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7V. Jahrgang. AK SS DradlanIchrlII: Nachrlchlen Dr«»d»». gernlprecher.Sammelnummer: SS S^l. Nur illr Nachlgelpräch«! SO 011. Sonnabend- 20. Februar 1S2S Gegründet 18SV Bezugs- vom >6.d,»2«. gedruar >»2« bei lil«I>» zweimaliger IufteUung Irel Kau« >.S0 Marli. Kl-Ll-Ullt Poftbrzugrpret» Itlr Wonal ffedruar 3 Mark ohne PolizuNellungsgedUhr. <H»,«I»«»mer N» PIrunig. Dl» Anzeigen werden nach Moldmark berechne!; die elnlpaliige 30 mm brelle . .. ... -N ... »-<- ,» ", l gxsuche ohne le ISO P,a.. Porausbezanl. Anzeigen-Preise: «AM auherkold 200 Psg. Viserlengebiidr 10 Psg. Ausw. Aullriige qegen Vor Echrlstlellung und Kauplgelchiillsstrlle: werlenilralir 36 42. Druck u. Verlag »an viepsch » Velchardl in Dresden. Postscheck-Kanlo 1088 Dresden. Nachdruck nur mil deullicher QueUenangave .Dresdner Nachr.-l zuliistlg. Unverlangi» Schr>»slilcke werden nlchl aulbewahrl. j^MMMN»»>IlttlIirMM^.V.'MtA.Al.MNM«MMMMMIMIMMMMWkNr'.t!! 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Die Kandidatur Polens sei besonders schamlos; denn es gebe keinen Staat, der eine nationalistische Politik mit einer so inißcrordentltchcn Nichtachtung der allgemeinen Wohlfahrt be triebe» habe. Wen» cs sich darnm handelt, eine» seiner kleine» baltischen Nachbarn zu brutalisieren, daun pscjst Polen ans den Völkerbund. Und dasiir soll es »nn durch einen ständigen Sitz im Bölkerbundsrat belohnt werden? „Laturday Review" führt aus: Tic Intrige wegen der ständigen Sitze im Völkerbnudsrat habe wenigstens eine befriedigende Seite, man könne sich kaum an einen Fall er» innerst, wo die Pr »sscdes britischen gleiches so einhellig in einer Krag? der Außenpolitik war. Es bestände Grund zu der Annahme, das, Chamberlain selbst erstairnt sei über die entschiedene HaUnng der britischen össentlichcu Meinung, nnd das, er sich jetzt klar sei über d e grasten Gefahre», die seinen Locarno-Vereinbarungen drohten. Tie Zeitschrift glaubt, daß cr jetzt Höffe, Schweden werde die Kastanien für Groß- britäiliilsn aus dem Feuer holen. „Spectator" sagt: Tie denlsche Negierung habe, als sic die Billigung des deutschen Antrags auf Aufnahme in den Völkerbund durch das Bvlk erreichte, durch Mut und Beharr lichkeit Uber ihre Gegner gesiegt. Wenn Tentschland setzt tatsächlich die Erfahrung machen soll, das, das M i st t r a u c ir der deutschen Nationalisten vollauf begründet war, dann würde die Sache des Friedens nicht »in Monate, sondern um Fahre znrückgeworscn werde». In seinem Leitartikel be tont „Spectator". das, Polen seit 1818 stets das störende Element in Europa war. Sogar die wichtigste» alliierten nnd assoziier ten Mächte hätten versucht, den polnischen AuodehnungS- gclitste« einigermasten vernünftige Schranken zu sehen. Aber Polen habe sie alle durchbrochen nnd die vollendeten Tatsachen bis aus weiteres der Welt ausgczwungeu. Tie Zeitschrift zählt dann auf, was Polen in dieser Richtung sich erlaubt habe. Sic erinnert an die Verschiebung der polnischen Li st grenze um Hunderte von Meilen über die Enrzon-Lintc hinaus, und an die „R e b c l l i o »" deö Generals Zeligvwski, die mit der E i n n a h m c von W ilna endete. DaS Blatt fragt ironisch, ob Polen vielleicht diesen Rebellen als ständiges Mitglied in den Völkerbundsrat senden wolle, oder ob nickst vielleicht Herr Kursant» ans Grund seiner Taten in Obcr- schlesien bester dafür geeignet sei. An dem Tage, an dem Pole» einen ständigen Ratssitz erhalten würde, würden sich Millionen von Deutschen, die weder zur extremen Rechten noch zur extremen Linken ge hören. an die Warnung TlchitscheriuS erinnern. Das würde der Tag seines Triumphes sein, der Tag der Wicder- , Herstellung eines dentsch-rnssischcn Bündnisses, das Polen zum Gegenstand hat, und der Tag eines wirklichen, wenn nicht formellen Endes von Locarno. Tie Zeitschrift „Nation" sagt: Es bestehe jetzt einiger Anlast zu der Annahme, dast daö Manöver sehlschlagen werde. Ter Vorschlag einer Erweiterung des Rates um zwei oder drei Sitze hat vielleicht sehr unschuldig ausgesehcn, als er dem britischen Außeiisekretär privatim gemacht wurde. Aber jetzt nach der öffentlichen Erörterung mnst jedermann seinen katastrophalen Charakter erkennen. sW. T. B.s Die Raiserweilerung ein vernichtender Schlag! Smuts appelliert an die englische Oessentlichkeit. London, l». Febr. General Sm ut 8 richtet in der „Daily News" einen Appell an die englische Oessentlichkeit, in der er zu einer Bernlshrullg der RatSsitze Stellung nimmt. In dem Appell, der von der Mehrzahl der Morgenblätter cib- grdruckt wird, heißt es n. a., daß eine Erweiterung des Rölkcrbundsrates einen ver nichtenden Schlag dem Völkerbund, sowie dem in Locarno geleisteten Werke znsügcn würde. Die Er höhung der Zahl der RatSsitze würde den Rölkcr- bnnd mehr schädigen, als alle seine Mißerfolge in den vergangenen fünf Fahren. Frankreich rückt von Polen ab. Polnische AnstritiSdrohung. Paris, 19. Februar, lieber die Anssassnng der maßgeben den französischen Kreise in der Frage des Eintritts Polens in den Bülterbnndsrat wird heute berichtet, die französische Ne gierung werde die Zuteilung eines Ratssitzes an Polen nicht mehr beantragen Icdoch sowohl im Bölkerbundsrat, als auch in der Vollversammlung für einen dahingehende» pol nischen Antrag stimme». Ein Ersatz Polens durch eine andere Macht werde abgclebnt. Tic französische Regierung gebe jedoch zu. das, die Frage nicht von ihr oder der öffent liche» Meinung Frankreichs allein entschieden werden könne und lasse durchblicken, daß sic selbst bei einer Niederlage im Völkerbund keine Konsequenzen ziehen würde. Tic Drohung Polens mit dem Anstritt aus dem Völkerbund für den Fall der Ablehnung seines Antrages werde am Quai d'Orsay ernst genommen. Man hoffe aber ans d>e Annahme eines Ber- m i t t l u n g ö v o r s ch l a g ö durch die deutsche Regierung, daß, nachdem die Aufnahme Polens ans der bevorstehenden Tagung nicht erfolgt sei. Tentschland sich verpflichten solle, ihr ans der nächsten Tagung keinen Widerstand zu bereite». Sudetendeutschlands Deutscher Prolesl im Prager Parlament. tTkiihtmelbiina unscrcS Prager Korrespondenten.) Prag, 19. Kcbr. Die auch heute wieder zeitweise sehr leb hafte Ungarn-Debatte im Abgeordnctenhanse fand in den Abendstunden ihr Ende. Das Exposü des Außenministers Vcnesch wurde von den KvalitiouSparteien genehmigt. Fn der weiteren politischen Aussprache über die Rede VeneichS batten die deutschen Redner znm Ausdruck gebracht, das Expose Vcneschs schon deshalb ghlchnen zu müssen, well Vcnesch durch seine Billigung der Lprachenverordnnng die von ihm unter schriebenen internationalen Verträge, die de» Schutz der Minderheiten garantiere», nicht respektierte. ES fehle ihm daher auch die moralische Berechtigung, sich zum Richter über Ungarn zu machen. Fm Vordergründe der Debatte stand eine groß angelegte, stellenweise von der Koali tion mit lärmenden Zwischenrufe» unterbrochene Rede des deuischnatlonalcn Abgeordneten Kalina, welcher ». a. aus führte: Vcnesch, der sich ständig bemühe, der Außenwelt die Tschccho-Slowatct als einen konsolidierten Staat hlnznstcllcn, in dem dessen Bürger volle Gleichberechtigung ge nießen. scheue sich nicht, die seit llN8 herrschende, die Minori täten »iederdrllckcndc Politik mitzuinachc». Seine Fälscher- lätigkeit begründe er dam-t, dast. alles im Interesse dcS tschechische« „Nationalstaates" im Fntcrcste der Ansrccht- erhaltnng des Friedens in Mitteleuropa und im Interesse der Rufrcchtcrhaltung der brutalen FricdcnSvcrträtze von Ver sailles nnd St, Gcrmain geschieht. Die UntcrdrückungSpolitik ivärc aber undenkbar und unmöglich, wenn es Dr. Vcnesch nicht gelungen wäre, die W c l t in c i n>u n g zu fälschen. Tr. Vcnesch l-abe eine gute Presse. Er habe auch den Vorteil, nicht in Scllcrränmcn Notcnpresteu aufstellen zu müssen. lDer Redner wird aus diesen Ans-druck hin zur Ordnung gerufen.) Tie Mittel liefern die deutsche n Steuerträger. Appell an die Wett. Venesch habe den Völkerbund in den Dienst seiner Politik gestellt, indem er es verstanden habe, eine Debatte über die Minder- heitcnrechte zu hintcrtrcibcn. Hierzu habe er eine Presse nicht nur in Prag gekauft, sondern a>uch in Wien, wozu die stunde" nnd der „Tag" gehören, nnd dadurch ein journalistisches Piraicntnm gefördert, das aller Moral Hohn spreche. Diese Fälschcrtätigkcit seiner Presse hätte Venesch vor allen Dingen berichten sollen. Die große Lüge des Pro- pagandagcbändes, welches Dr. Venesch errichtet habe, sei durch Mussolinis Ausspruch über die Vergewaltigung der Sudetendcutschcn zusammciigebrochen. Es werde der Tag kommen, wo dank dem Einslnstc Deutschlands ans internatio nalem Gebiete sich das Vorgehen der Tschechen gegen die Minderheiten dieses Staates rächen werde. 8Z4 Millionen Sudctendcntschc appellieren an das Wcltgewissen, cs nicht vor den Toren ihres Mutterlandes dem VolkStode entgcgcnachcn zu lassen. Trotz aller innen- und außenpolitische» Maßnahmen der Tschechen bekennen sich die Sudctcndcntschcn stolz nnd frei als ein Teil der deutschen Kultur-, Not- und SchicksalSgcmeinschast, nnd sie werden, diesem Tre,st»ekcnntniS gemäß, nicht erlahmen, mciterznkämpscn nnd z« leben ! Eine Neichslagsinlervellaklon. Berlin, 19. Februar. Die Abgg. v. Frcytag-Loring- hove» und Quaatz <Dn.) habe» im Reichstag folgende Interpellation eingcbracht: Die von de» Tschccho-Slo- wake« soeben erlassene Sprachenvcrordnnng engt die Rechte der deutschen Minderheit in einer Weise ein, die den Bestim mungen des MInderheitcnvertragcö vom 18. August 1818 zu- widcrläust. Was gedenkt die ReichSrcgicrung zn tun, «m unseren vergewaltigten Volksgenossen zn ihrem Recht zn ver helfen? , " . Ein weiher Nabe. Von General der Fnsanteric v. L i e b e r t. Es soll Jubel unter de» Engeln sein über einen Sünder, der Buße tut. Vielleicht ist cS aber noch höher anzuschlagen, wenn ein reifer, denkender Mensch sich ans freien Stücken von einer Irrlehre abwendet und zu gesunden politische» An schauungen übergeht. Eine solche Erscheinung ist um so er freulicher in einer Zeit, wo die bittere Not der Arbeitslosig keit den deutschen Arbeitern die Augen öffnet über die er schrecklichen Irrwege, ans die die international eingestellte Partei sie geführt bat. Ein bekannter sozialdemokratischer Schriftsteller. Herr Ernst Niekisch, hat in einer Schrift „Grundfragen der deutschen Außenpolitik" das Unsinnige der internationalen Anschauung dargelegt und den Parteiführern vorgebaltcn. wie schwer sie die Arbeiter schädigen, die nun schon 60 Fahre diesen falschen Wegen folgen. Er stellt dem wahnsinnigen AnSsprnclie Liebknechts: „Die beste gnswäriigc Politik ist gar keine" das Wort Engels' in seiner Schrift über E. M. Arndt entgegen: „Sollten wir die Freundschaft Frankreichs mit der Deutschheit unserer schönsten Provinzen erkaufen?" und zciat damit, daß tn der Sozial demokratie recht anScinandergebende Ansichten vertreten waren. „Eine Außenpolitik, die mit dem wirklichen Vor handensein einer internationalen Klasiensolibarität allen Ernstes rechnete, und die nationalen LcbcnSnotwendigkcitcn den „vernunftgemäßen" Ideen der Völkerverbrüderung HIn- opfcrte, schritte in den leeren Nanm hinaus und müßte, da sie den Vvdcn unter den Füßen verlöre, an der harten Re alität der Tatsachen zerschellen ..Diese Wahrheit bat wohl das Jahr 19l9 zur Gcnüac erwiesen. ES wäre aber noch als Gegenstück hinzuznsctzcn, daß jede Republik, die innerhalb eines Krieges erklärt wird, als erste Pflicht die Befreiung des nationalen Bodens zn übernehmen hat. Wie heldenhaft hat sich die französische Republik 1793 und 1879 dieser Aufgabe unterzogen! Und wie elend, erbärmlich siebt die Scbetdemann- Ebert-Rcvnblik dem gegenüber mit ihrem Motto: Die Waffen nieder! Nie wieder Krieg! Ganz offen erkennt Herr Nickisch an: „ES beruhte weder auf Znsall, noch auf einer Liebhaberei, daß Deutschland Militärstaat war. Nur als Militärstaat vermag Deutschland ein starkes staatliches Dasein zu führen." Und cbensv stellt er fest: „Bismarcks besondere Größe bestand darin, daß er einzigartige Möglichkeiten einer ungewöhnlichen Weltlage rechtzeitig erkannte nnd geschickt ansnützte." Er belächelt die Idee, ans Deutschland eine Art arößcrcr Schweiz zn machen, und verlangt: „DaS naturgemäße Betätigungsfeld des Pazifismus licat beute jenseits der deut schen Grenzen", d. h.. die Deutschland »macbenden Staaten haben abzurüste», nicht wir. Als Endziel stellt der Verfasser hin: „Das ist Deutschlands inneres Problem: Die Entfaltung der Wehrhaftigkeit zur Höchstleistung hin zn fördern und trotzdem dem demokratischen Geiste vollen LcbenSsvielranm in der Einricbtnna der inneren Verhältnisse zn schassen". Ich mns, offen acstchcn. daß ich mir eine ante Portion Demo kratie dafür gern gefallen ließe. Und noch mehr unterstreiche ich die folgende Aeußernng des Verfassers: „Wenn freilich unter dem Druck der gegenwärtigen Lage nichts unmittelbar, öffentlich nnd gesetzlich znm Aufbau einer neuen Heercsmacht getan werden kann, so entscheidet der nationale Instinkt über den Grad nationaler Zuverlässigkeit nun danach, inwieweit dieser Wille zur Wehrhaftigkeit überhaupt vorhanden nnd inwieweit er zn Opfern, Wagnissen, Ungesetzlichkeiten und Listen bereit ist, um trotz der Sicgcrstaaten und gegen sie die militärische Kraft Dcntschlgiits zu p-legen nnd zudem Höchst macht non Leistungsfähigkeit zn entwickeln. daS angesichts des Zwangs zur Heimlichkeit erreicht werden kann". Ist cs nicht herrlich, tm sozialdemokratischen Laaer von dem Willen zur Wehrhaftigkeit sprechen zu hören? Wenn dieser Gedanke sich unter den Arbeitern ansbreitet, dann fallen sofort die Parteischranken. und wir sieben plötzlich als ein geeintes, starkes Volk da. Ist cs doch tatsächlich mir der gottverdammte Begriff der Internationale, der unser Volk zerreißt: über alles andere können wir uns einigen »nd zusammenfinden. Hütte» wir diesen Willen zur Wehrhaftigkeit 1923 den Arbeitern deö Niibraebietes ein- hanchen könne» und ihm, vom inneren DeutscblandSheer unterstützt, wahrlich, der Schmiedehammer hätte über die ranzösischen Bajonette gesiegt, und wir hätten die Franzosen bestimmt über den Rhein zurückactriebcn, wie eS die Patrioten vorschlngen. Wer irgendwie Gelegenheit dazu bat „tn da»