine Verhaftung an. Obwohl nun mit der größten Gewissenhaf tigkeit die Untersuchung gegen ihn eingcleitet wurde, so hat sich doch ergeben, daß auf Herrn Grießbach auch nicht der Schatten eines Verdachts fallen kann. In Folge dessen ist die Untersuchung gegen ihn eingestellt, er selbst auf freien Fuß gesetzt worden. Herr Grieß bach genießt in seinen Kreisen den Ruf eines Ehrenmannes in vollem Maße und man bedauert ihn allgemein, daß er das unschuldige Opfer eines Mißverständnisses geworden ist. Mögen die auswär tigen Blätter, die unsere Notizen gegen ihn nachgcdruckt haben, auch dese Ehrenrettung Grießbach's zum Abdruck bringen. — In ihrer Nr. 169. brachte die „DreSdn. Presse" einen Artikel, die Publikation des Volksschulgesetzes auf Grund des tz 92 der Verf.-Urkunde betr. Das kgl. sächs. Justizministerium fand in demselben Beleidigungen gegen die kgl. sächs. Staatsrcgierung und stellte Strafantrag, in Folge dessen die Redacteure Dr. Döhn und E. Neumann jeder zu vier Wochen Gefängniß verurtheilt worden sind. Beide haben aber Berufung gegen dieses Urtheil eingewandt. Wenn nicht Ausschluß der Oeffentlichkeit besonders beantragt wird, so dürfte die zweitinstanzliche Verhandlung öffentlich werden. — Auf der Blasewitzerstraße und in der Nähe der Reichs straße fanden am 16. d. zwei Carambolagen der Pferdebahn, s) mir einer Droschke, b) mit einem Ziegel-vagen der Blasewitzer Ziegelei statt. In beiden Fällen befanden sich die Fuhrwerke wiederum auf: dem beliebten Bahngleise und trotz PfeifenS geschah die Ausweichung zu spät. Die Droschke ist genügend bestraft, sie wurde schlimm zuge richtet. Da Polizei nicht immer vorhanden und das Raisonniren der Pastagiere wirkungslos ist, die durch die feindselige Stimmung der Fuhren gegen die Bahn an Leben und Gesundheit bedroht werden, so bleibt nur eine Hilfe: daß die Fuhreigenthümer die Kutscher un- bedingt jeden Schaden bezahlen lasten. — Am 6. Ziehungstage erhielt die Collection von Jul. Schatz, Landhausstraße 6, 5000 Thlr. auf Nr. 52950. — Ein hiesiger Markthelfer, der in diesen Tagen von seinem Prinzipal den Auftrag erhalten hatte, eine Rechnung seines Hauses einzuziehen, hat es vorgezogen, nach Ausführung dieses Auftrages mit dem erhaltenen Geld-Betrage, anstatt ihn an seinen Prinzipal abzuliefern, das Weite zu suchen. — Nachdem bereit« in der Nacht vom 16. auf den 17. d. M. ziemlich stark der Reif gefallen, hat es in der Nacht zum 18. an' ungeschickten Orten Eis gefroren und die weicheren Sommerblumen geknickt.