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Nr. 1. MittwsG dev L Januar 1VV8. 7. Jahrgang. ZachslscheKolksMung I NNlIslslnitlliiti-ü ckniI^lllütt knv Ntülivlmt u-zu « tsl-^sll^lt 1 ^ Wr»^.?4^'L«W:L^^ l NMVWWlstkS MYNIlM IM Waomn, WM ll.LMYkll >E «ME.»..,»«..» M 8omI)Z5w5 /^uncj-^355ei-:: ^alin- ^2 dreme :: ^3lin-Pulver kombiiätub sie! von 5alol, 5alievl unck äergl. seiiüäliciien Zntiseptiks IlÜm'-i lkäleliosa ^ FF , , ^önig^kLnnLti'. ?orre»3n ^ajolil<3 lei-i-scotta ^«->513» u. /^ei3>! llen unseren freunden, Abonnenten und Mit arbeitern wünschen wir auf richtigen Herzens ein glückliches Neues Jahr! Die Redaktion u. Geschäftsstelle der „Sachs. Vslkszeitung". Neujahr jyv8. Schon Mitternacht! Wohlan, Ablösung vor! — Flugs steht das neue Jahr auf seinem jDosten, Indes das alte, Ruhe zu verkosten, Sich schweigend in die Ewigkeit verlor. — hell tönt der Uhren und der Glocken Thor, Die Jahr für Jahr nicht rasten und nicht rosten, Mb früh, ob spät im nachtverhüllten Osten Die Erde sich zum Lichte ringt empor. — Laßt mit den Glocken uns auch Treue schwören Zu neuer Wacht für Wahrheit, Freiheit, Recht, Bis einst auch wir die Heimatslosung hören! — Mb Sonnenschein, ob drauf das Wetter schlecht, Mb kalt, ob warm, nichts darf uns je betören. Der Herren Diener, doch nur Gottes Unecht! r;. siz. Jahresbilanz. Wie rasch doch die Zeit vergeht! Die Geschichte macht heute mit ehernem Griffel abernials einen Abschlußstrich unter einen Zeitabschnitt, den wir ein Sonnenjahr nennen. Wie lange ist es her, daß wir unter feierlichem Glockenge läut« dem alten Jahrhundert den Abschied gaben und wir treten schon in das achte Jahr des 20. Jahrhunderts ein Kann man die Flüchtigkeit der Zeit besser illustrieren, als durch solche Gedanken? Für den Christen bedeutet die Jahreswende einen Merkstein; sie ist keine Zeit des Scher- zes und Träumens. So wird denn auch das Jahr 1907 in einigen Stunden vorüber sein mit all seinen Klagen und Schmerzen, mit sei nen Segnungen und Gnaden. Freud und Leid, Trost und Hilfe wechselten wie Tag und Nacht; sie stehen auch schon wieder bereit, um uns ins neue Jahr zu begleiten. Wie sollt« es auch anders sein? Der Neujahrstag gleicht aufs Haar seinem in der voraufgehenden Nacht geschiedenen Bruder, St. Silvcstertag, und seine folgenden 365 Ge- schwister stehen ihm darin nicht nach. Ist nicht jeder Tag ein Neujahrstag für Millionen? Dein Geburtstag, lieber Leser, war dein eigentlicher Nvujahrstag. Und wird es dein Sterbetag nicht auch sein? Da eröffnet der Herrgott das Konto eines jeden von uns und wird die Bilanz ziehen, wenn er die Lebensrechnung schließt; dann beginnt das wahre Neue Jahr im Jenseits. Zwischen dem 31. Dezember und dem 1. Januar, das wir als Ende des alten und Anfang des neuen Jahres be zeichnen, gibt es keinen tiefen Einschnitt und ohne hörbaren Ruck geht die unaufhaltsam dahinrollende, Zeit von dem einen ins andere Jahr über. Julius Cäsar hat ungefähr 60 Jahre vor Christus den Januar (jauua — Pforte) zum ersten der zwölf Monate gemacht. Früher nahm der März diese Stelle ein. Für den Februar als letzten Monat sind daher nur 28 Tage übrig geblieben. Seit Cäsar machen wir unter den Dezember den Abschlußstrich, um eine Bilanz zithen zu können. Wenn heute unsere Leser abwägen, ob Trauer oder Freude das Uebergewicht gehalten hat, so Han- deln sie wie der klug« Kaufmann. Dem einen starb ein teures Familienglied, den zweiten suchte eine Krankheit heim, «in dritter erlitt große Vermögensverluste, einem vierten zerstoben seine schönen Hoffnungen wie Traumge bilde, bei manchem trafen alle Schläge zusammen, so daß . er meint, es könne niemanden schlechter gehen. Gewiß, viel ! Kummer und Elend hat das Jahr 1907 dem einzelnen, der Familie, der Gesellschaft gebracht. Rechnen wir die Soll- Seite der Jahresbilanz zusammen, so ergibt sich eine große Summe. Aber steht dem auf der Haben-Seite nicht noch eine größere Zahl gegenüber? Wer ein guter Buchhalter war, j hat all die Posten nicht zu buchen vergessen, die zur Ent- ^ lastung der Soll-Seite dienen. Das Kreuz und Leiden, das wir unter die Passiva stellen, rechnet unser Herrgott im Buche des Lebens zu den Aktiven, ivenn wir die Priifungen in gottergebenem Sinne getragen haben. Da gibt es so manchen, der auf der Haben-Seite irdische Vergnügungen und Freuden zu buchen vermag. Glänzend sieht die Bilanz aus. Aber wenn wir sie mit dem Hauptbuche droben ver gleichen, dann ist das Geschäft faul und eine Pleite steht vor der Türe, wenn ein solcher am Neujahrstage seines Todes zur Generalabrechnung berufen wird. Wer freilich die Prüfungen und Leiden mit Erbitte rung trug, in dessen Lebensbuch konnte keine Gutschrift er folgen — er verstand es nicht, mit seinen Talenten zu wuchern. Es wäre unrecht, wollten wir unsere Aufmerksam keit nur den bösen Tagen zuwenden. Wollen wir denn die guten Tage vergessen, die Gottes Liebe uns im verflossenen Jahre zu teil werden ließ? Wer könnte behaupten, daß es für ihn keine Tage gegeben hat, an denen die Sonne di> Nebel durchbrach? Gottes Güte hat uns diesen Lichtblick unverdient gesenkt. Preisen wir den Geber alles Guten in Dankbarkeit und Demut! Er hat uns seine Gnade ge geben, damit wir die Leiden mit Starkmut ertrugen und so für den Himmel Schätze sammelten, er hat uns auch irdische Freuden und Trost zu teil trerden lassen — mit einem Dank gebet wollen wir das alte Jahr verlassen. Mit einem innigen Bittgebete sei unser Eintritt ins neue Jahr verbunden. Was wird es uns bringen? Wir hoffen alle das Beste, und Christus sagte: „Bittet, so wird euch gegeben werden!" Frommes Gebet hat immer einen Erfolg, jedenfalls gereicht uns die Frucht des Gebetes stets zum Besten, mag sie auch nicht unseren kurzsichtigen Wün schen entsprechen. Das weiß der Christ und läßt daher das Vertrauen auf Gottes Güte und Vorsehung nie tvankend werden. Unsere Männerwelt ist vor große Aufgaben ge stellt. Sie hat das Gebet besonders nötig, um die Pflichten gegen Gott, gegen die Kirche, gegen die Familie und gegen den Staat zu erfüllen. Wir wollen in alter Treue zu un teren erhabenen Idealen Mitarbeiten an den großen Auf- gaben. Mögen unsere Leser und Freunde uns in derselben Treue zur Seite stehen, damit der wechselseitige Wunsch in Erfüllung gehe: Glückseliges neues Jahr! W. ^ehulbüetier bleimicb ^ fnbumsi.f'iiotogr u.?05tß. I PslitiMe Rundschau. Dresden, den 81. Dezember 1807. — Anläßlich des Heimganges des Gcheimrates Hinz Peter hat der Kaiser an den Schwiegersohn des Verstorbenen, ' Freiherrn von Borries-Dittsurth, nachstehendes Telegramm gerichtet: „Ihnen und Ihrer lieben Frau spreche ich zu dem großen Verluste, den Sie mit mir erlitten haben, mein inni ges tiefgefühltes Beileid aus. Was mir der Verstorbene gewesen ist, werde ich für alle Zeiten in dankbarer Erinne rung bewahren. Sind doch die Eindrücke, die ich in jungen Jahren von seiner starken und edlen Persönlichkeit empfan gen habe, im späteren Leben für mich in mehr als einer Richtung bedeutungsvoll gewesen. Mir ist es heute eine wehmütige Freude, daß ich den Heimgegangenen vor weni gen Monaten nochmals habe begrüßen und dabei in ge wohnter Weise manches kluge und gute Wort habe vernetz- men können. Möge sein Andenken gesegnet sein. Wil helm, I. R." — Zum Chef des Generalstabes der Armee und Inspek teur der Militärbildungsanstalten wurde der bisherige Kommandeur der 9. Jnfanteriebrigade, Generalmajor Faß- bender, ernannt. — Die LandwirtschastSkammcr für die Provinz Bran denburg hat an den Staatssekretär des Reichsschatzamtes den Antrag gestellt, für Ausprägung eines 25-Pfennig- Stuckes einzutreten, und weiter vorgeschlagcn, die Nickel- geldstllcke viereckig zu durchlochcn, damit sie sich von den Silber, und Goldmünzen von der ungefähr gleichen Größe unterscheiden. Das preußische Landesökonomiekollegium hat daraufhin die preußischen Landwirtschaftskammern bis zum 12. Januar nächsten Jahres, um eine gutachtliche Aeuße- rung zu diesem Anträge ersucht, ebenso sind die Handels- kammern um ein Gutachten angegangen worden. Wegen de- NenjahrStageS erscheint die nächste Nummer erst Donnerstag de« L. r an — Vertrauliches aus dem Flottenvcrein kann der „Vor wärts" weiter mitteilen, indem er über die Kölner Sitzung des Gesanitvorstandes berichtet: „Nach der Mitteilung des Negierungsrates von Braun in der vertraulichen Sitzung des Gesamtvorstandes des Flottenvereins vom 11. Mai 1907 stehen die „Berl. Neuest. Nachr." in „direkter Ab hängigkeit" vom Flottenverein. Der Regierungsrat meinte, daß es in Anbetracht dieser „direkten Abhängigkeit" dem Präsidium des Flottenvereins habe leicht fallen müssen, die Redaktion des Blattes an der Veröffentlichung gewisser Artikel zu hindern! Diese Beziehungen des FlottenvereinS zu den „Berl. Neuest. Nachr." sind um so interessanter, als . das Blatt als notorisches Panzerplattenorgan gilt. Man ersieht schon aus diesem dreieckigen Verhältnisse, daß der Flottenverein resp. die Leitung des FlottenvereinS in der Tat mit dem Panzerplatten- und Kanonenkapitalaufs innig st e liiert ist! Der Flottenverein unterhält aber nicht nur derartige Beziehun gen zu den Panzerplatteninteressenten, sondern auch zur Marineverwaltung. Der Präsident erklärte in der erwähn ten Sitzung vom 11. Mai 1907 unter anderem: „Der zweite Fall, den ich zu erwähnen habe, ist auch noch ein Gegenstand, der uns schon im vorigen Jahre beschäftigt hat . . . Es hat ein Schriftwechsel zwischen dem Stationskommando der Ostsee und dem Präsidenten stattgefunden und ich möchte noch sagen, daß diese Angelegenheit uns noch bis zum letzten Winter beschäftigt und durch das Schreiben des Stations- Vorstandes vom 8. Januar 1907 ihren Abschluß gefunden hat." —Der Präsident rügte am 11. Mai die Absendung von „Kaisertelegrammen" von nicht autorisierter Stelle, das heißt ohne Genehmigung des Präsidiums. Er bezog . sich dabei auf ein Telegramm an Wilhelm II., das der ^ Leiter einer Sonderfahrt für Berlin und Mark Branden burg abgesendet hatte. Nach dem vertraulichen Steno qramm sagte darüber der Präsident: „Ich darf wohl den Wortlaut verlesen. (Verliest die Telegramme, dieselben er wecken Heiterkeit). Hauptmann Röper, der Redakteur die ses anscheinend humoristischen „Kaisertelegramms", ver wahrte sich gegen die Heitereit der HauptversammlpnH fol gendermaßen: „Ich will noch erwähnen, daß Se. Maiestäsl der Kaiser auf das Telegramm, das Ihr Lachen erregt hat.^- durch Seine Exzellenz von Lnkanus hat erwidern lassen: „Se. Majestät lassen für den treuen Gruß aus Saßnitz herz lich danken." Merken Sie sich das bitte, meine Herren." — Diese Mitteilungen sind ja sehr interessant; es ist nur schade, daß man die Telegramme nicht im Wortlaute kennt. Der Vorstand lacht also selbst über den Byzantinismus sei- ner Mitglieder!" — Ueber „HardenS Ende" schreiben schon die meisten Zeitungen und meinen, das gerichtliche Urteil ändert nichts an diesem Ergebnis. Als Politiker habe er seine Rolle auSgespiklt. Aber auch seine Feinde seien hereingefallen. So schreibt die „Freis. Ztg." über den Floitentreiber Graf Reventlow: „Eine sebr klägliche Rolle spielte auch vor Gericht der in der letzten Zeit viel genannt? Graf Ernst Reventlow, der bekannte Kolonial- und Flottenfex und Mit arbeiter der „Zukunft". Mlt seiner H'lfe sollte bewiesen werden, daß der Kaiser von weiblichen Elementen umgeben werde. Als ibn aber der Oberstaatsanwalt fragte, ob er bestimmte Tatsachen bezüglich des angeblichen eigentümlichen Tones beim Hof beibringen könne, antwortete der Zeug? verneinend und berief sich nur auf — Hofklatich. Das ist so recht bezeichnend für die ganze Grundlage, auf der Harden a'beitet. Katsch ist alle« bei dieser C ique. die den Heraus- geber der „Zukunft" bedient, und wer ihn nicht erfindet» der bemüht sich doch, ibn weiter zu verbreiten." — Viel „Klatich" verschleißt der Herr auch in seinen Flottenartikeln. Er mutzte ferner zugehen, daß er seinen Artikel zur Ver teidigung Hardens nirgends anders unterbringen könne alS nur in der „Zukunft" nnd daß er der Verfasser de« Buches ,,Der Kaiser und die Byzantiner" lei. Die ganze „Grune- walder Tafelrunde" hat nun boffintlich die Rolle als * Politiker ansgespielt. — Die Reorganisation der Neichspartci wird nament lich ans der liberalen Seite begrüßt. Man erlvartet nach * der „Kreuzzmtling" ans jener Seite, daß die Schaffung einer eigenen Organisation zu einer schärferen Abgrenzung der Freikonservativen bezw. der Reichspartei nach rechts hin, gegen die Deutschkonservativen führen werde, und dqß die Froikonservativen nunmehr eine kräftige Werbeark aufnetzmon würden. Bislang besaß die freikonservatj bez. (im Reichstage) Reichspartei weder eine eigene ganisation noch ein Programm. Ihre Kandidaten war Kompromißkandidaten, die sich in solchen Fällen zur iung zu bringen wußten, in denen deutschkonscrvatitze Mat datsbewerber für sich allein an StimmenAahl zu schrvaö auf Hilfe auS liberalen Lagern nicht rechnen konnten. Wähler der freikonservativcn Abgeordneten entstammt Januar 1908 nach«i1tagS.