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MKdiMÄWbU Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das . Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 AM., bei Postbestcllung L RM. zuzüglich Abtrag- - s» gebühr. Einzelnummern WRpfg.AllePostanstalten Wochenblatt für Wtlsdruff u. Umgegend PostbotenundunsereAus. träger und Geschäftsstellen — nehmen zu jeder Zeit De- ftellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonst. Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oderKürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gcs; a!tcne Raumzeils 20 Rpfg., die «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Aeichs- pfennige, die 3gespaltene Reklamczeile im ter iichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Oktober 1930 Oer Reichssparhaushalt. „Die Neichsregierung hat den Haushalt des Reiches für das Jahr 1931 verabschiedet," — und siehe da: zum erstenmal seit 1924, also seit der Stabilisierung unserer Währung, sollen die Ausgaben nicht steigen, wie sie es seit dem alljährlich getan hatten. Bis auf über 12 Milliarden waren sie ja schließlich geklettert und hatten damit eine Höhe erreicht, die jene des Jahres 1924 um 75 Prozent überstieg. Kürzlich eingeführte Sparmaßnahmen drückten dann die Ausgaben wieder etwas unter die 12-Milliarden- Grcnze herunter. Der neue Haushalt nun, der auf der Einnahmen- und der Ausgabenseite mit 10,5 Milliarden ausgeglichen ist, wurde nun aber von der Reichsregierung so aufgebaut, als seien alle ihre Gesetzentwürfe über die Finanzreform bereits angenommen. Diese stellen eine Einnahme- verminderuugfür das Reich von rund 600 Millionen dar, die dann noch auf 1458 Millionen einerseits durch den Rückgang bei den Steuern und Zolleinnahmen um 700, an dererseits durch den Fortfall des Verkaufs von Reichsbahn obligationen um 150 Millionen steigt. Wenn nun das Reich aber mit einer Mindereinnahme von 1458 Millionen zu rechnen hat, müssen natürlich auch auf der Ausgaben- feite entsprechende Herabsetzungen erfolgen. Unter diesen Streichung en sind ein paar sehr er freuliche: die im jetzt laufenden Haushaltsjahr noch not wendig gewesene Zahlung von 70 Millionen Besatzungs kosten fällt künftig fort, ebenfo die Kosten des Ministeriums für die besetzten Gebiete; das sind schon 88 Millionen. Der größte Ausgabenrückgang erfolgt bei der Arbeitslosenver sicherung; sie soll vom 1. April nächsten Jahres ab fast ganz auf eigenen Füßen stehen und so sind im Reichshaushalt 500 Millionen gestrichen worden. Weniger erfreulich ist, daß der jährliche Zugang neuer Anträge auf Kriegs beschädigtenunterstützung gesetzlich abgeschnitten worden ist, so daß auch hier 30 Millionen gegenüber dem Vorjahr in Wegfall kommen. Das ist allerdings nur eine fortge fallene Mehrausgabe, keine Ersparnis im eigentlichen Sinne. Die Länder freilich werden nun den neuen Haushalt nicht gerade mit freundlichen Augen ansehen. Bekanntlich erhalten sie 70 bzw. 75 Prozent des Ertrages gewisser vom Reich erhobener „überweisungs"steuern und da die Ein künfte hieraus beträchtlich niedriger angesetzt sind, kriegen die Länder — und von ihnen die Kommunen — ent sprechend weniger, nämlich 288 Millionen. Hinzu kommt ein weiterer Abstrich von 100 Millionen. Allerdings er folgt ein gewisser Ausgleich durch die Überlassung der Be steuerung aller Einkommen unter 8000 Mark an die Länder und Gemeinden, — aber das soll erst noch Gesetz werden. Zu den 169 Millionen Ersparnisse, die vor kurzem schon iu den diesjährigen Haushalt eingesetzt wurden und bei behalten werden, treten noch neue im Betrage von 250 Millionen. Darunter befindet sich nun aber — neben 130 Mil lionen an Abstrichen bei den bisherigen Sachausgaben — die außerordentlich umstrittene „K ü r z u n g der G e h ä l - ter und Pensionen um 6 Prozent". Auf der Tagung des Deutschen Beamtenbundes in Berlin, die in der vergangenen Woche stattgefunden hat, stand der Gesetzentwurf über die Kürzung der Veamten- gehälter so ziemlich im Mittelpunkt der Diskussionen und in einer Endentschließung ist er abgelehnt worden, weil die Bemessung der Freigrenze — 2000 Mark Gehalt — zu niedrig sei und weil mit einem Ausgleich der Gehalts kürzung durch einen entsprechenden Preisabbau, wie ihn die Reichsregierung verspreche, nicht gerechnet werden könne. Nun liegt, wie gesagt, erst ein Gesetzentwurf vor, der diese Kürzung ab 1. A p r t l l 9 3 1 vorsieht; seine End gestaltung und die Entscheidung darüber, ob er angenom men oder abgelehnt wird, steht also noch aus Erwähnt werden möge^ dabei übrigens noch, daß von einigen Ländern recht erhebliche Anstrengungen gemacht worden sind, den Ertrag dieser Gehaltskürzung, also die 120 Mil lionen, in die Kassen der Länder zu leiten; die Reichs regierung hat das aber abgelehnt. Man wird um die Jahreswende, wenn auch dieser Gesetzentwurf voraus sichtlich den Reichstag beschäftigen wird, auch wohl genauer sehen, ob und welcheErgebnissedieBemü Hun gen der Neichsregierung und der Wirt- fchaft um den Preisabbau gezeitigt haben Nachdem ebenso der Reichstag bezüglich seiner Diäten wie eine Reihe von Ländern hinsichtlich der von ihnen gezahlten Ministergehälter eine teils freiwillige, teils unfreiwillige Gehaltskürzung um 20 Prozent und darüber beschlossen haben, sind nun auch die Reichsminister auf diesem Wege gefolgt: auch sie werden sich ab 1. November 20 Prozent Gehalt weniger auszahlen lassen, ohne erst darauf zu warten, welches Schickfal der Gesetzentwurf über die all gemeine Kürzung haben wird. Übrigens stellen diese 120 Millionen, die durch die sechsprozentige Kürzung der Beamtengehälter erspart werden sollen, eine Summe dar, die fast genau so hoch ist wie der Ertrag aus der 2,5prozen- tigen Beamtenreichshilfe; die Regierung hat ihr bei Ein führung dieser Steuer gemachtes Versprechen auch ein gehalten: diese „Reichshilfe" fällt mit dem 1 April 1931 fort und es bliebe gegenüber der bisherigen Belastung nur eine Differenz von zwei Millionen durch die beabsichtigte sechsprozentige Gehaltskürzung. Ein neuer surWrer GriibemM Grubenkatastrophe im Gaargebiet. Etwa 115 Tote. Kaum hatte sich die Erde über den Opfern von Als dorf geschlossen, als die Welt von neuem mit der Nachricht von einer neuen Grubenkatastrophe in Schrecken und Er regung versetzt wurde. Auf dem Maybach-Schacht bei Friedenthal, etwa 15 Kilometer nördlich von Saarbrücken, hat sich eine schwere Schlagwetterexplosion auf der vierten Sohle ereignet. Diese Schlagwetterexplosion ist eine der größten Grubenkatastrophen, die sich jemals im Saargebietereignet habe». Die Grube zählt eine Belegschaft von 3000 Mann; zur Zeit des Unglücks Ware» 778 Bergleute eingefahren, von denen kurz nach dem Unglück 640 äusgefahren sind. Man mutz leider damit rechnen, daß etwa 115 Bergleute bei der Explosion den Tod gefunden haben. Bis Sonntag vormittag befanden sich 85 Tote über Tage. Etwa 30 Mann waren noch in der Tiefe und lagen auf dem letzten Bremsberg, der kaum befahren werden kann. Die Hitze und die Schlagwetterschwaden an dieser Stelle machen die Arbeiten der Rettungsmannschaften außerordentlich schwer, die mit ihren Apparaten nur lang sam vorwärtsdringen können. Es ist so gut wie auSge fchlossen, auch nur einen lebend zu bergen. Sämtliche im Saargebiet befindlichen Bergwerke sind durch den Versailler Vertrag bis auf weiteres in den Besitz des Französischen Staates übergegangen. Doch gelten die deutfchen Bergbaubestimmungen nach wie vor, wenigstens nach dem Stande vom 11. Oktober 1918. Deutschland hat im Falle einer günstigen Volksabstim mung, die im Jahre 1935 stattfindcn fall, und an deren Ausgang niemand zweifelt, das Recht, die Bergwerke samt und sonders zurückzukaufen. Der Rückkaufpreis wird durch ein gemischtes deutsch-französisches Expertenkomitee unter dem Vorsitz eines Unparteiischen, den der Völker bundrat ernennen soll, festaefetzt. yökkrncm o77^en.LL 7/7-7/?- 67^7^7 * riveisküctzM r/LrsNil 7 l,.-. Karte des Schauplatzes der Grubenkatastrvphe auf der Schachtanlage Maybach bei Friedrichsthal (Saargebieü. Schwere Mtiungsarbeiien. Die Schilderungen von zur Ruhe gezwungenen Ber gungsmannschaften geben ein Bild von der heldenhaften Arbeit, die von diesen braven Knappen geleistet werden muß und von dem furchtbaren Anblick, der ihnen in de: Tiefe begegnet. Dauernd befinden sie sich im harten Kampf mitdenSchwaden und trotz aller Anstren gungen begegnen sie nur Toten, Toten, Toten. Schauerlich ist der Anblick verbrannter und erstickter Menschen. Hunderte von Menschen stehen an den Gittern der Eingangstore. Diejenigen, die über das grausige Schicksal ihrer Angehörigen, Ehemänner, Väter, Brüder, Söhne Gewißheit erlangten, haben sich nach Hause begeben. Auf den Straßen begegnet man überall weinenden Frauen, die, von Kameraden ihrer getöteten Angehörigen gestützt, nur langsam den Weg durch den dunklen Wald in ihr Heim finden. Hoffnung hat niemand mehr und trotzdem ver harrt man die ganze Nacht bis zum frühen Morgen hin durch am Gitter der Eingangstore. Sanitätsmannschafteu müssen fortwährend eingreifen, um sich der ohnmächtig zu sammensinkenden Frauen anzunehmen. Nie Bergungsarbeiten vorlausig eingestellt. 9 2 Tote. Um 21.45 Uhr betrug die Zahl der Toten einschließ lich der verstorbenen Verletzten nunmehr 88, die der Ver letzten 21, von denen fünf in Lebensgefahr schweben. Unter Tage befinden sich noch vier Tote, die aber vor läufig noch nicht geborgen werden können. Die außer ordentliche Hitze und die schlechte Wetterführung verhin dern vorläufig jegliche Bergungsarbeit. Die noch immer stark gashaltige Luft hindert die Rettungskolonncn, ob wohl alle mit Sauerstoffapparaten versehen sind, an der Fortführung ihrer Arbeit. Das zu Bruch gegangene Gestein liegt so tief, daß die aus dem Rücken angebrachten Apparate nur hinderlich sind und leicht beschädigt werden können. Es wird Wohl nichts anderes übrig bleiben, als zunächst frische Luft ein zuführen, um dann die Bergungsarbeiten von neuem zu beginnen. Am Nachmittag war es den Angehörigen der Verun glückten zum ersten Male gestattet worden, den mit Pal men, weißen Astern und Lorbeerbäumen geschmückten Ver lesesaat zu betreten, wo die Toten in vier langen Reihen auf Stroh gebettet bis zur Eiusargung liegen. Für Mitt woch 9 Uhr ist die Trauerfeier augesetzt. Anschließend dar an findet daun die Überführung der Toten in ihre Heimat orte statt. KvNWgjftW StömgMksuche. Saarbrücken, 26. Oktober. Wie in Alsdorf, so versuch ten auch bei dem Unglück auf Grube Maybach die Kommunisten dieses ungeheuere Elend, das über so viele Menschen hereinge brochen ist, für ihre Parteigeschäfte auszunühen. Ein kommunisti scher Redner hielt hetzerische Ansprachen an die auf Nachricht über ihre Angehörigen Wartenden. Etwa 12 in Uniform erschie nene Notfrontkämpser verschafften sich Eingang zum Gruben gelände, um sich angeblich! als Rettungspersonen zur Verfügung zu stellen. Von ihrer Hilse konnte aber kein Gebrauch gemacht werden. Die Polizei führte die meisten von ihnen wieder durch einen rückwärtigen Ausgang ins Freie. Beileidsbezeugungen. Die Regierungskommissiou des Saargebietes hat in einer Trauersitzung der Toten von Maybach gedacht und allen an der Rettungsarbeit Beteiligten ihren Dank aus- gedrückt. Zur Linderung der bittersten Not hat die Regierungskommission 200 000 Frank bewilligt. Bei der Grubenverwaltung sind zahlreiche Beileidskund gebungen eingetroffen. Reichspräsident von Hindenburg hat an die Direktion der Maybach-Grube in Friedrichsthal folgendes Telegramm gerichtet: „In die tiefe Trauer, die ganz Deutschland um die Opfei der Bergwerkskatastrophe von Alsdorf erfüllt, fällt soeber oie Nachricht von dem Unglück auf der Grube „Maybach" Tief erschüttert durch diese neue Heimsuchung bitte ich Sie den Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute den Aus druck" meiner herzlichen Anteilnahme und den Verletzter meine innigen Wünsche für baldige Wiederherstellung zr übermitteln. Goit gebe, daß es gelingt, die noch vermißter Bergleute zu retten." Desgleichen hat Reichsaußenminister Dr. Curtius namens der Reichsregierung dem Präsidenten der Regie rungskommission des Saargebietes die aufrichtigste Teil nähme ausgesprochen. „Die Reichsregierung hat den Reichsyaushalt für 193 , verabschiedet", — was mag ihm nun Wohl bei der Fahri chrnaus auf das stürmische Meer seiner parlamentarischer Behandlung noch alles zustotzen und wie mag er aussehen wenn er im Hasen der Genehmigung gelandet ist? BeschMffe des Michsrais. Agrar not und Hausbrand. Das Neichskabinett beschäftigte sich erneut mit v. überaus ernsten Lage der Landwirtschaft. Der Reichs Minister für Ernährung und Landwirtschaft hat den: Reichskabinett die Vorschläge unterbreitet, die den innen deutkckien Absatz kür landwirtschaftliche Erzeugnis unter allen Umständen sicherstellen und den entsprechenden Mehr verbrauch, insbesondere von Roggen und Kartoffeln, her beiführen. Das Neichskabinett stimmte diesen Vorschlägen zu. Es herrschte Übereinstimmung darüber, daß diese dringendsten Maßnahmen beschleunigt in Kraft treten müßten; insbesondere war man sich auch darüber einig, daß die Wiederherstellung der Rentabilität Voraussetzung für alle weiteren Maßnahmen zur Milderung der Notlage im Osten darstellt. Im weiteren Verlauf der Sitzung beschäftigte sich Vas Neichskabinett auch mit der Frage des Hausbrandes. Die Reichsregierung wird dafür Sorge tragen, daß die im Bereich des mitteldeutschen und ostelbischen Braunkohle" syndikats vorgesehene Preissenkung gleichmäßig auch d