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Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Ra-cburg, Moritzburg und --reu Umgegend. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Venner E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. M«. 2V. Freitag, den 4. Juli. 18S1. Diese Zeitschrift erscheint jeden Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. pr»«nin»«»>s«». — Bestell« ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pfennigen berechnet werden, und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diens tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis Dienstags Nachmitt. abzugeben sind, nehmen in Pulsnitz und Radeberg die Heraus geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post-Expedition, in Großenhayn der Buchbinder Hohlfeldt, so wie alle Postämter an. Zeitereignisse. Pulsnitz. Am 26. Juni früh 1 Uhr brannte in Nicder- steina das einstöckige Haus des armen, aber in seinem Dienste streng gewissenhaften Gemeindeholj-Aufseher Guhr ab. Das Strohdach, unter welchem Guhr mit seinem Töchter chen, und in anstoßendem Verschlage ein Hausgenosse schlief, brannte zuerst und versengte schon einem der Schlafenden die Haare. In wildem Schrecken stürzte, gleich jenem Hausgenos sen, Guhr mit seiner Tochter vom Boden herunter, rief seiner, in der Unterstube mit einer armen hochbetagten AuSgrdingerin schlafenden Frau — welche erst auö den Wochen ist — zu, sich mit dem Säuglinge zu retten; und hatte, nachdem er sein ältestes Kind im Freien geborgen hatte, noch Mühe, sein zweites, noch nicht 2 Jahre alteö Kind mit der Wiege auö den Flammen zu retten. Schnell verzehrte die Flamme Alles, was die Armen ihr Eigcnthum nannten, — selbst die nothwendigsten Kleider. Durch Gottes gnädiges und wunderbares Walten wurden die umstehenden Häuser von der Flamme verschont. Man vcr- muthct Brandstiftung; doch möclne man zur Ehre der mensch lichen Natur gar nicht dieß für möglich halten, da ja ein Ver brennen der Hausbewohner in ihren Besten vorauszusehen ge wesen wäre, und Solches nur durch GosteS besondre väterliche Treue und Wachsamkeit abgewendet worden ist- Gewiß dqrf fich diese Familie ans dem, durch seine Unterstützung anderer abgebrannter Orte rühmlich bewährten Niedersteina überall mil der Unterstützung getrösten, Berlin, 25. Juni, Die Pr. Z. bringt Hense qn der Spitze jhreö Blattes „ein dänisches Urtheil über Schleswig" von dem Professor der Ssasistik an der Universität Kopenhagen, A. F. Bergsöe, aus dessen dänischer Statistik, und bemerkt? Professor Bergsöe ist als dänischer Patriot bekannt nnd ist in Dänemark eine Autorität, so daß also dieses Urtheil weder für ein im deut schen Sinne befangnes, noch für ein leichthin abzuwcisendeS gel ten fann. Herr Bergsöe sagt: Wenn die ganze BevölkcrungS Schleswig dänisch wäre, so würde man den Zweck der Bewahr ung der Nationalität in Nordschleöwig und der Herstellung eines harmonischen uud zufriedenen Staatsganzen vielleicht durch die Absonderung Holsteins erreichen; aber sie ist es leider so wenig, daß nicht einmal die Hälfte dänisch spricht, und noch ein weit ge ringerer Theil dänisch gesinnt ist. Man würde daher durch Hol steins Abtrennung ourchaus nicht die Gefahr der Verdrängung deö DaniSmuS in Nordschleswig heben, zumal wenn Schleswig, wie man es vorschlägt, eine administrative Abgeschlossenheit und einen selbstständigen Landtag erhielte, indem nämlich fast der ganze Beamtcnstand und der auf den Landtag kommende intelli gente Theil der Bevökerung deutsch oder deutschgesinnt sein, und wegen ihrer Unzufriedenheit über die Abtrennung Schleswigs von Holstein noch weis eifriger, als bisher ihre Macht und ihren Ein fluß zur Verdrängung der dänischen Nationalität zu benutzen suchen würden. Dies aber würde man nicht verhindern können, wenn Schleswig seine provinzielle Abgeschlossenheit behielte. Die dänische Nationalität würde dadurch, unserer Ueberzeugung nach, in größere Gefahr kommen als je zuvor. Aber obgleich der größere Theil Schleswigs deutsch, und der bei weitem überwie gende Theil deutschgcsinnt ist, so könnte doch, wenn man den Landtag und die provinzielle Selbstständigkeit aufgäbe, die Frage sein, ob man den besprochenen Plan annchmen solle, wenn Schleswig mit dessen Verwirklichung zufrieden wäre; das ist aber so wenig der Fall, daß selbst der nördlichste und am meisten dänische Theil Schleswigs höchst mißvergnügt darüber sein würde. Denn selbst die bämschen Nordschleswiger sagen fast alle: „Wir sind zwar der Nationalität nach Dänen, und wollen eö bleiben, aber in politischer Hinsicht gehört Schles wig zu Deutschland." Koburg, 23, Juni. (L, Z.) Den Herzog, welcher erst vor wenigen Tagen von seiner Londoner Reise hierher zurück- kchrte, hat beim Baden ein Unfall getroffen, dessen Folgen gegen wärtig noch zu übersihen sind, Man erzählt ihn folgender maßen: Die Röhren des Sturzbades schienen verstopft, da fie daf Wasser nicht durchlicßen. Der Herzog gab deshalb den Be-