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MMOrAgebküt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint, an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei PostbesteUung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. ne.". ee „ - Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- U. gegen. Jin Falle höherer Gewalt,^ od.sonstiger Betriebsstörungen besteht tein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Gemeinschaftliches Essen in der bri tischen Botschaft — Berlins Bevölke rung begrüßt die englischen Gäste. Am Dienstagvormittag wurden die Besprechungen des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler mit den englischen Ministern Simon und Eden wiederauf- gcnommen, nachdem am Montag in einer mehrstündigen ofseuen Aussprache ein Teil der schwebenden Fragen er örtert worden war. Auch an den Dienstagbesprechungen nahmen wieder Außenminister von Neurath uud der Sonderbeauftragte für Abrüstungsfragen, von Rib bentrop» und der englische Botschafter in Berlin, Sir Eric Phipps, teil. Mittags gegen 142 Uhr wurden die Besprechungen mit den englischen Ministern in der Reichskanzlei durch eine Mittagspause unterbrochen. Vom Publikum leb haft begrüßt, begaben sich Außenminister Sir John Simon und Lordsicgclbewahrer Eden mit ihrer Be gleitung in zwei Kraftwagen in die englische Botschaft, wo die Konferenzteilnehmer das Mittagessen gemeinschaftlich cinnahmcn. Vor der englischen Botschaft hatten sich größere Menschenmassen eingefunden, von denen die zum Essen eintreffenden deutschen Minister und anderen bekannten politischen Persönlichkeiten immer wieder mit begeisterten Heilrufen empfangen wurden. Als bald nach N2 Uhr als letzter der Wagen des Führers anrollte, wollte der Jubel kein Ende nehmen, und die Polizei hatte Mühe, die Menge zurückzuhalten. Während der Mittagszeit blieb die englische Botschaft im großen Umkreis dicht von Menschen u m l a g c r t, die der Abfahrt des Reichskabinetts und der englischen Gäste beiwohne» wollten. Auch die zahlreichen bereitstehenden Presfe- photographen und Kameraleute der Wochenschauen sowie die zahlreichen wartenden Autos deuteten auf ein nicht alltägliches Ereignis hin. Kurz vor 3 Uür erschien dann, jubelnd empfangen, als erster der Führer. Unter stürmi schen Heilrufen der Menge fuhr der Führer in die Reichs kanzlei zurück. Die am Dienstagnachmittag in der Reichskanzlei fort gesetzten Besprechungen waren gegen 18.45 Uhr beendet. Unmittelbar darauf verließen die englischen Minister das Gebäude der alten Reichskanzlei. Eine größere Menge hatte sich in der Wilhelmstratze eingefunden und wartete aus die Abfahrt der Minister, die mit erhobener Hand ge grüßt wurden. Die Minister begaben sich in die englische Botschaft. Bald danach verließ auch Reichsautzenminister Freiherr von Neurath die Reichskanzlei und be gab sich zu Fuß in das Auswärtige Amt. Oie amtliche Verlautbarung zum Abschluß der Besprechungen. Amtlich wurde Dienstag abend mitgeteilt: „Die deutsch englischen Besprechungen zwischen dem englischen Außen minister Sir John Simon, dem Lordstegelbewahrer Mr. A. Eden, dem Führer und Reichskanzler und dem Reichsaußenminister Freiherrn von Neu rat h, die in Gegenwart des britischen Botschafters S i r Eric Phipps und des Beauftragten für Abrüstungs fragen, Herrn von Ribbentrop, während der letzten beiden Tage stattfanden, wurden heute abend ab geschlossen. Dke behandelten Fragen waren diejenigen, welche im Londoner Kommuniquö vom 3. Februar 1935 aufgeführt worden sind. Die Unterhaltungen sanden in offenster und freund schaftlichster Form statt und haben zu einer vollstän digen Klarstellung der beiderseitigen Auffassungen geführt. Es wurde sestaestellt, daß beide Regierungen mit ihrer Politik das Ziel verfolgen, den Frieden Europas durch Förderung der internationalen Zusammenarbeit zu sichern und zu festigen. Die englischen und deutschen Minister sind von der Nützlichkeit der direkten Aussprache, die soeben stattgesunden hat, durch drungen. Sir Jobn Simon wird morgen auf dem Luft wege von Berlin nach London zurückkehren. M r. A. Eden wird planmäßig nach Moskau, Warschau und Prag Weiterreisen." Dis Ansicht Londons Reuter meldet aus Berlin: Das Ergebnis der zwei tägigen Besprechungen kan dahin zusammengefatzt wer den, daß Sir John Simon und Eden Berlin verlassen, mehr denn je davon überzeugt, daß sie Recht hatten mit ihrem Wunsch, dorthin zu gehen. Im Verlauf der eng lisch-deutschen Besprechungen seien Abweichungen in der Auffassung offenbar geworden, doch gerade aus sein Grund seien, wie man erkläre, direkte Verhandlungen wünschenswert, um solche Abweichungen aufzuklären. Die Besuche Edens in Moskau und Warschau wür den unter demselben Gesichtswinkel angesehen wie der Berliner Besuch zu Jnformationszwecken. Man sei nicht der Ansicht, daß die Dinge bezüglich der europäischen Lage vor der Konferenz Won Stresa feste Form annchmen könn ten. Die amtlichen deutschen Kreise seien von dem Berli ner Besuch ebenso befriedigt wie die britischen Kreise. * Englische Berichte über den MemungsMsLE Zu den Besprechungen am Montag hat die Londoner Presse ausführlich Stellung genommen. So schrieben die „Times" u. a„ der Montag sei sehr arbeitsreich und im ganzen ermutigend gewesen. Jede Seite habe sich bemüht, die Punkte ihrer Politik und Haltung zu erklären, die der anderen Seite offenbar am meisten Sorge gemacht hätten. Simon habe vermutlich das in Großbritannien und anderen Ländern über gewisse plötzliche Handlungen Deutschlands empfun dene Unbehagen erwähnt und um Aufklärung gebeten. Hitler habe ausführlich geantwortet, wenn auch in zwangloser Weise Fragen eingestreut worden seien. WardPrice meldet der „Daily Mail* aus Berlin: Nach ihrer etwa siebenstündigen Besprechung am Montag seien sich die britischen Minister über eine Sache klar gewesen: daß sie sehr gut daran getan hätten, nach Berlin zu kommen und mit Hitler persönlich zu sprechen. Auf beiden Seiten sei verschiedentlich eine sehr deut liche Sprache gebraucht worden, wenn auch zugleich größte Herzlichkeit bestanden habe. über den Inhalt des Meinungsaustau sches glaubt Ward Price folgendes berichten zu können: Simon habe damit begonnen, Hitler die Ssimmung der englischen öffentlichen Meinung gegenüber Deutschland zu schildern. Er habe darauf hingewiesen, daß er persön lich nach dem Vorgefallenen einige Entschlossenheit habe Auf der Reichstagung der Deutschen Arbeitsfront in Leipzig gab Reichsbankpräsident und Reichswirtschafts minister Dr. Schacht folgenden Erlaß des Führers uns Reichskanzlers bekannt: Der Nationalsozialismus hat den Klassenkampf be seitigt. Die Kampforganisationen der Gewerkschaften und der Arbeitgeberverbände sind verschwunden. An die Stelle des Klassenkampfes ist die Volksgemeinschaft ge treten. Jn der Deutschen Arbeitsfront findet diese Volksgemeinschaft ihren sichtbaren Ausdruck durch den Zusammenschluß aller schassenden Men schen. Organisationen innerhalb der deutschen Volks wirtschaft sind notwendig, aber sie sollen nicht gegenein ander, sondern miteinander arbeiten. Ich begrüße und billig daher die Absicht des Reichswirtschafts ministers, die von ihm durch Gesetz vom 27. Februar und Ausführungsverordnung vom 27. November 1934 ge schaffene Organisation der g ew e r bl i ch c n Wi r 1 sch a st als korporatives Mitglied in die Deutsche Arbeitsfront cinzugliedcrn. Die von ihm gemeinsam mit dem Rcichsarbeitsminister und dem Leiter der Deutschen Arbeitsfront am heutigen Tage getroffene Vereinbarung über eine einheitliche Zusammenarbeit auf Wirtschafts- und sozialpolitischem Gebiet wird hierdurch von mir bestätigt. Die Grundlagen der neuen sozialen Selbstverwal tung aller schaffenden Deutschen erhalten nach der Errich tung der Deutschen Arbeitsfront, nach dem Erlaß des Gc- . fctzes zur Ordnung der nationalen Arbeit uud nach der Organisation der gewerblichen Wirtschaft nunmehr mit der neuen Vereinbarung ihren Abschluß. Die Vereinbarung bringt kein Geschenk, sondern ver- vflichtc 1 zu höch stcr Lcistung. Sic stellt den Willen zur Gemeinschaftsarbeit an ihre Spitze. Dieser zeigen müssen, um nach Berlin gehen zu können. Er habe es getan, weil er geglaubt habe, daß dieser Besuch der Sache des Friedens dienen werde. Die britische Regierung suche sich nicht ihrer Ver- antwortung zu entziehen, sie werde aber das britische Volk davon überzeugen müssen, daß sie den richtigen Weg gewählt habe. Um eine Festlegung dieses Kurses bei voller Kenntnis der Tatsachen zu ermöglichen, suche er Informationen aus erster Hand über Deutschlands Ansichten und Absichten zu erhalten. Nach der Übersetzung der Ausführungen SimonS habe der Führer einen Überblick über die jetzige europäische Lage gegeben, wie sie sich in den deutschen Augen dar st eilt. Eden nach Moskau weiiergereist Lordsiegelbewahrer Eden ist am Dienstag um 23.35 Uhr mit dem fahrplanmäßigen D-Zng vom Bahn hof Friedrichstraße nach Moskau abgereist. Ausn. Heinr. Hoffmann. Die Besprechungen in der Reichskanzlei. Von links nach rechts: Die englischen Minister Eden und Simon, der Führer, der Dolmetscher, und Reichsautzen minister von Neurath. Lvme mup sich vis in die untersten Organe unseres ge samten Arbeits- und Wirtschaftskörpers durchsetzen. Ich weiß, daß jeder deutsche Volksgenosse das Vertrauen, das ich mit diesem neuen Werke in ihn setze, erfüllen wird. Am Tage von Potsdam, dem 21. März 1935. Der Führer und Reichskanzler. Jn einer vorausgegangenen Rede hatte Dr. Schacht u. a. ansgeführt: Gewaltsame politische Umbrüche, be waffnete und unbewaffnete Erhebungen hat cs zu vielen Malen in der Geschichte gegeben, bleibende Wirkungen aber haben immer nur diejenigen Revolutionen gehabt, die nicht nur die äußeren politischen Umstände veränderten, sondern die eine große Umwälzung in geistigen Dingen und^ im seelischen Fühlen der Menschen znm Ausdruck brachten, die nicht im Negativen, in der Verneinung, stecken blieben, sondern in positivem Aufbau ihrem sittlichen Ziele praktische Gestaltung und Auswirkung zu geben wußten. Schon nach zwei Jahren seiner Herrschaft kann der Nationalsozialismus auf praktische Resultate zurückblicken, die überall in der Welt Erstaunen hervorgerufen haben. Das gilt nicht zuletzt, ja es gilt in erster Linie von der Organisation und den Trägern der deutschen Arbeit. Vor zwei Jahren noch war unser Volk zerrissen in zahlreiche Verbände von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die glaubten, ihre Interessen durch das Mittel parlamen tarischer Machtkämpfe gegeneinander wahrnehmen zu müssen. Es war eine Voraussetzung für den wirtschaftlichen ! 'euauftau, daß diese KlaffenkampfarganisaLionen — die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände — verschwenden mußten. An ihre Stelle ist das große Organisationsgcbäudc der Deutschen Arbeitsfront und dir Organisation der gewerblichen Wirtschaft aclrcten. Ein „Reichsarbetts- und Reichswirtschastsrat". Neue soziale Selbstverwaltung Erlaß des Führers zur Eingliederung der Organisation der gewerblichen Wirt schaft in die Deutsche Arbeitsfront.