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Deraniworllicher Redakteur: Paul Iehne. - Druck und Verlag: Earl Iehue in Dippoldiswalde. Dienstag aen 26 April 1v21 Nr 96 vtekes Blatt eakhSU -le amttlchen Dekannlmachua-i» Ar Amlshauplmannschafl, des Amlsgerichls und des Sladlrals zu Dippoldiswalde 87. IahrMrr AmeiaeMM» Me §«>«»-,>»««» Pu««» LO Pflu,aubechaL V«Sdnt». haupkmamiichast 75 Pfg„ im amtlich«, Teil («» von Behörden) die Zeile 200 Pfg.- EingeiaM und Reklamen SOüPkg. Dierteüährllch ^MK.ohneZu- AeDüsPleiv. ^agen. - Einzeln« Nummern L0 Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Gemeindeverbands-Girokonto Nr. 3. — Polticheck-' Konto: Dresden 12548. Weiheritz-Jeilung TaaeszeMma im» Anzeiger siir DW-wiswawe, SchmieSeberg a.L Uellesle Aetlung des Bezirks E», Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bezirks - Lehrerverein. Bei der Ein ladung zu einer Versammlung am Sonnabend im Stein- bruch hatte der Vorsteher, Herr Lehrer Gast, wohl mit dem Vollmonde, aber nicht mit dem Umschlag des Wetters ge- rechnet, sonst wären sicher noch mehr Besucher gekommen. Auf Einladung hin hatten sich auch mehrere Mitglieder des Gewerbevereins eingefunden, galt es doch, den Vortrag des Herrn Gewerbeoborstudienrats, Müllerschuldirektor Meller über „Einsteins neues Weltbild' anzuhören. Seit Einstein besteht der 1905 zuerst aufgestellte Lehrsatz: „Die Welt ist unendlich und doch begrenzt.' Einstein begründet diesen Lehrsatz durch seine Relativitätstheorie — Beziehung der Dinge zum Beobachter —, die er in eine spezielle und eine allgemeine gliedert. Nach ihm «st alles in Bewegung, ab solute Ruhe gibt es nicht. Auch Raum, Maß und Zeit sind nur relative Begriffe, z. B. ein Metermaß verkürzt sich in der Entfernung, eine Sekunde einer bewegten Uhr ist nicht eine Sekunde. Nur das Weltgeschehen ist absolut. Durch mathematische Gleichungen begründet Redner Einsteins spezielle Relativitätstheorie. An Stelle des Begriffes Schwerkraft setzte Einstein den relativen Begriff des Schwerfeldes, das jedem Himmelskörper je nach seiner Größe eigen ist. Eine zum Monde gesendete Kugel würde an der Grenze des Schwerfeldes der Erde und deS Mondes zunächst stille stehen. So hat auch der Mond Einfluß auf die Erde. Das Gewicht eines Körpers ist abhängig von der Größe und Macht des Schwerfeldes. Das Schwerfeld der Sonne beeinflußt auch die Bahn der Lichtstrahlen, die nicht gradlinig ist, sondern wie alle fallenden Körper eine Kurve bilden. Lichtstrahlen sind wie auch Nadiumstrahlen ein feiner Stoff. Die Bahnen der Planeten drehen sich in Spiralen, die mathematisch genau berechnet werden können. Jede Masse eines Körpers ist konzentrierte Energie. Es ist aber noch nicht gelungen, diese freizumachen. Was die Alchemisten (Goldmacher) vergeblich versucht haben, aus Mischungen ein gewünschtes Element herzustellen, das scheint nach Einsteins Theorie doch mit der Zeit möglich zu werden. So hat man gefunden, daß die bisher als unteil bar geltenden Atome aus einem Kern mit rings herum laufenden Elektronen bestehen, und daß Stickstoff dieselben Kerne aufweist wie Wasserstoff. Redner schloß seinen hochinteressanten Vortrag mit dem Ausdrucke der Freude, daß Einstein, der der Wissenschaft neue Wege zu Forschun gen gewiesen hat, ein Deutscher ist, und mit Worten freu diger Hoffnung, daß es der deutschen Energie doch gelingen möge, sich und das Vaterland wieder freizumachen. Lauter Beifall dankte Herrn Direktor, Oberstudienrat Meller für seine Ausführungen. — Darauf verhandelte der Bezirks kehrerverein noch interne Fragen, in deren Besprechung «uch Herr Lehrer Schmidt—Dresden, Mitglied des Vor standes des Sächsischen Lehrervereins, erläuternd eingriff. — Gewerbeverein. Von dem Besuch des Vor trags, der unter dem Thema „3m Kampfe um die Weltan schauung', morgen, Dienstag, abends 8 Uhr, in der Reichs- Krone staktfindet, lasse sich niemand durch den Gedanken «dHalten, eine solche philosophische Erörterung liege ihm zu fern, und er verstehe davon zu wenig. Herr Professor Lommatzsch keilt uns mit, daß der Vortrag allgemein »nd für jeden verständlich sei. Er zielt nicht ab auf eine Eharakteresierung der verschiedenen Weltanschauungs- fysteme, sondern hält Umschau in Wissenschaft, Natur- und Menschenleben in der Absicht, die gesicherten Ergebnisse darzulegcn, die dazu dienen können, sich eine feste Welt anschauung zu bilden. Der Besuch des Vortrags ist auch Krauen, den Hüterinnen einer idealen Weltanschauung, wohl zu empfehlen. — Die Wahl des 2. Beamten der Allgemeinen Orts krankenkasse konnte bisher nicht erfolgen, da kein giltiges Resultat zustande kam. Sie ist nunmehr bis nach den innerhalb der nächsten Monate gesetzlich vorgcschriebenen Neu wahlen des Ausschusses und des Vorstandes hinausgeschoben worden. — Die für heute Montag anberaumte öffentliche Rats sitzung in Sachen des Gasbehälters findet trotz des Beschlusses »er Stadtverordneten, die Einbeziehung des Baulandes in das Fabrikviertel zu versagen, dennoch statt. — Herr Oberlehrer Otto Eidner kann morgen Dienstag sein 40zähriges Ortsjubiläum begehen. — Am Sonnabend nachmittag fand unter Zuziehung von «efitzern und Pächtern der in Frage kommenden Grundstücke fmen des Nates und Mitglieder des Stadtverordneten- Kollegiums und des Vorstandes des Kriegersiedlungsvereins «lne Besichtigung für die geplante Kriegersiedlung an der Wolframsdorfer Straße statt. Man konnte sich einigen und auch bereits zwei Häuser abstecken. Sie werden an genannter Straße noch über den jetzigen Wohnhäusern zwischen der ersten und zweiten Scheune errichtet werden. Die ganze An gelegenheit liegt dem Nate in seiner heutigen Sitzung vor. — Ani Sonnabend waren 4 Ferkel aufgetrieben, die sämtlich zum Preise von 350.— Al. das Stück verkauft wurden. Da in einem Gehöft hiesiger Stadt neuerdings Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist, ist die Annahme verbreitet, Ferkelmärkte fänden nicht mehr statt. Diese Annahme ist falsch. Es darf erwartet werden, daß in Zukunft der Markt wieder besser beschickt wird. — Keine Verlängerung der Polizeistunde. Durch die Presse ging dieser Tage eine Meldung, nach der Preu ßen beabsichtigt, die Polizeistunde von 11 Uhr auf 1 Ahr heraufzusehen. Da durch eine Verfügung des Reichsmini sters des Innern die Polizeistunde allgemein auf halb 12 Ahr festgesetzt worden ist und den einzelnen Ländern dabei überlassen wurde, ob sie die Polizeistunde noch früher fest sehen wollen, kommt eine Heraufsetzung über halb 12 Ahr hinaus auch für Preußen nicht in Frage. In Sachsen ist bekanntlich die Polizeistunde seit längerer Zeit auf halb 12 Ahr festgesetzt. Abgesehen davon, daß nach den Reichsbe stimmungen auch hier keine Herabsetzung möglich ist, denkt man in der sächsischen Regierung nicht daran, eine solche un ten den augenblicklichen Verhältnissen bei dem Reiche zu beantragen. — In den gegenwärtigen Kämpfen um die christliche und weltliche Schule dürfte der Vortrag des Herrn Prof. Winter aus Dresden über „Christliche Elkernpflichten' beim kirchlichen Famtlienabend Heuke Montag, mit dem auch die Christliche Vereinigung ihren Vortragsabend ver bindet, von allgemeinem Interesse sein. — Postwertzeichen. Infolge der am 1. April in Kraft getretenen neuen Postgebührensätze ergeben sich auf dem Gebiete der Postwertzeichen verschiedene Aenderun- gen. Es müssen einige neue Markenwerke, und zwar solche zu 15, 25 Pf., 1 Mk. 20 Pf., 1 Mk. 60 Pf., 3, 10 und 20 Mk. eingeführk werden. Bei den vorhandenen Marken sorten sind fast durchweg Verschiebungen in dem Bedarf eingekreken. Die Postverwalkung hat wegen ausgiebiger Herstellung der Markenwerke, die nach den jetzigen Ge bührensätzen hauptsächlich benötigt werden, so frühzeitig, als die Verabschiedung der Gebührenvorlagen im Reichs tag es zuließ, Sorge getragen; sie wird auch die Heraus gabe der erforderlichen neuen Marken tunlichst beschleuni gen. Es müssen aber die vorhandenen Vorräte an Post wertzeichen der anderen Werke, schon aus wirtschaftlichen Gründen, aufgebraucht werden, bis die neuen Marken nach den Mustern des Freimarkenwettbewerbs erschienen sind. Die Postanstalken sind daher angewiesen worden, beim Verkauf der Postwertzeichen, namentlich wenn es sich um kleinere Mengen handelt, auch solche der jetzf weniger gangbaren Werke mit abzugeben. Schellerhau. Der Landwirtschaftliche Verein Scheller- Hau, Bürenfels und Amgegend beging am 15. d. M. im hie sigen Gasthof sein 39 jähriges Stiftungsfest in Form eines Theaterabends mit anschließendem Ball. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Flechsig, begrüßte durch eine Ansprache die Teilnehmer und gab einen Rückblick über die Tätigkeit des Vereins, gedachte der Gründner, den erst kürzlich ver storbenen Geheimrat Klette und den früher in Schellerhau amtierenden Lehrer, Kantor Schmidt. Der Verein zählt zurzeit 73 Mitglieder und entwickelt seit jeher eine rege Tätigkeit im Interesse der Landwirtschaft, indem er Vor träge seitens herevorragender Fachleute seinen Mitgliedern bietek, landwirtschaftliche Bedarfsartikel für die Mitglieder vorteilhaft einkauft etc. Das Fest verlief in harmonischer Weise und sprachen die von den Mitgliedern, deren Frauen und Töchtern und Töchtern aufgeführken Darbietungen sehr an. Altenberg, 25. April. Heute vor 50 Jahren wurde hier Bürgermeister a. D. Voigt beerdigt. Er stand im 84. Lebensjahre. Voigt war 1811 als Müllerbursche nach Altenberg gekommen. Kreischa. Einstimmig hält der Gemeinderat seinen An trag auf Ambezirkung nach Dresden-A. aufrecht. Possendorf. Vor einem in scharfem Tempo auf schmalem Wege entgegenkommenden Auto scheuten in der Nähe unseres Ortes die Pferde eines Wagens und sprangen zur Seite. Der Wagen stürzte dabei um und begrub die Insassen unter sich, die wohl mehr oder weniger Hautverletzungen davontrugen, aber sonst ohne ernstlichen Schaden wegkamen. Auch die durchgehenden Pferde konnten bald aufgehalten werden. Coßmannsdorf. Der von der Schule geplante Abend kursus für Hausschneiderei, zu dem 40—50 Frauen und Mädchen sich meldeten, scheiterte in letzter Minute an For derungen der Lehrerinnen, die man nicht erfüllen zu können glaubt. Es wird versucht, andere Lehrkräfte zu gewinnen. Mohorn. Von einem Kraftwagen überfahren und ge- getötet wurde am Freitag abend in der 7.Stunde eine Frau Grellmann aus Hetzdorf bei Freiberg auf der Straße bei Niederschöna. Man brachte die ältere Frau zu einem Arzt in Mohorn. Als ein Anfallkraftwagen aus Dresden dort unlangte, um sie nach einem Dresdner Krankenhause abzu holen, war sie bereits ihren Verletzungen erlegen. Kaitz bei Dresden.In einer hiesigen Familie heirateten .in den letzten Wochen Vater und Sohn, zwei Schwestern. Ersterer ehelichte vor 14 Tagen die ältere, letzterer am Sonntag die jüngere Schwester. Die ältere Schwester ist demnach die Stiefmutter der jüngeren. Auch sind die Schwägerinnen und Vater und Sohn Schwager geworden. — Dresden. Bei Kapitel 102 des Nachkragsekaks für Sachsen sprach man sich im Landtagsausschuß für die Bei behaltung des gegenwärtigen Standes -er auswärtigen Vertretungen Sachsens, insonderheit für den Weiterbestand der sächsischen Veretretung in München, aus. Das Kapitel wird dem Landtage nach der Vorlage zur Annahme empfohlen.. — In der Sitzung des Kreisausschusses der Kreishaupt mannschaft Dresden am vergangenen Freitag wurde der 3. Nachtrag zur Einkriltskartenstenerordnung für den Be- zlrksverband der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, genehmigt. — Der sächsische Landeskulturrak gegen die Steuer auf Zugtiere. Der Ständige Ausschuß des Landes- kulturraks befaßte sich in der Sitzung vom 19. April u. a. mit folgenden Gegenständen: Zur Bekämpfung der zurzeit sehr stark aufkrekenden Beschälseuche der Pferde, die eine erhebliche Gefährdung der Pferdebestände darstellt, wird der Landeskulturrat bei dem Wirkschaftsministerium und dem Deutschen Landwirtschaftsrat den Antrag stellen, daß von reichswegen diesbezügliche gesetzliche Bestimmungen erlassen werden. — Gegen die erneut von einzelnen Amtshaupt mannschaften eingeführte Besteuerung von Zugtieren wird auch der sächsische Landeskulturrat bei der sächsischen Re gierung Einspruch erheben, da das Vorgehen der unteren Verwaltungsbehörden und Gemeinden im Widerspruch steht zu der vorläufigen Stellungnahme der zuständigen Reichs- und Landeszenlralbehörde zu der Einführung einer Landesviehsteuer überhaupt. Zahlreiche Anfragen vonVieh- besihern veranlassen den Landeskulkurrat zu der Mitteilung daß die Erhebung der Viehsteuer bis jetzt weder den Amts- haupkmannschaften, noch den Gemeindebehörden von den in Frage kommenden Landes- bezw. Reichszenlralbehörden genehmigt worden ist. Aufforderungen zur Zahlung der Viehsteuer in irgend welcher Form können deshalb unter Hinweis auf diese Mitteilung vorläufig abgelehnt werden. — Die deutschnationale Landtagsfraktion hat einen Antrag eingebracht, in dem die Regierung aufgefordert wird, im Interesse der Allgemeinheit den Flurschutz für die nächste Gekreide- und Kartoffelernte in ausreichendemMaße zu stellen, und die Kosten für diesen Schuh aus Staatsmit teln zu bestreiken. ^^stritz. A"f Grund einer Denunziation erschien7nOsitttz eine aus zwei französischen Hauptleuten bestehende Kommission, in deren Begleitung sich ein deutscher Kriminal-Oberinspektor befand. Die Herren waren gekommen, um hierAs—'ein Waffenlager aufzuheben, das sich angeblich in unserer Stadt apotheke befinden solle. Nach einer dreistündigen genauen Durchsuchung des ganzen Anwesens konnte sich die Kommission mit der Ueberzeugung entfernen, daß von der Ostritzer Apo theke keine Gefahr drohe, da absolut nichts gefunden wurde. Radebeul. Der Staatszuschuß für das Realgymnasium wurde von 18 000 auf 125 000 M. erhöht. K f Freiberg. Einen Markstein in der Geschichte des Frei berger Bergbaues bedeutet der letzte Freitag. Die letzte Bergbau treibende Gewerkschaft der Bergreviere Freiberg ließ am 22. d. M., wie der „Freiberger Anz." meldet, ihr Vcrgbaurecht und ihre Grundstücke an die offene Handels gesellschaft Ingenieurbüro „Erz", Singewald 6c Behn in Dresden, ab. Im Jahre 1741 gegründet, hat die Gewerk schaft „Alte Hoffnung Gottes" zu Kleinvoigtsberg den Wechselfällen der Zeit getrotzt. Mit allem, was nottut, aus gestattet, haben die Käufer das Wagnis unternommen, den alternden Freiberger Bergbau mit neuem Leben zu erfüllen. Leipzig. In einer gemeinschaftlichen Sitzung des AaleS und der Stadtverordneten beschäftigte man sich Wied« «w.