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Sonnabend, den 21. Juni 1902. Nr. 141. 52. Jahrgang. «rschriut Jufevtr l-den Wochentag abends für den folgenden Tag und VMW MM -M M MV nehmen außer der Expedition auch die AuStrager auf kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1^6 MM 7M M MM dem Lande entgegen, auch befördern die Anvoncen- durch die Post Mk 1,82 frei in'S Haus. Expeditionen solche ju Originalpreifen. für Hohoustein-Gimstthal, OüMnngmitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Hermsdorf, Zangcnberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. A 21 fntsblcrtt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Hohenstein-Ernstthal. Grgcrrr aller Genreinöe-VertValtrrngerr ösr urnlregenöen Ortschaften. König Albert j Lib/IIsnofl, 19. 1uni, ^bencls. IVIsjestZI völlig ist deute 8 0d>- 5 Miauten 53M uucj >-udig ve^sediecien. das Scepter des Sachsenlandes fürderhin in die Hand geben wird. Mit König Albert von Sachsen ist der letzte Heerführer aus dem deutsch-französischen Kriege, der letzte Ritter des eisernen Großkreuzes dahingegangen. Die Popularität, welche König Albert nicht nur in seiner sächsischen Heimath, sondern im ganzen deutschen Vaterlande genoß, war eine wohlverdiente. Es war nicht nur die schlickte, gewinnende Einfachheit, die ihn anszeichnete und ihm die Herzen eroberte. Für das deutsche Volk war und blieb er der ruhmgekrönte Sol dat, der Feldherr, der sich unvergängliche Verdienste um die Einigung des deutschen Vaterlandes erworben hat. Und diese Verdienste waren nicht nur militäri scher Natur. Wie sich König Albert nach der Ent scheidung des Jahres 1866 ohne Rückhalt auf die Seite Preußens stellte, wie er im Kriege gegen Frank reich sich als ein genialer Heerführer erwies und im Felde die Kaiserkrone schmieden half, so ist er auch nach der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches ein Hort nationaler Gesinnung geblieben. Ihm vor allem ist es zu danken, wenn in Sachsen der Partikularis- mus niemals eine Stätte gefunden hat. König Albert wurde am 23. April 1828 als Sohn des damaligen Prinzen und späteren Königs Johann in Dresden geboren. Seine Mutter war die Schwester des damaligen Königs von Bayern. Der junge Prinz genoß eine außerordentlich sorgfältige Erziehung, doch wandten sich seine Neigungen vorwie gend der militärischen Laufbahn zu, dis er mit 15'/, Jahren begann, indem er als Leutnant beim Leib- Jnfanterie-Regiment c ntrat. Seine ersten Waffen- rhaten verrichtete er 1849 im Feldzuge gegen Däne mark, wo er bei Düppkl die Feuertaufe erhielt. Schon damals sagte ihm kein Geringerer als Graf Moltke eine glänzende militärische Laufbahn voraus. In der darauf folgenden langen Fr edenszcit durchlief der Prinz schnell alle militärischen Rangstufen, ohne jedoch bei feiner angestrengten militärischen Thätig- keit die Vorbereitung auf seinen staatsmännischen Beruf zu versäumen. Im Jahre 1853 vermählte er sich mit der Prinzessin Karoline von Holstein-Gottorp- Wafa, mit der er in außerordentlich glücklicher, wenn auch kinderloser Ehe gelebt hat. Als der Krieg von 1866 ausbrach, wurde der unterdeß Kronprinz gewor- d ne Albert Kommandant der mobilen sächsischen Ermes. Es ist bekannt, mit welcher Umsicht und Tapferkeit er sie geführt hat, und daß er der preußi schen Armee mehr als irgend ein Anderer zu schaffen gemacht hat. Der Krieg von 1870 zeigte ihn auf der Höhe seines militärischen und strategischen Ruhmes. Kron prinz Albert führte sein Armeekorps in das Feld und wurde nach dem glänzenden Siege bei Gravelotte zum Kommandeur der Maas-Armee ernannt. Mit dieser schlug er am 30. August die Franzosen bei Beaumont und besiegelte damit das Schicksal Napoleons und seiner Armee, die in Sedan eingefchlofsm und dort zur Kapitulation gezwungen wurde. Auch bei der Belagerung von Paris entwickelte er eine umfassende und erfolgreiche Thätigkeit und wurde nach der Ueber- gäbe von Paris mit der Führung aller deutschen Streitkräfte vor Paris beauftragt. Außer vielen an deren glänzenden Auszeichnungen wurde ihm das eiserne Kreuz zweiter und erster Klaffe und das Großkreuz des eisernen Kreuzes als Anerkennung für feine glän zenden Waffenthaten verliehen. Am 11. Juni 1871, wo er an der Spitze der sächsischen Truppen in Dres ¬ den einzog, erhielt er die Ernennung zum General- seldmarschall. Als er am 28. Oktober 1872 den sächsischen Thron bestieg, legte er seine militärischen Kommandos nieder und behielt nur seine Chefstellen, doch hat er in seinem Interesse und in seiner Fürsorge für die Armee niemals nachgelassen. Und doch waren seine Interessen nichts weniger als einseitig, sie wandten sich nicht minder der Förderung von Handel und Ge werbe, Kunst und Wissenschaft zu. Seinem Volke ist König Albert immer ein gütiger und gerechter Landes vater gewesen und er brachte allen öffentlichen Ange legenheiten lebhafte Teilnahme entgegen, wenn er auch in der inneren Politik stets eine wohl abgewogene Zurückhaltung an den Tag gelegt hat. Sowohl in e-er Geschichte, wie im Herzen des deutschen Volkes hat der Fürst sich ein Denkmal gesichert, das dauern der sein wird, wie diejenigen, die man dem Könige aus Erz errichten wird! Die Thronfolge in Sachsen geht, da Köniz Albert keine Leibeserben hinterlassen hat, auf seinen Bruder, ven am 8. August 1832 geborenen Prinzm Georg über. König Georg von wachsen. König Georg von Sachsen darf, wie wir einem Lebensbild im „Leipz. Tgbl." entnehmen, auf eine lichte und freudenvolle Kindheit und Jugend zurück- blicken. Es ist kein abgesperrtcs, durch höfische Eti- q rette eingeengtes Leben gewesen, das die jungen Söhne des Prinzen und nachmaligen Königs Johann führen dursten. Die Strenge in der Ausbildung machte fröhlicher Ungcbundenheit Platz, wenn die Pflichten gewissenhaft erfüllt waren. Dann sahen die Rasenflächen des Schlosses Weesenstein fröhlich sich tummelnde Knaben, unter gleichaltrigen Genossen als den fröhlichsten einen den neuen König Georg. Je mehr die Jiinglingsjahre vorschritten, desto mehr drängte die militärische Ausbildung auch bei Prinz Georg sich in den Vordergrund. Aber die Wissen schaft wahrte daneben ihre Rechte. 17 Jahre alt, ward Prinz Georg Bonner Student. Des Königs Georg militärische Erziehung ist eine unzemein sorgsame und vielseitige gewesen. Die ersten Dienstjahrc sahen den Prinzen Georg bei verschiedenen Truppenthcilen Dienst thuend, so 1847 bei dem Gardereiter-Regimente, 1851 bei der Fußartillerie und 1852 bei der reitenden Artillerie. Bei dieser wurde er zum Hauptmann befördert. 1854 erfolgte seine Beförderung zum Major und wenige Monate später zum Kommandeur des 3. Jäger-Bataillons. Im März 1858 ward er Oberst, gegen den Schluß d:s Jahres 1861, nachdem er länger als ein Jahr Kom mandeur des Gardereiter-Regiments gewesen, General major und als solcher Führer der ersten sächsischen Reiter-Brigade. — Am 19. Juni 1866, 4 Tage nach der Kriegserklärung Preußens an Sachsen, führte Prinz Georg die damals von ihm befehligte erste sächsische Reiterbrigade nach Böhmen, um mit dem ächsischen Korps zur österreichischen Nordarmee zu stoßen. War bei Königgrätz, wo Prinz Georg an der Spitze des Garderener-RegimeM stand, auch kein Siegeslorbeer infolge der überlegenen Macht des Feindes und feiner besseren Bewaffnung zu erwerben, den Ruhm des tapferen, unerschrockenen und umsich tigen Truppensührers hat Prinz Georg von diesem 3. Juli des Jahres 1866 au an seinen Namen ge knüpft. Die kluge und besonnene RückzuaSdeckung und der Marsch seiner Brigade durch die Kleinen Kar pathen nach Wien erweckte auch die Anerkennung deS Feindes, die besondere aber seines königlichen Vaters und dessen kaiserlichen Verbündeten: SachfenS und Ö sterreichs Tapferkeitsorden, der sächsische St. Heinrichs- Orden und das österreichische Militär-Berdienstkreuz mit Schwertern, lohntet Tapferkeit und Umsicht. Die nächsten Friedensjahre stellten namentlich an die letztere Hohe Ansprüche. Der Krieg hatte eine vollkommene Umformung des sächsischen Heeres zur Folge, und d:ese fi-l dem im Dezember 1866 zum Generalleutnant ernannten Prinzen Georg zu. Die glänzende mili tärische Begabung erwies sich hier aufs Neue: Inner halb zweier Jahre war die Umformung vollendet und chr Schöpfer konnte den Dank des Königs Wilhelm l., des neuen Bundesfeldherrn, 1868 in Dresden ent- zeaennehmen. Als Kommandeur der 1. sächsischen Infanterie- Division führte Prinz Georg 1870 seine Sachsen im ersten Treffen gegen St. Privat. Nie wird dieser Helden- und Ruhmestag aus der sächsischen Kriegs geschichte schwinden, und als auf dem leichenbesäeten Schlachtfelds zwischen Roncourt und St. Privat, auf das nach dem Sinken des Tagesgestirns die Flammen der brennenden Dörfer ihren gluthrothen Schein warfen, Kronprinz Albert und Prinz Georg, die beiden H'lden- brüder, einander trafen und mit festem, brüderlichen Händedruck einander beglückwünschend begrüßten, da scholl ihnen, wo Sachsenherzen noch schlugen, begeisterter Jabel entgegen. Willige Tage später übernahm Prinz Georg den Oberbefehl über das ganze sächsische Armee korps, führte es bei Beaumont, bei Sedan, vor Paris and vor Allem an dem blutigen, heißen, unvergessmen Tage von VillicrS-Brie°sur°Marne von Sieg zu Sieg und bewies auch hier wieder seine persönliche U.e.- schrockenheit wie seine hervorragenden Führerga' r. Hohe und verdiente Ehren brachte dieser Krieg d m Prinzen: Er ward zum General der Infanterie, rum Chef deS sächsischen Schütz mrsgiments Nr. 108, "as unter den Augen des Prinzen btt Villiers sich heben Ruhm erworben, und zum Chef des von seinem Todes :!t aus Vionville allen unvergeßlich gewordenen altmar- kischen Ulanenregiments Nr. 16 ernannt. Die höchsten Kriegsordeu aber, die Preußens, Sachsens und Würt tembergs Herrscher zu verleihen hakten, mit ihn.n schmückten sie die Brust des tapferen Srch'en-Führi.rS. Hatte Prinz Georg nach Beendigung des Krieges mit Frankreich den Befehl über das sächsische Armee- korps in die Hände seines Bruders zurückgelegt, io empfing er das Kommando desselben aufs Neue, als Kronprinz Albert am 28. Oktober 1873 den Thron bestiegen hatte. Keinen b.sseren Händen konnte es an vertraut werden! In unermüdlicher Thätigkeit leitete, förderte er die Ausbildung der Trnpvcn urd ''eine Thätigkeit als Inspekteur der aus dem 5., 6. und 12. Armeekorps bestehenden 2. Armee-Jnfpeküon hat er zu wiederholten Malen vor der gesammle: miliiäri che: Welt den hohen und lauten Dank dG Kaisers g:fu-> den. In welchem Maße SachfenS j rsiger König aU Arm-esührer bewundert, als Vorgewtzke: von feu er Untergebenen verehrt und von dem K ver wie nen seinem königlichen Bruder geschätzt wurde, das rüg e daS 50jährige Milnärjubiläum der Punzen G.or: am 8. Mai 1896. Der Kaiser sandte ihm das Eich :> laub zum Orden Uvur Io merita n: d p.-ach ihm le hohen Wollen in einem Hntt'chrewen die Anerkwv- Sachsens Volk steht an der Bahre feines geliebten und hochverehrten Königs. König Albert ist von hinnen gerufen und das zur traurigen Wahrheit geworden, was wir in den l tzten zwei Jahren schon mehrmals zu fürchten hatten und doch von innigsten Wünschen und Hoffnungen beseelt, so gern in die fernste Zukunft hinaus gerückt gesehen hätten, was wir noch in den letzten Tagen mit immer neu sich belebendem Hoffen uns erspart glaubten, es ist mit der furchtbaren Unerbittlichkeit des Schicksals an uns herangetrcten. Und die übrigen deutschen Stämme reichen uns die Bruderhand mit dem warmen Drucke, der auch vom innersten Herzen g-ht. Auch sie haben bewundernd und voll Liebe zu dieser königlichen Heldengestalt, zu dem maßvoll abwägenden Weisen aut dem sächsischen Throne empor- gcfchaut. Ja, uns ist ein Herrscher entrissen, der uns wie ein Vater vor dem Herzen stand, der deutschen Na:ion aber ein Bundesfürst glorreichster Vergangen heit, unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich. Schwer, o nur zu schwer wird es uns, an diese allerbitterste Wirklichkeit zu glauben, uns in diese harte Prüfung zu sügen! Mit dem 29. Oktober dieses Jahres hätten sich 29 Jahre erfüllt seit der Thronbesteigung des Ber- ewigten. Wie klar und lichtvoll liegen diese 29 Jahre vor unseren Augen! Wie fragend blicken wir nun hinaus in das Dunkel der Zukunft! Was uns hierbei Licht und Trost bietet, das ist die feste Ueberzeugung, daß die Arbeit, die Herrscherfürsorge und -Weisheit eine volle Generation unseres Volkes zur Höhe ihrer Entwickelung geführt, in dieser zugleich die Kraft großgezogen hat, das Lebenswerk König Alberts zu pflegen und weiter zu fördern, und daß König Albert den Geist stillwaltender Thätigkeit, nie rastender Herrschersorge, abwägender und einsichtsvoller Duld samkeit auch seinem Nachfolger eingeflößt bat und in diesen Tugenden nicht nur ihm, sondern für alle Zetten ! das Vorbild auch denen sein muß, denen das Schicksal