Volltext Seite (XML)
Iilchelut täglich «ach«. m>INu»nahme d» Sonn, und FcsUage. ***-abe ^ mtt .Die geil in Wort und Bild- dierlelilibrlich A' Dresden durch Boten »IO ^ In gan, Deutschland lrel Haus »8» in Oeslerrcich 4.4» L EnSaad« illustrierte Beilage dierteljlibrlich 1.8« Boie» » IN ^ In ganz Deutschland frei Haus »,»» >k; in Oesterreich 4 N7 L. — Linzel-Nr. I« z Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die »gespaltene Petitzeile oder deren Raum mV 18 S, Reklamen mit 8N z dir Zeile berechnet, bei Wiederholung» entsprechenden Rabatt. Vachdraikeret, Redaktion and Geschäftsstelle, Dresden, Ptllaitzer Strafte 4». — Fernsprecher ISN« Allr RSttgab« unverlangt. Schriftstücke keine iverdtndltchke- RedaktionS-Svrcchslunde: II bi- I» Uhr. Lssbs ösnugnguslls! 17, Vnrrü^Ilekv oouv rmä Aoirrouvkl,«, nll« Ilolr- uoil 9l.Uurl.vn SS 11! !kl ftt voll 80 K».rk all ktiosig« ^u»«»kl, ^iinotig» i:»kl«-«ise. kok» lc«»»si>r»kutt.I Rlet-l'Iono, I Sod»nn-<ieorgvn-UI«» tit b'oi'nspr. b979 XV6i!inuc;!lt»t68lo vmpk. kvlrvursu vom si»s. tiiu koillstvll Oollro 1^17 U 8psriuI-l'vlLrvaroll- uiui Kütirsogosobäkt. Orouävll-»., RillßliUrnüo og urivvoil VikLoriuslruü«, ^nnildor clor 8t.ün6i«(knn Lank livs.aratoran unä dlgunnkoi-ti^uu^on 1788 ^ür oen Ältonat Dezember abonniert man auf die „Sächsische Bolks- zeitung" mit der täglichen Nomcmbeilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von «0 Pfg. (ohne Bestellgeld), durch den Bolen n.s Haus 7V Pfg. Der Bezugspreis auf die Ausgabe ^ mit der illustrierten Unter haltungsbeilage „Dir Zeit in Wort und Bild" erhöht sich monatl ch um 10 Pfennig. Neues zur Alaroktosrage. Ein angesehener Diplomat schreibt uns: Marokko ist jetzt das Paradies für die Alldeutschen und sie klagen, das; wir aus demselben bertrieben worden seien, während doch die Tatsache ist, das; wir in diesem nen- entdeckten Paradies gar nie gewesen waren. Marokko ist während des ausgehenden Mittelalters und zum Beginn der neuen Zeit durch die damals vielgelesenen Berichte befreiter Christensklaven ans Mohrenland (Mauretanien) und frommer Mönche bekannt geworden, die jenen Aermsten in ihrer kummervollen Weltabgeschiedcnheit geistlichen Trost und, so oft sie die Mittel auftreiben konnten, den ersehnten Loskalif brachten. Noch heute verwaltet die Bremer Handels kammer eine fromme Stiftung, deren Erträgnisse dem Los kauf christlicher Sklaven in der Barbarei gewidmet sind. Schrecken und (Kranen verbanden sich für unsere Vorfahreil mit Marokko. Die Hansastädte (wie ja fast alle Kultur- staaten) zahlten de» maurischen Sultanen Tribut, um von den Piraterien ihrer Kosaken verschont zu bleiben, und Mnlay Hafid verwahrt noch jetzt ein schönes buntes Perga ment, auf dem der Bremer Staat einem seiner Vorfahren in wohlgesetzten Worten die Bitte um Wahrung guter Be ziehungen ansspricht. Das hies; in jenen alten Tagen: Kapere, bitte, unsere Schisse nicht! Bis tief in das 10. Jahr hundert hinein blieben unsere Vorstellungen von Marokko au-.'schließlich bestimmt durch die Roheit, mit der die Mauren fremde Kauffahrtcifahrcr. ohne den geringsten Anlaß im tiefsten Frieden anfbrachten. Die unglückliche österreichische Landung in Larasch iin Jahre 1820 und das Gefecht von Tres Forcas, in dem sich im Jahre 185,6 die junge preußische Marine ihre ersten blutigen Lorbeeren pflückte, waren in allen ihren Begleitumständen recht dazu angetan, in Deutsch land die Vorstellung zn erhalten, daß die Marokkaner ein roheS. aber starkes, freiheitsliebendes und tapferes Volk sind, das mit unseren wesentlichsten christlichen An schauungen in stetem Widerspruche liegt. Im Grunde waren diese mittelalterlichen Vorstellungen richtiger als so manche Marokkoschwärmerei der letzten Jahre, aber sie hätten in Einzelheiten revidiert werden müssen, als Marokko als Staat und Militärmacht immer schwächer wurde, zu eben der Zeit, da sich die europäischen Staaten staatlich und mili tärisch über alle Voraussicht kräftigten. Die kommenden Jahre werden unsere Ansicht unterstreichen: Frankreich wird manche Schlange in diesem Lande finden und hat Millionen auszugcben, ehe es sich dauernd festsetzen kann. Das leicht zu haltende Algier erheischte 5,0 0l)0 Millionen Mark Zu schuß in 80 Jahren. Aber wir wollten in dieses Paradies hinein! sagen manche und erinnern an die Kaiscrfahrt nach Tanger. Es ist nicht hinlänglich bekannt, daß der Kaiser den ihm in Tanger im Namen des Sultans vorgetragenen Wunsch nach einer deutsche:, M i l i t ä r m i s s i o n am scherifischcn Hofe rundweg abschlng und daß er dein Sultan durch einen lcherifisck-ei, Hofmann die vertrauliche mündliche Botschaft sandte, er solle niit aller Energie sorgen, daß die Unordnung in seinem Reiche anfhöre, s o n st könne er i h m a n ch nicht belfen. In diesem Sinne hat auch Graf Tatten- bach in den folgenden Monaten dringende, aber erfolglose Vorstellungen erhoben. Man vergesse also nicht, daß Deutsch land und sein Kaiser nicht die bloße theoretische Souveräni tät deS marokkanischen Sultans proklamiert, sondern ihre weitere Haltung davon abhängig gemacht haben, daß der Sultan an» eigener Kraft daS reale Substrat seiner Sonde- . ränität, die tatsächliche Herrschaft in seinem Reiche wieder- I bersteile. Daß die« weder durch M. Abdul AsiS noch durch > Muley Hafid geschah, hat Deutschland später zn seiner anderweitigen Orientierung seiner Marokkopolitik genötigt, aber dank der Voraussicht des Kaisers auch berechtigt. Wir wollten also nie de» Sultan unter allen Umständen halten, wir wollten auch nie Land erwerben in Marokko, sondern mir unsere Handelsinteressen schützen. Ties haben wir er reicht: keine Partei konnte im Reichstage mehr Klagen er heben und. in der Bndgetkommission ist sogar von allen Seiten anerkannt worden, daß der Marokkovertraa das beste sei, was erzielt werden konnte. Der Wächter an der Pleiße. In den letzten Monaten schien es, als wean die „ L e ip z i g e r N e n e st e » Na ch richten " zu einer vor nehmeren Kampfesweise sich diirchgerimgeii hätten. Die widerlichen Hetz- und Klatschepisteln gegen den Katholizis mus wurden Ausnahmen, nicht — wie sonst — Regel in ihren geisttriefenden Spalte». Ist ihnen etwas wie Scham gekommen über ihre einseitige, verbissene und verbohrte Theorie? Hat ihnen die Erkenntnis geleuchtet, daß es besser, gerechter und naheliegender ist, der roten als der „schwarzen (befahr" zu steuern? , Nichts von alledem! Die Herrschaften hatten nur keine Zeit gehabt. Wirren im Osten, Krieg im Süden, (.befahr im Norden! Nim aber erwacht der Löwe zn neuem Wüten und Gebrüll. Das jüngste Motnproprio des Papstes hat's ihm ange tan. Ein neuer Vorswß gegen den modernen Staat! „Der Staat soll seiner Soiibcränenwürde sich selbst entkleiden, er soll es dulden, daß sich aus seinem wichtigsten Gebiete ein eigener neuer Staat erhebt. . Folgen die bekannten Nummern des liberalen Leierkastens: Römische Anmaßung. Geistesknebel, Sklabenzwang, Scheiterhaufen usw. „Soll ein katholischer Oberpräsident," so jammert der treue Phtzlar an der Pleiße, „geächtet und verfemt werden, kein Obdach und keine Nahrung mehr finden, von Beichte und Kommunion ausgeschlossen sein, weil er nicht das Ge richt des Bischofs anrnft? . . Ist es möglich! Mit diesem haarsträubenden Unsinn malträtierten die Leipziger Schreiber ihre Leser! Mit solch kläglichen Mitteln kämpfen sie gegen Papst und Kirche! Das ist die Intelligenz jener Biedermänner, die Volk und Vater land erretten und erhöhen wollen! — O kalw I«c>! Wie schimmert doch hinter deiner gelben Theatermontur das graue Fell jenes Vierfüßlers mit den langen Ohren ver räterisch hervor! Die „Leipziger Neuesten Nachrichten" wollen den Staat behüten? — In München tanzt ein nacktes Weib im Lustspielhause. Das Publikum: Künstler, Schriftsteller, Aerzte und bekannte Kommerzienräte mit ihren Frauen grinsen »nd klatschen Beifall. — Tie „Leipziger Neuesten Nachrichten" berichten, aber entrüsten sich nicht. Namen von Klang: Dehn, Hirth, Halbe, Hildebrandt, Kaulbach nehmen Partei für die Schamlosigkeit der Bühne, opponieren gegen des Gesetzes Hüter, welche die Gemein heiten kurzer Hand zum Tempel hinaiisgcfegt haben. Tie „Leipziger Neuesten Nachrichten" entrüsten sich nicht. Nicht Leit-, Protestartikel, nicht flammende Briefe und Weh schreie. nicht Lärm- und Wächtcrriise. „Bürger, gute Nacht!" Der Türmer liegt ans dem Ohre und schläft und schnarcht, schweigt in sieben Sprachen, wie er schweigt über die Schurkenstreiche des famosen Journalisten Flachon in Paris, der mit seinen sächsischen Kollegen um die Wette schrieb und schimpfte gegen Papst und Klerisei. Ter Edle. Freund und Gönner vieler Patrioten, Minister und Barone, sitzt hinter Schloß und Riegel, weil er Frauen verführt, Kinder geschändet hat, er, der seinerzeit Sitten, Klerus und Polizei zu reformieren suchte. Grenzenlos ist die Heuchelei und diabolische Niedertracht im antiklerikalen Lager, meint treffend die „Germania". Die „Leipziger Neuesten Nachrichten" berichten, aber entrüsten sich nicht. Es gibt Dinge, zu denen man Stellung nehmen in u ß. Stimmen, die hineingerufen in die Schule ded Lebens Ant wort heischen nnd Erwiderung, will nicht der Hirte Miet ling. der Wächter Verräter werden. Wenn die Modernen „mit der Mistgabel des Naturalis- m»S" alles Schöne. Große und Erhabene zu verdrängen suchen, ist cS Zeit, aufzuspringen, Sturm zu läuten und Dassen zu ergreife». Nicht Papst und Kirche verderben Staat und Vaterland — sie haben eS Jahrhunderte lang aufrecht nnd heilig erhalten —, sondern Kunst und Kultur des Fürsten dieser Welt, an der der Liberalismus einen guten Teil hat Die Zukunft der deutschen Nation liegt weniger am dem Wasser, weniger auf Bergen und Burgen, als im Her zen und in der Seele seiner Jugend, ihrem Glauben, ihrer Sitte, ihrer Keuschheit und Reinheit. Politische RlmSichau. Dresden, oen 2b N vember lvl Hei»ilnlieitcrsch»t,gcskv. Am Montag tritt der 5 :m.lag in oia zweite Lesung des Heimarbeitersrhntzgesetzes ein und sucht dabei einen alten Wunsch des Zentrums zu erfüllen. Im Jahre 1880 lenkten die Klagen über den Nähgarnzoll die Aufmerksamkeit der Allgemeinheit auf die jammervolle Lage der Arbeiterinnen in der Wäsche- und Koiisektionsiiidnstrie. 1887 erfolgte darauf eine Erhebung über die Lohnverhältnisse der Arbeiterinnen in der Wäsche- fabrikation und der Konsettionsindustrie. Die Ergebnisse beranlaßte die Negierung, in den Motiven der Gewerbe- ordnungsnüvelle von 1889 zu erklären, daß ein Schutz für die Hausindustrie notwendig ist. „Es ist zu hoffen," hieß es da, „daß es möglich sein wird, solche Verordnung für die jenigen größeren Industriezweige, in denen der Haus betrieb mit dem Fabr-lbetrieb konkurriert, bis zum 1. April 1898 zu erlassen." Aber es gescl>ah — nichts. Tie großen Konsektionsarbeitcrstreiks 1896 rüttelten das Gewissen etwas auf. Von allen Seiten wurde verlangt es müsse etwas geschehen. Und waS kam heraus? Die unzuläng liche Verordnung vom 31. Mai 1897 über Kleider- und Wäschefabrikation. Unausgesetzt, leider völlig vergeblich, drängte das Zcntnum auf Besserung der Lage der Heim arbeiterinnen. Eine Petition der Heimarbeiterinnen ver langte in beweglichen Worten im November 1901 Schritte gegen die ungeheuerliche Ausbeutung, der die haus- indiistriellen Arbeiter nnd Arbeiterinnen ausgesetzt sind. Seit mebr als einem Jahrzehnt fordert das Zentrum aus- reichende Schutzgebiete: jetzt endlich soll der Anfang damit gemacht werden. — Bei der LandtagSstichwahl iu Rudolstadt im Kreise Blankenburg, wo zwischen dem bürgerlichen Kandidaten Kirsten und dem im Kreise Königsee 2 beieits zum Abge ordneten gewählten Oswald zu entscheiden war. wurde der Bürgerliche Kirsten gegen den Sozialdemokratin gewählt. — Die LtnkSmehrheit im kommende« Reichstage liegt dem Abgeordneten Dr. Arndt schon schwer im Magen, nicht aus Angst vor der Sozialdemokratie, sondern vor dem Zentrum. Er hätte ja am liebsten den Block wiedergehabt, fürchtet aber von einer Mehrheit der Linken ein Anwachsen deS Einflusses des Zentrums. „Nichts aber ist geeigneter, den Zentrumseinfluß derartig zu steigern, wie die bisherige verblendete Politik des Liberalismus. Man will zuerst die „Agrardemagogen" vernichten und dann mit den Sozial demokraten fertig werden. Inzwischen stäikt man zu diesem Zwecke die Sozialdemokratie in einer unerhöiten Weist und schwächt die eigene Position so, daß. wenn es zum Ent- scheidungSkawpfe mit den Sozialdemokraten kommt, man auf die Hilfe und Bundesgenossenschaft derer angewiesen ist, die man heute „vernichten" möchte. Vor allem aber treibt man dem Zentrum Bundesgenossen zu, die es aus eigener Kraft niemals gewinnen konnte. Die „Mehrheit der Linken" ist nichts als ein Traum weltfremder Ideologen, in die Praxis übersetzt bedeutet er die Teilung d»r Herrschast im neuen Reichstage zwischen Zentrum und Sozialdemokratie und daS Aufhören jedes positiven Einflußes der Liberalen aut die Gesetzgebung. Je stärker die Sozialdemokratie mit Hilst liberalerKurzsichtigkeit in denReichstag zurückkehrt. umsomeor muß daSZentrum zu jederposttivenEntschließunguncntbedrlich werden. Wollen die Nationalliberalen in der auswärtigen Politik in einer „Mehrheit der Linken" etwa mit den Sozial demokraten an einem Strange ziehen? Größere Gegen sätze sind doch undenkbar! Oder ist e» die Sozialpolitik, wo die Linke einig sein könnte, oder gar die Wirtschafts politik? Daß Nationalliberale und Sozialdemokraten ge meinsam stimmen, gehörte ebenso zu den Ausnahmen, wie es zu den Ausnahmen gehört, daß Nalioiialliberole und „schwarz-blauer Block" nicht zusammenstimmen Und vollends in Fragen der Religion, der Kultur, und deS geistigen Leben« ist die unüberbrückbare Kluft gegenüber der Sozial- demokratie ungleich größer als der Gegensatz zwischen alle» bürgerlichen Parteien. Bei den Wahlen mag ja der Groß block dem Liberalismus angenehm sein, wie aber steht e» nach den Wahlen aus? Und da soll das Reick auch noch bestehen. Die Wahlen sind doch nur Vorbereitungen ststc eine gute Politik. - Der geheimnisvolle Klosterschah. Unter dreier gruseligen Ucberschrift verbreiten verschiedene Blätter — u. a. das „Liegnitzer Tageblatt" (Nr. 264 vom 9. November folgende neue Räubergeschichte: „Aus Lissabon wird berichtet: Ein Nachtwächter der das konfiszierte Kloster Varro der Dominikanermönche be wachte, wurde in der Nacht von einer gedeimn,stelle« Ge stalt. die den Wall des Klosters erklettern wellte uberstrle» und durch einen Schuß verwundet. Der Wächter ervisG darauf den Unbekannten, und nun würbe bei näherer Be sichtigung der Leiche de? Ericbostenen iestaestebaß e-S ei» Dominikanermönch war. Die Dem:n,kanerwrb^che als sie auS dem Kloster verbannt würben »kS