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Znm Besuch der Burengeneriile in Berlin. Der schon längst angekündigte Besuch der drei Buren- helden Louis Botha, Christian Dewet und Delarey in Berlin kann nunmehr als endgiltig feststehend betrachtet werden. Den neuesten Dispositionen hierüber zufolge treffen die Vurengeneräle am 17. Oktober, von Paris kommend, in der deutschen Reichshauptstadt zu mehrtägigem Aufenthalte ein. Es braucht wohl kaum nochmals gesagt zu werden, daß die berühmten Gäste aus Südafrika sich eines überaus herzlichen und auszeichnenden Empfanges in Berlin für versichert halten dürfen und Latz das gesammte deutsche Volk ihnen im Geiste bei ihrem Erscheinen daselbst zujubeln wird. Haben doch ge rade Deutschlands Sympathien von allem Anfang an in dem beispiellosem heroischen Unabhängigkeitskampfe des einfachen südafrikanischen Farmer- und Jägervölkchens gegen die brutale Uebermacht Englands mit besonderer Lebhaftigkeit und Wärme den wackeren Buren gegolten, und noch heute machen sich diese Sympathien immer und immer wieder bemerkbar. Und wie gegenüber der Ge- sammtheit der Buren, so sind auch gegenüber den einzelnen hervorragenden Persönlichkeiten des kernigen Vurenstammes die zugeneigten Gesinnungen des deutschen Volkes voll und unzweideutig zum Ausdruck gelangt. Speziell die Generäle Botha, Dewet und Delarey geniesten wegen ihrer tapferen und zähen Führung der Burenstreiter in der zweiten Hälfte des südafrikanischen Feldzuges, wegen ihres anerkannten Patriotismus und ihrer sie auszeichnen- den persönlichen Eigenschaften einer unbestreitbaren Volks- thümlichkeit und ausrichtigen Bewunderung in ganz Deutschland. Wenn darum nächstens diese ausgezeichneten Vertreter des Burenvolkes auf deutschem Boden erscheinen werden, so wird dies eben eine hochwillkommene Gelegen heit für weite Kreise der deutschen Bevölkerung bilden, den glänzendsten militärischen Führern der Buren noch mals die alle Herzen erfüllende Hochachtung und Ehr erbietung vor solchen Männern zu bekunden, selbst wenn dies vielfach nur aus der Ferne geschehen könnte. Nur must die bestimmte Erwartung ausgesprochen werden, datz das Erscheinen der Burengeneräle in Berlin zu keinerlei herausfordernden und beleidigenden Kundgebungen deutscher seits an die Adresse Englands führt, Botha und seine Gefährten kommen ja nur unter dieser Voraussetzung nach Deutschland. Längst ist es schon von ihnen betont worden, Latz bei ihrer nächstens beginnenden Rundreise durch Europa keinerlei politische Gründe eine Rolle spielen, am wenigsten die Absicht, ihre Neiseturnec zu einer grotzen Demonstration gegen England zu gestalten. Wie nach anderen Ländern, so gehen die Burengeneräle auch nach Deutschland lediglich zu dem Humanitären Zwecke, mög lichst weite Bevölkerungsschichten sür die furchtbare Noth lage des Vurenvolkes zu interesstren und die allgemeine Mildthätigkeit zur Linderung des herzbrechenden Elends in den ehemaligen Burenrepubliken aufzurusen; solchem edlen Zweck könnte aber das Hineinziehen der Politik in Las öffentliche Auftreten der Generäle nur schaden. Heber einen wesentlichen Punkt bei dem herangenahten Besuche der Burengeneräle in Berlin herrscht indessen noch Ünge- witzheit, nämlich über ihren angekündigten Empfang durch Kaiser Wilhelm. Bislang gilt es nur als sicher, datz sie «ine Audienz beim Kaiser nachgesucht haben, eine be stimmte Zusage hierauf soll jedoch noch ausstehen. Im deutschen Volke halte man allseitig die ursprüngliche Kunde, datz der Empfang der drei Vurenhelden durch den Kaiser so gut wie gewitz sei, mit begreiflicher Freude und Ne- nugthuung ausgenommen, um so verstimmender wirkt nun die hierüber wieder eingetretene Unsicherheit ein. In allen natiom I fühlenden Kreisen nnseres Volkes empfindet man diesen augenblicklichen Stand der Dinge um so pein licher, als hervorragende englische Blätter, nnter ihnen auch der Beziehungen zur Regierung unterhaltende „Standard", die bloste Absicht eines Erscheinens der Buren generäle am Hofe des deutschen Kaisers sofort mit einem förmlichen Wuthgeschrei ausgenommen haben und da sie alsbald in sür Deutschland und seinen Kaiser verletzendster Weise die frechsten Bedingungen für einen Empfang des Trios der berühmten Burenführer am kaiserlichen Hofe stellten. Noch bedarf die Meldung, eine Audienz derselben beim Kaiser sei ohne ein vorheriges Gesuch der Generäle an den britischen Botschafter in Berlin um seine Ein willigung hierzu kaum zu erwarten, der Bestätigung. Sollte es sich aber wirklich so verhalten, dann könnte man lieber wünschen, die tapferen Burenführer verzichteten auf die Ehre eines Empfanges am kaiserlichen Hofe, und es ist auch nicht unwahrscheinlich, datz Botha und seine Genossen in solchem Falle von ihrem Audienzgesuch wieder Abstand nehmen würden. Lokales und Sächsisches, Dippoldiswalde. Mit Genehmigung des Stadtraths wird der hiesige Wohlthätigkeitsverein „Sächsische Fecht schule" auch in diesem Jahre eine Waarenlotterie ver anstalten. Wie wir erfahren besteht der Hauptgewinn in einer Nähmaschine, der zweite in einem Kleiderschranke, der dritte in einem Regulator, der vierte in einem Sopha- tisch, der fünfte Gewinn in einer Hängelampe. Jnsgesammt werden 1500 Loose L 30 Pf. zur Ausgabe gelangen; auf je 5 Loose entfällt ein Gewinn. Die Ziehung findet am 26. Oktober unter behördlicher Kontrole im „Stern" statt. — Die Gewinnliste der Zittauer Ausstellungslotterie liegt in unserer Expedition zur Einsichtnahme aus. — König Georg begab sich am 7. und 8. Oktober nach Klingenberg, um auf Grillenburger und Spechts- hausener Revier zu jagen. Schmiedeberg. Etwas spät gegen frühere Jahre findet das diesjährige Erntefest hierselbst am nächsten Sonntag, den 12. Oktober, statt. Der Dankgottesdienst beginnt Nachmittags 2 Uhr. Reinhardtsgrimma, 7. Oktober. Am vorigen Sonn tag wurde die einfache Heizungsanlage in unserer Kirche zum erstenmale erprobt. Dieselbe funktionirte ziemlich befriedigend; war doch nach dem Vormittags gottesdienste noch eine Temperatur von 8 bez. 12« K. in der Kirche. — In der Nacht vom Montag zum Dienstag sind an der Straste von hier nach Cunnersdorf eine Anzahl junger Obstbäumchen ganz und gar niit Beil oder scharfem Messer beschädigt worden. Es ist dies Heuer der 2. Fall, datz Baumfrevel an derselben Stratzc verübt worden ist. Hoffentlich gelingt es einmal, solch rohe Patrone zu er wischen und der verdienten Strafe zuzuführen. — Heute Vormittag zog sich der Stuhlbauerlehrling Winkler hier eine schwere Verletzung der rechten Hand durch die im Gange befindliche Hobelmaschine zu. Zur Vermehrung des Unglücks war auch gerade der Ortsarzt nicht anwesend. Der bedauernswerthe junge Mensch ist darauf sofort in das Krankenhaus in Dresden gebracht worden. Glashütte. Der 6. Oktober war für unsere Stadt ein Tag hehrer Freude. War doch der unter vielen Mühen und Anfechtnngen erstandene schöne Bau unsrer Schule zum Abschlutz gelangt, sodast die Einweihung stattsinden konnte. — Die Versammlung geschah Nachmittags 2 Uhr an der alten Schule. Nach dem allgemeinen Gesänge: „Bis hierher hat uns Gott gebracht pp." und der unter strömenden Regen gehaltenen herzlichen Abschiedsrede des Herrn dir. Oberlehrer Paatz, sowie dem Schlustgesang: „Unsern Ausgang segne Gott pp." formirle sich der Zug unter Vorantritt einer Abtheilung Feuerwehr und des Musikchores, dem Herrn ober!. Architekten und einem Schul mädchen mit dem auf einem Kissen liegenden Schlüssel folgten die Bangewerken und Bauhandwerker, hierauf die WWW» WKtM-BtlW Anzeiger sür Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche UmLsyauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. 68. Jahrgang Donnerstag, den 9. Oktober 1902 Nr. 116 Lossow. Pch. Nr. 876 ä. Pch. Nr. 739 L. L 25 Pfg-, zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. pflichtet fühlt. Dippoldiswalde, am 4. Oktober 1902. Königliche Amtshauptmannschaft. — Lossow. geladenen Ehrengäste: die Herren Amtshauptmann Lossow- Bez.-Schul-Jnsp. Bang und Superintendent Hempel-Dippol- diswalde, die Herren Geistlichen, Gemeinde- und Schul vertreter der Nachbarorte usw., sodann die hiesigen Ge meinde- und Schulverlreter, der Kirchenchor und verschiedene Andere. Unter Führung ihrer Lehrer folgten sämmtliche Schüler und Schülerinnen von einer grotzen Zahl Er wachsener begleitet. Nach Ankunft vor der neuen Schule wurde der Choral: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" gesungen, alsdann fand die Schlüssel übergabe mit begleitenden Worten des Herrn Architekten Rudolph statt an den Herrn Ortspfarrer, welcher denselben dem Herrn dir. Oberlehrer übergab, worauf die Oeffnung des neuen Gebäudes erfolgte. Die Hauptfeier fand nun in der Aula statt, welche leider nicht allen Theilnehmern am Zuge Raum gewährte, sodatz nur die oberen Klassen der Kinder, die geladenen Gäste und die zunächst Be theiligten Einlast finden konnten. — Dem allgemeinen Ge sänge: „Wir haben dieses Haus gebaut" folgte nun die äuherst geist- und gehaltreiche Weiherede des Herrn Bez.- Schul-Jnsp. Vang über das Thema: „Zeit". Der Kirchen chor sang die Motette: „Preis und Anbetung" von Rink. Diesem folgte das feierliche Weihegebet des Herrn Pfarrer Lindner. Alsdann wurde unter der Leitung des Herrn Kantor Müller und Harmoniumbegleitung des Herrn Lehrer Ficke ein Hymnus für Solo und dreistimmigen Chor von Alb. Toitmann zum Vortrag gebracht, wozu Frau Jentsch-Hier und Herr Kantor Nitzsche-Lauenstein die Soloparthien sangen. Hierauf betrat Herr Amtshauptmann Lossow das Redner pult und überreichte unter herzlichen Worten Herrn Pfarrer Lindner als Anerkennung für seine großen Verdienste um den Schulbau und überhaupt sein selbstloses seelsorgerisches Wirken das von Sr. Maj. dem König verliehene Albrechts kreuz I. Klasse zur grosten Freude seiner Gemeinde. Die Schlustworte des Herrn Oberlehrer Paatz und der Schlutz- gesang: „Lob, Ehr' und Preis sei Gott" beendeten die er hebende Feier. Ein Festmahl in „Stadt Dresden" welches von zahlreichen Toasten ernsten und heiteren Inhalts ge würzt wurde, vereinte noch eine gröhere Anzahl Theil nehmer. Der Schuleinweihung ging in unserem Gottes hause noch eine schöne Feier voraus. Vor versammeltem Kirchenvorstande und im Beisein des Herrn Amtshaupt mann Lossow wurde dem aus dem Kirchenvorstande aus geschiedenen Mitgliede und Kirchkassirer Kaufmann Jul. Richter für 26jährige treue Wirksamkeit durch Herrn Super intendent Hempel unter herzlicherAnspracheeinAnerkennungs- diplom des hohen Konsistoriums überreicht. — Den 7. Ok tober ward das Schulfest, welches aller 2 Jahre stattsindet, abgehalten. Wohl war wenig Hoffnung vorhanden, datz dasselbe bei der vorgerückten Jahreszeit im Freien statt finden könnte, zumal nach den vorhergehenden naßkalten Tagen. Doch vor dem Auszuge brach die Sonne hervor, und konnten die Vögel dann auf der Schießwiese noch geschossen und verschiedene Spiele abgehalten werden. Würstchen und Semmel, sowie Vier wurde im Tanzsalon vcrtheilt, Kaffee in den Gasthöfen „zur Sonne" und „zum goldnen Glas" klassenweise getrunken. Nach dem Einzuge fand für die Kinder noch eine Theatcraufsührung des im „goldnen Glas" jetzt weilenden mechanischen Theaters von Franz Auerswald statt. Johnsbach. Unser diesjähriges Erntefest soll nächsten Sonntag, den 12. Oktober, gefeiert werden. Der Festgottesdienst beginnt Nachmittags >/22 Uhr. Die Ernte ist als eine gute zu bezeichnen. — Das hiesige Kirch weihfest fällt auf den 27. Oktober. Dresden. Das hiesige Bürger Hospital, welches im Jahre 1852 mit zwei alten Bürgern als Pfründner ins Leben trat und heute in einem schönen, geräumigen Gebäude an der Pfotenhauerstraße aus einem Stiftungs vermögen von über 1300000 Mark 156 alten Bürgern und Bürgerinnen einen sorgenfreien Lebensabend bietet, beging am Sonntag sein 50jähriges Bestehen in festlicher Verantwortlicher Aedarleur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Anterhaltangsdlatt". Mit land» und hauswirthschastlich« Monats-Beilage. Die I. Division Nr. 23 des XIl. (1. Königl. Sächs.) Armee-Korps hat nach Be endigung der diesjährigen Herbstübungen anher mitgetheilt, daß von den Truppen die Bereitwilligkeit der Gemeinden und selbständigen Gutsbezirke den ost nicht geringen An forderungen hinsichtlich der Unterbringung der Division in jeder Weise zu genügen, sehr Erkennend hervorgehoben worden ist, und die unterzeichnete Königliche Amtshaupt- mannschast ersucht, den Betheiligten zu versichern, daß sie sich zu großem Danke ver- Aufgehoven wird die mittelst anttshauptmannschastlicher Bekanntmachung vom 2. August dieses Jahres angeordnete Sperrung des von Börnersdorf über Lichtenberg nach Liebstadt führenden Kommunikationsweges. Dippoldiswalde, am 6. Oktober 1902. Königliche Amtshauptmannschast. WM Die ,.W1hrrttz-Zettans" «scheint wöchentlich drei- raal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen» IxnAbenden ausgegeben. Inserate, welche bei det bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung findet, werden mit 12Psg., solche aus unserer Amtshaupt. Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. - Einge sandt, im redaktionellen Theile, di- Spaltenzeile 20 Pfg.