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Dresdner Journal : 15.04.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186304156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-04
- Tag 1863-04-15
-
Monat
1863-04
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 15.04.1863
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.V 84. Mittwoch. dm IS. April.18KA. Adonaemeatsprrlst: »Lkrliek - 5 -rklk. 10 k>er. ill»n°d»«u.! Iw SuOw»L« 1 ,. 10 ,. .. „ (»ritt ?<>" u-»ä Ü«u»tU.K i» 0r-4»n: 15 X^r. l 8t«wp«liu LiuL«Iu« «uwweru: 1 Kxr. 1 »eblnx biu»u- Illseratenpreisr: kür äeo 8uuw «io«r g«ip»Iteuso 2»il«: 1 V»!«r äi« 2 ölxr. Lrschrt«»: 'küsslick, mit ^u»u»kwe ä«r Souu- uo6 ketert»^«, XbsuU» Mr ä«o solx«mi«ll 1'»x. DttMerÄurml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. —' »nseratenannahme auswärts: I^ipittz! tu. üntxoirsiri!», ttomttüzxionitr 6e» Urvucknsr 9ouiwxlx; »beoäu».: 8. Luali», k. SLmdarx--/tItoi>»: 11n»»»»r»i» L Voai-uu: Lsrliiu Ouoi-iox'üok« tluoü busäl., ttirimr»»'» tjur«»il; Urewm: L. 8»i,i.v^^,:- Iruitua: l,ovl» biuiiou»; kr»nHllrt s. LI.: .1^. vi.x'zoliL Lucbb.; LiUo: Xvor.» Lxvuutiil: k»ri>: v. L.ii«r»:»rri., (28, rn« <je doo, eukuus); kru^: tu. t!>i«i.ic ii'x !! i< k!> ; Vi*o: Lomptoir <1. k. >Vi«o«r /eitunx, 8teluu»pl. 8<i7. Herausgeber: L3u!xl. 8rp«ckitloo <t«u vre«6ner .lournul», vrs»<t«o, Llurisnstrus»«, tlo. 7. Amtlicher Theil. Dretdeu, 4. April. Srinr Königliche Majestät ha ben dem AppellationSrathe bri'm AppellationSgrricht zn Zwickau Friedrich Gottlieb Priber die nachgesnchte Vrr- fetzung in Ruhestand mit Bewilligung von Pension und unter Belassung seine- Titels und Ranges zu gewähren huldreichst geruht. Bekanntmachung. Vom 1. April diese- Jahre- an ist das Rentamt Etollberg mit Grünhain, unter Ueberweisung des Ge- richt-autt-bezirks Stollberg an daS Rentamt Chemnitz, ausgehoben und in Annabrrg ein neues Rentamt, mit Zuweisung der Gerichtsamtsbezirke Annaberg, Grün hain, Oberwiesenthal und Scheibenberg, nebst dem Thal heimer und Thumer Forstreviere, errichtet, die Verwal- tung de- Rentamts Annabrrg aber dem Finanz-Calcu- lator Friedrich Wilhelm Mehnert übertragen worden. Dresden, den 3. April 1863. Finanz. Ministerium. Freihr. von Friesen. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern. Nachdem die Allgemeine Eisenbahn-Bersiche- rungSgesrllschaft in Berlin den Sitz ihrer An stalt für da- Königreich Sachsen von Leipzig (vergl. Be kanntmachung vom 16. April 1857) nach Dresden verlegt hat, so wird solches nach Maaßgabe tz. 6 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Ver sicherungsanstalten im Königreich Sachsen, vom 16. Sep tember 1856 zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Dresden, den 4. April 1863. Ministerium des Innern. Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. Weinlig. Demuth. Nichtamtlicher Theil. — Lr^rsLcht. _ Telegraphisch« Nachrichten ZeitUU-tschan (Deutsche Allgemeine Zeitung. — Ber liner Volkszeitung. — Weser-Zeitung.) Tagesgeschichte. Lemberg: Scharfe Maßregeln gegen Unterstützung der polnischen Insurrektion. — Ber lin: Verhandlungen deS Abgeordnetenhauses. Eisen bahn nach Braunschweig. Preßfiliale. Ertrag der Sammlungen für die Graudenzer. Versammlung rhei nischer Arbeitervereine.— Frankfurt: DieDomicil- fraged.deutsch.Reformvereins entschieden. Handwerkertag. Paris: AuS dem Senate. Eidesleistung des neuen Erzbischofs. Prterspfennigsammlung. — Turin: Ver urteilungen in Neapel. Garibaldi. Die Reise des Königs. Sammlung für Polen. Vrrurtheilte Sol daten. Ministerialrrlaß bezüglich der Prese. — Neapel: Brigantenwesen. — Genua: Die Lage SicilienS. — Madrid: Vermischtes. — Alexan drien: Zur Anwesenheit des Sultans. Der polnische Avfstaud. (Wortlaut des Amnestie dekrets. Die Stellung de- Grafen Berg. Berichte über Gefechte.) Erueuuungeu und Versetzungen. Dresdner Nachrichten. Provinztalnachrichtrn. (Chemnitz. Zwickau. Meißen. Werdau. Bischofswerda.) Statistik vnd LolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TagrSkalender. Börsen- Nachrichten. Ttlrgraphische Uu ch cu. < !on. Krakau, Montag, 13. April. (Tel. d. Boh.) Der „Czaü" bespricht in einem Extrablatt daS russische Amnestirmnnifest und bemerkt, dir Am nestie sei durch die Brsorgniß vor einer Interven tion veranlaßt worden, vnd eö «erde durch selbe nur der Zustand angeboteu, der eben den Kampf veranlaßt,. Die Festsetzung deS Termin» beweise die Schwäche der Nüssen und biete den Mächten Velegrvheit, einen Waffenstillstand zu verlangen. Kattowitz, 13 April. (Tel. d. Dchles. Zta.) Soeben bi,r eingetroffene Reisende au» Polen be richten: Es hat sich unweit Lo»zkowo eine Znsur- grntenbande unter Kuta» gebildet. Der russische Oberst Twardohujrff und der Major Krrßkojebod griffen diese Bande von zwei Seiten an und warfen fir in die Sümpfe von Smierdzonia plcza, wo sehr viele Insurgenten umgekommen sind. Dreöden, 14. April. In Nr. 75 des „Dresdner Journals" ist die Ver ordnung des königlichen Ministeriums deS Innern ver öffentlicht worden, mit welcher der Rekurs der Leipziger Stadtverordneten gegen die Nichtbcstätigung der Wahl des Advokaten Rose zum besoldeten Nathsmitgliede verwor fen wurde. Verschiedene in- und ausländische Zeitschrif ten haben sich mit dieser Verordnung beschäftigt und namentlich die Gründe anzufechtcn versucht, aus welchen das Ministerium des Innern Bedenken trägt, die Ver leihung eines obrigkeitlichen Amtes, dessen Träger als solcher zugleich Organ der Staatsregierung sein soll, an Mitglieder des Nationalvereins zu genehmigen. Diese Besprechungen beweisen, daß die Angelegenheit von nicht blos localem, sondern allgemeiner»! Interesse ist, und dies giebt uns Veranlassung, auch unsrerseits auf jene Besprechungen etwas näher einzugehen. Indem wir uns zu dem Aufsatze wenden, welchen die „Deutsche Allgemeine Zeitung" in der Beilage zu Nr. 80 unter der Aufschrift: „Das sächsische Mini sterium und der Nationalverein" gebracht hat, haben wir zuerst hervorzuheben, daß dieser Artikel den Gedanken gang der betreffenden Verordnung gut resumirt hat, und mit Befriedigung anzucrkennen, daß dieser ganze Aufsatz — im sehr angenehmen Gegensätze zu manchen früher« — nicht so vom Katheder herab die Finsterniß der Ca- binetspolitik behandelt. Denn ebenso wie man auf der einen Seite immer von dem „beschränkten Unterthanen- verstande" gesprochen hat, ließe sich auf der andern Seite von der Untrüglichkeit des Lehrstuhls in politischen Din gen sprechen und von der Beschränktheit des Regierungs horizonts, von welcher in gewissen Partriblättern wie von einer ausgemachten Sache gepredigt wird. Wir lassen daher der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" gern die Gerechtigkeit widerfahren, daß der erwähnte Aufsatz in sehr ansprechender Form der Diskussion gehalten ist, was uns um so angenehmer überrascht hat, als der erste Ausruf, welcher bei Veröffentlichung des Teiles der be treffenden Ministerialverordnung ausgestoßen wurde, die Befürchtung erregte, diese Verordnung werde für eine Monstruosität angesehen. - Was freilich die versuchte Widerlegung der Ministcrial- verordnung anbetrifft, so ist diese Widerlegung in schöne Worte ringekleidet, denen man gut thut, etwas auf den Grund zu gehen, ebenso wie die Ministerialverordnung in Bezug auf den RecurS der Stadtverordneten es ge- than hat. Denn indem man diesen schönen Worten auf den Grund geht, wird man hier und da etwas ganz Anderes entdecken. Dahin gehört zunächst die Behauptung der „Deutschen Allgemeinen Zeitung", daß der Nationalverein Oesterreich aus Deutschland nicht aus scheiden wolle, sondern nur versuche, einen Bund zwi schen Oesterreich und Deutschland herzustellen, welcher Oesterreich größer und stärker machen solle, als es nach seinem jetzigen Verhältnisse zu Deutschland sei. Dieser Einwurf ist nicht neu. Seit längerer Zeit ist schon die bekannte gothaische Idee verkündigt worden, haß Oesterreich bei der vom Nationalvereint ihm zugc- tzachtrn Stellung zu Deutschland gewinne. Was aber in dem Leben und Verkehr der Privatpersonen gilt, das gilt auch im Leben und Verkehre der Staaten. Der jenige, zu dessen Gunsten etwas geschaffen werden soll, oder dem man behauptet einen großen Vorthril zuzuwen- drn, ist jedenfalls ein besserer Richter über den Werth und Nutzen der ihm zugedachten Vortheile, als Derjenige, welcher ihm diese Vortheile zuweisen will. Ausfällig erscheint eS hiernach, daß die verschiedensten Regierungen und Preßorgane in Oesterreich noch nie zu der Erkenntniß haben kommen wollen, daß jenes gothaische Programm für Oesterreich sehr vortheilhaft sein würde. Die „Presse", das freisinnigste und unabhängigste Organ in Oesterreich, verdient in dieser Beziehung noch in neuester Zeit nach gelesen zu werden, in der Zeit, als eine bekannte Cir- cularnote Ideen entwickelte, welche in der Richtung einer größer» Verstärkung der Stellung Oesterreichs infolge einer gleichzeitigen Ueberlassung der Führung Deutschlands an Preußen große Verwandtschaft mit den Ideen des Na tionalvereins zeigten. Wenn man die Auslassungen der „Presse" über diese Ideen liest, muß man vielleicht zu gestehen, daß jene Artikel, weil sie gerade gegen eine Person gerichtet waren, dadurch an Schärfe gewonnen haben, der Grund des Widerspruchs ist aber nicht ein persönlicher, sondern gilt ausschließlich der Sache, er ist nämlich: die entschiedenste Abneigung gegen alle derartigen Projekte einer Verstärkung Oesterreichs und Erhöhung seiner zukünftigen Stellung durch eine Allianz mit einem unter Preußens ausschließlicher Leitung geeinigten Deutsch land. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" versucht ihren Lesern einzureden, wenn aus Oesterreich und dem unter preußischer Führung stehenden Deutschland zwei besondere Staaten gemacht würden, dann würden diese beiden Staaten durch den Zusammenhang der Nationalität, Sitten, Sprache, Verträge rc. aufs Engste miteinander verbunden sein und Oesterreich würde an dem von ihm abgesonderten (d. h. im Sinne des Nationalvereins: „geeinigten") Deutschland einen stärkern und zuverlässiger» Rückhalt haben, als jetzt, wo beide noch nicht so scharf von einander getrennt sind. Dieser Vorstellung gegenüber wird es nicht über flüssig sein, der auf dem sächsischen Landtage von 1849/50 über die Union gepflogenen Verhandlungen sich wieder zu erinnern. Bei diesen Verhandlungen wurde in der Ersten Kammer von einem der Redner Dasselbe «»gehalten, was jetzt die „Deutsche Allgemeine Zeitung" behauptet; aber trotz der damals sehr abgeneigten Stimmung fehlte dennoch der Ausdruck der Heiterkeit nicht, als der Minister v. Beust bemerkte, dies komme ihm vor, wie wenn zwei Leute eine gemeinschaftliche Wohnung inne haben, von denen der Eine nicht erwarten könne, daß der Andere auS der Woh nung hinausziche und sie ihm allein überlasse, und dabei sage: „Wenn Sie aber auszichen, müssen wir uns recht oft sehen." Als ein bitterer Hohn erscheint die Bemerkung der „Deutschen Allgemeinen Zeitung", daß die im Deutschen Bunde vereinigten Regierungen Oesterreich im I. 1859 nicht die geringste Hilfe gewährt hätten. Die „Deutsche Allg. Ztg." wird bei einem aufrichtigen Bekenntnisse wohl gestehen müssen, daß die im Deutschen Bunde vereinigten Regierungen gerade deswegen keine Hilfe leisten konn ten, weil sie nach den bestehenden Verhältnissen, wäh rend Oesterreich im Kriege beschäftigt war, allerdings auf die so sehr angcstrebte Leitung des andern Großstaates angewiesen waren; daß also damals keine Hilfe geleistet wurde, lag nicht am Deutschen Bunde, sondern daran, daß der Großstaat, welcher damals wirklich die Leitung hatte, mit der Gewährung der Hilfe zögerte. Die „Deutsche Allg. Ztg." hebt hervor, das Programm des NationalvereinS gehe von dem Gedanken aus, „daß die deutsche Nation an Größe u. Macht zureiche, um zwei große Staaten zu bilden". Als diese zwei Staaten nennt sie: Oesterreich und „das geeinte Deutschland". Was für ein Deutschland wir uns darunter vorzustellen haben, sagt das Programm des Nationalvereins, welches in der Ko- Fe uilletou. A. Hosthrater. Montag den 13. April wurde der Wiederholung mehrer kleiner Stücke als Neuigkeit „Eine Tasse The«" eingereiht, rin einaktiges Lustspiel von Emil Neumann nach dem Französischen. Es kann diesen Ursprung auch nicht verläugnen, denn eS ist, wie die meisten solcher Pariser Fabrikate, auf dortige frivole Praxi» im ehelichen Leben basirt, ohne jedoch in dieser Hinsicht verletzend auszuschweifen. Mit routinirter Mache und ohne Vorliebe für Esprit und Eleganz deS Dia log» begnügt sich der Verfaffer, einige amüsante, wenn auch nicht neue Situationen zu flüchtiger Unterhaltung zn geben, nachdem er das dazu im Stücke nöthige In dividuum etwa» gewaltsam herbeigebracht. Wie man aber bei Lösung eines RechnenerempelS auch noch die Probe hinzufügen kann, so verfährt er bei seiner wohl berechneten dramatischen Aufgabe und dehnt dadurch den Scherz zu breit au». DaS Stück machte einen heitern Eindruck und wurde namentlich von den Herren Deitmer, Maximilian und Fräulein Langenhaun befriedigend gegeben. Fräulein Langenhaun möge bedacht sein, bei einer feinen Toilette auch stet» einen feinen Ton der Rede festzuhaltrn: auch für den Ausdruck weiblich scharf züngiger Mißlaune, wie in der ersten Scene. Herr Deitmer carikirte den Privatseeretär zu sehr; eine maß vollere Haltung wird die natürlich« Komik nur erhöhen. - C. B. DreSdru.*) Am 11. d. M. gab der Tonkünstler« verein seinen sechsten und letzten ProductionS- abend. Zur Ausführung kam zunächst zum ersten Male «in Oetett (lo-äor) für Violine, Viola, Cello, Oboe, Clarinett«, Fagott, Horn und Contrabaß von Joseph *) Mutzte gestern wegen Mangel an Raum Zurückbleiben Rheinberger, gespielt von den Herren Hüllwcck, Göring, Tietz, Baumgärtel, Kötzschkc, Herr, Hübler und Trautsch. Dieses Musikstück war, laut Aufforderung des Vereins vom Jahre 1860, die Einsendung größerer Ensemble stücke betreffend, von dem in München lebenden Kompo nisten eingeschickt und vom Prüfungsausschüsse als ge eignet zur Aufführung bezeichnet worden. Das Octclt erweist den wohlgeschulten, gewandten Musiker, der sich an den Werken der klassischen Meister herangrbildet hat und von bester Absicht und rd.lstem Streben erfüllt ist. Nicht gleichen Schritt uiit diesen löblichen Eigenschaften hält die Erfindungsgabe des Komponisten. Die Motive sei nes Werkes erscheinen klein, matt und von wenig In teresse. Am frischesten ist der erste Satz empfunden, wie denn die musikalische Arbeit des Ganzen vorzüglich ge nannt werden darf. Die Blasinstrumente sind mit mehr Geschick als die Saiteninstrumente behandelt ; am wenig sten hat der Componist die Königin der Instrumente, di« Geige, zu verwcrthen gewußt. Jedenfalls kann Herr Rheinberger dem Vereine dankbar sein für die fleißige und treffliche Wiedergabe des Stückes. — Als zweite Nummer folgte ein Concert (X moll) für Clavier, Flöte und Violine concertante mit Begleitung de» Streich quartetts von I. S. Bach, auSgrführt von den Herren Rollfuß, Fürstenau, Hüllweck rc. Don Neuem mußte man in diesem zum ersten Male hier gehörten Werke die unendlich« schöpferische Kraft de- Meisters, verbunden mit kunstvollster Verarbeitung de- Materials und sicherster Beherrschung der Form, bewundern. Wunderbar klingen dem musikalisch intelligenten Hörer auS diesen geistvollen Weisen des alten Sebastian moderne, bekannte Klänge entgegen, welche an Mendelssohn und Chopin erinnern. Wie sehr übrigen» Bach seine eigne Arbeit mit kritischer Einficht zu schätzen wußte, beweist, daß er diese» Con cert (wie manche andere Werke) auch noch anderweit wieder benutzte.*) Den Schluß des Abends bildete das hprrlichc O-äur-Ouartett von Beethoven (op. 59, Nr. 3), gespielt von den Herren Seclmann, Ackermann, Meine! und Schlick. Auch die Ausführung der beiden letzten Nummern war pinc höchst gelungene zu nennen. Herr Rollfuß brachte nebst seinen Mitspielern das Bach'sche Concert zu trefflich correcter musikalischer Darstellung, und die Herren Qartettspieler bestrebten sich, nach Kräften das Beste zu geben. Aus die Gesammtleistungcn des Vereins kann auch in diesem Jahre nur mit anerkennender Befriedigung geblickt werden. Der Verein hat sein Princip gewahrt, der Kunst mit regem Eifer und nach edelster Richtung hin zu dienen, und namentlich auch sowohl neue moderne Compositionen, als noch ungekannte oder wieder ver gessene älterer Meister im Bereiche der instrumentalen Kammermusik vorzuführen. Die Thätigkeit des Verein» ist von so großem Interesse für das musikalisch gebildete Publicum, wir wahrhaft anregend und fördernd für die künstlerische Bildung und den Geschmack der Ausführen- drn. Möge der Verein sich in seinen Bestrebungen frisch und ungeschwächt, einig und parteilos im wahrhaften Dienste der Tonkunst erhalten. —r— Thraker. In Danzig hat Fräulein Ulrich (vom Hosthrater zu Dresden) ihr Gastspiel beendigt und dort einen seltenen Triumph gefriert. Da» „Danz. Dampfb." sagt über dasselbe und speciell über ihre „Jungfrau von Orleans" u. A.: „Der Erfolg, welchen Fräulein Ulrich hier in kürzester Zeit errungen, ist ein beispielloser und *) Der erste und dritte Satz de« «oncerlt ist al» ein brillante» Solostück, aber kürzer auSgefüdrl. für'» dlavier allein von Bach bearbeitet (Preiudio und fluga Band H. ter Stavierwerke bei Peter»), der »weite Satz hmaegen al» Oraeltrio in der zwe.ten Orgelsonate (Band I. der Werke für Orgel vei Peter») enthalten. kurzer Generalversammlung vom 4. und 5. September 1860 beschlossen und in der Generalversammlung vom 6. Oktober 1862 ausdrücklich als noch giltig anerkannt wurde. Nach diesem Programme soll eine einheitliche Centralgewalt für Deutschland geschaffen werden, zu deren Befugnissen vor Allem die militärische Obergewalt und die ausschließliche Vertretung gegenüber dem Auslände gehören. Diese Centralgewalt soll dem Oberhaupte des größten reindcutschrn Staates übertragen werden. Von den übrigen deutschen Volksstämmen wird erwartet,' Laß jeder derselben willig die Opfer bringen werbe, die zur Erreichung dieser Art von Größe und Einheit Deutsch lands nöthig sind. So das Programm. Es ist sehr werthvoll an dem Aussatze der „Deutschen „Allg. Ztg.", welcher unter den über die gedachte Mini sterialverordnung bisher erschienenen der einzige etwas gediegnere ist, daß in demselben nicht in Abrede gestellt worden ist, es komme nach dem Programme des Natro- nalvereins wesentlich auf die Unterordnung der übrigen deutschen Staaten unter einen einzigen deutschen Staat an. Und weil dies zugestanden worden ist, so wird damit auch der weitere anscheinende Einwand der „Deutschen Allg. Ztg." vollkommen in sich zerfallen, daß es auf einer falschen Ansicht und auf Selbsttäuschung beruhe, wenn in der Ministerialverordnung gesagt werde, der National verein wolle die Einheit Deutschlands gegen den Willen des deutschen Volkes in der von ihm angestrebten Form Herstellen. Gegen diese letztere Bemerkung haben wir zunächst zu erwähnen, daß von der „Deutschen Allgem. Ztg." der Wortlaut der Verordnung nicht ganz richtig wiedcrgcgc- ben worden ist. In der Ministerialverordnung ist nicht gesagt worden, daß der Nationalverein „gegen den Wil len Deutschlands" oder „des deutschen Volkes", sondern gegen den Willen „eines großen Theils nicht allein der deutschen Regierungen, sondern auch des deutschen Volkes und seiner Vertreter" die deutsche Verfassung Her stellen wolle. Dieser große Theil hat sehr deutlich gespro chen und spricht sich noch heute sehr deutlich gegen die Unterordnung unter einen einzigen Staat aus, und da die „Deutsche Allgem. Ztg." im Punkte der Unterord nung das Programm des Nationalvereins nicht in Abrede stellen kann, so ist zu erwarten, daß kin großer Theil des deutschen Volkes fortfahren wird, gegen diejenige Einigung Deutschlands, welche der Nationalvercin herbeiführcn will, sich auszusprechrn. Daher kommt es auch nur auf eine Spitzfindigkeit hinaus, wenn die „Deutsche Allg. Ztg." argumentirt, wie eS denn möglich sei, daß der National verein, der sich doch ganz allein auf die 'Nation stützen und nur durch die Nation etwas erreichen wolle, es un ternehmen könne, gegen die Nation etwas zu thun. Was für eine Bewandtniß es damit habe, darüber kann ein Seitenblick auf ein im Süden Europas gelegenes Land die beste Auskunft geben. Auch dort haben ähnliche Ver eine es glücklich dahin gebracht, dem Volke zu einer neuen Gestaltung zu verhelfen; würde dort aber jetzt das Volk befragt — und es bedarf nicht einmal mehr einer Frage, denn die Kundgebungen kommen ganz von selbst —, so ist die Antwort: daß das arme Volk nicht mehr weiß, wie es zur Einheit gekommen, daß es sogar, aller Ab stimmungen ungeachtet, wider seinen Willen zu der neuen Gestaltung der Dinge gelangt ist. Glücklicherweise besteht noch der Unterschied zwischen Deutschland und Italien, daß auf der einen Seite diejenige deutsche Dynastie, welche einer solchen Bewegung hätte dienstbar werden müssen, gewissenhafter ist, als diejenige, welche in Italien dem Unternehmen ihr: Dienste weihte, und daß auf der an dern Seite durch den Widerstand, welchen die Negierun gen einer solchen Bewegung geleistet haben, und infolge der allgemein bessern politischen Zustände in den einzel nen Ländern Deutschlands auch das deutsche Volk selbst Zeit gewonnen hat, etwas ruhiger nachzudenken, als cs bei der Ueberrumpelung in Italien der Fall sein konnte. Deshalb darf angenommen werden, daß trotz der Behaup tung der „Deutschen Allg. Ztg." ein großer Theil des deutschen Volks der Bewegung des Nationalvereins sich nicht anschlirßen, und ihr sogar einen sehr entschiedenen Willen entgegensetzen wild. macht fast den Eindruck eines Wunders. Indessen ist derselbe erklärlich aus Dem, was das innerste Wesen der Kunst ist, denn die Leistungen dieser genievollen Künstlerin zeigen ebenso Fülle und Kraft der Phantasie, wie Adel der Seele und Ebenmaß, das sich in der er habensten Einfachheit kund giebt. Das sind Eigenschaften, welche im Künstlerthume maßgebend sind und vor Allem in der Rolle der „Jungfrau von Orleans" den höchsten Eindruck zu erzeugen vermögen. Diese Rolle ist das wunderbarste Product eines Dichtergenius. Sie hat das Pathos einer Volksbefreiung von fremdem Joch, und das übersteigt alle gewöhnlichen Vorgänge im Leben. Schiller hat die Volksbefreiung in seinem „Wilhelm Tell" auf eine staunenswerthe Weise gezeichnet. Höher aber noch steht seine „Jungfrau von Orleans". Denn während man von dem in „Wilhelm Tell" der Freiheit zueilendrn Schiffe die Rudrrschläge hört, vernimmt man in der „Jungfrau" einen göttlichen Wind, der das Schiff seinem Ziele rntgegentreibt. Wir müssen gestehen, daß wir die Schiller'sche „Jungfrau von Orleans" noch nie poetischer und ergreifender dargrstellt gesehen haben, als von Fräulein Ulrich, obgleich wir alle große Schau spielerinnen der jüngsten Vergangenheit seit Charlotte v. Hagn in dieser Rolle kennen gelernt. Fräulein Ulrich verstand e», die welthrrrschenden Ideen, die mit der wunderbarsten Mystik und dem klarsten Verstand« ver bunden find, zur lebensvollsten Anschauung zu bringen." * In dem von A. Ent sch in Berlin herausgezebenen „Deutschen Bühnrnalmanach" finden sich 214 deutsche Bühnen verzeichnet. Die Zahl aller Directorrn, Kapell meister, Schauspieler, Sänger, Tänzer »c. beläuft sich auf circa 5500 Personen. Vom October 1861 bi- dahin 1862 sind 200 dramatische Schriften erschienen.
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